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Die „Schwarze Null“ zerstört unseren Wohlstand

Von Peter Haisenko

Die „Schwarze Null“, also ein ausgeglichener Staatshaushalt, hat religiösen Status erreicht. Ob sie heutzutage sinnvoll ist, wird nicht hinterfragt. Sicher ist aber, dass sie maßgeblich zur Armut in Deutschland beiträgt und so stellt sich die Frage, ob die alten „Gesetze“ zu Geld und Wirtschaft überhaupt noch zeitgemäß sind.

Bevor man sich mit Regeln und Gesetzen zum Umgang mit Geld befasst, sollte eines klar sein: Keine einzige Regel und kein einziges Gesetz zum Umgang mit Geld hat eine Basis in irgendeinem Naturgesetz. Die Natur kennt kein Geld. Das bedeutet, man kann diese Regeln geradezu beliebig erstellen oder verändern und wird niemals Gefahr laufen, gegen ein Naturgesetz zu verstoßen. Dass dem so ist, wird daran erkennbar, wie oft während der letzten 30 Jahre die Regeln der Finanzwirtschaft verändert worden sind. Am Zustand der Welt ist erkennbar, dass keine dieser Änderungen zum Vorteil des normalen Bürgers gereicht hat. So sollte die Überlegung im Raum stehen, ob die althergebrachten Regeln überhaupt noch Gültigkeit haben können.

Es ist pervers. Die Supermärkte und Einkaufszentren quellen über an feinsten Speisen und besten Technikartikeln. Dennoch gibt es zu viele arme Menschen, die sich nicht einmal das Nötigste leisten können. Es fehlt also nicht im Geringsten an Waren, sondern nur am Geld, um den Überfluss kaufen und verbrauchen zu können. Allein dieser Umstand beweist, dass mit dem gesamten System etwas schrecklich im Argen ist. Sind unsere hochgelobten Ökonomen so dumm oder so verbildet, dass sie das nicht erkennen können oder wollen? Beides trifft wohl zu.

Der „permanente Mangel“ gehört der Vergangenheit an

Auf die Frage, ob er so viel Geld hat, dass er seinen Arbeitern so hohe Gehälter zahlen kann, hat der alte Krupp einmal geantwortet: Ich habe so viel Geld, weil ich meinen Arbeitern gute Entlohnung gewähre. Auch Henry Ford glänzte mit der Weisheit, dass er seinen Arbeitern Gehälter zahlen müsse, die es ihnen ermöglichen, die Produkte, die sie herstellen, selbst zu erwerben. Das waren zweifellos große und kluge Männer und aus ihren Worten spricht Weisheit. Unverbildete Weisheit, ja geradezu „Hausfrauenverstand“. Leider sind diese Weisheiten vergessen, sie kommen in der Lehre für Ökonomen nicht mehr vor. Sind sie aber deswegen weniger richtig? Sicher nicht.

Die gesamte Theorie über Geldmenge und Inflation basiert auf einem Zustand, den es nicht mehr gibt: Den permanenten Mangel. Seit vielen Jahren muss nicht mehr ein Mangel, vor allem an Lebensmitteln, verwaltet werden, sondern ein Überfluss unters Volk gebracht werden. Aus diesem Grund ist der Zusammenhang zwischen Geldmenge, Angebot und Inflation im Allgemeinen nicht mehr gegeben.

Geld ist im Überfluss vorhanden, mehr als es Waren oder Dienstleistungen zu kaufen gibt. Einhundert Mal mehr ist es mittlerweile – weltweit. Und ja, es gibt deswegen Inflation, aber nur im Bereich von natürlicherweise knappen Gütern, wie Immobilien oder Luxusgütern, die uns die Natur nicht im Überfluss schenken kann. Da gibt es einen ansteigenden Wettbewerb, wie man sein ansonsten nutzloses Geld für die Zukunft sichern kann. Und weil so viel Geld da ist, steigen die Preise und das beweist, dass die Regeln über Angebot, Nachfrage und Inflation eben nur dann gültig sein können, wenn eine Mangelsituation gegeben ist. Bei allen anderen Verbrauchsgütern ist das nicht der Fall. Selbst wenn der Bedarf anstiege, sind die Produzenten sofort in der Lage, jede Nachfrage umgehend zu befriedigen.

Man kann nur verbrauchen, was bereits hergestellt wurde

Als vor sechs Jahren in Deutschland ein Mindestlohn eingeführt werden sollte, prophezeiten die „weisen“ Ökonomen den Verlust von Arbeitsplätzen, wenn nicht gar den Zusammenbruch unserer gesamten Wirtschaft. Ich war einer derjenigen, die das Gegenteil vorausgesagt haben und die Zeit hat meine Prognose bestätigt. (Siehe hier: https://www.anderweltonline.com/wirtschaft/wirtschaft-2013/mindestlohn-vernichtet-arbeitsplaetze-bloedsinn/ ). Allein dieser Vorgang sollte nachdenklich machen und man muss sich fragen, warum der Mindestlohn nicht solange angehoben wird, bis tatsächlich negative Folgen sichtbar werden. Meine Prognose dazu lautet, dass das etwa bei 20,- Euro/Stunde der Fall sein könnte. Man bedenke dazu, dass mehr Geld im Umlauf, in den Taschen der „kleinen Leute“, die Konjunktur beleben und die Einnahmen für Steuern und Renten auf ein funktionsfähiges Niveau anheben wird. Das „Rentenproblem“ wäre gelöst, sofort und für die Zukunft.

Doch betrachten wir dazu, was es bedeutet, auf Pump zu leben. Nicht anders kann es bezeichnet werden, wenn unser Staat so viele Schulden hat wie die Arbeitsleistung des gesamten Volks in einem Jahr beträgt. Heißt das wirklich, dass wir auf Kosten nachfolgender Generationen leben? Eben nicht! Auch das ist Teil einer falschen Lehre, denn man kann nur das verbrauchen, was bereits hergestellt wurde. Oder anders: Man kann nur die Vergangenheit konsumieren. Eine Anleihe aus der Zukunft ist unmöglich. Wer also auf Kredit konsumiert, kann nur das verbrauchen, was ein anderer bereits hergestellt und nicht selbst verbraucht hat. Eigentlich müsste er folglich dem Hersteller, dem Arbeiter, Geld schulden und keinesfalls einer Bank, denn diese produziert überhaupt nichts. So war es jedenfalls einstmals gedacht, als Banken nur so viel Geld verleihen konnten, wie sie Sparguthaben zu verwalten hatten und die Sparer dafür mit Zinsen bedacht wurden. Ja, das ist lange her, bevor es eine gnadenlose und unkontrollierte Geldschöpfung gab, als der „Teufel noch ein kleiner Bub war“.

Geld ist genug vorhanden – was fehlt, sind Arbeitskräfte

Während der letzten Jahre sind tausende Schwimmbäder geschlossen worden – weil das Geld fehlt. Bildungseinrichtungen verfallen, Lehrer fehlen und Infrastruktur ist in einem jämmerlichen Zustand – weil das Geld fehlt. Millionen sind auf Zuwendungen der „Tafeln“ angewiesen – weil das Geld fehlt. Wir haben einen Pflegenotstand – weil das Geld fehlt. Justiz und Polizei sind chronisch unterbesetzt – weil das Geld fehlt. Aber Moment mal, Geld ist doch im Überfluss vorhanden? Viele Milliarden Subventionen werden nicht abgerufen. Die EZB „druckt“ Geld nach Belieben. Spätestens hier sollte klar sein, dass mit dem System und seinen „Regeln“ etwas ganz schrecklich im Argen liegen muss.

Nicht nur bei Großprojekten wird am Anfang die falsche Frage gestellt: Steht das Geld dafür zur Verfügung? Die richtige Fragestellung müsste lauten: Haben wir genügend Arbeitskräfte, Fähigkeiten und Materialien zur Verfügung, um diese Projekte zu realisieren? Ich erinnere hierzu an die „Gastarbeiter“ der 1960-er Jahre. Geld war genügend da, aber es waren zu viele Männer, Arbeitskräfte, im Krieg gefallen und so musste genau diese fehlende Arbeitskraft aus dem Ausland zugekauft werden, um die Zerstörungen des Kriegs zu reparieren und das Land voran zu bringen. Heute haben wir einen vergleichbaren Zustand. Selbst wenn die Regierung viele Milliarden einsetzen wollte, auch auf Kredit, könnten diese Gelder gar nicht ausgegeben werden, denn die erforderlichen Arbeitskräfte gibt es nicht im Land. Versuchen Sie doch mal, einen Handwerker zu bekommen, wenn Sie dringend einen brauchen. Dem Staat selbst oder seinen Institutionen geht es da nicht anders.

Der Staat sollte Schulden machen, damit es Millionen Menschen besser geht

Das ist die eine Seite. Es gibt aber eine andere, wo der Staat sehr viel Gutes für seine Bürger tun könnte, wenn er einfach Geld in die Hand nähme, letztlich auch auf Kredit. Und nicht nur der Staat selbst, auch die Industrie. Was würde denn geschehen, wenn Löhne und Renten drastisch stiegen? Ja, deutsche Produkte würden teurer, aber dem stünden auch höhere Löhne und folglich Steuereinnahmen gegenüber. Also kein Problem im Inland. Die Exporte würden zurückgehen? Natürlich, aber genau das sollte das Ziel sein. Mehr als 250 Milliarden Euro deutsche Exportüberschüsse sind schädlich für die gesamte europäische Wirtschaft und nicht nur für die. Es kann nicht „gesund“ sein, wenn ein Land andauernd Überschüsse produziert und folglich andere Defizite erleiden müssen. Siehe hierzu auch USA-China. Donald Trump hat dieses Problem als andauernd bedrohlich erkannt und zu seiner obersten Prämisse gemacht. Allerdings muss Trump im Gegensatz zu Deutschland das gigantische Außenhandelsdefizit der USA auf Null bringen.

Kein Staat wird die Schulden begleichen können, die im Lauf der Jahre aufgebaut worden sind. Kommen also neue hinzu, steigt lediglich die Zinslast. Aber die ist bei der Nullzinspolitik auf absehbare Zeit sowieso nahe Null. Was könnte also geschehen, wenn unser Staat einfach neue Schulden machte und damit sozial Schwachen hilft? Die Ausgaben für Lehrer, Polizisten, Justiz und Pflege auf ein notwendiges Niveau bringt? Eines ist sicher: Deswegen wird es keine Inflation geben, die die EZB sowieso auf höherem Niveau wünscht. Aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir dadurch Millionen Menschen im Land haben werden, die ein zufriedeneres Leben führen können, ein menschenwürdiges, nach Artikel 1 des Grundgesetzes. Wenn dann noch Bürokratie abgebaut würde, hätten wir auch mehr Arbeitskraft zur Verfügung für sinnvolle Tätigkeiten.

Der „kleine Mann“ hat keinen Zugriff auf die vorhandene Masse an Geld 

Vergessen wir nicht: Alles, was wir zum Leben brauchen, gibt es im Überfluss. Dass es nicht bei allen ankommen kann, liegt an einer überholten (Geld-)Politik. Der „kleine Mann“ hat keine Möglichkeit auf die vorhandene Masse an Geld zuzugreifen. Das können nur der Staat oder die Banken. So wäre es einfach sinnvoll, wenn auch der deutsche Staat gnadenlos Schulden macht, um die gesamte Bezahlungsstruktur wieder zu reparieren. Jeder weiß, dass das Finanzsystem früher oder später zusammenbrechen muss. Das ist dann der Zeitpunkt, wo sich auch die Schulden der Staaten einfach in Luft auflösen werden. Was dann passiert? Eigentlich nichts, denn das einzige, was dabei von dieser Welt verschwinden wird, ist Geld – und das nicht einmal in physischer Form.  

So wäre es sinnvoll, unserem Hegemon USA zu folgen und einfach immer mehr Schulden zu machen. Was soll´s, irgendwann werden die verschwinden. Die nicht nur uns aufgezwungene Armutspolitik („Austeritätspolitik“) ist einfach nicht mehr zeitgemäß, die alten Theorien sind überholt. Man muss ganz neu denken, wie unsere Welt des Überflusses gestaltet werden kann und man sollte das tun, bevor der große Crash kommt. Nur wenn man ein besseres System in Wartestellung hat, kann der Neuanfang nach dem Crash zu einem langanhaltenden Erfolgsmodell werden. Das haben wir vorgelegt, mit unserem Modell der Humanen Marktwirtschaft. In diesem Werk zeigen wir detailliert auf, was jetzt falsch ist und wie man es besser machen kann und zwar so, dass es jeder versteht. „Die Humane Marktwirtschaft“ nach Haisenko/von Brunn ist erhältlich im Buchhandel oder direkt zu bestellen beim Verlag hier. 

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