Corona in Deutschland: Die organisierte Konzeptlosigkeit
Von Hubert von Brunn
Kann denn irgendjemand ernsthaft glauben, dass wir der Corona-Falle noch in diesem Jahr oder im nächsten entkommen werden? Wohl niemand, dessen Gehirnzellen nicht schon durch mangelnde Sauerstoffzufuhr nachhaltigen Schaden genommen haben. Das Zahlenkarussell des staatlich verordneten Inzidenz-Bingos wird weiter gedreht bis uns schwindelig wird: 70 – 65 – 50 – 35 – 20 – 10 – 0? – Völlig unerheblich. Im Pot sind sowieso nur Zahlen ohne Wert: Nieten!
Wochenlang wurde uns als die zu erreichende Ziellinie die 50 gepredigt. Wenn wir da angekommen sind, sind Lockerungen im Lockdown möglich, hieß es. Aber dann kommt plötzlich die Kanzlerin um die Ecke mit der 35. Eine ebenso willkürlich gesetzte und in keiner Weise wissenschaftlich begründete Hausnummer wie zuvor die 50. Im Moment sind wir bei 65 – also weit entfernt von der 35. Aber das ist total egal. Denn wenn einzelne Landkreise diese „magische“ Zahl erreicht haben, wird es heißen: Nein, nein, das ist immer noch zu viel. München zum Beispiel war schon unter 35. Erst bei einem Inzidenzwert von 20, besser 10 können wir über eine schrittweise Rückgabe der Grundrechte nachdenken. Über die von den radikalen Lebensverweigerern geforderte 0 wird derzeit offiziell noch nicht gesprochen. Doch sie steht im Raum, obwohl jeder, der sie fordert, weiß, dass dieser Wert völlig utopisch ist und für immer eine Fiktion bleiben wird. Das Covid-19-Virus ist in der Welt und es wird der Menschheit erhalten bleiben, ebenso wie das Grippe-Virus, das ja auch zur Familie der Corona-Viren gehört. An Letzteres hat man sich gewöhnt: Hunderttausende werden hierzulande jedes Jahr damit infiziert, viele lassen sich impfen und Zehntausende sterben daran – ohne dass die Öffentlichkeit auch nur im Geringsten Kenntnis davon nimmt.
Die Akzeptanz bröckelt und der Druck im Kessel steigt
Was Covid-19 anlangt, haben jetzt seit einigen Wochen angeblich extrem infektiöse und gefährliche Mutanten aus England, Brasilien und Südafrika die Oberhand gewonnen – das geeignete Material für fortgesetzte und erhöhte Panikmache. Viren haben nun mal die unangenehme Eigenschaft zu mutieren (auch das Grippe-Virus) und während das Immunsystem einer überwältigenden Mehrheit der Menschen lernt, sich erfolgreich dagegen zu wehren, bleibt das Virus in manchem Organismus siegreich. Das gilt in vollem Umfang auch für Covid-19: Der nächste Mutant lauert schon im Gebüsch und es nur eine Frage der Zeit, bis dieser irgendwo lokal zugeordnet, als noch gefährlicher deklariert wird und als weitere Begründung herhalten muss, weshalb wir nur noch existieren, aber nicht mehr leben dürfen. Dann werden einmal verkündete Fristen, ab wann es wieder besser wird, einfach wieder einkassiert und wir bleiben weiter in der Corona-Falle sitzen.
Jetzt, zum 1. März, ist ja tatsächlich etwas Bewegung in die Knast-Ordnung gekommen, indem die Friseure ihre Arbeit wieder aufnehmen dürfen. Die einzige Verordnung, die – man glaubt es kaum – für alle Angehörigen dieses Berufsstandes in der gesamten Republik gilt. Davon können andere Branchen nur träumen, denn insgesamt bietet Deutschland einen zerfledderten Flickenteppich von Ge- und Verboten, deren Sinnhaftigkeit kein Mensch bei Verstand nachvollziehen kann. Kitas und Schulen: hier geschlossen, da teils-teils, dort in Betrieb; Baumärkte, Blumencenter, Nagelstudios: hier geschlossen, dort geöffnet; Einzelhandelsgeschäfte, Gastronomie, kulturelle Einrichtungen: sowieso weiterhin dicht. Welches Konzept sich hinter den föderalen Alleingängen verbirgt, bleibt völlig im Dunkeln. Sicher ist nur eines: Dieses Krisenmanagement – wenn man es denn so nennen mag – ist dilettantisch bis zum Abwinken und das, was es bewirkt, ist in höchstem Maße ungerecht. Wie lange wird das Volk wohl noch bereit sein, sich dieser Willkür zu unterwerfen? Schwer zu sagen, aber die Akzeptanz bröckelt und der Druck im Kessel steigt.
„Testen, testen, testen“ heißt der neue Zauberfetisch: Wer’s glaubt?
Das hat sich nun selbst bis in die Kreise der aufopfernd arbeitenden Befehlsgeber in Berlin und den Landeshauptstädten herumgesprochen. Ja selbst der Betonkopf Lauterbach muss davon Wind bekommen haben, denn auch er klatscht nun auch dem neuen Zauberfetisch Beifall, den Spahn, Merkel, Söder & Co. jetzt aus der Tasche gezogen haben: Schnelltests und Selbsttests. Nachdem die hoch angepriesene Impfkampagne bis jetzt so kläglich gescheitert ist, sollen es nun die Tests richten. Tests, deren Zuverlässigkeit – so viel weiß man – noch deutlich unter der der PCR-Tests liegt, Tests, deren Anschaffung, Finanzierung, Verteilung, Handhabung und Auswertung völlig ungeklärt ist. Auch hier dasselbe Chaos wie bei den Impfungen: Spahn kündigt vollmundig an, Merkel pfeift ihn umgehend zurück, diffuse Meldungen wabern durch die Medien, keiner weiß Bescheid. Anstatt den Menschen wenigstens an der Stelle einmal verlässliche Informationen zu geben, wird das Durcheinander nur noch verstärkt und die allgemeine Verunsicherung in der Bevölkerung nimmt zu.
In dem Maße wie Verunsicherung und Frustration in der Bevölkerung zunehmen, nimmt das Vertrauen in die Sinnhaftigkeit der von den Corona-Managern verordneten Verbote und Gängeleien ab. Es ist nicht möglich, all die an Idiotie nicht zu überbietenden Maßnahmen hier aufzulisten, ein paar herausragende Beispiele mögen genügen. In Düsseldorf wurde die Rheinpromenade zur „Verweilverbotszone“ erklärt. Heißt: Flaneure dürfen nicht stehen bleiben, geschweige denn, auf einer der vielen Parkbänke Platz nehmen. Gleichzeitig darf sich in dem Friseursalon einige Meter weiter hinten eine ältere Dame sehr wohl die Dauerwelle legen lassen. An der Außenalster in Hamburg gilt seit einigen Tagen die absolute Maskenpflicht. Heißt: Auch Radfahrer und Jogger dürfen ihrer gesunden Freizeitbeschäftigung nur noch mit Atemnot nachgehen.
Im Englischen Garten in München gehen Ordnungshüter mit Zollstock durch die Reihen, um nachzumessen, dass der Abstand zwischen den Menschen auch wirklich mindestens 1,50 Meter beträgt. Auf der Golfanlage Groß Kienitz südlich von Berlin können insgesamt 30 Bahnen gespielt werden. Insbesondere der 19-Loch-Meisterschaftsplatz ist extrem weitläufig. Ich selbst habe den Platz oft gespielt und immer über die langen Wege geflucht, die man zurücklegen musste, um zum nächsten Abschlag zu gelangen. Da haben die Brandenburger Behörden verfügt, dass sich auf der insgesamt 130 Hektar (!) großen Anlange gleichzeitig nur zwei (!) Spieler aufhalten dürfen. Daraufhin wurde der Betrieb bis auf weiteres gänzlich eingestellt.
Die Menschen haben genug von Irrsinn und Willkür
Angesichts solchen Irrsinns und den schreienden Ungerechtigkeiten, die mit den im Rasenmäher-Prinzip verordneten Zwangsmaßnahmen einhergehen, müssen sich die selbstgefälligen Conoratoren nicht wundern, wenn die Menschen zunehmend die Geduld verlieren und nicht mehr bereit sind, sinnentleerte Willkürmaßnahmen stillschweigend über sich ergehen zu lassen. Morgen werden sich die MPs und die Kanzlerin mit Anhang wieder zusammensetzen und stundenlang über die weitere Vorgehensweise zur Bewältigung der Corona-Krise palavern. Zu später Stunde werden sie dann mit müden Augen vor die Presse treten und – wie gewohnt – sensationelle Ergebnisse verkünden. Wir werden uns dann – wie gewohnt – unsere ebenso müden Augen reiben und fragen: Das soll jetzt der Durchbruch sein? So wollt ihr den Corona-Wahnsinn beenden und dafür sorgen, dass wieder Leben in unsere Städte kommt? – Wie viele Gewerbetreibende, Gastronomen, Künstler, Selbständige werden sich dann wieder die Haare raufen, weil sie erkennen müssen, dass der Selbstmord auf Raten für sie kein Ende nimmt.
Man wird sorgfältig überlegt haben, welche kleinen Hundeknochen man hinwerfen kann, damit die hungrige Meute wenigsten für eine kurze Zeit das Maul hält – bis zur nächsten Palaver-Runde im Kanzleramt. Ein schlüssiges, überzeugendes und für die Mehrheit der Bevölkerung akzeptables Konzept jedenfalls werden sie auch morgen Abend nicht vorlegen. Wetten dass…?