Warum Geimpfte “2G” fordern müssen
Von Peter Haisenko
Geimpfte sind in zwei Kategorien einzuteilen: Überzeugungstäter und diejenigen, die der Impfnötigung nachgegeben haben. Beiden ist gemein, dass sie ihre Entscheidung vor sich selbst verteidigen müssen.
Es ist eine urmenschliche Eigenschaft seine Entscheidungen für bestimmte “Lebensmodelle” als richtig darstellen zu wollen. Der chronische Junggeselle findet ebenso viele Argumente wie der Verheiratete, warum sein Zustand der bessere ist. Ohne diese Selbstüberzeugungsarbeit besteht die Gefahr, in Depressionen zu verfallen. Vor allem dann, wenn die “Entscheidung” nicht wirklich dem “freien Willen” entspricht. Wer eben noch nicht den “richtigen” Lebenspartner für sich gefunden hat, folglich allein leben muss, der kann diesen Zustand nur ertragen, wenn er ihn sich schön redet. Und um das klar zu sagen: Der Mensch ist nicht geschaffen, als Einsiedler sein Leben zu fristen. Er braucht den Schutz und die Geborgenheit einer Gemeinschaft, auch wenn diese noch so klein sein mag.
Es gibt kaum etwas schmerzlicheres als erkennen zu müssen, dass man eine falsche Entscheidung getroffen hat. Insbesondere dann, wenn sie unumkehrbar ist oder so wahrgenommen wird. Das beginnt damit, dass man sich Menschen aussucht, denen man vertraut. Im Privaten ebenso wie bezüglich der Informationsquellen. Wir alten “Wessis” haben verinnerlicht, dass uns die Medien wahrheitsgetreu informieren. Was “schwarz auf weiß” steht, was der ÖRR berichtet, ist die reine Wahrheit und muss nicht hinterfragt werden. Ganz anders die Menschen, die im Ostblock leben mussten oder in anderen Diktaturen. Sie wussten “schon immer”, dass man “zwischen den Zeilen” lesen musste, um wenigstens einen Zipfel der Wahrheit zu erhaschen. Das erklärt den unübersehbaren Unterschied zwischen Ossis und Wessis. Für Wessis ist es ein großer und schmerzlicher Schritt erkennen zu müssen, dass die Medien des Vertrauens eben nicht nur die Wahrheit wiedergeben. Man sträubt sich gegen diese Erkenntnis, weil man zu viel hinterfragen müsste, was bislang als gesichert erschienen ist.
Das eigene Seelenheil verlangt nach Rechtfertigung
Wer sich eine Spritze verpassen lässt, ist danach mit einem unumkehrbarem Zustand konfrontiert. Man kriegt den Inhalt der Spritze niemals mehr aus seinem Körper heraus. Nur der Körper selbst kann versuchen, Fremdmaterialien abzubauen und auszuscheiden. Das ist aber kein aktiver Vorgang. Die Entscheidung, sich etwas spritzen zu lassen, kann nicht zurückgenommen werden. Und weil diese Entscheidung absolut ist, muss man diese Entscheidung für sein Seelenheil verteidigen. Vor allem vor sich selbst, auch wenn man Zweifel gehegt hat und immer noch hegt. Daraus ergibt sich die Folge, dass man seine Entscheidung auch anderen gegenüber verteidigen muss, die diesbezüglich kritische Anmerkungen machen. Ebenfalls darf es als urmenschlich angenommen werden, dass man dann versucht, andere von der Richtigkeit seiner Entscheidung zu überzeugen.
Wer sich aus innerster Überzeugung hat impfen lassen, ganz gleich mit welchem Impfstoff, der hat zunächst kein emotionales Problem. Er glaubt daran, für seine Gesundheit, sein Leben, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Dem sollte man nicht widersprechen, denn es ist sowieso nicht rückgängig zu machen. Lassen wir ihm sein Seelenheil. Etwas anders ist es mit denjenigen, die der aktuellen Impfnötigung nachgegeben haben, wiederum ganz gleich, aus welchem Grund. Die anschließende Rechtfertigung beginnt nämlich dann mit einer Lüge gegenüber sich selbst. Diese lautet: Ich habe mich freiwillig für die Impfung entschieden. Hat man eben nicht. Dazu müsste man sich der Frage vor sich selbst stellen, ob man sich hätte impfen lassen, wenn es die Impfnötigung nicht gegeben hätte. Wenn man sich als Ungeimpfter nicht mit Einschränkungen konfrontiert sähe, die nicht nur das tägliche Leben betreffen, sondern auch den Erwerb seines Lebensunterhalts.
Der Mensch fühlt sich wohl im Schoß einer Mehrheit
Es ist eine alte Erkenntnis, dass Konvertierte oftmals erheblich eifriger ihren neuen Glaubensstatus vertreten. Wie weit das gehen kann, hat der “Dreißigjährige Krieg” gezeigt, als die “Ketzer” ihre neugewonnene Überzeugung mit Gewalt überall durchsetzen wollten. Oder frischgebackene Nichtraucher, die zu oft durch besondere Intoleranz gegenüber Rauchern auffallen. Man folgt dem Drang, alle anderen von der Richtigkeit seiner eigenen Läuterung überzeugen zu müssen. Eben auch mit Gewalt, wenn die sich anbietet, weil man sich in einer genügend großen Masse Gleichgesinnter wähnt. Das gilt selbst dann noch, wenn man erkennen muss, dass diese Entscheidung einem selbst geschadet hat. Von hier an wird es unanständig. Man hat sich dafür entschieden, hat unerwünschte Nebenwirkungen erfahren, und fragt sich jetzt, warum es anderen besser gehen soll, die sich anders entschieden haben. Die ganz hintergründig lauernde Frage lautet nämlich, ob der andere vielleicht klüger war, mit seiner Entscheidung. Die Antwort könnte schmerzhaft sein.
Mit der aktuellen Impfnötigung, die immer weiter auf die Spitze getrieben wird, ist eine gewisse Dynamik zu beobachten. Den Geimpften wird vermittelt, dass sie die versprochenen Vorteile nur deshalb nicht wahrnehmen dürfen, weil es zu viele Ungeimpfte gibt. Das macht diejenigen, die der Impfnötigung nachgegeben haben, naturgemäß wütend. Nun haben sie sich entgegen ihrer ursprünglichen Einstellung doch spritzen lassen, um den Nachteilen zu entgehen, und jetzt bekommen sie nicht einmal den vollen Bonus, wegen der standhaften Haltung derjenigen, die sich ihre Überzeugung nicht abkaufen lassen. Dass das nur ein ekelhaftes Lügenkonstrukt ist, wollen sie nicht wahrnehmen. Können sie gar nicht, denn das wäre schädlich für eigenes Seelenheil.
Der Mensch fühlt sich wohl im Schoß einer Mehrheit. Hat er sich einer Überzeugung angeschlossen, will er, dass genau diese Überzeugung von möglichst vielen getragen wird. Am besten von allen, ausnahmslos. Solange es nämlich Andersdenkende gibt, die wohlmöglich noch dazu mit schlüssigen, schwer zu widerlegenden Argumenten daherkommen, ist ihre (neue) Überzeugung in Gefahr, schon wider aufgegeben werden zu müssen. Das ist schwer zu verkraften. Vor allem dann, wenn die Folgen ihrer Überzeugung nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Eben wie bei einer Impfung. So ist es mehr als verständlich, dass etwa 80 Prozent der Geimpften für gravierende Nachteile der Ungeimpften stimmen. Welchen Wahrheitsgehalt diese Umfragen auch immer haben mögen. Sie müssen geradezu für “2G” eintreten.
Auch das “2G” ist eine Chimäre
“2G” ist eine Verschleierung von “1G”. Die Genesenen sind nur ein Feigenblatt dafür. Während bei Geimpften noch vorsichtig davon gesprochen wird, dass ihr Impfstatus aberkannt werden kann, ist das bei Genesenen schon Gewissheit. Sie verlieren ihren Status nach sechs Monaten und sollen sich dann auch spritzen lassen. Das, obwohl die Wissenschaft einmütig feststellt, dass der Immunschutz bei Genesenen offensichtlich viel länger anhält, als nach den Covid-Spritzen. Das geht einher mit der Ablehnung, Antikörpertests als Ersatz für Impfung zuzulassen. Offensichtlich sollen die mRNA-Spritzen möglichst allen verabreicht werden, warum auch immer.
In diesem Sinn leisten die Geimpften Schützenhilfe und man kann es ihnen kaum verdenken. Sie folgen ihren natürlichen Instinkten, ohne darüber nachzudenken. Das kann sich allerdings ändern. Nachdem im Sommer darüber diskutiert wurde, ob und wann ein dritter Schuss fällig wird, versiegte dieses Thema vor der Bundestagswahl vollständig. Jetzt ist es wieder da, aber genau das kann daneben gehen. Mein Eindruck ist nämlich, dass viele Geimpfte sagen, einen dritten Schuss wollen sie auf keinen Fall. Sei es, weil sie Nebenwirkungen erleiden mussten oder einfach deswegen, weil sie sich betrogen fühlen. Letzteres gilt natürlich nur für diejenigen, die der Impfnötigung nachgegeben haben. Aber man darf darauf warten, wie viele von denen wieder einknicken, wenn der Impfdruck weiter aufrecht erhalten oder sogar noch verstärkt wird.
Die Corona-Politik will keine Kontrollgruppe der Ungeimpften
So sind alle “Umfrageergebnisse” bezüglich der Zustimmung für “2G” überflüssig. Sie bestätigen nur, dass Geimpfte ihre Entscheidung verteidigen, vor allem vor sich selbst, und dass sie nicht erleben wollen, dass Standhafte eventuell mal besser dastehen als sie selbst. Damit befinden sie sich im Einklang mit der Corona-Politik, denn die will verhindern, dass es eine Kontrollgruppe der Ungeimpften gibt, anhand derer der Nachweis unübersehbar wird, dass die Corona-Spritzen mehr schaden als nützen. Den wollen die Geimpften auch nicht, denn dann müssten sie mit sich selbst hadern, dass sie eingeknickt sind und das nicht mehr rückgängig machen können.
Ob die sogenannte Impfung an sich ein Verbrechen ist, wie groß das Verbrechen ist, wird sich erst noch herausstellen müssen. Jetzt schon kann aber klar gesagt werden, dass die Impfnötigung ein Verbrechen ist, auch im Sinn des Grundgesetzes. Sie spaltet nicht nur die Gesellschaft, sondern sie bringt Menschen in Gewissensnöte und veranlasst sie, gegen ihre eigene Überzeugung zu handeln und das anschließend vor sich selbst und der Welt verteidigen zu müssen. So wird der Schaden immens. Nicht durch das Virus, sondern wegen des Umgangs der Politik damit. Und Politik mit Angst ist immer ein Verbrechen. Ach ja, eines will ich nicht übersehen: Es gibt sehr wohl Geimpfte, die ihre Toleranz nicht verloren oder ihr kritisches Denken eingebüßt haben. Die haben meinen Respekt. Und nur die!