Bewährung für Hoeneß wäre das falsche Signal
Von Peter Haisenko
Der brave Steuerzahler kann nur entsetzt sein! Wie der „Spiegel“ meldet, soll der Bayern-Präsident angeblich davon profitieren, dass ein Teil der geschuldeten Steuern verjährt sei. Mit einem schwer nachvollziehbaren Konstrukt soll die Strafe für Hoeneß zweigeteilt werden, um ihm einen Gefängnisaufenthalt zu ersparen. Dafür kann kein Rentner Verständnis haben, dem die Steuerbehörde gerade den Bescheid geschickt hat, dass er wegen einer rückwirkenden Gesetzesänderung Steuern auf Rentenzahlungen nachzahlen muss, die 10 Jahre zurückliegen.
Der Fall Zumwinkel ist noch im Gedächtnis. Bewährung! Was soll das? Es war das Signal, ihr könnt betrügen wie ihr wollt, ins Gefängnis müsst ihr nicht. Alle, die Steuern in Millionenhöhe hinterziehen, hätten das sowieso nicht nötig gehabt. Nach der Bewährungsstrafe leben diese Steuerbetrüger eben höchst komfortabel weiter wie bisher und lachen sich ins Fäustchen. Auch eine Geldstrafe ist bestenfalls ärgerlich.
Bei Uli Hoeneß wird immer angeführt, wie sozial engagiert er sei. Blödsinn! Wer Steuern hinterzieht, handelt grundsätzlich unsozial. Wegen seiner hinterzogenen Steuerschuld müssen alle mehr Steuern bezahlen, denen die Steuer direkt vom Lohn abgezogen wird. Man kann sich nicht über das Gesetz stellen oder einen moralischen Freispruch erhalten, indem man Brosamen an das Volk verteilt.
Die Strafbefreiung bei Selbstanzeige ist schon für sich eine Ohrfeige für alle ehrlichen Steuerzahler. Die Krönung wäre es allerdings, wenn jetzt Uli Hoeneß nicht ins Gefängnis muss. Es ist die Rede von einem „Deal“: Zwei Jahre auf Bewährung plus eine Geldstrafe von 720 Tagessätzen. Wer rechnen kann, kommt hier auf vier Jahre gesamt und das ist ein Skandal. Das wäre in etwa so, wenn ein gut betuchter Mörder einen Teil seiner Gefängnisstrafe in Tagessätzen abbezahlen könnte. Nicht, dass ich Hoeneß mit einem Mörder vergleichen will, aber Straftat bleibt Straftat, und wenn darauf keine empfindliche Strafe folgt, dann kann auch ganz auf den Straftatbestand verzichtet werden.
Sollte Hoeneß mit Bewährung davonkommen, dann wissen jetzt alle anderen Steuersünder, bis zu welcher Höhe sie fröhlich Steuern hinterziehen können, ohne Gefängnis befürchten zu müssen. Gerade im Fall Hoeneß wäre eine Gefängnisstrafe das richtige Signal: Achtung! Wer Steuern hinterzieht, geht ins Gefängnis. Das ist nämlich das Einzige, was Menschen mit soviel Geld fürchten. Bewährung? Geldstrafe? Lächerlich!
Ein Uli Hoeneß im Gefängnis könnte das Denken der Menschen verändern. Ich erachte es als wünschenswert, dass diejenigen, die mit Geld angeben wollen, das nicht mehr mit geliehenen Autos (Leasing, Firmenwagen!) oder Rolex-Uhren tun. Die Sekretärinnen auf der Suche nach dem besseren Leben sollten besser nachfragen, wie viel Steuern der Mann ihrer Begierde zahlt. Die Botschaft der Jäger sollte heißen: Schau mal, wie viel Steuern ich bezahle! Ich habe so viel Geld, dass ich so viel Steuern bezahlen muss! Das ist nachhaltiger als die schnelle Nummer, die nach der Fahrt im geleasten Porsche angesagt ist. Ja, Mädels, wenn ihr wirklich wissen wollt, ob ihr einen Blender vor euch habt oder einen echten Könner, dann fragt die Jungs nach ihrer Steuererklärung. Irgendwann kommt die Stunde der Wahrheit, so oder so.