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Leon Bollack (1859 – 1925)

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Der moderne Krieg, Teil I

Von Hans-Jürgen Geese 

Der in der Schweiz geborene Franzose Leon Bollack (1859 – 1925) war in vielfacher Hinsicht ein fürwahr bemerkenswerter Mann. Unter anderem erfand er nicht nur seine eigene Sprache („Bolak“), sondern er hatte auch die für die damalige Zeit revolutionäre Idee, „den Krieg zu töten“ („tuer la guerre“). Die Welt horchte auf.

Man lud daher den Monsieur Bollack zur Genfer Friedenskonferenz im September 1912 ein, wo er seinen Plan einem internationalen Publikum präsentierte. Ein Gesetz müsse her, so sprach er, ein international gültiges Gesetz, das ein aggressives Land sofort mit einem Handelsbann belegen und auch aus dem internationalen Finanzverkehr ausschließen müsse. Der Preis für eine Aggression wäre dann so hoch, dass kein Land es mehr wagen würde, sich selbst zum Ausgestoßenen der internationalen Gemeinschaft zu machen.

Die Zeit für diesen Vorschlag war günstig, denn zwei Jahre später brach der Erste Weltkrieg aus. Deutschland wurde zum Schuldigen für den Ausbruch des Krieges erklärt und mit einem Handelsbann belegt, den vor allem die Briten in der Nordsee durch eine Blockade des Seehandels durchführten. Ihr Plan bestand schlicht und einfach darin, die Deutschen auszuhungern. Im Verlauf des Krieges gelang das immer besser. Hunderttausende von vor allem Kindern, Frauen und alten Menschen starben in Deutschland infolge der Blockade, die bis zum Juli 1919 andauerte, also noch über ein halbes Jahr nach Ende des eigentlichen Krieges. Ein Präzedenzfall hatte stattgefunden. Alle Welt studierte diesen Fall.

Nach Ende des Ersten Weltkrieges kam es dann zur Gründung des Völkerbundes, des Vorgängers der Vereinten Nationen. Der Völkerbund beschloss, Sanktionen als Waffe gegen den Krieg einzusetzen. Es sollte nie wieder Krieg geben. Der Völkerbund würde hart durchgreifen. Als daher italienische Truppen im Oktober 1935 in Äthiopien eindrangen wurde der Handelsbann über Italien verhängt. Der Völkerbund machte ernst. Ein gewisser Adolf Hitler horchte auf.

Waren Sanktionen mitschuldig am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges?

Am 14. Oktober 1933 hatte Deutschland seinen Austritt aus dem Völkerbund erklärt. Das bedeutete aber nicht, dass der Völkerbund Deutschland im Kriegsfalle nicht mit Sanktionen belegen konnte. Und die Interpretation der möglichen Aggression Deutschlands lag beim Völkerbund.

Aus dieser Logik heraus und infolge der Erfahrung aus dem Ersten Weltkrieg fasste Deutschland 1936 den Entschluss, autark zu werden. Und zwar innerhalb von vier Jahren. Wie? Erstens: Durch die Einführung neuer Technologien zur Schaffung von künstlichen Rohstoffen. Zweitens: Durch Abschluss von Verträgen mit verlässlichen Handelspartnern auf dem eurasischen Kontinent. Drittens: Durch die Besetzung/Kontrolle von Ländern, deren Hilfe man unbedingt brauchte, Länder wie Österreich, die Tschechoslowakei und die Ukraine. Hitler sprach gegenüber dem französischen Botschafter Andre Francois-Poncet am 21. November 1935 offen aus, welche Konsequenzen diese über Italien verhängten Sanktionen für ihn haben werden. Er sagte, er könne doch nicht das Schicksal von 67 Millionen Deutschen von der Gnade seiner Nachbarn abhängig machen.

Unter Görings Aufsicht wurde der Plan „Blockadefestigkeit“ in einem strikten Zeitplan vorangetrieben. Unabhängigkeit von Treibstoffimporten aus Übersee sollte bis zum März 1938 erreicht werden und Kriegsbereitschaft bis zum September 1940. Immer wieder hämmerte Göring den Deutschen ein, dass „unser täglich Brot“ unter allen Umständen garantiert werden müsse. Als der Hochkommissar des Völkerbundes, Carl Burckhardt, am 11. August 1939 bei Adolf Hitler erschien, sagte Hitler ihm frank und frei „ich brauche die Ukraine, damit sie uns nicht wie beim letzten mal aushungern können.“

Die Logik der Gefahr der Sanktionen sah für Deutschland also folgendermaßen aus: Wir haben es nicht in der Hand ob und wann wir mit Sanktionen belegt werden. Um unser Schicksal selbst in der Hand zu haben brauchen wir zuverlässige Handelspartner und Verbündete auf dem Kontinent, vor allem in Südosteuropa und im Osten. Machte das Sinn? Nun, wie wir inzwischen wissen ist es ein Kinderspiel, einen Vorfall zu inszenieren oder eine Ausrede zu konstruieren, um ein Land ins angebliche Unrecht zu setzen und dann Sanktionen über das Land zu verhängen, unabhängig von einem wirklichen Kriegswillen oder einer bewiesenen Schuld der Betroffenen. Japan 1940 ist ein gutes Beispiel für diesen Trick.

Aus der Perspektive Hitlers war dieser „Sanktionskrieg“ gegen Deutschland bereits weit vor 1939 ausgebrochen. Diese Behauptung Hitlers entbehrt nicht einer gewissen Logik. Und kann in Einzelfällen auch belegt werden.

Gesegnete Sanktionen?

Aus der Geschichte der Sanktionen lässt sich klar erkennen, dass Sanktionen zweifellos den technischen Fortschritt vorangetrieben haben. Dadurch gewannen Länder wie Deutschland oder Großbritannien, in der Stunde der Not, Innovationen, die ihnen auch nach Ende des Krieges zugute kamen. Aber natürlich zu einem sehr hohen Preis.

Es muss noch gesagt werden, dass die Effektivität von Sanktionen in dem Maße steigt, je intensiver und enger die einzelnen Länder durch Handelsbeziehungen miteinander verbunden sind. Ein autarkes Land ist schwer durch Sanktionen zu bestrafen. Aber welche Länder sind schon autark?

Zudem wird nicht einmal mehr versucht, autark zu werden. Der Trend geht eindeutig in die entgegengesetzte Richtung: Die Länder verlieren immer mehr ihre Handlungsfreiheit und werden immer mehr von internationalen Beziehungen abhängig, die immer weniger Mächtige kontrollieren. Grosse internationale Konglomerate beherrschen heute das Produktions- und vor allem das Handelsgeschehen. Der Staat greift immer weniger in den Ablauf von Industrie und Handel ein. Dadurch wird die Freiheit der Bürger eines Landes immer mehr von der „Gunst“ der Privatindustrie abhängig.

Hier in Neuseeland zum Beispiel wurde beschlossen, kein eigenes Öl mehr zu fördern und die Raffinerie zu schließen. Neuseeland ist jetzt zu 100 % abhängig von „Ölimporten“. Die Regierung hat das einfach geschehen lassen. Es wäre daher ein Kinderspiel, Neuseeland durch Sanktionen in die Knie zu zwingen. Es wird kaum noch produziert, es wird importiert, importiert, importiert. Das Land wird das alles niemals bezahlen können. Daher Schulden über Schulden. Sie sehen: Das ist der Weg zum Sklavenstaat. Aber es gibt ein Land auf Erden, das aus der Not eine Tugend machte und daher jetzt den Segen der Sanktionen genießt.

Russland strebt Autarkie an

Ja, es stimmt, Sie können in Moskau oder in St. Petersburg nicht mehr bei Mac Donalds speisen. Mac Donalds und viele andere amerikanische Firmen haben sich aus dem Staub gemacht. Die Russen müssen jetzt ihre eigenen Hamburger braten. Angeblich sehr erfolgreich.

Aus der Not eine Tugend zu machen ist das Gebot der Stunde in Russland. Was einst aus dem Westen importiert wurde, gibt es jetzt einfach nicht mehr oder wird im Lande selbst hergestellt. Die Innovationskraft der Russen wird herausgefordert. Ein wahrhaftiger Segen breitet sich über das Land aus: Die Befreiung von den Zwängen und Einflüssen des Westens. Wenn das heutzutage kein Segen ist.

Auch Neuseeland könnte zu einem hohen Grade autark sein. Der letzte Premierminister, der das wollte, Norman Kirk, wurde 1974 gestorben. Sie sehen, das Streben nach Autarkie ist in gewissen Kreisen nicht sehr populär. Was Putin da anstrebt widerspricht völlig dem Geschäftsmodell unserer Zeit. Die Russen haben „Glück“ gehabt, dass der Westen sie in Acht und Bann setzte. Sie müssen zwangsläufig lernen, ihr Schicksal selbst zu kontrollieren. Und Russland besitzt alle Voraussetzungen, auf diesem Wege erfolgreich zu sein. Die Russen sollten diesen Sanktionskrieg gewinnen und gestärkt daraus hervorgehen.

Sanktionskrieg gegen Deutschland

Es ist ein Merkmal des Sanktionskrieges, dass diese Art von Krieg nicht offiziell erklärt wird, denn durch Sanktionen sollte ja ursprünglich gerade ein Schiesskrieg vermieden werden. Daher wird das Wort „Sanktionskrieg“ ausdrücklich vermieden. Wenn ein Sanktionskrieg ein Krieg wäre, dann befände sich Deutschland bereits im Krieg mit Russland. Ebenso wie viele andere Länder im Westen. Was diese Länder aber weit von sich weisen. Lassen wir also den Fall Russland ruhen und beschäftigen wir uns zum Schluss mit dem Fall Deutschland.

Frage: War die Sprengung der Nordstream Röhren ein Kriegsakt? Frage: Sollte solch eine Sprengung in Amerika durch eine fremde Macht passieren, würden die Amerikaner das als einen Kriegsakt betrachten? Antwort: Ohne Zweifel.

Was ist also los mit den Deutschen? Kann man in Deutschland einfach so die wichtigste Energieversorgung zerstören und keiner regt sich groß darüber auf?

Wir wissen natürlich alle, ohne es offiziell auszusprechen, wo das Problem liegt. Denn es waren ja wohl die Amerikaner, die unsere schöne Pipeline sprengten. Und daher müssten wir eigentlich Amerika den Krieg erklären. Oder etwa nicht?

Also: Wird Olaf Scholz Amerika den Krieg erklären? Die Frage ist absurd? Wirklich? Ist die Frage nicht berechtigt? Nun, es ist wohl müßig, dieses Thema auszudiskutieren. Denn die Deutschen werden, ohne Gegenwehr, resignieren und sich in ihr Schicksal ergeben, nämlich, wie immer, den Idioten für die Amis zu spielen.

Es kommt aber noch schlimmer: Denn letztendlich haben die Amerikaner, mit Ankündigung, nicht nur Sanktionen über Deutschland verhängt. Sie hatten dann auch noch die bodenlose Frechheit, die Lösung für das von ihnen geschaffene Problem anzubieten: „Ihr könnt ja alle zu uns kommen und hier bei uns eure tollen Produkte herstellen, mithilfe unserer billigen Energie.“ Und Michel aus Deutschland macht das natürlich auch. Das Ergebnis: Die Amerikaner zerstören unser schönes Land. Wir Deutschen selbst zerstören unser schönes Land. Aber was soll’s? Ist doch alles für einen guten Zweck. Man fasst sich an den Kopf. Wissen Sie was ein Abgesang ist? Ein Abgesang ist ein wehmütiger Abschied.

Und zu guter letzt noch die Frage aller Fragen

Frage: Welches Land auf Erden hat mehr Kriege geführt als all die anderen Länder auf Erden? Antwort: Die Vereinigten Staaten von Amerika. Googeln Sie das mal. Wikipedia weist 108 militärische Konflikte aus. Die haben etwa die Hälfte unterschlagen. Aber nehmen wir mal diese Zahl.

Hier nun die Frage aller Fragen: Wie oft wurden Sanktionen über die Vereinigten Staaten von Amerika verhängt? Antwort: Niemals. Ist das nicht komisch? Sollte Ihnen das nicht zu denken geben?

Der moderne Krieg ist ein Krieg, der nicht offiziell erklärt wird, der nicht offensichtlich ist, der zwar viele Todesopfer fordert, aber die sterben meistens nicht mehr mit einer Kugel im Kopf.

Der berühmteste Fall ist der Fall Irak, der von den U.S.A. mit Sanktionen belegt wurde. Keine Medikamente mehr für die Kinder im Irak. In einem Interview mit der amerikanischen Außenministerin Madeleine Albright sagte die Reporterin, dass eine halbe Million Kinder aufgrund der Sanktionen gestorben seien. Die Reporterin fragte: „War es (das Verhalten der Amerikaner) das wert?“ die Antwort der amerikanischen Außenministerin: „I think this is a very hard choice but we think the price is worth it.“ So sprechen die Herrscher über Leben und Tod.

Der Schweizer Philosoph und Politiker Benjamin Constant (1767 – 1830) sagte: „Krieg und Handel sind nichts weiter als zwei unterschiedliche Weisen, um zum gleichen Ergebnis zu gelangen, nämlich das zu besitzen was man haben will.“ 

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Genießen Sie dazu dieses Lied: 
https://www.youtube.com/watch?v=X5dINx3uzCc 

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Hier geht´s weiter zu Teil II: 
https://www.anderweltonline.com/klartext/klartext-20242/der-moderne-krieg-teil-ii-der-krieg-gegen-sie/ 

Und zu Teil III: 
https://www.anderweltonline.com/klartext/klartext-20242/der-moderne-krieg-teil-iii/ 

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Ist es nicht beeindruckend, wie Hans-Jürgen Geese vom anderen Ende der Welt die Lage auch in Deutschland treffend analysiert? Da können wir Ihnen nur empfehlen, das Werk desselben Autors zu genießen. Mit dem Titel „Ausverkauf vom Traum Neuseeland“ spannt Geese den Bogen von Neuseeland zu Deutschland. Seine messerscharfen Analysen zeigen auf, wie die Bürger weltweit von den immer gleichen Akteuren mit den immer gleichen Methoden unterdrückt und ausgebeutet, ja zu Sklaven gemacht werden. Täuschen Sie sich nicht. Was Geese in Neuseeland wie unter dem Brennglas aufzeigt, findet auch in Deutschland statt. Es ist nur nicht so leicht zu erkennen. „Ausverkauf vom Traum Neuseeland“ ist erhältlich im Buchhandel oder bestellen Sie Ihr Exemplar direkt beim Verlag hier. 

Hier können Sie eine Rezension zu diesem Werk ansehen: 
https://www.anderweltonline.com/kultur/kultur-2020/ausverkauf-vom-traum-neuseeland-wie-ein-bluehendes-land-verramscht-wurde/ 

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