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Blick von außen auf eine Gesellschaft, die sich selbst zerlegt

H. J. Geese: „Die Deutschen – Das klügste Volk auf Erden verabschiedet sich von der Geschichte“

Eine Rezension von Hubert von Brunn

Manchmal kommt man der Wahrheit näher, wenn man das zu untersuchende Objekt aus einer gewissen Distanz heraus betrachtet. Nun, H. J. Geese, der Autor des soeben im AnderweltVerlag erschienenen Buches „Die Deutschen – Das klügste Volk auf Erden verabschiedet sich von der Geschichte“, hat als seit Jahren in Neuseeland lebender Deutscher die größtmögliche räumliche Distanz zwischen sich und seiner alten Heimat gebracht. Als aufmerksamer und kritischer Beobachter des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Geschehens ist er emotional jedoch sehr nah dran an diesem Land, das er nicht aufhören kann zu lieben, dessen Untergang als wirkmächtige Kulturnation er jedoch klar vor Augen sieht.

Jeder halbwegs denkende Mensch weiß inzwischen, dass einiges schief läuft in Europa und speziell in Deutschland – und so werden ihm die meisten Detailaspekte, die Geese als Indikatoren für den Untergang unseres Landes benennt, durchaus nicht fremd vorkommen: Kadavergehorsam (gegenüber den USA), demokratische Diktatur (Macht der Parteien), Angst (soziale Divergenzen) Propaganda (Medien), Pathokratie (Regierung), Bankenpest (Kasinokapitalismus), Wissensbulimie (kaputtes Bildungssystem), Weltverbesserer (deutsche Mentalität) – um nur einige Stichworte zu nennen. Das Besondere an Geeses Buch aber ist, dass er seine Kritik an diesen (und weiteren Untergangs-Faktoren) nicht einfach in den Raum stellt und versucht, sich mit Statistiken und Zahlenkolonnen einen pseudowissenschaftlichen Anstrich zu geben (vgl. Sarrazin: „Deutschland schafft sich ab“). Nein, der Leser begegnet einem gebildeten, sehr belesenen, philosophisch denkenden, empathischen Weltbürger, dem es gelingt, all diese Defizite und Makel in einen inneren Zusammenhang zu bringen.

Der Dritte Weltkrieg hat längst begonnen

Sich auf ein Thema zu kaprizieren wie Islam, Einwanderung, Bankster, USA-Hörigkeit, Kriegstreiberei der NATO, soziale Ungerechtigkeit… würde dem Autor nicht einfallen. Dazu weiß er zu viel und er vermag aus eben diesem umfassenden Wissen heraus Zusammenhänge herzustellen, die selbst manchem gut informierten Zeitgenossen in der Form nicht geläufig sind. Das ist die große Leistung dieses Buches! Jeder bekommt sein Fett ab: Die unfähige Regierung, die sich selbst genügenden Parteien, die menschenverachtenden Turbokapitalisten, die nach Weltherrschaft strebende US-Administration, die Vasallenhaltung der deutschen Regierung. Geese spricht von Produktions- und Konsumsklaven, die unser heruntergekommenes Bildungssystem produziert, vom Irrsinn der ewigen Forderung nach noch mehr Wirtschaftswachstum, von der grundgesetzwidrigen Beteiligung der Bundeswehr an Kriegseinsätzen im Ausland, von dem lachhaften Stolz, Jahr um Jahr „Exportweltmeister“ zu sein, ohne dass der fleißige Arbeiter auch nur einen Cent davon hätte, weil all diese Milliarden im Finanznirwana verschwinden.

Es ist der Blick von außen auf eine Gesellschaft, die sich selbst zerlegt – ohne es zu merken. Das regt Geese am meisten auf. Die Deutschen machen „business as usual“, arbeiten wie die Blöden, konsumieren wie die Blöden, lassen sich als Vasallen der USA verheizen – nicht wahrhaben wollend, dass sie längst im Dritten Weltkrieg angekommen sind. Dass dieser Krieg mit anderen Mitteln geführt wird als die beiden Weltkriege davor, macht der Autor ebenso unmissverständlich klar wie die Tatsache, dass von Deutschland danach nichts mehr übrig sein wird. Dabei baut Geese keineswegs nur selbst konstruierte Thesen auf, sondern findet zu jedem Thema namhafte Testimonials, die seine Aussagen untermauern: John F. Kennedy mit seiner programmatischen Rede vor hochrangigen Medienvertretern im April 1961: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, frage, was du für dein Land tun kannst“; Dr. George Friedman, Gründer der US-Denkfabrik Stratford Global Intelligence: „Journalisten erklären, was in der Welt passiert. Wir bei Stratford erklären, was passieren wird“; Dr. Frank Schirrmacher, ehemaliger Herausgeber der FAZ: „Das Geheimwissen der Zukunft sind komplizierte Algorithmen, die Macht im Kopf der Menschen“; Dwight D. Eisenhower, der schon in den 1960er Jahren vor der Macht des „Military Industrial Complex“ gewarnt hat, jener übermächtigen Lobby, die längst die Politik der Vereinigten Staaten bestimmt. Und neben vielen anderen auch H. Ch. Andersen mit seinem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ – als treffliche Allegorie auf das verlogene Politgeschehen in unserem Lande.

Das FDJ-Mädchen kann nicht wissen, was Demokratie bedeutet

Geese macht auch keinen Hehl daraus, was er von Kanzlerin Merkel hält: NICHTS. Mit sehr vielen Zitaten aus ihren eigenen Reden zu unterschiedlichen Zeiten und Anlässen unterlegt, spricht der Autor dem FDJ-Mädchen, das durch ihre Sozialisation in der DDR nie wirklich erfahren konnte, was Demokratie bedeutet, jegliche Kompetenz als Regierungschefin ab und kann nicht erkennen, dass sie eine langfristige Perspektive hat, die Deutschland wieder zurückführen könnte zu dem, was es einmal war: Das Land der Dichter und Denker, der genialen Erfinder und Ingenieure, der kreativen Geister, die mit ihrem Wissen und ihren Erkenntnissen einst die ganze Welt beeinflusst und verändert haben. Er fragt sich, weshalb es angesichts ihrer hanebüchenen Reden, die sie im Laufe ihrer Kanzlerschaft von sich gegeben hat, keinen Aufschrei des Protestes gegeben hat – und findet die Erklärung bei den stromlinienförmigen (wenn nicht gleichgeschalteten) staatstragenden Medien. Auch hier nimmt Geese kein Blatt vor den Mund, und wer ein wenig Bescheid weiß über das Innenleben der deutschen Medienlandschaft, kann ihm nicht widersprechen.

„Die Deutschen – Das klügste Volk auf Erden verabschiedet sich von der Geschichte“ ist ein absolut lesenswertes Buch, das manchem Leser die Augen öffnen wird, andere bestätigt, in dem was sie schon wissen, die von Geese hergestellten Zusammenhänge in der Form aber noch nicht gedacht haben. Hinzu kommt, dass der Autor sich einer wirklich einzigartigen Sprache bedient: Ironische Distanz ist sein Grundstilmittel, mitunter sarkastisch, manchmal flapsig: „Wie kann man so bescheuert sein!!!“ – Da ist nichts akademisch Überhöhtes, nichts Konstruiertes, nichts, das der „normale“ Leser nicht verstünde. Geeses Buch zu lesen, macht einfach Spaß und man kann eine ganze Menge dabei lernen. Wenn man es gelesen und verstanden hat, wird man niedergeschmettert sein und sich irritiert fragen: „Muss man so weit weg sein, um eine so klare Sicht der Dinge zu bekommen?“ – Antwort: „Offensichtlich JA“.

Zu erwerben im Buchhandel oder direkt vom Verlag hier.

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