NATO-Osterweiterung: Die Lügen sind aufgedeckt
Von Peter Haisenko
„Niemand hat die Absicht eine Mauer.....“ Halt! Falscher Film! Niemand hat Gorbatschow versprochen, die NATO nicht nach Osten zu erweitern. Mit Inbrunst und ohne rot zu werden, haben alle westlichen Großsprecher geleugnet, dass dieses Versprechen vor der Wiedervereinigung der deutschen Teilstaaten gegeben wurde. In Talkrunden, Interviews und wann immer es niemand hören wollte. Ende 2017 sind nun Dokumente öffentlich geworden, amerikanische, britische und russische, die die Lüge entlarven.
Es ist eine einfache Tatsache, dass sowohl die Sowjetunion, als auch das postsowjetische Russland alle Verträge eingehalten haben und einhalten, sowohl schriftlich fixierte als auch mündliche. Letztere haben es einfach gemacht zu behaupten, Gorbatschow sei einfach blauäugig gewesen, weil er so nebenbei dahingesagten Äußerungen von NATO-Größen Glauben geschenkt hat, die NATO werde niemals ihren Machtbereich nach Osten erweitern. Wer anderes gesagt hatte, wurde Verschwörungstheoretiker geschimpft und es wurde behauptet, es gäbe keine Dokumente, die anderes belegen könnten. Zum Jahresausklang 2017 hat die private US-amerikanische Vereinigung „National Security Archive“ Dokumente veröffentlicht, die alle diese westlichen Politiker als Lügner entlarven, und es ist davon auszugehen, dass sie größtenteils wider besseres Wissen gelogen haben.
Das Verhältnis zum betrogenen Russland müsste revidiert werden
1990 war absehbar, dass die Sowjetunion oder jeder mögliche Rechtsnachfolger kaum in der Lage sein würde, irgendwelche Zusagen einzufordern oder gar durchzusetzen, die vom Westen gemacht worden sind. Zu desolat war der Zustand östlich des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ und das russische Militär war kaum noch existent. Der Fall des Rubels war bodenlos und in Russland grassierte die Armut. Mit der freiwilligen (!) Auflösung des Warschauer Pakts waren alle seine ehemaligen Staaten praktisch wehrlos. Jelzin mit seinen 28 westlichen „Beratern“ hat sich in alles widerstandslos gefügt, inklusive des Ausverkaufs der russischen Nationalökonomie.
In alter Tradition hat das US-Imperium mit der NATO alles an sich gerissen, was sich nicht wehren kann und was lukrative Geschäfte verspricht. Außer Weißrussland, das keine lohnenden Bodenschätze hat, und der Ukraine stand in kurzer Zeit ganz Europa unter dem Kommando der NATO. Sie hatte sich bis an die Grenzen des „aggressiven“ Russland vorgeschoben. Permanent wurde behauptet, dass es kein Versprechen gegenüber Russland gegeben hat, diese Erweiterung zu unterlassen. Seit Putin Russlands Präsident ist, wird jeder, der es besser wusste, „Putinversteher“ geschimpft. Die jetzt offengelegten Dokumente müssten eigentlich dazu führen, dass Abbitte geleistet und das Verhältnis zum betrogenen Russland schnellstens revidiert wird. Nichts davon wird geschehen, denn die Systemmedien schweigen die Sensation tot. Immerhin war sie dem „Spiegel“ 52/2017 eine kleine Notiz auf Seite 23 wert.
Gorbatschows Gutgläubigkeit wurde hintergangen
Die jetzt aufgedeckten Dokumente sind tatsächlich sensationell. Sie zeigen detailliert auf, wer wann versprochen hat, die NATO nicht nach Osten zu erweitern und wer von Anfang an dagegen war und Hintertüren eingebaut hat, was die Vorsätzlichkeit des Betrugs an Gorbatschow beweist. So ist belegt, dass George Bushs Verteidigungsminister Dick Cheney bereits im Oktober 1990 dafür plädierte, die „Tür zu einer NATO-Erweiterung angelehnt zu lassen“, also keine verbindlichen Zusagen zu machen. Auch im Hintergrund wurde kräftig agitiert als Gorbatschow eine Garantie forderte, dass die Tschechoslowakei der NATO nicht beitreten werde. Cheneys Staatssekretär Wolfowitz hat die Tschechen darin bestärkt, Gorbatschows Ansinnen abzulehnen. Diese Aktionen liefen unter strenger Geheimhaltung gegenüber Russland, was schon wieder den Vorsatz des Betrugs an Russland belegt.
Im Gegensatz dazu stehen die Fakten, dass der damalige NATO-Generalsekretär Manfred Wörner einer Delegation aus Moskau versicherte, der NATO-Rat und er selbst seien gegen eine Ausdehnung (Richtung Osten). Großbritanniens Premierminister John Major ging sogar noch einen Schritt weiter. Als der sowjetische Verteidigungsminister Dmitri Jasow ihm seine Sorgen vortrug, dass Polen oder gar Ungarn der NATO beitreten könnten, antwortete Major unmissverständlich: „Nichts dergleichen wird passieren!“ So kam es, dass Gorbatschow im Glauben an die Rechtschaffenheit westlicher Staatsführer und Politiker darauf verzichtete, einen schriftlich fixierten Vertrag zu fordern, der festschreibt, dass die NATO nicht nach Osten erweitert wird.
In gewisser Weise ist der Betrug schon lange zugegeben worden durch das Argument, dass man zu einem Beitrittsbegehren nicht Nein sagen könnte. Selbstverständlich kann man das, denn es bleibt immer die Entscheidung einer Vereinigung selbst, ob sie neue Mitglieder aufnehmen will. Aber impliziert diese Verteidigungslinie nicht bereits das Wissen, dass es Zusagen an Gorbatschow gab, für deren Bruch man nun Dritte verantwortlich machen will?
Der Betrug der angelsächsischen Machthaber hat System
Natürlich kann Gorbatschow Gutgläubigkeit vorgehalten werden, denn es war keineswegs das erste Mal, dass angelsächsische Politiker vorsätzlichen Betrug begangen haben. Ich erinnere hierzu nur an die Konferenz von Jalta 1944, als Churchill Stalin Polen in seinen Machtbereich versprochen hatte, während zeitgleich der polnischen Exilregierung in London das Gegenteil versprochen wurde. Das Ziel dieses flagranten Betrugs an Polen war, die polnische Bevölkerung davon abzuhalten, auf Seiten Deutschlands gegen eine Eroberung Polens durch die Sowjetunion zu kämpfen, denn eines war allen Beteiligten klar: Polen wollte nicht kommunistisch werden. Dieser Betrug hat entscheidend dazu beigetragen, dass das Deutsche Reich besiegt werden konnte und Stalin ganz Osteuropa unter seine Herrschaft nahm. Mehr dazu in meinem Werk: „England, die Deutschen, die Juden und das 20. Jahrhundert“.
Die westlichen Machthaber lügen und betrügen, wann immer es ihren Interessen dient. Weil sie die Medien beherrschen, gelingt es ihnen immer wieder, die Öffentlichkeit auch über ihre Lügen zu täuschen. Werfen wir hierzu einen kurzen Blick auf Syrien. Jahrelang wurde abgestritten, dass die USA und Großbritannien die Terroristen in Syrien mit Waffen und Ausbildung unterstützen, ja, dass der Krieg gegen die Regierung Assad ohne deren Hilfe gar nicht hätte entstehen können, mit den Hunderttausenden von Toten. Wer darauf hinwies, wurde als antiamerikanischer Verschwörungstheoretiker verunglimpft.
Seit zwei Jahren aber, seit Russland auf Bitten der rechtmäßigen Regierung in Damaskus die Terroristen bekämpft und schließlich besiegt hat, wird seitens Washingtons ganz offen zugegeben, dass die USA und die „Koalition der Willigen“ Waffen und Ausbildung an alle möglichen Islamisten in Syrien liefern. Nicht nur das. Frech geben die USA bekannt, dass sie weiterhin 2.000 Mann auf syrischem Boden stationiert behalten wollen. Es ist einfach nur noch beschämend, dass die Systemmedien kommentarlos über diesen flagranten Verstoß gegen Völkerrecht und alle Konventionen hinweggehen. Darüber, dass alle fremden Kräfte, die Bomben auf syrisches Gebiet werfen und Truppen dort einsetzen, eigentlich dafür geächtet oder besser bestraft, sanktioniert gehörten. Alle, außer dem aggressiven Russland, das einzig rechtmäßig, nämlich auf Bitten der Regierung in Damaskus, in diesen Konflikt eingegriffen und Syriens Städte vom islamistischen Terror befreit und wieder bewohnbar gemacht hat. Das im Gegensatz zu den USA, nach deren „Befreiungsaktionen“ Städte wie Rakka oder Mossul nur noch unbewohnbare Ruinen sind, unter deren Schutt die Leichen vor sich hin rotten. Siehe Dresden, Würzburg, Friedrichshafen...
Wer ist hier aggressiv und wer friedlich?
Mit der Veröffentlichung der Dokumente, die beweisen, dass Gorbatschow vom Westen betrogen wurde, ist eine weitere „Verschwörungstheorie“ zur Wahrheit geworden. Es ist schon erstaunlich, mit welcher diplomatischen Langmut Putin auch auf die Erweiterung der NATO an Russlands Grenzen reagiert hat, als 1999 Polen, Tschechien und Ungarn, 2004 Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, Slowakei und Slowenien, 2009. Albanien und Kroatien, und 2017 Montenegro der NATO beigetreten sind. Eben entgegen der Versprechen von 1990.
Dass der Putsch in Kiew mit fünf Milliarden Dollar aus Washington herbeigeführt worden ist, um Russland noch weiter zu provozieren, wird nicht einmal abgeleugnet. Dass es seit 100 Jahren das erklärte Ziel der USA ist, Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen Russland und Deutschland zu verhindern, mit allen Mitteln, liegt seit einigen Jahren ebenfalls offen. In welchem Universum muss man leben, welcher geistigen Umnachtung muss man verfallen sein, immer noch vom „aggressiven Russland“ zu sprechen, oder noch besser, von einem „friedlichen Amerika“, das die Welt befreit und ihr ganz uneigennützig Demokratie verordnet? Legitimiert mit Millionen Lügen und ausgeführt mit Millionen Tonnen Bomben.
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