Die Wahrheiten des Vize-Admirals und die Arroganz der Ukrainer
Von Hubert von Brunn
Der von Seiten der Ukraine aufgeplusterte „Eklat“ um Äußerungen des deutschen Vize-Admirals Kay-Achim Schönbach zu Russland und der Politik Putins nimmt immer groteskere Formen an. Hochrangige Politiker und Diplomaten in Kiew sind offenbar der Meinung, die Ukraine sei der Nabel der Welt. Ganz so ist es nicht.
Unterziehen wir die Meinungsäußerung des Chefs der deutschen Marine zunächst einmal einer näheren Betrachtung:
(wir haben darüber berichtet:
https://www.anderweltonline.com/klartext/klartext-20221/vize-admiral-will-frieden-und-wird-gefeuert/)
„Was er (Putin) wirklich will, ist Respekt auf Augenhöhe. Und – mein Gott – jemandem Respekt entgegenzubringen, kostet fast nichts, kostet nichts. Also würde man mich fragen: Es ist leicht, ihm den Respekt zu geben, den er fordert – und den er vermutlich auch verdient.“
Da fordert ein hoch dekorierte Uniformträger also das, was im menschlichen Umgang miteinander selbstverständlich sein sollte: Respekt. Im Umkehrschluss heißt das: Wer seinem Gegenüber den Respekt verweigert, handelt respektlos. Und genau diese Respektlosigkeit ist es, die das Verhalten des Wertewestens gegenüber Russland seit dem Ende des Kalten Krieges auszeichnet. Entgegen aller Versprechungen hat die NATO die Osterweiterung sukzessive vorangetrieben und ist den Russen immer näher auf den Pelz gerückt. Nun auch noch die Ukraine unter der Herrschaft der NATO kann und will Putin nicht zulassen. Und von wegen „Augenhöhe“: US-Ex-Präsident Obama hat das größte Land der Erde als „Regionalmacht“ bezeichnet und seine Nachfolger haben offensichtlich die gleiche Sichtweise. Pure Arroganz, von Respekt keine Spur.
Der ukrainische Botschafter giftet in unerhörter Weise
Eine weitere Aussage Schönbachs, die die Gemüter in Kiew erhitzt hat, war, „dass die Krim niemals in den Bestand der Ukraine zurückkehren wird“ und dass sich Russland ukrainisches Territorium aneignen wolle, sei „Nonsens“. Grund genug für das ukrainische Außenministerium, die deutsche Botschafterin, Anka Feldhusen, einzubestellen und in dem zugehörigen „Einladungsschreiben“ darzulegen, es gehe „um die Unannehmbarkeit der Äußerungen des Oberkommandierenden der Kriegsmarine Deutschlands“. Dass die Bundesrepublik über keine „Kriegsmarine“ verfügt, sollte auch unter ukrainischen Diplomaten bekannt sein.
Aber zurück zur Krim. 1954 hat der damalige Generalsekretär der KPDSU, Nikita Chruschtschow, selbst ein Ukrainer, die Halbinsel im Schwarzen Meer der Ukraine geschenkt. Völkerrechtlich ist eine solche Schenkung zwar eigentlich nicht möglich, aber da das damals innerhalb der UdSSR geschah, hat sich kaum jemand dafür interessiert. 2014 hat sich eine überwältigende Mehrheit der Krim-Bewohner in einem Referendum dafür ausgesprochen, zur Russischen Föderation gehören zu wollen. Und da es den Menschen dort gut geht, haben sie keine Veranlassung, zur Ukraine zurückkehren zu wollen. Schönbachs Äußerung ist also frei von Spekulation, sondern orientiert sich allein an der Wirklichkeit.
Am schlimmsten giftete der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, auf die weit von jeder Kriegstreiberei entfernten und auf Vernunft ausgerichteten Einlassungen des Vize-Admirals. Er sprach von einem diplomatischen „Scherbenhaufen“ und meinte, der Vorgang stelle „die internationale Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit Deutschlands – nicht nur aus ukrainischer Sicht – massiv in Frage.“ Um dann noch eins draufzusetzen, behauptete er, aus den Äußerungen Steinbachs spreche „deutsche Arroganz und Größenwahn“. Allein für diesen frechen und in der Tat arroganten Kommentar zu dem Vorgang um Schönbach, hätte der Botschafter auch ins deutsche Außenministerium einberufen werden müssen. Von dort war jedoch keinerlei Reaktion zu vernehmen, während sich das Verteidigungsministerium sofort distanzierte und mitteilte: „Die Äußerungen entsprechen in Inhalt und Wortwahl in keiner Weise der Position des Bundesverteidigungsministeriums.“ Wachsweich wurde hinterher geschoben, der Vize-Admiral bekomme die Gelegenheit zur Stellungnahme beim Generalinspekteur.
Schönbachs einziger Weg: Erst der Kotau, dann der Abgang
Die hat er dann wohl auch gehabt. Dabei hat man ihm offensichtlich nahegelegt, öffentlich Abbitte zu leisten, und dann den Dienst aus eigenen Stücken zu quittieren. Schönbach gehorchte und meldete sich über seinen dienstlichen Twitter-Account zu Wort. Dort bezeichnete er seine Äußerungen als „klaren Fehler“ und als „unbedacht, fehleingeschätzt in der Situation.“ Liegt man da ganz daneben, wenn man sich an die Schauprozesse der Sowjetunion erinnert fühlt? Dieser Kotau, der ganz bestimmt nicht seine innere Überzeugung zum Ausdruck brachte, war vermutlich die einzige Möglichkeit für einen ehrenhafte Ausstieg aus dem Militärdienst – und den Erhalt der sicherlich recht üppigen Pension.
Wer will ihm das verdenken? Wenn man von seiner obersten Dienstbehörde, von der ganzen Regierung derart in Stich gelassen wird, wenn niemand dort bereit zum Dialog ist und Bereitschaft zeigt, die zum Ausdruck gebrachte Haltung zumindest einmal zu bedenken – dann nützen auch die goldenen Streifen an der schmucken Uniform nichts. Dann werden die bunten Orden auf der Brust zur Farce. Dann bleibt nur noch der Rückzug, will man seine Selbstachtung nicht gänzlich verlieren.
Ach ja, dann ist da ja auch noch Herr Klitschko, der als Bürgermeister von Kiew natürlich auch seinen Senf dazu geben muss. Ihm tue es „besonders weh“, schreibt er in Bild, „wie Putin-Versteher in vielen Fragen die politische Kontrolle übernommen haben.“ In der Ukraine gebe es eine „Riesen-Enttäuschung“ darüber, dass die Bundesregierung weiter an Nord-Stream 2 festhält und dass sie keine Verteidigungswaffen liefern will. Die „unfassbaren Aussagen“ des deutschen Vize-Admirals über Russland und Putin zeigten leider: „Auch andere Vertreter in wichtigen Positionen leiden in Sachen Russland unter völligem Realitätsverlust.“
Verehrter Vitali, als Sie noch im Boxring die Fäuste fliegen ließen, war ich durchaus Fan von Ihnen und habe mich gefreut, wenn Sie den Gegner auf die Bretter geschickt haben. Ihre Leistungen als Lokalpolitiker in Kiew kann ich nicht beurteilen, aber internationale Politik ist ganz bestimmt nicht Ihre Sache. Sehen Sie doch einfach mal in den Spiegel und buchstabieren dann ganz langsam das Wort „Realitätsverlust“. Wiederholen Sie den Vorgang so oft, bis sich in Ihren Gehirnwindungen festsetzt, dass dieser Begriff ganz viel mit Ihnen zu tun hat.