500 Jahre Reformation – KEIN Grund zum Feiern!
Von Peter Haisenko
Man mag von den Pfaffen und der Macht der katholischen Kirche im Mittelalter halten, was man will, es war ein Ordnungsfaktor und Stabilisator der Gesellschaft. Betrachtet man Luther, seine Reformation und die Folgen unvoreingenommen, müssten deren Anhänger als Fundamentalisten bezeichnet werden, mit ähnlich schrecklichen Folgen, die auch heute Fundamentalisten der verschiedenen Religionsrichtungen anrichten. Zwietracht, Mord und Totschlag, der Dreißigjährige Krieg und Konflikte, die bis in die Neuzeit reichen. Es ist notwendig zu beleuchten, was ursächlich die Reformation ausgelöst hat.
In der Schule haben wir gelernt, dass die Geldgier der Kirche und der Ablasshandel auslösend für Luthers Aufstand waren. Das ist wieder einmal zu kurz gegriffen. Es ging ein Ereignis voraus, von dem kaum jemand Kenntnis hat, weil es nicht gelehrt wird: Der „Ewige Pfennig“. Bis ins ausgehende 15. Jahrhundert herrschte in Mitteleuropa das System der Brakteaten. Das waren einfach geschlagene Münzen, die in regelmäßigen Abständen – mindestens einmal jährlich – verrufen, also für ungültig erklärt wurden. Sie mussten gegen neue getauscht werden, unter Verlust von etwa zehn bis maximal 25 Prozent. Dieser – für heutige Besserverdiener nicht vorstellbare – Steuersatz war für alle Bürger gleich. Ein kluges System, das das Horten von Geld unmöglich machte, bescherte den Menschen im Hochmittelalter ein „Goldenes Zeitalter“, eine mehr als 300 Jahre andauernde Zeit der Blüte – mit sozialen Errungenschaften, von denen wir heute nur träumen können. Dann kam Jakob Fugger der Ältere, später der Reiche genannt.
Die Einführung des „ewigen Pfennigs“ hat die Welt verändert
Wenige Jahre vor 1500 überredete Jakob Fugger Kaiser Maximilian den I., den „Ewigen Pfennig“ einzuführen. Diese Münzen, auch „Dickpfennig“ genannt, bestanden aus massivem Edelmetall, hatten eine beidseitige Prägung und konnten aufgrund ihres hohen Materialwerts fortan nicht mehr „verrufen“ werden. Ab jetzt lohnte es sich, Geld zu horten und dieses gegen Zinsen zu verleihen. Mehr und mehr dieser wertvollen Münzen wanderten in die Truhen der Reichen und fehlten so dem Umlauf. Das Prinzip des „fließenden Geldes“ war gestört und das führte zu Massenverarmung, weil das Geld in den Truhen dem Wirtschaftskreislauf fehlte. Gleichzeitig veränderte sich das Denken und Streben weg von Gemeinsinn, hin zu Gier und Missgunst. Die Oberschicht versuchte, so viel Geld wie möglich in ihren Truhen anzusammeln, allen voran der Klerus. Um ihre Einnahmen zu maximieren, erfand die Katholische Kirche das Ablasssystem. Absolution wurde gegen Bezahlung erteilt, wer genügend „Dickpfennige“ auf den Tisch legte, konnte sich von seinen Sünden freikaufen. Das war es, was letztlich zu Luthers Aufstand und zur Reformation führte. Damit wird eines ganz deutlich: Die Reformation war primär ein Aufstand gegen ein korrumpiertes Finanzsystem und erst in zweiter Linie eine Revolte gegen kanonische Irrwege der katholischen Kirche. Man vergleiche hierzu die Entwicklung der letzten 25 Jahre.
Luther hat seine Thesen 1517 angeschlagen. Es hat also keine 20 Jahre gebraucht, bis eine scheinbar unwesentliche Veränderung im Geldsystem die Welt grundlegend verändert hat. Eine weitgehend friedliche Blütezeit ist abgelöst worden von Not, Armut, Gier, Aufständen und Kriegen. Plündernde und brandschatzende Horden zogen durch Mitteleuropa; es war der Höhepunkt des „finsteren Mittelalters“ – zumindest in Deutschland. Besucht man eine „alte Pinakothek“, kann der Bruch an den Gemälden deutscher Künstler beobachtet werden. Bis 1500 waren die Darstellungen in fröhlichen Szenen und Farben, danach kommen graue Bilder der Not, der Armut und des Verfalls. Es sollte nachdenklich machen, in welcher Geschwindigkeit dieser Wandel erfolgt ist.
Ursache allen Übels ist das menschenverachtende Finanzsystem
Betrachtet man die letzten 500 Jahre, also die nachreformatorische Zeit, sind die Folgen unübersehbar. Interessanterweise ist es den Besitzern der jetzt möglichen Großvermögen gelungen, den Zorn der Menschen über die Zustände stets von deren auslösender Ursache bis heute abzulenken: Dem Finanzsystem. Der fröhlichen Zeit des Hochmittelalters folgte eine Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen und der Zwietracht unter den Völkern, ausgelöst durch Not, Neid und Gier. Die notleidenden Menschen flüchteten sich in Religiosität, die allerdings gekennzeichnet war durch Zwietracht und Fundamentalismus. Es bildeten sich Gruppierungen, deren Anführer einerseits nach eigener Macht strebten und auf der anderen Seite ihr Heil in Askese und Verzicht suchten.
Beides war nicht geeignet, ein gemeinsames Streben nach einem guten Leben für alle zu fördern. Im Gegenteil hat der Fundamentalismus der unterschiedlichsten Richtungen zu immer neuen Katastrophen geführt. Nicht nur, dass sie sich bekriegt haben. Religiös-fundamentalistische Haltungen führten zum Beispiel dazu, dass der Puritanismus mit seinem Bann des Alkohols in USA den Aufstieg der Mafia erst ermöglichte und vorantrieb. Der Machtkampf zwischen der katholischen und der anglikanischen Kirche dauert an und auch der erstreckt sich ins Finanzwesen. Man kann folglich sagen, dass die Menschheit seit etwa 500 Jahren wenig erfolgreich einen Kampf gegen die Macht des Geldes führt, dessen Ausgang sich gerade während der letzten 25 Jahre mehr und mehr zugunsten des Kapitals wendet.
Neue protestantische Bewegung – 500 Jahre nach Luther
Gerade die letzten 25 Jahre haben einmal mehr gezeigt, mit welch rasanter Geschwindigkeit sich die Gesellschaften wandeln, wenn am Finanzsystem etwas verändert wird. Diesmal war es die hemmungslose Entfesselung, die Deregulierung der Finanzmärkte, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt weiter und weiter auseinander treibt. Die Folgen sind nicht nur am Wahlausgang in den USA erkennbar, sondern auch am wachsenden Erfolg der Protestparteien in Europa. 500 Jahre nach Luther steht die Welt also wieder an der Schwelle zu einer neuen protestantischen Bewegung, die sich allerdings jetzt gegen die Allmacht des Kapitals wendet. Der Vergleich ist zulässig, denn der Glaube an den entfesselten Kapitalismus hat seit geraumer Zeit einen quasi-religiösen Status entwickelt. Wer sich mahnend dagegen ausspricht, wird als „Ketzer“ verachtet, als Populist oder Kommunist beschimpft.
Es gibt keine einfachen Lösungen, ist das Mantra derjenigen, die von den Zuständen profitieren und sie deswegen erhalten wollen. Die Wahrheit ist, es gibt alternative Lösungen. So einfach und für jeden verständlich wie die, die Luther mit seinen Thesen angeschlagen hat. Es ist ein alter Trick der Machthaber, die Existenz einfacher Lösungen oder neuer Erkenntnisse zu verleugnen, sogar zu verbieten, wie es die katholische Kirche lange praktiziert hat, wenn sie um ihre Macht fürchtete. Allerdings hat sich mit den modernen Informationsmitteln das Machtmonopol, das Informationsmonopol der Mächtigen relativiert. Deutlich ist das eben jetzt mit der Wahl in den USA geworden, deren Ausgang entgegen der Anstrengungen der Medienmacht ausgefallen ist. Der Schock sitzt tief, weil alte Machtmechanismen mehr und mehr zerbröseln.
Noch ist die Welt nicht verloren
So, wie es jetzt möglich erscheint, innerhalb kürzester Zeit, mit der „falschen“ Entscheidung der Amerikaner, eine dramatische Wende in der (Kriegs-)Politik zu vollziehen, kann es auch möglich sein, noch viel mehr in ebenfalls sehr kurzer Zeit zu erreichen, wenn das Grundübel, das Finanzsystem, grundrenoviert wird. Was mit dem „ewigen Pfennig“ vor 500 Jahren innerhalb von nur zwei Dekaden an Veränderung möglich war, wird mit einer Änderung des Finanzsystems heute, im Informationszeitalter, noch wesentlich schneller vonstatten gehen können. Diesmal aber in die Gegenrichtung, die richtige Richtung, im Sinne der Menschlichkeit, eben des Humanismus.
Wir haben mit der Humanen Marktwirtschaft nach Haisenko/von Brunn ein revolutionäres System vorgestellt, das keiner blutigen Revolution bedarf, jedoch genauso geräuschlos installiert werden kann wie einst der „ewige Pfennig“. Beurteilungen von Wirtschaftsfachleuten haben uns bestätigt, dass unser System funktionieren wird. Der allgemeine Einwand aber lautet: „Das werden DIE aber nie zulassen!“ Meine Antwort darauf ist: Aber wir leben doch (angeblich) in einer Demokratie und ich bin überzeugt, dass die überwiegende Mehrheit „Die Humane Marktwirtschaft“ befürworten wird, wenn sie denn genügend bekannt ist. DIE wollten auch Donald Trump nicht zulassen – und sind grandios gescheitert! Das ist es, was Hoffnung gibt, was zeigt, dass die Welt noch nicht verloren ist, an die Herren des Großkapitals und ihrer unendlichen Gier.
Grund zu feiern: Der Untergang des schädlichen Systems
500 Jahre nach der Reformation steht die Welt wieder an der Schwelle zu umfassenden Veränderungen. Wer sehen kann, erkennt es in allen Bereichen. Das reicht vom Vatikan bis hin zur praktischen Physik, die sich klammheimlich von Einstein abgewandt hat, hin zu Heisenberg. Was die Politik anbelangt, spricht man in USA bereits von der zweiten amerikanischen Revolution. Die Zeit ist also reif, den scheinbar unwesentlichen Fehler im Umgang mit dem Geld auch noch zu revidieren. Bislang fehlte aber ein schlüssiges Gesamtmodell, das das alte hätte ersetzen können. Mit der Humanen Marktwirtschaft nach Haisenko/von Brunn ist es aber da und es muss jetzt nur noch breit diskutiert werden, damit das etablierte genauso weggefegt werden kann, wie die Amerikaner das korrupte politische Establishment abgewählt haben.
Wenn es also nächstes Jahr, 500 Jahre nach Luthers Thesenanschlag, etwas zu feiern geben soll, dann darf es nur darum gehen, die Überwindung eines schädlichen Systems zu zelebrieren. Eines Systems, das Gier und Zwietracht, Mord und Totschlag, Not und Elend gefördert hat – über 500 Jahre lang. Angesichts dessen, wie sich nur wenige Tage nach der Wahl Trumps die politische Weltlage ins Positive dreht, die Gefahr des Dritten Weltkriegs minimiert ist, darf man hoffen, dass ein neues Finanz- und Wirtschaftssystem in ähnlich rasantem Tempo Neid, Missgunst und soziale Ungerechtigkeit überwinden kann. Die Humane Marktwirtschaft nach Haisenko/von Brunn kann das leisten. Packen wir es an. Helfen Sie mit – an der Spitze einer Bewegung – dieses System zu verbreiten und so den Weg in eine hoffnungsfrohe Zukunft zu ebnen. Dann können wir richtig feiern!