Der Hegemon USA bestimmt und wir müssen kuschen. Es reicht!
Von Hubert von Brunn
Die Art und Weise wie die Amerikaner ihren hegemonialen Anspruch als Besatzungsmacht gegenüber Deutschland heraushängen lassen, wird immer unerträglicher. Abzug von 12.000 GIs als Bestrafung, weil Deutschland zu wenig in die NATO einbezahlt hat. Massive wirtschaftliche Drohungen gegen den Ostseehafen Sassnitz-Mukran, weil dort die Röhren für das Nordstream-2- Projekt gelagert sind. Handelssanktionen, weil die Chinesen am Ausbau des G5-Netzes beteiligt sind. Wer solche Freunde hat braucht keine Feinde mehr.
Aber was sag ich da: „Freunde“? – Ich erinnere mich noch sehr genau, als der ehemalige US-Botschafter John Kornblum vor zwei oder drei Jahren zu Gast in einer Talkshow war und unverblümt festgestellt hat: „Freunde? – Wir sind keine Freunde, bestenfalls Partner.“ Das war eine klare Ansage. Da fragt man sich nur, weshalb Kornblum seinen festen Wohnsitz nach wie vor in Berlin hat. Nach ihm gab es einige Botschafter, die wirklich um ein ausgleichendes, freundschaftliches Verhältnis zu den Deutschen bemüht waren – bis Trump Richard Genell nach Berlin schickte. Der gebärdete sich, als sei er der Gouverneur des 51. Bundesstaates der USA, mischte sich in die deutsche Innenpolitik ein und drohte ständig mit Sanktionen bei ungebührlichem Verhalten. „Sanktionen“ scheint ohnehin der meistgebrauchte Begriff der amerikanischen Außenpolitik zu sein. Der alte Militär-Haudegen Douglas Macgregor, der uns demnächst als US-Botschafter beglücken wird, ist, nachdem was wir bis jetzt von ihm gehört haben, alles andere als ein Freund der Deutschen und hat sich bereits als „würdiger“ Nachfolger Grenells positioniert. Danke Donald.
Beispielsweise hat Macgregor die europäische und insbesondere die deutsche Einwanderungspolitik mehrfach heftig kritisiert. Die Bundesregierung bezeichnete Macgregor als „äußerst bizzar“, da sie mehr Geld für „unerwünschte muslimische Eindringlinge“ ausgebe als für die eigenen Streitkräfte. In einem Radiointerview 2016 sagte er, Einwanderer würden nach Deutschland kommen „um davon zu profitieren, um zu konsumieren und sich in den Ländern anderer Menschen niederzulassen, mit dem Ziel, Europa schließlich in einen islamischen Staat zu verwandeln“. – Das ist im Kern sogar richtig, was er da sagt. Unerwähnt lässt der alte Militärschädel natürlich die Tatsache, dass wir in Europa das Migrationsproblem der verblödeten Hauruck-Politik der Amerikaner im Nahen Osten verdanken. Indem sie stabilisierende Kräfte wie Saddam Hussein und Gaddafi gekillt haben, haben sie doch erst dafür gesorgt, dass sich der IS bilden konnte und der Weg aus Schwarzafrika nach Europa über Libyen frei geworden ist. Solcherlei Zusammenhänge finden in der Scheuklappenperspektive der Amis nicht statt.
Verlegung der US-Truppen in Länder, die noch weniger zahlen als wir
Den Abzug von rd. 12.000 amerikanischen Soldaten aus Deutschland hat Donald Trump in mehreren Pressekonferenzen unmissverständlich als Strafaktion gegen Deutschland begründet: „Angela, du hast nicht gezahlt und deine Außenhandelsbilanz schadet unserer Wirtschaft“, sagte er, „deshalb müssen wir unsere Leute aus Deutschland abziehen.“ Objektiv betrachtet, sind beide Argumente richtig, aber der Ton macht die Musik. Das gilt auch und insbesondere für Trump. Etwa die Hälfte der abgezogenen Truppen soll zurück nach Amerika, 1.000 nach Polen und der Rest wird auf Belgien und Italien verteilt. Bemerkenswert, wenn man weiß, das beide Staaten den geforderten 2 % ihres BIP für NATO-Ausgaben ebenfalls hinterher hinken – noch mehr als Deutschland. Und Polen? Die einstmals mit Gorbatschow getroffene Vereinbarung, dass es keine Erweiterung der NATO in Osteuropa geben werde, hat die NATO längst mehrfach gebrochen. In der 1997 vereinbarten „NATO-Russland-Grundakte“ heißt es, dass das NATO-Bündnis „in dem gegenwärtigen und vorhersehbaren Sicherheitsumfeld seine kollektive Verteidigung und andere Aufgaben eher dadurch wahrnimmt, dass es die erforderliche Interoperabilität, Integration und Fähigkeit zur Verstärkung gewährleistet, als dass es zusätzlich substantielle Kampftruppen dauerhaft stationiert.“ Jetzt sollen also neben den bereits vorhandenen 4.500 weitere 1.000 US-Soldaten und entsprechendes Kriegsmaterial in Polen stationiert werden, um den russischen Aggressor abzuhalten. Abgesehen davon, dass das militärstrategisch betrachtet eine Lachnummer ist, wird es aber die Russen zu Gegenmaßnahmen provozieren.
Nordstream 2 wird kommen – ob es den Amis passt oder nicht
Kommen wir zu Nordstream 2. Diese Pipeline soll Deutschland zusätzlich mit russischem Gas versorgen. Das passt den Amis nicht, denn sie wollen, dass Deutschland stattdessen das wesentlich teurere Fracking-Gas aus den USA bezieht. „Deutschland macht sich damit abhängig von den Russen“, wettert Donald Trump. Na klar, abhängig zu sein von den USA ist ja auch sehr viel besser für uns. Weil er selbst ja nun schon reichlich gegen Deutschland gegiftet hat, hat Trump nun drei Senatoren der Republikaner vorgeschoben, die dem Hafen Sassnitz-Mukran mit „erheblichen wirtschaftlichen Sanktionen“ gedroht haben, wenn die hier gelagerten Röhren für das Projekt eingesetzt werden. Ja wo sind wir denn? Was bilden sich diese arroganten Amerikaner eigentlich ein? Ja, wir leben immer noch unter dem Besatzerstatus, aber wirtschaftlich haben wir euch längst in der Tasche. Das ärgert Trump natürlich. Deshalb hat er das Außenhandelsdefizit der USA gegenüber Deutschland mit in die Waagschale geworfen. Das Schweizer Konsortium, das den größten Teil von Nordstream 2 realisiert hat, haben die Amis mit heftigen Drohungen schon vertrieben. Einen Mann wie Putin kann das nicht beeindrucken. Er hat ein für diese Aufgabe taugliches Schiff aus sibirischen Gewässern in die Ostsee beordert und lässt es für die Verlegung der letzten 150 Kilometer Pipeline umrüsten. Sobald das Schiff bereit ist, werden die Arbeiten fortgesetzt. Wollen die Amerikaner dann mit Fregatten in der Ostsee aufkreuzen und drohen, das Arbeitsschiff zu versenken? Wohl kaum.
Aber uns, dem kleinen Beuteland, das noch unter Besatzungsrecht steht, kann man drohen. Auch die Zusammenarbeit mit den Chinesen bei der Installation des 5G-Projekts finden die Amerikaner nicht in Ordnung, nach dem Motto: Wenn einer abhört und persönliche Daten verwendet, dann sind wir das, nicht die Chinesen. Es wird höchste Zeit, dass wir endlich eine Regierung bekommen, die den Mut hat, selbstbewusst aufzutreten und auch dem Hegemon seine Grenzen aufzeigt. Dazu brauchen wir einen Mann als Kanzler, der sich nicht davor scheut, auch einem wie Trump gegenüber klar zu machen, dass der Krieg längst vorbei ist, und wir nicht länger gewillt sind, uns wie willfährige Untertanen behandeln zu lassen.
Lesen Sioe dazu auch: https://www.anderweltonline.com/politik/politik-2013/sind-die-usa-noch-unsere-freunde-falsche-frage/