Energiewende: Strom kommt aus der Steckdose! – Woher sonst?
Von Hubert von Brunn
Erderwärmung, Klimakatastrophe, Energiewende, E-Mobilität, Kohleausstieg… Seit Wochen und Monaten werden wir beballert mit diesen Schlagworten – sowohl beim nunmehr gescheiterten Jamaika-Palaver, als auch bei der kürzlich zu Ende gegangenen UN-Klimakonferenz in Bonn. Als interessierter und gleichsam kritischer Beobachter kann man sich des Eindrucks nicht erwehren: Wir, das kleine Deutschland, wir müssen die Welt retten. Wer, wenn nicht wir? Und dafür werden die abstrusesten Verrenkungen vollbracht. Merkwürdig nur, dass keiner der Akteure, weder in Berlin, noch in Bonn in der Lage ist/war, diese von den Leitmedien eifrig begleitete Schaumschlägerei zu durchbrechen und offenkundige Fakten und Zusammenhänge zu benennen.
Zunächst sollten wir uns ganz nüchtern und ohne jegliche politische Implikation die Erkenntnis in Erinnerung rufen, dass unsere Erde kein toter Klumpen Masse im Weltall ist, sondern ein sich ständig verändernder Planet, sowohl geologisch als auch klimatisch. Erdgeschichtlich gesehen ist es noch gar nicht so lange her, dass die Wüste Sahara ein blühender Garten Eden war und zeitlich noch viel näher liegt die letzte Eiszeit, die weite Teile Europas mit dicken Gletschern überzogen hat. Auch in anderen Teilen des Globus haben dramatische Veränderungen stattgefunden – immer wieder. Eine der vielfältigen Ursachen für diese Phänomene ist die Tatsache, dass auch die Umlaufbahn der Erde um die Sonne keineswegs gleichbleibend ist. Mal sind wir näher dran – dann wird es wärmer, mal sind wir weiter weg – dann wird es kälter. Das sind Zyklen, die kein Mensch verändern kann, niemand, nicht einmal Claudia Roth oder Kathrin Göring-Eckardt.
„Erneuerbare Energie“ – undurchdacht, ineffizient und teuer für den Verbraucher
Kommen wir also zurück auf die Erde, und stellen uns den Herausforderungen des „Holozän“. In diesem unserem Zeitalter gestaltet der Mensch die Erdoberfläche und er trägt unbestritten auch zur Veränderung des Klimas bei. Aber nicht so, wie uns die von ideologischen Scheuklappen verengte, volksverdummende, am Ende völlig hilflose Klimapolitik in Deutschland – lautstark phrasenhaft propagiert von den Grünen – vorgaukelt. Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima wollte sich die Kanzlerin endlich auch einmal ein grünes Mäntelchen umhängen und hat kurzerhand den Ausstieg Deutschlands aus der Atom-Energie beschlossen und verkündet. Weder abgesprochen mit unseren Nachbarn, die weiterhin auf völlig veralteten und heruntergekommenen Atommeilern munter Strom produzieren, geschweige denn durchdacht hinsichtlich der vollmundig verkündeten Klimaziele, mit denen sich Deutschland einmal mehr als Musterknabe – hier mit der Senkung des CO2-Ausstoßes – weltweit hervortun wollte.
„Erneuerbare Energie“ lautete fortan die Parole. Seitdem schießen Windräder aus dem Boden, verschandeln die Landschaft und müssen oft genug abgeschaltet werden, weil zwar der Wind bläst, aber gerade kein Bedarf an diesem Strom vorhanden ist – oder anders herum. Die Überproduktion wird ans benachbarte Ausland verschenkt. Umgekehrt wird von dort, wenn hierzulande Flaute herrscht, der Bedarf aber hoch ist, Strom aus Atom- und Kohlekraftwerken teuer eingekauft. Der Dumme ist der private Verbraucher, der diesen Irrsinn mit ständig steigenden Gebühren für Stromanbieter und Netzbetreiber finanzieren muss. Nicht zu vergessen die EEG-Umlage, die dazu geführt hat, dass wir die europaweit höchsten Strompreise zahlen dürfen.
NEIN zur Atomkraft, NEIN zur Kohle, NEIN zu Stromtrassen! – Und dann?
Energietechnisch und volkswirtschaftlich sinnvoll wäre ein großer Windpark in der Nordsee gewesen, was ja vor einigen Jahren auch mal im Gespräch war. Dort bläst der Wind zuverlässig und mit entsprechend leistungsstarken Anlagen ließe sich im Laufe der Jahre damit schon eine gesicherte Stromversorgung für das ganze Land bewerkstelligen. Die Sache hat nur einen Haken: Der Strom muss über mächtige Hochspannungsleitungen quer durchs Land von Nord nach Süd transportiert werden. Das aber wollten die Bürger – vor allem in Baden Württemberg und Bayern – nicht, also wurde das Projekt Windpark in der Nordsee von der Agenda genommen.
Wenn also das nicht funktioniert und gleichzeitig die Atomkraftwerke der Reihe nach außer Betrieb genommen werden (müssen), bleiben nur noch die Kohlekraftwerke, die eine gesicherte Versorgung mit Elektrizität für gewerblichen und privaten Verbrauch gewährleisten können. Die aber sollen nach dem Willen der Grünen am besten sofort abgeschaltet werden. Schließlich muss Deutschland seine „Klimaziele“ erreichen und nichts weniger als die Welt retten. Der absolute Anteil Deutschlands am CO2-Ausstoß weltweit beträgt 2 Prozent. Relativ betrachtet, also bezogen auf die Einwohnerzahl, ist der Wert höher. Das ändert aber nichts an der Tatsache: Die wirklich brutalen Luftverschmutzer sind China, Indien und die USA. Die kürzlich aus Neu Delhi gezeigten Bilder, als die Menschen nur noch mit Mundschutz auf die Straße gehen und die Hand vor Smog nicht mehr vor ihren Augen sehen konnten, sprechen Bände. In Peking sieht es nicht besser aus.
Höchst problematische Produktion von Batterien für E-Autos
Wenn wir also jetzt, wie es die Grünen verlangen, die Kohlekraftwerke abschalten, dann stellt sich jedem halbwegs vernünftigen Menschen die Frage: „Wo kommt dann der Strom her?“ – Ja, das ist eine sehr berechtigte Frage, die aber von den grünen Weltverbesserern tunlichst umgangen wird. Und unsere Leitmedien machen mit. Niemand stellt diese Frage, nach dem Motto: Strom? Strom kommt aus der Steckdose! Woher sonst? Womit wir beim Thema E-Mobilität sind. Auch für die Elektro-Autos kommt der Strom – woher sonst? – aus der Steckdose. Da wird eine Technik medial hochgejubelt und kein Mensch spricht davon, dass die Versorgung dieser Fahrzeuge mit Energie in keiner Weise gesichert ist. Die extrem mangelhafte Infrastruktur mit Ladestationen ist dabei noch das geringste Problem. Das lässt sich machen. Aber was, wenn aus der Steckdose nichts mehr herauskommt? Dumm gelaufen für den Fahrzeugführer.
Da wird die Forderung erhoben, Verbrennungsmotoren bis 2030 komplett aus dem Verkehr zu ziehen, während die technische Entwicklung der Batterien, ohne die das E-Auto nun mal nicht fährt, noch in den Kinderschuhen steckt. Viel zu geringe Reichweite, viel zu teure Produktion und in der Gesamtschau betrachtet mit einer verheerenden Umweltbilanz. Für die Fertigung dieser Batterien braucht man nämlich so giftige Rohstoffe wie Lithium und Kobalt. Laut einer Studie des Instituts „Agora Energiewende“ wird der weltweite Kobalt-Bedarf zu 54 Prozent (2016) aus Minen in der Demokratischen Republik Kongo gedeckt. Mit armseliger Ausrüstung ausgestattet schuften dort die Arbeiter unter miserablen sozialen und ökologischen Bedingungen. Auch über Kinderarbeit wird berichtet. Säurehaltige Abwässer, die aus den Kobaltminen austreten, vergiften die Umwelt. Milizen und Armeen, die sich im Osten des Kongo seit Jahrzehnten bekriegen, finanzieren sich teilweise durch die Einnahmen aus dem Bergbau.
Die Erderwärmung ist ein globales Problem mit vielen Ursachen
Das alles interessiert unsere einäugigen Ökos offensichtlich überhaupt nicht. Jedenfalls sind mir aus dieser Ecke keine kritischen Anmerkungen zu der äußerst problematischen Batterie-Produktion bekannt. Nach der grünen Ideologie kann die Welt nur durch Elektro-Mobilität gerettet werden, koste es, was es wolle. Laut einer Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) müssten bis 2030 weltweit jährlich rund 50 Millionen Strom-Pkw verkauft werden. Der Kobalt-Bedarf von derzeit gut 100.000 Tonnen würde sich dann mehr als verdoppeln, bis 2050 verfünffachen. Wie sollen das die armseligen Minen im Kongo schaffen?
Die Erderwärmung ist ein globales Problem und wenn man über die vom Menschen verursachten Einflüsse reden will, dann muss man schon mal über den ideologisch beengten Tellerrand hinaus blicken. Dann muss man auch über die gnadenlos betriebene Abholzung des Tropischen Regenwaldes in Amazonien, in Afrika und in Asien sprechen. Einer wissenschaftlichen Studie von Klima- und Umweltforschern zufolge sind in den Jahren zwischen 1990 und 2015 mehr als 120 Millionen Hektar Urwald abgeholzt worden – eine Gebiet etwa so groß wie Südafrika. Das alles aus reiner Profitgier der Holzbarone, Großgrundbesitzer und Viehzüchter bei gleichzeitiger Korruption und mangelndem politischen Willen der jeweiligen Regierungen, konsequent gegen diesen Raubbau vorzugehen. Wo zuvor dichte Wälder ökologisch wichtige Funktionen als Kohlendioxid-Speicher, für den Wasserhaushalt und den Artenschutz erfüllt haben, werden jetzt die abgeholzten Flächen landwirtschaftlich genutzt zum Anbau von Soja oder als Viehweiden. Für das Weltklima extrem schädliche Vorgänge.
Überbevölkerung als Klimakiller
Wenn man die Klima-Problematik konsequent zu Ende denkt, dann kommt man an einem Thema nicht vorbei, das manch einem in diesem Zusammenhang befremdlich vorkommen mag: Das anhaltende Bevölkerungswachstum, vor allem in den armen Regionen der Welt. Wenn dieser Entwicklung nicht entschieden und nachhaltig entgegengearbeitet wird, werden nach aktuellen Schätzungen im Jahr 2100 zwischen 9,6 und 12,3 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Das wird unser Planet nicht verkraften. Angesichts dieser Perspektive führt kein Weg daran vorbei, schnellstens die Entwicklungshilfe- und Umweltpolitik in den Ländern der Dritten Welt unmittelbar und zwingend mit Maßnahmen zur Geburtenkontrolle zu koppeln. Das ist aufwendig und kompliziert, erfordert sehr viel Aufklärungsarbeit und noch mehr Kontrolle. Gleichwohl darf der Aspekt „Überbevölkerung als Klimakiller“ nicht länger ignoriert werden.
Nein, so eindimensional wie unsere grünen Ideologen es sich vorstellen, wird die Rettung der Welt nicht vonstatten gehen. Auch von dieser Warte aus betrachtet, ist es gut, dass das Tretboot auf dem Weg nach Jamaika letztlich abgesoffen ist. Zum Abschluss noch eine Frage: Warum ist bislang noch nicht mal andiskutiert worden, was denn die ideale Temperatur für das Erdklima überhaupt wäre?