Wasser predigen und Wein trinken – Die Verlogenheit unserer Politiker kennt keine Grenzen
Von Hubert von Brunn
Was für ein endloses Gedöns um Klimawandel, CO2-Reduktion, Fahrverbote für Diesel auf ein paar hundert Metern in einigen Innenstädten… Man mag es wirklich nicht mehr hören. Erst recht gegen den Strich geht mir in dem Zusammenhang, wenn unsere ach so ökobewussten Politiker in ihren Sonntagsreden so tun, als läge die Rettung der Welt hauptsächlich in deutscher Hand, dem Bürger die absurdesten Einschränkungen zumuten, sich in ihrem persönlichen Verhalten aber einen Dreck um Umwelt kümmern. Wasser predigen und Wein trinken – das ist die Verlogenheit unserer Politiker, quer durch alle Parteien.
Skandal 1: Jeder fliegt für sich allein
Da haben drei Bundesminister – Ursula von der Leyen (CDU), Olaf Scholz (SPD) und Gerd Müller (CSU) – ziemlich zeitgleich Termine in New York und Washington. Mit ein bisschen gutem Willen und entsprechender Abstimmung der Programmpunkte wäre es sicherlich möglich gewesen, dass die drei Minister und deren Delegationen die Reise über den großen Teich gemeinsam in einem Flugzeug antreten. (In dem Truppentransporter A 310 „Kurt-Schumacher“, dessen sich Frau von der Leyen bediente, gibt es immerhin Platz für mehr als 200 Passagiere.) Das wäre ein verantwortungsvoller Umgang gewesen – sowohl was den Einsatz von Steuergeldern anlangt als auch im Hinblick auf die Umweltbelastung (CO2-Aussstoß).
Aber der Olaf wollte nicht im selben Flieger mit der Uschi sitzen und hat für seinen Trip einen A 321 geordert. Immerhin war er doch so freundlich, den Gerd mitzunehmen, so dass „nur“ zwei Maschinen zum Einsatz kamen. Dass der Finanzminister, der mit Macht um seine „schwarze Null“ kämpft, und die Verteidigungsministerin, die immer mehr Geld von ihm haben will, nicht eben ziemlich beste Freunde sind, ist hinlänglich bekannt. Aber irgendwelche Idiosynkrasien und persönliche Befindlichkeiten haben nichts zu suchen, wo die Bürger zu recht vorbildliches Verhalten erwarten von jenen, die sie mit Vorschriften traktieren und ihre Steuergelder verbraten.
Skandal 2: 41.000 Flugkilometer, um das Klima zu retten
Den Vogel abgeschossen in Sachen Verlogenheit hat aber wieder einmal unsere Berufsgutmenschin und nebenamtliche Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth. In ihrem aufopfernden Bemühen, die Umwelt zu retten, hat sich die Spitzenpolitikerin der Grünen, wie jetzt bekannt wurde, im Februar entschlossen, den strapaziösen Weg in die Südsee zu unternehmen, um dort mit eigenen Augen zu sehen, dass einige Atolle im Südpazifik extrem flach sind und bei einem Anstieg des Meeresspiegels überflutet werden können. Die Menschen vor Ort wissen das schon lange und haben längst damit begonnen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Auf den Fidschi-Inseln beispielsweise wurden bereits besonders tief gelegene Fischerdörfer umgesiedelt.
Aber da der umtriebigen Claudia kein Weg zu weit ist, um der Welt zu zeigen, was eine deutsche Frau vermag, wenn es darum geht, der Klimaveränderung Paroli zu bieten, hat sie insgesamt 41.000 Kilometer im Flugzeug zurückgelegt: Von Berlin nach Bangladesch, dann über das australische Brisbane, die Salomonen und Nauru nach Kiribati. Nach vier Tagen Aufenthalt schließlich weiter auf die Fidschis. Die Heimreise führte dann über Sydney zurück nach Berlin. – Kein schlechter Trip, will ich meinen. Es gibt wahrlich unangenehmere Destinationen für Politiker, die ernsthaft darum bemüht sind, zur Rettung der Welt beizutragen.
Verheerende Ökobilanz einer völlig unsinnigen Reise
Kosten für den Steuerzahler: Rund 9.400 € – bei sparsamster Buchung. Die gab es aber nicht, denn die Langstrecken-Flüge wurden selbstverständlich in der Business Class zurückgelegt. Ach so, und die Claudia war ja auch nicht allein. Mit von der Partie waren ihr Parteifreund Friethjof Schmidt und der CDU-Abgeordnete Dr. Matthias Zimmer. Er hatte seine Einladung wohl dem Umstand zu verdanken, dass er sich mit Menschenrechten beschäftigt und u. a. ein Buch über Nachhaltigkeit geschrieben hat. Der (wieder einmal) leichtfertige Einsatz von Steuermitteln für eine Reise, deren Sinn und Zweck kein vernunftbegabter Mensch kapiert, ist die eine Sache. Die andere ist die verheerende Öko-Bilanz dieses Trips. Wohlwollend gerechnet ist von einem CO2-Anteil pro Person von etwa 17 Tonnen auszugehen. Zum Vergleich: Ein Mittelklasse-Wagen stößt bei 12.000 gefahrenen Kilometern pro Jahr nur zwei Tonnen aus. Das nenne ich doch mal eine geniale Öko-Bilanz, zumal für eine unerschrockene Weltverbesserin wie Claudia Roth.
An der Stelle wollen wir nicht vergessen, dass der Grünen-Politiker Dieter Janecek vor kurzem die Forderung erhoben hat, dass Normalbürger ab dem vierten Langstrecken-Flug im Jahr einen Strafzuschlag zahlen sollen. Ja, ja, Vorschriften, Verbote, Bestrafungen für den Otto Normalverbraucher – da sind die Grünen ganz stark. Bei Politgrößen wie der Claudia sieht das natürlich ganz anders aus. Dem nüchternen Betrachter erschließt sich zwar nicht, inwiefern die Anwesenheit der Dame und ihrer beiden Begleiter dazu beigetragen haben soll, dass der Meeresspiegel im Südpazifik nicht weiter steigt, und es ist auch nicht überliefert, welcher praktischer Nutzen den Inselbewohnern durch die Anwesenheit des ökobewegten Trios zuteil wurde – Aber das ist völlig sekundär.
Viel wichtiger ist, dass Frau Roth auf ihrer Website betont, der Südseetrip habe sich gelohnt und schreibt: „Eines macht die Reise besonders deutlich: Die Dringlichkeit, unverzüglich global umzusteuern (…) Der Handlungsbedarf ist dringend.“ – Was für eine tiefschürfende Erkenntnis. Wenn die Claudia da nicht ihren dicken Zeh in das türkisblaue, badewannenwarme Wasser gehalten hätte – niemand auf der Welt wäre auch nur annähernd zu einer solchen Erkenntnis gelangt. Einen Hauch von Selbstkritik zu ihrem eigenen Flugverhalten sucht man bei diesem Eintrag auf ihrer Website vergeblich. Dabei ist eines unbestritten: Die Weltretterin Claudia hätte dem Klima mehr geholfen, wenn sie auf diese völlig unsinnige Reise verzichtet hätte.