Von der Diktatur der Gutmenschen und Weltverbesserer
Von Hubert von Brunn
Mit welcher Chuzpe, nein Rücksichtslosigkeit die selbsternannten Weltverbesserer zu Werke gehen, wurde jetzt wieder einmal überdeutlich mit der hirnrissigen Flugeinlage eines Greenpeace-Aktivisten im Münchener Fußballstadion. Die Aktionsfelder der hauptberuflichen Gutmenschen indes sind vielfältig. Dabei steht die Verunstaltung der deutschen Sprache ganz oben auf ihrer Agenda, wie der jetzt ins Spiel gebrachte „Woke“-Wahnsinn einmal mehr belegt.
Betrachten wir uns zunächst einmal den Amok-Flieger von München etwas näher. Kai von S. (38), Spross eines bekannten Adelsgeschlechts, praktizierender Chirurg (wie auch sein Vater) und bereits mehrfach auffällig geworden durch waghalsige Aktionen unter dem Label von Greenpeace. Eine davon ereignete sich im März 2013, als er mit seinem Motorschirm das Atomkraftwerk Bugey an der Rhone überflogen und mit Rauchbomben beworfen hatte. Dafür wurde er in Frankreich zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten verurteilt. Bei seinem letzten Coup vor München am 10. März 2021 landete er mit seinem Gleitschirm auf dem Dach der EZB in Frankfurt/Main und entrollte ein Protestplakat. Bei seinem Kamikaze-Anflug auf die Münchener Allianz-Arena kurz vor Anpfiff des EM-Spiels Frankreich-Deutschland ist er mit einem am Stadiondach gespannten Stahlseil kollidiert, geriet ins Trudeln, hat Teile seines Fluggeräts verloren und bei seinem Absturz zwei Menschen verletzt.
Der Kamikaze-Flug hätte ein böses Ende nehmen können
Nur zwei, muss man sagen, denn letztlich ist er auf dem Spielfeld gelandet, an einer Stelle, an der sich gerade niemand befand. Ob er diese Landung selbst bewerkstelligen konnte oder ob es reines Glück war, ist derzeit nicht zu sagen. Sicher ist, es hätte viel, viel schlimmer kommen können, mit viel mehr Verletzten, womöglich auch Toten. Was bringt einen Menschen dazu, ein derart gefährliches Manöver durchzuführen, mit dem er die Gesundheit und das Leben Unschuldiger in Gefahr bringt? Noch dazu einer, der als Mediziner den Hippokratischen Eid abgelegt hat, der ihn dazu verpflichtet, Menschen zu helfen und Leben zu retten?
Die Antwort ist ebenso schlicht wie erschütternd: Geltungssucht, Überheblichkeit und Rücksichtslosigkeit. Er, das gepamperte Söhnchen aus gutem Hause, das es von Kind auf gewohnt war, alles zu bekommen und sich nach Herzenslust austoben durfte, dieses Mitglied der bürgerlichen Elite entdeckt dann eines Tages den Abenteuer-Spielplatz Greenpeace. Hier darf sich der Kai nun wieder austoben – und das auch noch mit dem hohen moralischen Anspruch, doch einer guten Sache zu dienen und mit seinen Aktionen zur Rettung der Welt beizutragen. Um diesem hehren Anspruch gerecht zu werden, sind alle Mittel recht – offenbar auch unter Inkaufnahme von Kollateralschäden.
Dabei hätte der Bruchpilot auch selbst draufgehen können. Der Luftraum über dem Stadion war gesperrt und wohlpositionierte Scharfschützen hatten den Finger schon ab Abzug, um einen möglichen terroristischen Angriff final zu beenden. Allein die Aufschrift „Greenpeace“ auf dem Schirm des fliegenden Chirurgen hat die Beamten daran gehindert, den Finger durchzuziehen. Was wäre das Geschrei groß geworden, wenn einer der Scharfschützen diese Aufschrift nicht hätte lesen können und wegen Terrorgefahr befehlsgemäß einen Präzisionsschuss abgegeben hätte? „Polizeistaat…, Behinderung der Meinungsfreiheit…, ein harmloser Umweltaktivist wird brutal erschossen…!“ Ich sehe die Schlagzeilen regelrecht vor mir. Ach ja, wogegen wollte der Kamikaze-Pilot eigentlich protestieren? Gegen VW, weil der Autobauer die EM finanziell mit unterstützt. Besonders pikant an der Stelle: Kai von S. fährt selbst einen alten VW-Polo. Das zeigt überdeutlich die Verlogenheit und die Selbstgefälligkeit solcher Aktivisten, die meinen, mit ihrem vermeintlich moralisch überlegenen Impetus über den Dingen zu stehen.
Die Umweltaktivisten wollen die Welt retten – ohne Rücksicht auf Verluste
Offizielle Sprecher von Greenpeace spielen diesen gemeingefährlichen Tiefflug natürlich runter und werden nicht müde zu behaupten, man sei immer nur „gewaltfrei“ unterwegs. Es gibt jede Menge Beispiele, die belegen, dass dem nicht so ist, sondern durch mache ihrer Aktionen durchaus Menschen in Gefahr gebracht wurden. Das aber ficht die wackeren Umweltaktivisten nicht an. Sie verstehen sich als die von Gott (welcher auch immer) auserkorenen Gesandten der Natur, deren Aufgabe es ist, die Welt zu retten, koste es, was es wolle. Diese Chuzpe ist unerträglich und es ist höchste Zeit, dem einen Riegel vorzuschieben. In einigen politischen Kreisen werden bereits Stimmen laut, Greenpeace die Gemeinnützigkeit abzuerkennen. Das würde die Organisation arg treffen, denn wenn die Zuwendungen nicht mehr von der Steuer absetzbar sind, wird so mancher großzügige Spender sein freies Geld lieber woanders unterbringen.
Auf den Bruchpiloten kommen einige Probleme zu: Seine Fluglizenz, die man braucht, um einen solchen Motorschirm zu fliegen, ist er mit Sicherheit los. Klar ist auch, dass die zuständigen Behörden gegen ihn ermitteln wegen gefährlicher Körperverletzung und Gefährdung des Luftverkehrs. Das könnte durchaus ein paar Jahre Knast bedeuten. Außerdem muss der Kai damit rechnen, dass die Ärztekammer sein Verhalten überprüft. Das könnte dazu führen, dass er seine Approbation verliert. Dann wird aus dem fliegenden Chirurgen ein abgewrackter Fußgänger im Innenhof eines Gefängnisses. Er hätte es verdient und ich persönlich hoffe sehr, er bekommt richtig was auf seine arrogante Schnauze.
„Woke“: Der jüngste Schwachsinn der selbsternannten Sprachpolizisten
Kommen wir zu einem anderen Thema des diktatorischen Gutmenschentums: Die Verhunzung der deutschen Sprache. Die jüngste Aktion der selbsternannten Sprachpolizei in diese Richtung heißt „WOKE“, das englische Wort für wach oder erwacht. An der Spitze dieser Bewegung in Deutschland steht der Geschlechterforscher Lann Hornscheidt (56), der zum Schutz vor Diskriminierung fordert, statt der/die/das nur noch „ens“ zu sagen. Also ens Mann und ens Frau gehen in ens Haus. Das ist nur eine der absurden Forderungen dieser durchgeknallten Bewegung, die für sich in Anspruch nimmt, alle Missstände auf der Welt zu kennen und die richtigen Lösungen gegen Rassismus und Diskriminierung zu haben. Als studierter Germanist, langjähriger Journalist und erfolgreicher Buchautor kann ich dazu nur sagen: Was für ein Schwachsinn?! Außenminister Heiko Maas, dessen intellektuellen Qualitäten ich schon mehr als einmal infrage stellen musste, sieht das ganz anders. Er verkündete, sein Ministerium solle „an der Spitze der Bewegung“ stehen und forderte seine Mitarbeiter auf, „woke“ zu sein.
Wenn irgendwelche linksintellektuelle Schwachmaten mit ihren verblödeten Ideen selbst im Außenministerium auf Zustimmung stoßen, dann darf man sich nicht wundern, dass sich der normale Bürger, dem von Kind auf der ordentliche Umgang mit der deutschen Sprache eingetrichtert wurde und der das als erwachsener Mensch verinnerlicht hat, vehement dagegen wehrt, diesen Schwachsinn mitzumachen. Aber hat dieser normal gebildete Mensch eine Chance, sich dagegen zu wehren? Kaum, denn in den Leitmedien wird dieser Unfug ja nicht nur nicht kritisiert, sondern zum Teil noch unterstützt. Man erinnere sich nur an die Diskussion um die Umbenennung der U-Bahnhöfe „Mohrenstraße“ und „Onkel Toms Hütte“ in Berlin. In einigen Berliner Zeitungen wurde dieses Ansinnen heftig kritisiert, im ÖRR war es eher eine unkommentierte Randnotiz. Dafür wird dort in den Nachrichten und Reportage-Sendungen gegendert auf Teufel komm raus, sehr zum Unmut der Mehrheit der Gebührenzahler.
Eine verblödete Minderheit diktiert der Mehrheit, was sie zu sagen hat
Gar nicht erwähnt wurde im ÖRR beispielsweise die absurde Forderung der „Grünen Jugend“ in Schleswig-Holstein, den kleinen Ort „Negernbötel“ umzubenennen, weil der seit 600 Jahren existierende Ortsname „Rassismusverdacht“ erwecke („negern steht im Plattdeutschen für „näher“). Wie verblödet müssen junge Menschen sein – oder welchem intellektuell vorgegebenen Diktat unterwerfen sie sich – wenn sie eine derart geschichtsvergessene Haltung einnehmen? Alles „Woke“ oder was? Die Zigeunersoße und das gleichnamige Schnitzel, der Mohrenkopf und der Negerkuss stehen ja längst auf dem Index der Sprachpolizei.
Kinder sollen sich an Fasching nicht mehr als Indianer oder Scheichs verkleiden, aus Angst vor „schmerzhaften Stereotypen bei Betroffenen“, wie besorgte Erziehungsexperten befürchten. Wer, wie die Spitzenkandidatin der Berliner Grünen, Bettina Jarasch, öffentlich bekennt, sich als Kind gewünscht zu haben, Indianerhäuptling zu sein, erlebt einen mächtigen Shitstorm und muss Abbitte bei den weltverbessernden Parteigängern leisten. Wer als Weißer Dreadlocks trägt, macht sich der verdammenswerten „kulturellen Aneignung“ schuldig und in manchen Städten dürfen nur noch „Zufußgehende“ über den Zebrastreifen laufen. Statt Muttermilch soll man jetzt Menschenmilch sagen, damit sich Transsexuelle nicht diskriminiert fühlen, die Mutter wird zur „gebärenden Person“ degradiert und das politisch korrekte Wort für Sinti und Roma lautet „Rotationseuropäer“.
Die Liste der Beispiele für gender-orientierte Sprachverstümmelungen ist schier endlos und es würde zu weit führen, sie alle hier aufzuführen. Es reicht auch so. Die entscheidende Frage, die sich hier stellt, ist: Wer sind diese Menschen, die sich anheischig machen, alleine zu wissen, was gut und richtig ist und mit ihren abstrusen Ideen ein Volk von 83 Millionen zu manipulieren? Wie viel Überheblichkeit muss in dieses Köpfen stecken?
Die Antwort liegt nahe: Es geht ihnen zu gut. Sie sind satt und aus dieser Saturiertheit erwächst Arroganz – letztlich ein ganz normaler Prozess der menschlichen Psyche. In früheren Zeiten endete diese Arroganz – beispielsweise in Frankreich – auf der Guillotine. Die wurde bei uns abgeschafft, und das ist gut so. Das einzige Mittel, das wir haben, um gegen die Diktatur der Gutmenschen und Weltverbesserer vorzugehen, sind die Medien. Aber die wirklich meinungsbildenden Leitmedien spielen nicht mit. Sie sind – zumindest latent – auf Seiten der angeblich progressiven, gesellschaftsverändernden Kräfte. Dabei sollten sie einen Bildungsauftrag erfüllen. Dafür kassieren sie Milliarden von Zwangsgebühren. Wann tritt endlich mal jemand auf die Bühne, der diesen Augias-Stall ausmistet?
An der Stelle möchte ich unsere Leser gern noch einmal auf meinen 1999 erschienen Roman Staat der Frauen aufmerksam machen. Im Untertitel nenne ich das Buch „Eine utopische Satire“. Tatsächlich sind einige Motive wie die „Feministische Sprachreform“ satirisch überspitzt und konnten aus der damaligen Sicht nur als Utopie verstanden werden. Das hat sich geändert. Die Realität unserer Tage hat meine Utopie weitestgehend eingeholt, wenn nicht überholt. Insofern unternimmt der Leser von heute eine spannende Zeitreise und erlebt, wie aus einer prophetischen Satire bittere Wahrheit wird. Bestellen Sie Ihr Exemplar hier.