Das A und O für Integration ist die Kenntnis der deutschen Sprache
Von Peter Haisenko
Jerome Boateng und ich haben etwas gemeinsam: Eine deutsche Mutter und einen Vater aus der Fremde. Deutsch ist unsere Muttersprache. Das unterscheidet uns von in Deutschland geborenen Kindern, deren beide Elternteile nicht Deutsch als Muttersprache haben und es gibt uns den entscheidenden Startvorteil. Wir sprechen akzentfrei Deutsch oder sogar Dialekt. Man darf uns nicht vergleichen mit den „Doppelfremden“.
Obwohl man mich nicht als jemand mit fremdländischem Vater erkennen kann, ich nicht einmal Russisch konnte, bin ich in der Schule als Russe gemobbt worden. Ich denke, der von der Hautfarbe exotische Boateng wird ähnliches erlebt haben. Ich sehe das nicht als „Fremdenfeindlichkeit“, vielmehr dürfte das dem natürlichen Bedürfnis geschuldet sein, geschlossene Gruppen von anderen abzugrenzen, wann immer sich die Möglichkeit bietet.
Kinder aus einem Haushalt, in dem Deutsch nicht die primäre Sprache ist, haben es schwer. Meist werden sie einen deutlichen Akzent nicht los. Gerade bei Türkischstämmigen ist zu beobachten, dass sie oftmals noch in der zweiten oder dritten Generation ihr „Deutsch-Türkisch-Sprech“ nicht nur nicht abgelegt haben, sondern pflegen. Das ist sozusagen der identitäre Gegenentwurf der geschlossenen Gruppen auf der anderen Seite der Sprache/Herkunft. Man gehört zu einer anderen „Gang“ und will das auch zeigen.
Englisch – der bequemste Weg und der falsche
Jeder, der als leuchtendes Beispiel für Integration bemüht wird, spricht zumindest nahezu akzentfreies Deutsch. Gelungene Integration kann nur funktionieren, wenn die deutsche Sprache perfekt beherrscht wird. Das wird jedoch nur selten der Fall sein, wenn der Immigrant oder dessen Kinder in einem Umfeld leben (können), in dem neben Deutsch auch ein Leben ohne die deutsche Sprache möglich ist. Ausländergettos. Man kann nicht mit absoluten Zahlen argumentieren, wenn über Überfremdung diskutiert wird, denn Migranten neigen dazu, sich räumlich zusammenzufinden mit Ihresgleichen. Da wird es schwer, unbequem und unnötig, die deutsche Sprache und die deutsche Kultur zu seiner eigenen zu machen. Dieses Problem hatten Boateng und ich nicht.
Wie sieht es aber aus mit jungen und älteren Migranten, die bereits ihre eigene Sprache haben und dann nach Deutschland kommen? Gerade im letzten Jahr waren viele dabei, die auch noch (ein wenig) Englisch können. Das dürfte wohl das größte Integrationshemmnis sein, denn die meisten der Helfer und Betreuer können auch (ein wenig) Englisch. So wird der bequemste Weg gewählt zur Kommunikation mit den Migranten – die englische Sprache. Das aber ist das Dümmste und Schlimmste, was man tun kann. Wer wirklich will, dass Ankömmlinge integriert werden, der darf mit diesen nur, und nur Deutsch sprechen. Wie sonst sollen Migranten erkennen, dass sie als allererstes Deutsch lernen müssen, wenn sie hier leben wollen? Man nimmt ihnen die stringente Notwendigkeit.
Kleine Sprachführer für Migranten würden schon helfen
Die englische Sprache ist wesentlich leichter zu erlernen als die deutsche. In den Sammelunterkünften verständigen sich Migranten unterschiedlicher Herkunft untereinander meist auf Englisch. So ist zu beobachten, dass sie eher ein schreckliches Englisch oder arabische Dialekte lernen, als die deutsche Sprache. Das kann kein guter Start für gelungene Integration in angemessener Zeit sein. Dazu sollte man einen Blick auf das klassische Einwanderungsland USA werfen. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts lag dort Deutsch und Englisch etwa gleichauf, mit kleineren Gebieten französischer und spanischer Sprachdominanz. Vergessen wir nicht die vielen „Chinatowns“, in denen Chinesisch dominiert. Erst das Verteufeln alles Deutschen und das strafbewehrte Verbot des Gebrauchs der deutschen Sprache in den 1930er Jahren hat der englischen Sprache zu ihrer Vorherrschaft in den USA verholfen. Den Weg des Verbots können und wollen wir aber hier nicht gehen, um Integration zu fördern.
Wer also wirklich Zuwanderern helfen und ihnen das Leben in Deutschland erleichtern will, ganz gleich, wie lange sie hier bleiben wollen/können, der müsste als erste Maßnahme „Sprachführer Deutsch“ an alle Neuankömmlinge verteilen. Diese sollten so ähnlich gestaltet sein wie die kleinen Sprachführer, die sich der besonnene deutsche Tourist besorgen kann, wenn er ein Land in der Fremde besucht. Sie müssten etwa 600 deutsche Wörter enthalten, ebenso wie einfache Sätze, die für das tägliche Leben im Umgang mit Deutschen benötigt werden. Einkaufen, nach dem Weg fragen, öffentliche Verkehrsmittel benutzen ebenso, wie einfache Höflichkeitsformeln. Das ganze könnte auch eine „App“ auf dem Smartphone sein.
Probleme mit den Deutschkursen – auf beiden Seiten
Es ist eine bekannte Tatsache, dass man im einfachen täglichen Umgang bereits mit etwa 300 Wörtern auskommen kann. Wer also in einem fremden Land „ankommen“ will, der Sprache und damit der örtlichen Kultur des Gastlandes Respekt zollen will, dem gäbe man mit einem solchen Sprachführer die Möglichkeit dazu. Er müsste nur etwa fünf Worte täglich erlernen und könnte sich innerhalb zwei Monaten zumindest verständlich machen. Wer kein Analphabet ist, sollte damit keine Schwierigkeiten haben. Was aber geschieht? Wer immer es kann, weicht auf Englisch aus und das ist einfach nicht hilfreich, das tägliche Leben in Deutschland ohne andauernde Hilfe zu meistern.
Ein ganz dunkles Kapitel sind die „Deutschkurse“. Da werden „Lehrer“ gesucht und wenn sich dann ein Qualifizierter meldet, darf er erfahren, dass er für ein „Butterbrot“ oder gar ehrenamtlich lehren soll. Ich berichte hier aus sicherer Quelle. Abgesehen davon habe ich auch bereits aus gesicherter Quelle berichtet, dass Deutschkurse nur sehr verhalten angenommen werden, um es vorsichtig auszudrücken. Mehr dazu hier. Wenn also Sprachführer verteilt würden, dann bestünde wenigstens eine vage Chance, dass sich der eine oder andere die zweifellos vorhandene Langeweile mit dieser nützlichen Lektüre vertreibt.
Weitere Parallelgesellschaften müssen verhindert werden
Wenn ganze Familien aus der Fremde zu uns kommen, auch durch Familiennachzug, dann wird gelungene Integration am schwierigsten sein. In der Familie selbst wird in den allermeisten Fällen die Muttersprache die dominierende bleiben. Wenn dann noch die Frau und Mutter aus religiösen oder kulturellen Gründen kaum die Wohnung verlassen oder frei mit ihrer Umwelt kommunizieren darf, dann erleben wir die seltsamen Zustände, dass kleine Kinder als Dolmetscher für ihre Eltern fungieren, mit den Sprachkenntnissen, die sie im Kindergarten, in der Schule oder am Spielplatz erworben haben. Aber nicht einmal das funktioniert, wenn sie in einem Umfeld leben, das „überfremdet“ ist.
Will man Zuwanderern wirklich die Chance auf Integration geben, dann dürfen keine Gebiete mit „Parallelgesellschaften“ zugelassen werden. Wir wollen schließlich, dass man sich in Deutschland integriert und nicht in Parallelgesellschaften. Dazu erachte ich es durchaus als statthaft, ja sogar zielführend notwendig, Flüchtlingen oder Asylsuchenden einen Aufenthaltsort zuzuweisen, abseits bereits existierender Parallelgesellschaften – also an Orte, wo es elementar ist, wenigstens dem Bäcker sagen zu können, was man will. Wer wirklich vor Krieg oder wegen politischer Verfolgung Schutz bei uns sucht, der wird dankbar sein für ein Leben in Sicherheit, gleichgültig an welchem Ort und in welcher Form diese ihm in Deutschland gewährt wird.
Wir müssen vorurteilsfrei und unpolitisch differenzieren zwischen früheren Zuwanderungen von Deutschsprachigen (nach dem Krieg), der „Wiedervereinigung“, den zahlenmäßig überschaubaren und kulturell verwandten Jugoslawienflüchtlingen, den Russlanddeutschen und eben jetzt der Massenzuwanderung aus Ländern und Kulturen, die der unseren doch sehr fremd sind. Wir dürfen nicht falsche Beispiele für gelungene Integration anführen, die unter gänzlich anderen Umständen steht, nämlich derjenigen, die ein deutschsprachiges Elternteil haben, eben Boateng und ich. Keine der genannten Gruppen kann mit einer anderen verglichen werden.
Deutsche sollen Türkisch und Arabisch lernen – sagen die Grünen
Maßgeblich für das Gelingen von Integration ist das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Zuwanderern und Einheimischen. Sobald es ein Haus gibt, das mehrheitlich von Zuwanderern bewohnt wird, ist Integration in die deutsche Kultur nahezu unmöglich. Wenn es nach Frau Künast ginge, dann sollten sich Deutsche lieber der fremden Kultur anpassen; die Deutschen sollten mehr Türkisch lernen, um Integration zu fördern. Kann ich diese Aussage schon nur noch als pervers bezeichnen, kommt jetzt einer daher, der dieser irrationalen Selbstverleugnung noch eins draufsetzt. Volker Beck – natürlich auch von den Grünen und vor wenigen Monaten wegen einiger Merkwürdigkeiten in seiner Lebensführung häufig in den Schlagzeilen – hat jetzt öffentlich den Vorschlag unterbreitet, die Deutschen sollten Arabisch lernen. Vor allem in Stadtvierteln wie in Berlin-Neukölln, so Beck sinngemäß, die sowieso schon in arabischer Hand sind, wäre es für die deutsche Minderheit doch zuträglich, die Sprache der Zuwanderer zu lernen, denn „dann kriegt man auch mit, was da läuft“. Gegenfrage: Kriegen Frau Künast und Herr Beck denn noch irgendetwas mit, was in unserem Land läuft? – Ganz zu schweigen von Claudia Roth (Grüne), die dem ideologischen Defätismus die Krone aufgesetzt hat mit ihrer Präsenz unter dem Spruch: „Deutschland, du mieses Stück Scheiße“. So stellen sich die Grünen Integration vor. So geht es sicher nicht, kann ich da nur sagen.
Deutschland, die Deutschen, müssen wieder Stolz auf ihre Kultur, ihre kulturellen und technischen Leistungen sein. Wie kann man von jemandem aus einem Kulturkreis, der noch Nationalstolz kennt, erwarten, sich in eine rezessive, selbstverleugnende „Kultur“ zu integrieren? Warum klappt es denn in Bayern am besten mit der Integration? Weil wir in Bayern einen gesunden bayerischen Stolz empfinden, „mir san mir!“ sagen und von jedem, der hierher kommt, ganz gleich ob „Preiß“ oder Araber, verlangen, dass er sich so benimmt, wie wir das für Richtig halten, wie es der jahrhundertealten bayerischen Kultur entspricht. München hat einen höheren Ausländeranteil als Berlin, aber keine Probleme damit. Eben weil wir niemanden an der „bayerischen Leitkultur“ rütteln lassen. So bringt man Zuwanderer dazu, sich gern und aktiv zu integrieren, stolz darauf zu sein, wenn man endlich die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben darf.
Ach ja, es gibt auch einen elementaren Unterschied zwischen Boateng und mir: Mein Vater war ein Flüchtling. Er musste sein Leben retten mit der Flucht aus Stalins Todeslager. Boatengs Vater war als gutsituierter Student aus Ghana in Deutschland.
Kann/darf man als Deutscher stolz darauf sein, Deutscher zu sein? Mit der „Erbschuld“, die uns im Geschichtsunterricht eingebläut worden ist? Ja, man kann, man sollte, denn so, wie uns die Alliierten unsere Geschichtsschreibung vorgeschrieben haben, war es nicht. Wer mein Werk „England, die Deutschen, die Juden und das 20. Jahrhundert“ gelesen hat wird sehen, wie die „Deutsche Erbschuld“ seit dem Ersten Weltkrieg mit brutaler Geschichtsfälschung absichtlich hergestellt worden ist.
Dazu empfehle ich auch das neuerschienene Werk von Wolfgang Effenberger und Jim Macgregor „Sie wollten den Krieg“. Hier räumt ein internationales Autorenteam mit der Lüge von der deutschen „Alleinschuld“ am Ersten Weltkrieg auf. Hier wird auch mit britischen Dokumenten nachgewiesen, dass es allein England war, das den Krieg wollte und brauchte.
Wer mehr über das jahrzehntelange Versagen der deutschen Einwanderungspolitik erfahren will, ja ihrer völligen Absenz, dem empfehle ich das Werk von Hans Jörg Schrötter: „Auf nach Germania“. Alle Bücher im Buchhandel oder direkt vom Verlag. (Titel anklicken)