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Mit Zahlen belegt: Wasserstoffwirtschaft wird es nicht geben - Teil 2

Wie einem Esel die Karotte wird uns die Wasserstoffwirtschaft vor die Nase gehalten. Damit wollen uns die Grünen ihre katastrophale Energiepolitik schmackhaft machen. Anhand verständlicher Zahlen wird schnell klar: Nicht einmal zehn Prozent der benötigten Energie kann so innerhalb von 30 Jahren auf Wasserstoff umgestellt werden. 

Von Sigrid Petersen  

Man sollte es nur einmal vernommen haben, damit man ein Argument hat.  (Teil 2 von 3)

Wie in Teil 1 dargestellt, stößt man immer wieder auf Artikel, die die Fortschritte in der Produktion von Wasserstoff in Deutschland loben. Im ersten Teil habe ich die gelobten Elektrolyse-Fortschritte des Stahlwerks Bremen geprüft. Hier widme ich mich einem Artikel über eine andere Elektrolyseanlage in Norddeutschland. In den herangezogenen Artikeln werden absolut nichtssagende Größen angesichts des Gesamtvorhabens „groß“ geschrieben, die tatsächlich anvisierten Größenordnungen allerdings „klein“ geschrieben oder meist gar nicht erwähnt. Das Ziel ist gigantisch. Und die Probleme zum Ziel zu kommen sind nach wie vor riesig. Die Darstellung folgt anscheinend einem Muster. 

Lhyfe baut 10-MW-Elektrolyseur für Norddeutschland“ [1] ist der Titel des Artikels vom Februar 2024. Bis zu 1.150 Tonnen grüner Wasserstoff (in der Überschrift stehen noch 1.250 Tonnen) sollen mit dieser 10 Megawatt-Anlage im Jahr produziert werden und sobald die Anlage fertig gestellt sei, macht sie Wasserstoff in der norddeutschen Region für den breiten Markt verfügbar. Der Strom für die Produktion der Anlage käme aus Direktverträgen mit den Produzenten aus Wind- und Photovoltaikanlagen aus ganz Deutschland. Potentielle Abnehmer seien verschiedene Kunden aus dem Industrie- und Mobilitätsbereich. 

Dass die 1.250 t bzw. 1.150 t Wasserstoff auch hier etwas übertrieben sind, wissen wir schon. 923 t Wasserstoff lassen sich mit einer 10 MW Elektrolyseanlage produzieren, da Wind und Sonne nicht die 8.760 Stunden des Jahres zur Stromproduktion zur Verfügung stehen. 45, 7 kWh benötigt die Produktion von 1 kg Wasserstoff:

10.000 kW * 8.766 h /47,5 kWh/kg = 1.844 t, wenn rund um die Uhr produziert wird.

Mit Wind und Sonne erhalten wir hier also 923 t/a.  In der folgenden Tabelle ist beispielhaft dargestellt, wie der Strombezug verteilt auf offshore-, onshore- und PV-Anlagen aussehen könnte.

Rechenannahmen: 4.385 Volllaststunden aus PV mit 905 h + offshore mit 3.480 h (also etwas schön gerechnet)

Potentielle Abnehmer seien verschiedene Kunden aus dem Industrie- und Mobilitätsbereich – siehe „breiter Markt“. 

Was bedeutet denn Mobilitätsbereich? Zum Beispiel LKW-Verkehr? Ca. 224 LKW (7,5t) würden mit der Wasserstoffmenge, die eine 10 MW Anlage pro Jahr produzieren könnte, 1 Jahr fahren können. 3,65 Millionen LKW (versch. Größen) sind derzeit zugelassen. Wie zu sehen, ist das nichts. Diese 224 LKW könnten Schleswig-Holstein mit knapp 5% des jährlichen Lebensmittel- und Getränke-Bedarfs versorgen.  Multiplizieren wir die 10 MW-Anlage einmal mit dem Faktor 1.000. Damit erreichen wir die von der Bundesregierung angestrebten 10 GW Elektrolysekapazität bis 2030. Damit könnte immerhin 3,4%(!) des Personen- und Güterverkehrs (2022 mit 576 TWh Benzin und Diesel) auf Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie umgestellt werden (Gesamtwirkungsgrad mit guten 45% angenommen – 25%-35% werden allgemein festgestellt ). Dieses Vorhaben bedarf einer Installation von über 3.500 Windkraftanlagen offshore je 9,5 MW und onshore mit 4,5 MW Einzel-Leistung, sowie 5.000 Fußballfeldern PV-Anlagen sowie der Elektrolyseanlagen mit 10 GW Leistung. 

Rechenannahmen: 4.385 Volllaststunden aus PV mit 905 h + offshore mit 3.480 h (also etwas schön gerechnet)
Die Flächen der PV-Anlagen entsprechen übrigens ca. dem Doppelten der Fläche der Autobahn A7 (962 km).

Oder Wasserstoff für die Industrie. 

Norddeutschland ist nicht reichlich gesegnet mit Industrie. Die in dem Artikel vorgestellte 10 MW-Anlage könnte allerdings auch nur 0,013% des Gasbedarfs der Industrie in Deutschland für 2020 decken. Eine 10 GW-Anlage Elektrolyseur könnte dann schon gute 13% des Gasverbrauches der Industrie decken. Wie schon in den Tabellen ersichtlich, sind hinsichtlich der Energieausbeute die zu installierenden Leistungen enorm. Und je höher der Anteil an Solar, desto weiter wächst die zu installierende Leistung. Das hat etwas mit Energieflussdichte zu tun. Ein Kernkraftwerk würde mit einem Fünftel der installierten Leistung die gleiche Menge H2 produzieren, wenn es denn dann noch sein müsste. 

Zu diesem Thema möchte ich hier eine Stellungnahme zum „Dritten Gesetz zur Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes“  an den Deutschen Bundestag von Dr. Dipl.-Ing. Helmut Waniczek direkt verlinken. Eigentlich ist in dieser Stellungnahme alles gesagt. Hier zitiert er u.a. Auszüge aus dem Gesetz, in denen sozusagen das Scheitern der nationalen Wasserstoffinfrastruktur mit eingeplant ist. https://www.bundestag.de/resource/blob/989898/1750474faae5d153604cd4ac9cc0000b/20-25-562_Stellungnahme_SV_Dr-Waniczek.pdf

Außerdem weist er in seiner Stellungnahme auf die im Falle eines Scheiterns der Wasserstoffstrategie verbliebenen ungedeckten Kosten hin, die in dem Gesetzesentwurf behandelt werden.  Also alle Kosten, die sich bis dahin nicht amortisiert haben. Die trägt der Bund! Oder wie Herr Dr. Habeck oft so schön sagt: Das bezahlt ja der Staat. Nur schade, dass er nicht weiß, dass der kein Geld hat. Das Geld muss er sich irgendwo herholen. Woher bloß? 

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Artikel im Text referenziert: 

[1] https://www.erneuerbareenergien.de/wasserstoff/lhyfe-baut-10-mw-elektrolyseur-fuer-norddeutschland  

1 LKW (7,5 t): 34.000 km/a * 7,75 kg H2/100 = 2.635 kg H2/a  - 2.635 kg * 33,3 kWh/kg = 87.745 kWh/a LKW  – Energieeinsatz: 43,8 Mio kWh für Elektrolyseurproduktion H2: ergibt 30,7 Mio kWh H– Nach Verflüssigung, Transport, Speicherung: 19,7 Mio kWh an der Tankstelle – 19,7 Mio kWh / 87.833 kWh/LKW*a = 224 LKWs

2 224 LKW *2,5 t * 312 (6 Tage*52 Wochen) Fahrten/a  = 175.000 t/a transportieren 224 LKW

   Einwohner (EW) S-H: 2.963 Mio, 23 kg/Wo *EW * 52 Wo = 3.544 Mio to/a Lebensmittel und Getränke

   175.000 t/3.544 Mio t  = 0,049 = 4,9%

3 https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Artikel/G/verkehr-in-zahlen.html

4 https://bdi.eu/artikel/news/e-auto-verbrenner-und-wasserstoff-fahrzeug-im-vergleich/

5 https://dserver.bundestag.de/brd/2023/0590-23.pdf