Corona – Kann eine Domina systemrelevant sein?
Von Peter Haisenko
Mit dem weltweit erzwungenen Stillstand läuft ein Test, welche Lebensbereiche gravierend verändert werden können oder müssen. Was ist „systemrelevant“ und worauf kann die Menschheit verzichten? Je länger der Stillstand dauert, desto deutlicher schälen sich die Antworten heraus. Wie sieht es da mit dem „ältesten Gewerbe der Welt“ aus?
Banken werden per se als systemrelevant bezeichnet. Daran wird keine Kritik geübt. Auch ich stimme hier fast überein mit dem Unterschied, dass der allgemeine Geldumlauf auch ganz anders organisiert werden könnte. Es ist kein Naturgesetz, dass Banken Zinsen zu ihren Gunsten einziehen und darüber bestimmen, welches junge Unternehmen überhaupt Geld für einen Start zur Verfügung bekommt. Ministerpräsident Söder hat mit dem verordneten Stillstand verkündet, die Banken müssten geöffnet bleiben. In München zumindest haben sich einige Banken nicht daran gehalten. Die HVB-Unicredit hat mehr als die Hälfte ihrer Filialen für den Servicebereich geschlossen. Nur die Automaten sind zugänglich und das führt dazu, dass sich lange Schlangen vor den verbliebenen Filialen mit Vollservice bilden. Ja wenn man systemrelevant ist, darf man sich auch das erlauben.
Wer darf wieder arbeiten und wer nicht? – Es ist die reine Willkür!
Mit der Verkündung der schrittweisen Lockerung der Kontaktsperre-Maßnahmen wird zwar sichtbar, in welchen Bereichen die Regierung größeren Unmut bis Proteste erwartet, aber ob diese wirklich systemrelevant sind, ist damit nicht beantwortet. Die Fragen werden eher mehr. Warum wird ein Baumarkt geöffnet, ein Möbelhaus aber nicht? Warum soll ein Laden mit 800 qm „sicher“ sein, einer mit 1.000 aber nicht? Autohäuser dürfen öffnen, unabhängig von ihrer Größe. Mein kleiner Laden für Zeitungen und Getränke ist geschlossen, obwohl da sowieso kaum mehr als ein Kunde reinpasst. Der größere einige hundert Meter weiter darf seine Waren verkaufen. Ist eine Konditorei so wichtig, dass sie genauso geöffnet sein darf, wie der zweifellos unverzichtbare Brotladen? Fahrradläden dürfen öffnen ohne Einschränkungen. Die Aufzählung ist unvollständig.
Der größte Witz aber dürfte sein, dass Friseure demnächst wieder arbeiten dürfen, aber natürlich nur unter strengen Auflagen. Wie soll man sich das vorstellen? Infektionsschutz? Wird der Friseur eine Maske nach FFP-2-Standard tragen müssen? Alles andere wäre pure Show. Und der Kunde? Kann sich irgendjemand vorstellen, wie Haare geschnitten werden sollen, mit einer Maske vor dem Gesicht und den Haltegummi über die Haare? Fußpflege wird erlaubt. OK, kein Problem, den Meterfünfzig von Gesicht zu Gesicht kann man da einhalten. Nagelstudios werden nicht erwähnt, obwohl gerade in diesem Bereich nach sechs Wochen allenthalben eine hohe Dringlichkeit besteht. Aber vielleicht sind es zu wenige, die regelmäßig ihre Nägel richten lassen und bald müssen. Aber gerade in Nagelstudios konnte ich schon lange beobachten, dass die Mädels – meist aus Fernost – sowieso Gesichtsmasken tragen. Auch für die Kundin wäre das problemlos.
Gänzlich unverständlich muss bleiben, warum man sich in Bussen und Bahnen unbehindert bewegen darf. Auch nach vier Wochen Stillstand wird nur vorsichtig andiskutiert, eine Tragepflicht für Gesichtsmasken zu verordnen. Abgesehen davon, dass ich den Experten wie dem Präsident des Weltärztebunds Montgomery zustimme, der die Gesichtsmasken zur reinen Show erklärt, wäre dieser Verbreitungsherd meine erste Wahl gewesen für eine Maskenpflicht. Betrachtet man dazu aber das Verhalten des Bankkaufmanns Spahn, der Gesundheitsminister spielen darf, muss man annehmen, dass die Häuptlinge genau wissen, welchen Unfug sie treiben.
Es geht um den Kommerz und um das Protestpotential
Die Bilder gingen sogar durch die ÖRR-Medien, wie Spahn jegliche seiner eigenen Regeln missachtet. Besonders beeindruckend seine Demonstration, dass er wahrscheinlich noch nie eine solche Maske gesehen oder gar angelegt hat. Viel zu spät, nämlich nachdem er schon alle Abstandsregeln missachtet hatte, legt er die Maske zweimal falsch herum an, um sich dann mit zehn Personen in einen Aufzug zu quetschen. Darf so etwas einem Gesundheitsminister passieren? Wie glaubwürdig kann da die Verordnung aller Beschränkungen sein, wenn sie nicht einmal vom Minister selbst eingehalten werden?
Offensichtlich ist es so, dass unsere Retter vor dem kollektiven Virentod nur dort Maßnahmen lockern, wo sie größere Aufstände befürchten. Mancher hat schon die furchtbare Stimmungslage einer Frau erlebt, die nicht rechtzeitig den Termin bei ihrem Lieblingsfriseur bekommen hat. Das hat Potential. Und Nagelstudios? Zu wenig Potential. Wie brennend aber dieses Problem ist, wird erkennbar, dass sich mit dem anvisierten Öffnungstermin bereits Scharen um einen Termin bemühen, um nach der Wiedereröffnung sofort an der Reihe zu sein. Beim Friseur und im Nagelstudio, wo bei letzterem die Hoffnung umgeht, dass auch diese wieder öffnen dürfen.
Bei dem allgemeinen Defizit an Beschäftigung müssen die Baumärkte geöffnet werden, damit man sich wenigstens mit Heimwerken beschäftigen kann und still hält. Betrachtet man den Zustand vieler Fahrräder nach dem Winter, ist größter Unmut zu erwarten, wenn dem nicht Abhilfe geschaffen werden kann. Besonders von der grünen Seite. Autohäuser? Irgendwie müssen die überständig produzierten Pkw ja verkauft werden können. Nein, die Gesundheitsvorsorge ist nicht das Maß der Dinge, es ist der Kommerz und das Protestpotential. Läden nur bis 800 qm? Seht her, wir tun nur etwas für die Kleinen, soll wohl die Botschaft heißen. Gaststätten und Bars? Da könnten die Leute ja miteinander ins Gespräch kommen und feststellen, wie sehr man übereinstimmt in der Meinung, dass die Regeln völlig überzogen sind und in keiner Weise stimmig. Also müssen die geschlossen bleiben.
Viele Prostituierte befinden sich in einer höchst prekären Lage
Doch nun zum horizontalen Gewerbe. Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat es den Zustand gegeben, dass es das nicht gab. Natürlich ist es so, dass sich niemand exponieren wird, indem er hierzu einen persönlichen Mangel anmeldet. Folglich muss diesem Thema auch keine Aufmerksamkeit gewidmet werden. Dennoch gab es ein paar Berichte über die katastrophale Lage der Damen, die ihrer Einkommensquelle verlustig gegangen sind. Vor allem die Liebesdienerinnen aus den osteuropäischen Ländern sind in einer prekären Lage. Sie können kein Geld verdienen und die geschlossenen Grenzen verhindern eine Heimreise, die sie manches Mal auch aus anderen Gründen gar nicht antreten können oder wollen. Den Bordellbetreibern selbst fehlen die Mieteinnahmen und das wird auch zu Steuerausfällen führen.
Überhaupt Steuereinnahmen. Wie will die Regierung alle ihre tollen Hilfsprogramme finanzieren, wo doch mit Sicherheit Steuerausfälle in Milliardenhöhe für dieses Jahr zu erwarten sind? OK, wir drucken Geld. Alte und heilige Regeln für Geld und Inflation? Corona hat sie ad absurdum geführt.
Beim horizontalen Gewerbe muss man unterscheiden, zwischen einfachen Prostituierten, Escort-Damen und Dominas. Die Bordelle sind geschlossen. Aus Berlin höre ich, dass die ganz armen Straßenschwalben immer noch Kundschaft auf die Schnelle bedienen und die Polizei sieht meist darüber hinweg. Manche Escort-Dame besucht nach wie vor Kunden. Eine Domina hingegen ist angewiesen auf das Umfeld eines entsprechenden „Studios“. Was tut eine Domina überhaupt und wer sind ihre Kunden? Eine „klassische“ Domina bietet eher einen Service für „Spezialtherapie“ an, als ihren Körper zu verkaufen. Wird das mit Erfahrung und Feingefühl ausgeführt, ist das für die Kunden oftmals ergiebiger als der Besuch beim Psychiater. Verkehr oder Austausch von Körperflüssigkeiten? Ist nicht im Angebot.
Auch für diesen Gewerbezweig gilt: Keine Einnahmen – keine Steuern
Wer sind die Kunden? Da wird es spannend. Die Kundschaft von Dominas rekrutiert sich hauptsächlich aus eher hochrangigen Männern. Manager, Industrielle, hohe Beamte und Größen aus dem Showbusiness. Mir ist zugetragen worden, dass da bereits großer Mangel angemeldet wird, direkt an die „Lieblingsdomina“, der natürlich nicht befriedigt werden kann. Ob da mancher heimlich seinen Einfluss geltend machen wird, auch diesen Gewerbezweig wieder zu reaktivieren? Mir jedenfalls wäre es lieber, die Manager und Entscheider wären frei von Frust wegen Mangels an sexueller „Therapie“ und könnten entspannt ihren Aufgaben nachkommen.
Auch die Dominas leiden Mangel an Beschäftigung und Einnahmen. Die meisten von diesen haben auch nicht genug auf der hohen Kante, um die Durststrecke abfedern zu können. So darf festgestellt werden, dass das gesamte horizontale Gewerbe systemrelevant ist, eben auch auf höherer Ebene und wegen der Steuereinnahmen. Die Internet-Porno-Industrie kann das nicht ersetzen. Aber das Protestpotential ist geringfügig und so wird sich niemand in absehbarer Zeit diesem Problem widmen.
Abschließend ein Knaller vom Bundesministerium für Gesundheit, also von Herrn Spahn direkt: Im Februar 2020 kam von dort eine Handlungsanweisung für Prostituierte. Man möge Verkehr in der „Missionarsstellung“ unterlassen, stattdessen die Position „à tergo“ praktizieren, damit man sich nicht von Angesicht zu Angesicht die Höllenviren direkt in den Rachen bläst. Das ganze mit einem netten Piktogramm, damit auch diejenigen verstehen, was gemeint ist, die der deutschen Sprache nicht wirklich mächtig sind. Was jeder von einer derart wunderbaren „Infektionsschutzmaßnahme“ und deren praktischer Anwendungsmöglichkeit halten mag, bleibt dem Individuum überlassen.
Wer mehr über Dominas und die Praktiken rundherum erfahren will, dem sei das Werk „Der Tod spricht Polnisch“ empfohlen. Hier wird in literarisch anspruchsvoller Weise „aus dem Nähkästchen geplaudert“. Sie können eine Rezension hier einsehen oder das Buch direkt hier bestellen.