Syrer schlägt mit Gürtel auf Israeli ein – Judenhass oder inszenierte Provokation?
Von Hubert von Brunn
Die Gürtelattacke eines syrischen Flüchtlings (19) auf einen Israeli (21) am vergangenen Dienstag im Berliner Szenebezirk Prenzlauer Berg erhitzt die Gemüter. Anlass war die Kippa, die Adam A. auf dem Kopf trug, wodurch sich der Moslem Knaan S. provoziert fühlte und am hellen Tage auf offener Straße mit seinem Gürtel auf den vermeintlichen Juden einschlug. Der Angegriffene wehrte sich nicht, sondern dokumentierte den Vorfall per Video auf seinem Smartphone. – Ein Dokument für den um sich greifenden Antisemitismus in Deutschland, speziell in Berlin. Wirklich?
Der 45-Sekunden-Take wurde im Internet zehntausendfach geteilt, sorgte für internationale Empörung und produzierte hierzulande, vor allem aber auch in Israel heftige Schlagzeilen in den Medien. Zwei Tage nach dem Angriff stellt sich der Angreifer im Beisein einer Anwältin den Behörden. Ein schlauer Schachzug, denn sein Gesicht war auf dem Video ja klar erkennbar und er konnte sicher sein, dass die Polizei ihn schnell fassen würde. Sich freiwillig zu stellen, wirkt sich im Falle einer Verurteilung immer strafmildernd aus. Oder hat ihn sein Tun gereut, nachdem er erfahren hat, dass Adam A. gar kein Jude ist, sondern ein arabischer Israeli? Der gegen den Syrer erlassene Haftbefahl lautet auf gefährliche Körperverletzung und Beleidigung, weil er „Yahudi“ (arabisch für Jude) gerufen haben soll.
Angenommen, es kommt zu einer Verhandlung, in der unzweifelhaft nachgewiesen wird – sei es durch ein Geständnis, sei es durch die Zeugenaussage seines Begleiters – dass Knaan S. tatsächlich aus Hass auf Juden auf den Mann mit der Kippa eingeschlagen hat, dann hat er jedes Recht auf Asyl verwirkt und müsste sofort nach Syrien abgeschoben werden. Als Schutzsuchender in unser Land zu kommen und sich dann so aufzuführen, ist nicht akzeptabel. – Natürlich ist mir aber auch bewusst, dass das juristisch nicht so einfach geht, dass der Knabe nach Jugendstrafrecht eine milde Strafe zu erwarten hat und die Sache letztlich im Sande verläuft. Das ist ein Szenario.
Bei genauem Hinsehen stellen sich ein paar Fragen
Aber es gibt auch noch ein anderes. Hier will ich mich keinesfalls auf Verschwörungstheorien einlassen, die bereits im Netz kursieren, doch ich will ein paar Fragen stellen, die sich mir bei der objektiven Betrachtung dieses Vorfalls aufdrängen: Warum hat der Angreifer mit seinem Gürtel dem verhassten Juden, der dieser in dem Moment für ihn ja war, nicht als erstes das Handy aus der Hand geschlagen, sondern zugelassen, dass seine Attacke 45 Sekunden lang gefilmt wird? Warum hat sich der körperlich klar überlegene Adam A., noch dazu in Begleitung eines Freundes, nicht gewehrt? Wie kommt es, dass der im Anschluss vielfach fotografierte Israeli keinerlei Verletzung davongetragen hat, weder im Gesicht noch an den Händen und Armen?
Wenn man mit einem Gürtel – die Schnalle voran – auf einen Menschen eindrischt, dann hinterlässt das sichtbare Spuren. Ziemlich hässliche Spuren sogar, doch das Gesicht des gut aussehenden Studenten der Tiermedizin aus Israel ist makellos. Warum will ein arabischer Israeli herausfinden, ob es gefährlich ist, sich in Berlin durch das Tragen einer Kippa als Jude zu zeigen? Und ist es purer Zufall, dass sich diese Attacke ausgerechnet am 70. Jahrestag der Gründung des Staates Israel ereignet, ausgerechnet in Berlin? Adam A. hätte sein „Experiment“ ja auch in Hannover durchführen können, wo er seit drei Jahren gelebt hat. Dort gibt es mit Sicherheit auch jede Menge muslimische Flüchtlinge, die die Juden hassen. Aber ein vergleichbarer Angriff an irgendeinem Tag in Hannover hätte niemals eine solche mediale Aufmerksamkeit erfahren.
In biblischen Zeiten haben die Kaufleute und Händler in Bargeld zum Schutz vor Taschendieben und Räuber in ihrem Gürtel verwahrt. So hat Jesus bei der Aussendung der 12 Jünger für die Mission gesagt: „Nicht erwerben sollt ihr euch Gold und nicht Silber und nicht Kupfergeld hinein in euren Gürtel.“ (Mt,10,9). Als er die Geldwechsler aus dem Tempel warf, soll er auch seinen Leibriemen eingesetzt haben. Dem Gürtel kommt in der jüdischen Tradition also durchaus eine symbolische Bedeutung zu. Als Waffe in Händen von gewaltbereiten muslimischen Jugendlichen ist dieses Accessoire bisher allerdings noch nicht in Erscheinung getreten. In diesen Kreisen sitzt eher das Messer locker.
Was hat der mutmaßliche Täter zu sagen?
Wie also ist diese Geschichte, die durchaus nicht frei von Widersprüchen ist, zu bewerten? Nun, erst einmal gar nicht, denn es gibt zu viele ungeklärte Fragen (s.o.). Spannend zu erfahren wird sein, was der mutmaßliche Täter Knaan S., der in Gewahrsam sitzt, bei seiner Vernehmung zum Besten geben wird. Die Polizei geht derzeit davon aus, „dass sie (Adam und sein Kumpel d. Red.) die Wahrheit berichtet haben, und es gibt keinerlei Erkenntnisse, dass die Sache irgendwie konstruiert ist.“ – Allein diese öffentliche Verlautbarung macht mich stutzig. Was veranlasst die Polizei – gewissermaßen in vorauseilendem Gehorsam – dazu, ein solches Statement abzugeben, ehe der Tatverdächtige von einem Richter vernommen wurde? – Noch einmal: Ich habe keinerlei Neigung, mich auf irgendwelche verblödeten Verschwörungstheorien einzulassen. Aber ich stelle Fragen. Das darf ja wohl erlaubt sein.
Und dann stelle ich auch die Frage, weshalb jetzt wieder ein 94-jähriger Deutscher vor Gericht gezerrt wird, weil er mit 19 Jahren (so alt wie der vermeintliche Gürtelschläger) zum Wachdienst in ein Konzentrationslager abkommandiert wurde. Wird ihm bei der Verhandlung auch Jungendstrafrecht zugesprochen? Wohl kaum. – Nein, ich denke, es geht um etwas ganz anderes. Dieses starke Deutschland in der Mitte Europas darf nicht zur Ruhe kommen. Man muss die „Hunnen“ (Lieblingswort der englischen Boulevardpresse) im Zaum halten. Wirtschaftlich sind sie eine Übermacht, politische kann man sie nicht ausschließen – aber moralisch sind sie immer zu packen mit Nazivergangenheit, Konzentrationslagern, Judenvernichtung etc.. Ich persönlich habe dank der „Gnade der späten Geburt“ mit alledem nichts zu tun und ich wehre mich, für Verbrechen meiner Vorväter verantwortlich gemacht zu werden. Ich bin Deutscher und ich bin stolz darauf, diese komplizierte Sprache, die ja nicht zuletzt auch Ausdruck einer Denkfähigkeit ist, zu beherrschen. Deshalb hinterfrage ich die vordergründigen Annahmen eines Tatbestands und man muss mich überzeugen, ehe ich ja oder nein sage – so auch in diesem Fall. Warten wir’s ab!