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Die Wissenschaft, der Heilige Gral und der fehlende Konsens

Von Karl Pongracz 

Es wird viel von Wissenschaft geredet in dieser Zeit, doch die wenigsten scheinen zu wissen, was Wissenschaft ist, vor allem aber, was sie nicht ist. Das schöne deutsche Wort „Wissenschaft“ nimmt ja bereits einiges vorweg – aber was ist es ihrem Wesen nach, das Wissen schafft? Und was ist Wissen? 

Wissenschaft strebt nach Wissen und selbst, wenn es genau genommen kein gesichertes Wissen geben kann, so gibt es doch hinreichend gesichertes Wissen. 

Man kann zwischen zwei großen Bereichen menschlicher Erkenntnis unterscheiden, die aber nicht scharf abzugrenzen sind, die sich gegenseitig bedingen und ergänzen, wie Yin und Yang. Ich möchte sie Wissen und Glauben nennen. Die Wahrheiten des Wissens sind andere Wahrheiten als jene des Glaubens, aber sie können einander berühren. Die Faustsche Klage, dass wir nichts wissen können ist ebenso elementar wir die Frage des Pilatus „Was ist Wahrheit?“. 

Zunächst muss man erkennen, dass es nicht „die Wissenschaft“ gibt, sondern Wissenschaften. Ich möchte hier lediglich die so genannten exakten Naturwissenschaften ansprechen, die sich genauer Methoden der Hypothesenbildung, der Quantifizierung, der Experimente bedienen und welche die Mathematik als Hilfswissenschaft verwenden. Zu ihnen gehören hauptsächlich Physik und Chemie. Ich werde im Folgenden diese wissenschaftliche Disziplin der Einfachheit halber „Wissenschaft“ nennen. Die anderen, vorwiegend die Humanwissenschaften, bedienen sich ähnlicher Methoden, sind aber weder in ihrer Forschung noch in den Ergebnissen so scharf wie die exakten Naturwissenschaften. 

Wissen und Realität 

Wissen, genaues Wissen, können wir nur erlangen durch unsere Sinne (wozu auch der „Denksinn“ gehört) und durch die apparative Erweiterung unserer Sinne durch „Denkapparate“ (Computer) und andere Geräte wie Mikroskope. Doch es entzieht sich all jenes unserem Wissen, das (gegenwärtig) undenkbar und/oder unmessbar ist; man denke nur daran, dass Röntgenstrahlung im Altertum nicht erkennbar war. Es entzieht sich auch alles hypothetisch Existierende unserem Wissen, das wir niemals durch unsere beschränkten Sinne und deren Erweiterung erkennen können werden. Es ist nämlich mehr als wahrscheinlich, dass die Komplexität des Universums – oder der „Universen“ – die menschliche Gehirnkapazität um viele Größenordnungen übersteigt. 

Uns Menschen ist es also unmöglich, die „wahre“ Realität zu erkennen. Aber die Wissenschaft umschifft diese Klippe elegant, indem sie eine hypothetische Realität postuliert (annimmt) und sich im Übrigen nicht darum kümmert, ob es jene vom menschlichen Geist unabhängige Realität „wirklich“ gibt. „Wirklich“ ist keine wissenschaftliche Kategorie. Die angenommene, aber nicht vollständig erfassbare Realität ist sozusagen die Asymptote der Wissenschaft; diese nähert sich der hypothetischen Realität immer mehr an, ohne sie jemals zu erreichen. 

Auch deshalb kann man mit Berechtigung sagen, die Wissenschaft kann nichts beweisen. Die wissenschaftlichen Beweise stehen auf schwachen Beinen, denn sie müssten – und das ist auch ein Postulat – überall und zu allen Zeiten im gesamten Universum gelten. Newtons Gravitationsgesetz, zum Beispiel, muss an jedem Punkt der Erde (und auch sonst im Universum) jetzt als Naturgesetz wirken und das muss es auch zu allen vergangenen Zeiten getan haben und auch künftig tun. Wie soll man so etwas exakt beweisen? Es wäre aber sinnlos, Wissenschaft zu betreiben, wenn sich die Naturgesetze je nach Ort und Zeit änderten. Dann bräuchten wir Gesetze über die Veränderung der Naturgesetze und Gesetze über deren Wandlung wiederum.

Die wissenschaftliche Methode und der „Heilige Gral“ 

Aber einen einzigen sicheren Beweis gibt es in der Wissenschaft, einen unumstößlichen und für alle Zeiten gültigen, nämlich den, dass eine Hypothese falsch ist. Man nennt das Falsifikation. Deshalb ist Falsifikation, die Widerlegung einer Hypothese, sozusagen der Heilige Gral der Wissenschaft. Wissenschaftler scheitern mit ihren Versuchen, die Natur zu enträtseln meistens, und die Falsifikation ist das Todesurteil jeder Hypothese. Doch manchmal gelingt es Forschern, einen Zipfel der Geheimnisse zu enträtseln. Dafür leben sie. Um es plakativ zu sagen: Wenn man die Natur befragt, sagt sie meistens nein, manchmal vielleicht, doch niemals ja. 

Die wissenschaftliche Methode funktioniert also vereinfacht so: Der Wissenschaftler beobachtet scharf (das können direkte Beobachtungen sein, etwa in der Astronomie, Messungen oder aber Folgerungen aus den Beobachtungen anderer) und formuliert zunächst eine These, eine Behauptung. Das ist jedoch erst der Rohdiamant, denn behaupten kann letztlich jeder alles Mögliche. Der Wissenschaftler schleift den vermeintlichen Rohedelstein durch weitere Beobachtungen, Experimente und eine exakte mathematische Ausformulierung zur Hypothese. Noch weiß er aber nicht, ob der Stein tatsächlich ein Edelstein sei – vielleicht ist er komplett wertlos. An dieser Stelle kommt der Heilige Gral ins Spiel. Der Wissenschaftler setzt die Hypothese dem Feuer der Falsifikation aus. (Hier beginnt der Vergleich mit dem Edelstein zu hinken, denn dieses Feuer härtet die Hypothese oder verbrennt sie.) 

Der Heilige Gral macht aus dem Wissenschaftler immer einen Zweifler, einen Skeptiker, er muss der schärfste Kritiker seiner eigenen Hypothese sein. Ferner muss er seine Arbeit der wissenschaftlichen Gemeinschaft darbieten und diese auffordern: widerlegt mich! Der wahre Wissenschaftler – nein der Wissenschaftler, denn die Wissenschaft ist binär, ja oder nein, man kann nicht ein bisschen Wissenschaftler sein – freut sich sogar, wenn seine Hypothese falsifiziert wird. Es ist zwar ärgerlich, wenn viel Arbeit keine Früchte trägt, aber der Wissenschaftler weiß dann meistens, wo der Fehler lag, beim nächsten Mal versucht er, es besser zu machen. 

Was die Wissenschaft nicht kann 

Man muss sich vergegenwärtigen, was die wissenschaftliche Methode kann – und was sie nicht kann, weil es einer anderen Kategorie angehört. Beginnen wir damit, was sie nicht vermag. 

Die exakte Naturwissenschaft ist wertfrei. Werte jeglicher Art (gut, böse, schön, liebevoll, grausam etc.) sind unwissenschaftlich. Der Wissenschaftler kümmert sich nicht darum – und darf es auch nicht! – ob seine Erkenntnisse, wertend, für gute oder unlautere Zwecke angewendet werden können, ob zur Energiegewinnung oder für eine Nuklearbombe. In der (exakten Natur-) Wissenschaft existiert auch kein Leben, denn sie befasst sich mit unbelebter Materie, mit Kräften, Feldern, Wechselwirkungen, Energien. Leben, auch menschliches Leben, kommt bei ihr nicht vor. Werte und Leben sind aber oft Gegenstände ihrer Anwendung, der Technik. 

Somit entbehrt der Wissenschaft so ziemlich alles, was das Leben überhaupt erst lebenswert macht, wie Liebe, Hoffnung, Freude, Menschlichkeit, Freiheit (die Freiheit der Wissenschaft ist kein innewohnender Wert, sondern eine Grundvoraussetzung!). Der Wissenschaftler, ist – überspitzt ausgedrückt – ein menschlicher Krüppel. 

In der Wissenschaft gibt es auch bestimmte Fragen, die verboten sind, die man als Wissenschaftler nicht stellen darf. Eine dieser Fragen ist beispielsweise: Was ist das Licht wirklich, Welle oder Teilchen? Eine andere wäre die Frage nach Gott. (Einstein, einer der ganz Großen, hat dieses Gesetz gebrochen, indem er anzweifelte, dass „der Alte“ würfelt. Er hat die damals neue Quantenphysik abgelehnt. Man könnte witzelnd meinen, Gott habe das gehört und ihm zur Strafe den Nobelpreis nicht für die Relativitätstheorie, sondern für die Erklärung eines Quantenphänomens – des lichtelektrischen Effektes – gegönnt. Der fotoelektrische Effekt wurde später zu einem der grundlegenden Experimente zur Begründung der Quantentheorie.) Eine andere verbotene Frage ist: Was war vor dem Urknall? Da mit der Singularität des Urknalls der Keim für Raum, Zeit, Materie und Naturgesetze gelegt wurde, kann es vor der Entstehung der Zeit keine Zeit gegeben haben, somit auch kein Davor. 

Der funkelnde Kristall 

Und was sind die Vorzüge der Wissenschaftlichen Methode? Wissenschaft ist ein funkelndes Instrument des Denkens. Wohl ist sie einseitig, dafür aber trefflich scharf. (Allein die Formalwissenschaften – wie Mathematik und mathematische Logik – sind noch schärfer, denn dort gibt es echte Beweise; dafür haben ihre Elemente keine Entsprechung in der Natur, sie sind reine menschliche Erfindungen). Die wissenschaftliche Methode ermöglicht es, in diesem unfassbaren Universum eine gewisse Struktur, eine gewisse Ordnung zu erkennen sowie den Aberglauben durch weitgehend gesichertes Wissen zu ersetzen. 

Ausschließlich die Wissenschaft schafft es, Vorhersagen zu machen, die überprüfbar und reproduzierbar sind (als Musterbeispiel gilt die nach Ort und Zeit punktgenaue Vorausberechnung einer Sonnenfinsternis). Es ist aus religiöser Sicht nicht unbedingt ein Vorteil, doch die Wissenschaft entfernt den Menschen – genauer: den Planeten Erde – aus dem Zentrum des Universums (wo er nie war); die Erde ist ein durchschnittlicher Planet, die Sonne eine durchschnittliche Sonne, das Sonnensystem ein durchschnittliches System, die Galaxis ist eine durchschnittliche Galaxie. 

Die Wissenschaft ist nach allen Seiten offen, sie führt jede Diskussion, sie beachtet jedes Argument. Nichts ist diesbezüglich verboten (außer bestimmte Fragen, siehe oben), keine Behauptung zu verrückt, um nicht beachtet zu werden. Kein vernünftiger Wissenschaftler wird kompletten Blödsinn reden, denn das Schwert des Heiligen Grals, die Klinge der Falsifikation, zerschmettert jeden Unsinn. Andererseits ist der vordergründige Unsinn oft so unsinnig nicht, wie es uns die verrückt anmutende Quantenwelt zeigt. Durch die offene Diskussion werden Hypothesen erhärtet oder verworfen. Diese Diskussionen können wegen der unterschiedlichen Interpretationen der selben Datenlage durchaus heftig und aggressiv ausfallen, solange eine Darstellung nicht falsifiziert wird. Bringt jemand den Gegenbeweis – und dazu genügt einer – dann ist die Auseinandersetzung vorbei. 

Offenheit, Freiheit – aber kein Konsens 

Man spricht heutzutage viel vom wissenschaftlichen Konsens. Ein für allemal: Es gibt keinen wissenschaftlichen Konsens. Der begriff Konsensus ist insofern keine wissenschaftliche Kategorie, als es in der Wissenschaft nicht auf Übereinstimmung der Meinungen („Meinung“ ist auch unwissenschaftlich), sondern auf Übereinstimmung mit der Empirie ankommt. Ähnlich wie bei der Falsifizierung, genügt eine einzelne Stimme mit dem zutreffenden Argument, selbst wenn sie der gesamten wissenschaftlichen Welt widerspricht. So geschah es bei Alfred Wegeners Kontinentaldrifthypothese oder bei der tragischen Gestalt des Ignaz Semmelweis, der wusste, dass mangelnde Hygiene zu Kindbettfieber führte. Er wurde quasi von der gesamten medizinischen Elite für verrückt erklärt, weil er ihr zurief: „Wascht eure Hände!“. Semmelweis starb unter mysteriösen Umständen in einer Irrenanstalt. Der wissenschaftliche Konsens ist ein Narrativ, das von Unwissenden verbreitet wird, die meinen, etwas von Wissenschaft zu verstehen oder – noch schlimmer – das den unlauteren Absichten der Gier nach mehr Macht oder Geld einen „wissenschaftlichen“ Anstrich verleihen soll. 

Aber herrscht nicht Übereinstimmung darüber, dass die Allgemeine Relativitätstheorie gilt? Oder der Energieerhaltungssatz? 

Nein, das ist ein Missverständnis. Was viele Ahnungslose für wissenschaftlichen Konsens halten, ist etwas anderes. Die fest stehenden Wahrheiten, die Gesetze der Wissenschaft sind jeweils Ergebnisse eines langen und dornigen Weges von Zweifeln, Ablehnungen, heftigem Ringen und vor allem der vielen vergeblichen Anläufe zur Falsifikation. Denn wenn es einer Theorie gelingt – und das ist das Gold, das die Wissenschaft schürft – vorläufig (!) allen Versuchen der Falsifikation zu widerstehen, dann etabliert sie sich und besteht genau so lange, bis sie durch neuere Erkenntnisse modifiziert oder verworfen wird. Einstein modifizierte das Newtonsche Weltbild; es gilt weiterhin, doch nur für geringe Geschwindigkeiten im Vergleich zu der des Lichtes. Im Ptolemäischen, geozentrischen, Weltbild war die Epizykeltheorie sehr erfolgreich, doch die Kopernikanische Wende hat sie zerschmettert. „Wissenschaftlicher Konsens“ ist also das Schweigen der Gegner einer Theorie, weil sie nicht falsifizieren können. 

Da ist aber noch etwas anderes. Das Gerede vom wissenschaftlichen Konsens bezeugt, dass der Wissenschaftler für totalitäre Systeme gefährlich ist, denn solche können Menschen, die Wahrheit und Wirklichkeit suchen, nicht dulden. Diktaturen dulden nur Pseudowissenschaft – und so können sie auf lange Sicht gegen freiheitliche Systeme nicht bestehen. Auch die offene Diskussion, ohne die keine wissenschaftliche Forschung möglich ist, muss ein totalitäres System bekämpfen. Die Einschränkung der Freiheit in einer Diktatur und freie Wissenschaft sind unverträglich. 

Zwei Welten, die doch eins sind 

Eingangs sagte ich, man könne menschliche Erkenntnis in zwei große Bereiche einteilen, in Wissen und Glauben. Der wissenschaftliche Bereich mag verkrüppelt sein, dafür erlaubt er uns wundervolle Einsichten in die Gesetzmäßigkeit der Natur. In der angewandten Form, der Technik, bereichert er unser Leben ungemein. Die wissenschaftliche Methode bewegt sich auf einem extrem schmalen Grat – doch dieser Pfad führt buchstäblich zu den Sternen! 

Nicht zu unterschätzen ist aber auch die andere Seite, denn die wahre Religion, die wahre Mystik, die wahre Spiritualität beginnt dort, wo die Wissenschaft aufhört! Die oben erwähnte Frage nach der Zeit vor dem Urknall ist für die Wissenschaft verboten, für die Religion aber nicht. Der Glaube erschließt Regionen, die der Wissenschaft völlig verwehrt sind. Ohne den Drang nach Freiheit, Wachstum, Spiritualität, Liebe, Sinn, ohne die großen Fragen der Menschheit, woher?, wohin? und warum? ist das Leben des Menschen sinnlos. Die Wissenschaft kann aber diese Fragen nicht beantworten. Das ist der Preis. Der Wissenschaftler muss sich zurückhalten bei all den bedeutenden Fragen, die Kernelemente des Glaubens darstellen. Als Mensch soll man menschlich sein, als wissenschaftlicher Mensch muss man unmenschlich, ja in gewisser Weise übermenschlich sein. 

„Unmenschlich“ bedeutet hier, dass ein Wissenschaftler sich von menschlichen Regungen nicht beeinflussen lassen darf, nicht von Neid, Gier, Hass oder dem Drang nach Geltung. Er muss höchste Objektivität (Intersubjektivität) üben. Kann das möglich sein? – Es ist schwierig, aber es ist möglich. Im Idealfall so möglich, wie die Unparteilichkeit eines Schiedsrichters oder die Unbefangenheit des Höchstgerichts. Es ist möglich, menschliche Regungen zumindest für einige Zeit beiseite zu schieben und sich voll auf die Wissenschaft zu konzentrieren. Nur der Mensch kann das. 

Große Verwirrung entsteht, wenn jemand diese beiden Welten durcheinanderbringt, wenn Religion versucht, die Evolution oder das Universum zu deuten oder die Naturwissenschaft Gott für überflüssig erklärt. Gott ist keine wissenschaftliche Kategorie, und das Quantenuniversum ist durch keine Heilige Schrift zu beschreiben. Gott ist per Definition unfassbar, aber die Wissenschaft tut genau das, erfassen, beschreiben, berechnen. Die Wissenschaft darf nicht glauben, weil Glaube der anderen Seite angehört, weil er keine wissenschaftliche Kategorie ist. Und der Glaube kann nicht wissen, weil er über keine Instrumente der Wissenserlangung verfügt. Doch immer wieder geschieht diese verbotene Grenzüberschreitung, sei es beim Kreationismus, dem Intelligent Design oder dem Physikalismus. 

Es ist aber der selbe Mensch, der Wissenschaft betreibt und der betet. Doch als Wissenschaftler muss er sich spalten, muss die Gültigkeit der jeweils anderen Welt beachten. Das ist nicht leicht, sogar Albert Einstein, ein Titan der Wissenschaft, erlag der Verlockung. 

Wissenschaft und Junk Science 

Liebe Leserin, lieber Leser, fragen Sie sich selbst, wie viele Wissenschaftler erfüllten den oben dargelegten hohen Anspruch? Gerade in unserer Umbruchszeit wimmelt es nachgerade von Personen, die sich bestenfalls „wissenschaftlich“ betätigen, aber keine Wissenschaftler sind. Lassen Sie sich nicht täuschen von Pseudowissenschaftlern, Scharlatanen oder so genannten Faktencheckern. Es ist in dieser komplexen Welt ungeheuer schwer, ein Faktum zu benennen. Darum ringen ja die Wissenschaftler so angestrengt. Doch bedenken Sie, auch Sie können den Heiligen Gral der Wissenschaft anrufen. Ein einziges treffendes Gegenargument – und das ganze dümmliche Narrativ bricht in sich zusammen. 

Ein Wissenschaftler zahlt für seine Erkenntnisse den hohen Preis der Einseitigkeit und der Quasi-Übermenschlichkeit, manchmal wird sogar sein Leben gefordert. Aber so schlimm ist der Lohn des klaren Wissens zumeist auch wieder nicht. Der Wissenschaftler kann sich seine Menschlichkeit, seine Herzensgüte, sein Staunen vor den Wundern der Natur bewahren, erweisen sich die zwei Welten letztlich doch nur als eine, als zwei Aspekte jener unfassbar komplexen und widersprüchlichen Welt, in der wir taumelnd versuchen, uns irgendwie zu orientieren. So kann der Wissenschaftler natürlich auch menschliche Werte schätzen und leben. Aber nachher, nachdem seine Arbeit getan ist.

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