"Pride Week" - Ich bin nicht stolz darauf, „normal“ zu sein
Von Peter Haisenko
Es ist jedermanns eigene Sache, auf etwas stolz zu sein. Allerdings verbindet sich im allgemeinen Verständnis auf etwas stolz zu sein, mit besonderen Leistungen. Wie kommt man da auf die Idee, eine „Gay Pride Week“ auszurufen?
Wieder einmal wird ein Anglizismus verwendet, um einer Sache die deutsche Klarheit zu rauben. „Gay Pride“ oder gar „Gay Pride Week“ klingt doch ganz anders, als eine Parade oder Woche des „Schwulenstolzes“ auszurufen. Das ist noch etwas ganz anderes, als die „CSD-Umzüge“, die in ihrer bunten Vielfalt einfach zur Toleranz aufrufen, im Angedenken an den 28. Juni 1969. Damals fanden im New Yorker Greenwich Village, eben dort in der Christopher Street, brutale Razzien und polizeiliche Übergriffe gegen Schwule und Lesben statt. Interessant dabei ist, dass die Überschrift „Christopher Street Day“ gar nicht in den USA verwendet wird. Nur in Deutschland, der Schweiz und Österreich. In den USA und anderswo wird meist von „Gay Pride“ und „Pride Parades“ gesprochen. Also „Schwuler Stolz“ oder „Stolz Paraden“, was eben doch eine ganz andere Botschaft ist, als CSD-Demos.
Vergessen wir dabei nicht, dass es in Deutschland einen § 175 gab, der sexuelle Handlungen Gleichgeschlechtlicher unter Strafe stellte. Der wurde zwar 1969 und 1973 novelliert, entschärft, restlos aufgehoben wurde er aber erst 1994. Das war lange überfällig, denn jeder sollte das Recht haben, seine Sexualität nach seinen Bedürfnissen auszuleben. Grenzen müssen bestehen bleiben, wenn es um Kinder geht. Allerdings sollte auch hierzu im Gedächtnis verbleiben, dass es im Lauf der Geschichte Kulturen gab, die sexuelle Handlungen mit Kindern als normal empfanden. Man sollte auch nicht vergessen, welche Positionen zu dem Thema von manchen Grünen eingenommen wurden. Zum Beispiel von Daniel Cohn-Bendit und anderen in der grünen Partei. Was aber Erwachsene betrifft, sehe ich keinen Grund, Neigungen unter Strafe zu stellen, solange diese niemanden verletzen oder unter Zwang stellen. Auch unter den Zwang, zusehen zu müssen, weil es allzu öffentlich präsentiert wird.
Die Grundangst der homosexuellen vor Viren und Ansteckungen
Wer wie ich beim fliegenden Personal einer Airline gearbeitet hat, ist mit sämtlichen Facetten der schwulen Welt vertraut. Es gibt zwar keine offizielle Statistik, aber man darf davon ausgehen, dass etwa 80 Prozent der männlichen Flugbegleiter dem eigenen Geschlecht zugetan sind. So habe ich gelernt, dass innerhalb dieser Gruppe alle Varianten zu beobachten sind, die es auch in der gesamten Menschheit gibt. Vom brutalen Arschloch – ja, Entschuldigung, anders kann ich es nicht trefflich ausdrücken – bis zum feinsinnigen Philanthrop. Es herrschen dieselben Ängste und Nöte, wie überall. Allerdings ist mir auch aufgefallen, dass manches in einigen Bereichen anders gehandhabt wird.
Es gibt eine „Schwulensolidarität“ und manches ist perfekt organisiert. So gibt es zum Beispiel „Das Buch“, in dem fast alle Schwulentreffs weltweit aufgeführt sind. Unsere Stewards wussten in jeder Stadt, wo sie Gleichgesinnte finden werden. Aus Neugier habe ich Kollegen dorthin begleitet und manchmal war es fröhlich angenehm bis hin zu brutal abstoßend, wenn zum Beispiel offenes „Rudelbumsen“ praktiziert wurde. Das war im „Jahr Eins“ vor AIDS und so habe ich mich nie gewundert, warum dieses HI-Virus eine derart schnelle Verbreitung gefunden hat. Damit bin ich an einem vitalen Punkt.
Niemand wird abstreiten wollen, dass Homosexuelle anders sind. Anders als die große Mehrheit. Aber wie weit geht das? Mit AIDS hat sich die „schwule Welt“ dramatisch verändert. Hatte ich vorher auf Flügen nach San Francisco oder Rio fast nur männliche, also schwule Stewards, wurden diese Ziele fortan von diesen gemieden. Die gesamte Szene war extrem sensibilisiert, was Gesundheit und Ansteckungsgefahren betrifft. Weil es bis heute kein wirkliches Heilmittel für diese schreckliche Krankheit gibt, hat sich das bis heute, also gut 40 Jahre später, nicht geändert. Immer wieder stelle ich im Kontakt mit homosexuellen Männern fest, wie tief sich die Grundangst vor Viren und Ansteckungen nach 40 Jahren AIDS ganz allgemein in deren Bewusstsein eingefressen hat. Bis hin zu objektiv irrationalen „Vorsichtsmaßnahmen“ und Verhaltensweisen. Und damit bin ich bei Corona angekommen.
Was ist schon „normal“?
In Merkels Regierung sind nicht nur Minister beider Geschlechter aus dem Schwulen- und Lesbenbereich überrepräsentiert – von ganz oben bis in die Ministerien. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, solange gute und nachvollziehbare Arbeit geleistet wird. Wie aber sieht es aus, wenn ausgerechnet der Gesundheitsminister bezüglich Viren und Infektionen aus einem hypersensiblen Umfeld kommt, also nicht mehr von neutraler Sachlichkeit getragen ist? Wenn auch sein direktes Umfeld ähnlich sensibilisiert ist, bis hin zu seinen Beratern, die er als allein anzuerkennende Fachleute erkoren hat? So eben Virologen, die andauernd in der Öffentlichkeit mit ihren tief verwurzelten Ängsten ebendiese verbreiten dürfen? Wenn sein Ehepartner in der Pharmalobby verwurzelt ist? Kann man da noch erwarten, dass eine sachgerechte, angemessene und realitätsbezogene Politik gemacht wird? Wenn seine Chefin aus ganz persönlichen Motiven der LGBTQ-Bewegung zugetan ist? Kann es sein, dass das einer der Gründe ist, warum so schnell Angst und Panik verbreitet worden ist und die gesamte Corona-Politik nicht von Rationalität getragen ist, sondern vielmehr festzustellen ist, dass nichts zusammen passt, jedenfalls nach „normalen“ Kriterien beurteilt?
Was ist schon „normal“? Sucht man dazu Hilfe im Netz, findet sich als Erstes folgende Beschreibung: „Normal: 1. so, wie es allgemein üblich oder gewöhnlich ist oder als üblich und gewöhnlich gesehen wird. 2. geistig und körperlich gesund.“ So ist sichtbar, dass beide Definitionen vom Zeitgeist abhängig sind. Da fällt mir auf, dass die Sprache im Umgang mit Homosexualität von der Schwulenszene verändert worden ist. In deren Umfeld hat man sich daran gewöhnen dürfen, dass nicht zwischen Homo und Normal unterschieden wird, sondern normal zu „hetero“ geworden ist. Das ist mittlerweile in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen. Der „Normale“, normal, weil der Norm entsprechend, bezeichnet sich oftmals nicht mehr als solcher, sondern übernimmt die Terminologie der „Nicht-Normalen“. Das auch, weil man einen Affront vermeiden will im Gespräch mit einem Homosexuellen auf die Frage, ob man „zu ihnen gehört“. Wer wird sich schon erlauben zu antworten, nein, ich bin normal. Aus Höflichkeit und Rücksichtnahme wird dann gesagt, ich bin hetero. Aber ist das nicht „normal“?
Berechtigter Stolz setzt immer besondere Leistungen voraus
Über die Demokratie wird immer gesagt, sie müsse vor allem Minderheiten schützen. Das halte ich für blanken Unsinn, denn die Demokratie ist per definitionem die Herrschaft der Mehrheit. Die Mehrheit bestimmt, wie alle anderen Minderheiten zu leben haben. Das geht so weit, dass sich Minderheiten zu einer imaginären Mehrheit zusammenrotten, um dann über die anderen zu bestimmen. So muss auch ich mich beugen und eine Kanzlerin Merkel akzeptieren, die absolut gesehen nicht einmal von zwanzig Prozent der Wähler ihre Stimme erhalten hat. Muss man sich da noch wundern, wenn diese Regierung, die aus Minderheiten besteht, sich besonders dem Schutz der Minderheiten annimmt? Allerdings nicht aller Minderheiten, sondern nur dem Teil, der der eigenen Richtung und den eigenen Zielen genehm ist. Die Minderheit der „Querdenker“ zum Beispiel wird vehement niedergemacht. Vielleicht, weil sie gar keine Minderheit ist? Und damit bin ich wieder bei der Zusammensetzung der Regierungsmannschaften unter allen Regierungen Merkel. Sie sind durchsetzt mit Vertretern von Minderheiten, die mehr oder weniger offen erkennbar sind.
Mir ist völlig gleichgültig wer mit wem ins Bett geht, welchem Gott sie huldigen, woher sie kommen und welche Hautfarbe sie haben. Wichtig ist mir, dass sie anständige Menschen sind, die niemandem etwas zuleide tun wollen und ihren Beitrag leisten, zum allgemeinen Wohlergehen. Ich gestehe jedem Stolz zu, der ihn sich durch besondere Leistung verdient hat. Ich erweise auch jedem Respekt, der sich diesen aber auch erst in meinen Augen verdient haben muss. Ein Titel reicht mir da nicht. Ja, Spitzensportler und Wissenschaftler haben sich Respekt und Stolz verdient. Ich empfinde auch einen gewissen Stolz, weil ich nach 16.000 Flugstunden niemanden verletzt und alle meine Flugzeuge ohne Kratzer wieder abgestellt habe.
Wie aber kann jemand Stolz empfinden oder gar reklamieren, der nichts anderes „geleistet“ hat, als einer Minderheit anzugehören? Warum muss die Zugehörigkeit zu einer Minderheit zu einer „Tugend“ überhöht werden, die dann mit großem Aufwand propagiert und gefeiert wird? Warum müssen Nationen erniedrigt werden, die dieser Agenda nicht folgen wollen? Warum muss die Münchner Arena ausgerechnet beim Spiel gegen Ungarn bunt beleuchtet werden und nur zu diesem Spiel? Ist das nicht ein Affront gegen die Mehrheit der „normalen“ mit der impliziten oder gar gewollten Gefahr diplomatischer Verwicklungen? Muss man es gut finden, schwul zu sein oder darf man dazu eine eigene Meinung behalten?
„Gay Pride“ – ein irrationaler Stolz ohne Leistung
Ich finde es gut, in einer Gesellschaft zu leben, die Umzüge mit Exoten aller Art erlaubt. Dabei zuzusehen, empfinde ich interessanter als einen Besuch im Zoo. Ja, man kann da sehen, wie vielfältig der Liebe Gott seinen Menschen-Zoo auf Erden gestaltet hat und empfinde das als Bereicherung meines Erfahrungshorizonts. Natürlich findet nicht alles, was man da zu sehen bekommt, mein Wohlgefallen. Aber auch in der Natur selbst ist das nicht anders. Es gehört so zum Leben. Genauso, wie einem nicht jedes Lebensmittel schmecken muss. Ich empfinde es aber gelinde ausgedrückt als unpassend, wenn solche Umzüge den Titel Schwulenstolz erhalten. Oder eben „Gay Pride“. Dieser Stolz, der auf keine erbrachte Leistung gründet, ist vollkommen irrational.
Nein, ich bin nicht stolz darauf, normal zu sein. Wie könnte ich? Das wurde mir so in die Wiege gelegt. Und genauso wurde es auch anderen in die Wiege gelegt, in den Genen verankert, ein Leben abseits des „Normalen“ zu führen. Die Genforschung weiß es seit einiger Zeit: Man wird als Raucher geboren, als Alkoholiker, als Depp oder Genie, gesegnet mit Talenten, sogar als Frühaufsteher oder eben als ein Mensch, mit homosexueller Veranlagung. Und weil das so ist, ist nichts Verwerfliches daran. Als verwerflich empfinde ich nur, wenn ausgewählte Abweichungen von Normen plötzlich überproportional gefördert und zur neuen Norm erhoben werden sollen. Wenn plötzlich das Recht auf Stolz propagiert wird für etwas, wofür man keine eigene Leistung erbracht hat, sondern nur eine Variante der Natur ausleben kann. Nein, Leute, Stolz muss man sich verdienen. Denkt daran, bevor ihr euch einem Umzug anschließt mit Namen „Gay Pride“ oder gar eine „Gay Pride Week“ feiern wollt.