Euro oder Rubel? Putin führt unsere Finanzakrobaten vor
Von Peter Haisenko
Die Panik ist groß. Gas nur noch gegen Rubel. Wie soll das gehen, fragen sich die „Experten“ im Westen. So viele Rubel gibt es auf den Märkten nicht. Tatsächlich geht es um etwas ganz anderes.
Zugegebenermaßen war Russlands Ankündigung, Gas nur noch gegen Rubel zu verkaufen, sehr vage ausformuliert. Wahrscheinlich absichtlich. In Moskau wollte man wohl sehen, wie der Westen wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen reagiert. Herr Habeck hat auch gleich ein Notprogramm vorgelegt. Die G 7 sagten sofort, man wolle dem auf keinen Fall nachkommen. Das zeigt auf, wie wenig Phantasie unsere Finanzexperten haben, oder besser wie wenig Hirn. Sie sind so in ihren Regeln der Gier und des Profits gefangen, dass Putin erst Kanzler Scholz in einem Telefonat erklären musste, wie da ein geregelter Ablauf aussehen wird. Ob Scholz das verstanden hat?
Wieder einmal hat Russland gezeigt, dass es sogar in dieser Eskalationsstufe dem Gegner Gesichtswahrung ermöglicht. Nach dem Telefonat konnte Scholz vermelden, dass man selbstverständlich weiterhin in Euro bezahlen wird. Hat also unser Bundeskanzler Putin in seine Schranken verwiesen? Hat er nicht, denn er hat nicht erklärt, worum es geht. Vielleicht deswegen, weil er es immer noch nicht verstanden hat. Ob die Bezahlung in Euro oder Rubel abgerechnet wird, ist nämlich nebensächlich. Es geht darum, wohin die Euros fließen werden.
Die Transferbanken gehen leer aus
Der Status quo ist, dass die NATO-Staaten die Auslandsvermögen des russischen Staats „eingefroren“ hat, also tatsächlich Russland geraubt hat. Die russischen Auslandsvermögen liegen auf Konten, die vollständig vom Westen, von den USA, kontrolliert werden und die „eingefroren“ sind. Das bedeutet, dass alles, was auf diese Konten überwiesen wird, nur diese Kontostände erhöht, aber für Russland keinerlei Nutzen bringt. Das ist in etwa so, wenn das Kind Geld von einem Onkel bekommt, der dieses direkt in sein Sparschwein wirft, in dem Wissen, dass das Kind erst über dieses Geld verfügen darf, wenn die Eltern es genehmigen. Wenn überhaupt. Will das Kind aber mit dem Geld vom Onkel sofort etwas kaufen, zum Beispiel Schokolade, dann muss es den Onkel auffordern, das Geld nicht ins Sparschwein zu werfen, sondern ihm direkt zu geben. Darum geht es auch mit den Rubelzahlungen.
Das einzige, was den Finanzfachleuten dazu eingefallen ist, ist die Tatsache, dass es nicht genügend Rubel im weltweiten Umlauf gibt, um Russlands Gasrechnungen zu bezahlen. Damit waren sie mit ihrer Weisheit erst einmal am Ende und sie haben sogar recht. Dass man die gar nicht brauchen würde, war schon zu viel für ihre Gehirne, die in den westlich-kapitalistischen Doktrinen gefangen sind. Einigen wenigen ist aber aufgefallen, dass sie damit von Russland gezwungen werden, gegen ihre eigenen Sanktionen zu verstoßen. Aber sogar dafür hat Russland dem Westen, oder der sich selbst, ein Schlupfloch offen gelassen. Die Hauptbank Russlands, die Sberbank, ist sanktioniert, die Gasprom-Bank aber nicht. Das hat Putin Scholz zu erklären versucht.
Der Vorgang ist einfach und nicht unüblich. Jeder, der in Finanzproblemen steckt, handelt ähnlich. Wenn das eine Konto gepfändet ist und man verfügt über ein zweites, das nicht gepfändet ist, dann wird man seine Kunden auffordern, seine Zahlungen nur an das nicht gepfändete anzuweisen. So macht es Russland. Die Gaskunden müssen jetzt ihre Zahlungen direkt an die nicht-sanktionierte Gasprom-Bank leisten. Damit entgehen diese Zahlungen dem Weg über die US-kontrollierten Transferbanken, die bislang für die Transaktionen zuständig waren.
Man überweist also Euro oder Dollar direkt an die russische Bank. Die rechnet dann die erhaltenen Euro in Rubel um und stellt der überweisenden Bank eine Quittung aus über die Bezahlung in Rubel. Es hat sich also eigentlich nichts geändert, außer dass die Zahlung ohne Umwege erfolgt und es entfallen auch die Gebühren, die auf den Umwegen einbehalten worden sind. So ist es eigentlich für die Handelspartner ein Gewinn, nur nicht für die Gauner in den Transferbanken. Realistisch betrachtet sollten alle internationalen Zahlungen auf diese Weise abgewickelt werden, wenn es darum ginge, vernünftig und sparsam zu handeln. Aber auf diese Weise hätten die USA ihre Kontrolle über die Finanzflüsse verloren. So, wie es jetzt schon ist im Handel zwischen den sogenannten BRICS-Staaten. Saudi-Arabien und China sind gerade dabei, auch ihre Finanzflüsse auf diese unabhängige Basis zu stellen und Indien ist auf dem Sprung, da mitzumachen.
Propagandistischer Taschenspielertrick mit alten Schützenpanzern
Zwei Wahrheiten können sich niemals widersprechen. So ist es auch diesmal, obwohl Scholz und Putin scheinbar widersprüchliche Aussagen machen. Scholz sagt, er habe die Zusage, weiterhin in Euro bezahlen zu dürfen. Putin sagt, russisches Gas wird in Rubel bezahlt. Beides stimmt. Natürlich können westliche Kunden nur in Euro bezahlen, eben weil sie nicht genügend Rubel auftreiben können. Der anscheinende Widerspruch löst sich auf, weil die Gasprom-Bank eine Privatbank ist, die zwar in aber nicht Russland ist. Diese Bank erhält also Euro, rechnet sie in Rubel um und überweist Rubel an die Lieferanten in Russland. So kann Scholz stolz vermelden, er zahlt in Euro und Putin hat bekommen, was er wollte, nämlich die Bezahlung in Rubel. Allerdings mit dem entscheidenden Vorteil, dass Russland diese Bezahlungen wirklich erhält und diese nicht mehr auf gesperrten Konten landen können.
Ist das so schwer zu verstehen, dass unsere Finanzakrobaten nicht selbst drauf kommen konnten? Oder geht es eben darum, dass man mit allen Mitteln verhindern wollte, dass russische Forderungen anständig, also nicht-sanktioniert, abgewickelt werden? Die Tricksereien sind im Rahmen des Ukraine-Konflikts gang und gäbe. Denken wir da nur an die Schützenpanzer, von denen in unseren Medien großspurig behauptet wird, Deutschland liefere diese an die Ukraine. Dem ist nicht so.
Die Wahrheit ist, dass die besagten Schützenpanzer schon vor Jahren an Tschechien zu lächerlichen Preisen abgegeben worden sind. Es waren alte Fahrzeuge der DDR-Volksarmee aus Sowjet-Produktion und die gammelten seit Jahren in den Depots Tschechiens vor sich hin. Aus Berlin kam nur die obligatorische „Erlaubnis“, diese an die Ukraine weiter zu geben. Ein propagandistischer Taschenspielertrick. Zudem sind diese Schrotthaufen in einem jämmerlichen Zustand und müssen erst einmal restauriert werden, damit sie überhaupt vom Hof rollen können. Wann das so weit sein wird, steht in den Sternen. Aktuell hilft das jedenfalls gar nichts. Niemandem. Und so ist es auch mit dem dümmlichen Geblöke, man wolle ganz schnell von russischen Energielieferungen unabhängig werden. Bezüglich der benötigten Terminals für Flüssiggas hat Herr Habeck schon ein Zeitfenster benannt: Die werden frühestens in etwa fünf Jahren fertig sein, es könnte aber auch 20 Jahre dauern. Siehe Flughafen Berlin.
Die NATO hat sich isoliert und ist dabei, die Dollar-Dominanz zu verlieren
Putin führt gerade den gesamten Westen vor. Nicht nur mit den Rubelzahlungen, die im Übrigen auf alle Exportleistungen Russlands ausgeweitet werden sollen. Also auch für Weizen, Pflanzenöl, Düngemittel und eben alles, was wir so dringend brauchen, um nicht unterzugehen oder zu verhungern. Russland selbst hat sich in den vergangenen acht Jahren weitgehend unabhängig gemacht, der Westen aber ist aus Motiven der Gewinnsucht immer abhängiger von Russland geworden. Ebenso wie von China. Da kann man nur noch am Verstand unserer Politiker zweifeln, wenn sie jetzt China bedrohen, weil es nicht bei den Sanktionen gegen Russland mitmachen will, genauso wie Indien, Brasilien, Südafrika, der Arabische Raum und eigentlich alle, die nicht in der NATO gefangen sind.
Die NATO hat sich isoliert und ist gerade dabei, ihr schärfstes Schwert zu verlieren: die Dollar-Dominanz. Aus Kreisen der US-Notenbank FED ist schon zu hören, dass sie den Rubel als Leitwährung anerkennen wollen, sobald dieser seine Basis auf Gold gestellt hat. Das wäre dann die Kapitulation vor Russland und China. Möglicherweise hat Herr Habeck das erkannt. Schließlich kommt er ja vom Bauernhof, wie Baerbock so despektierlich angemerkt hat, und ein Bauer hat seinen Sinn fürs Praktische niemals ablegen können. Mit seiner irrationalen Parteinahme für das korrupte Putschregime in Kiew arbeitet Deutschland gerade daran, auf das Niveau der Ukraine abzustürzen. Für das Kiew, das gerade seine unbedingte Treue zur Demokratie beweist, indem alle Oppositionsparteien verboten worden sind.
Die NATO-Staaten haben Russland den totalen (Wirtschafts-)Krieg erklärt und wir sollten gelernt haben, wie ein totaler Krieg ausgeht. Besser wäre es, man hätte Putin früher schon genau zugehört und jetzt auch. Gerade hat er dem Westen in einer Rede aufgezeigt, wohin seine Aggressionen führen werden und das ist ein realistisches Szenario. Aber Hauptsache, überall in Deutschland wehen ukrainische Fahnen, dort, wo sie nun wirklich nicht hingehören. Das freut die USA, wo diese Fahnen nicht wehen und man schon darauf wartet, Deutschland nach hundert Jahren endlich den Rest zu geben; den lästigen Wettbewerber endlich los zu werden. Vergessen wir nicht: Die NATO wurde gegründet, um Russland raus und Deutschland klein zu halten.
Wer Telegram hat, kann Putins Rede hier anhören, mit deutscher Übersetzung:
https://t.me/neuesausrussland/3412
Das System zerbricht. Wie sollte eine neues, besseres System aussehen? Lesen Sie dazu „Die Humane Marktwirtschaft“ nach Haisenko/von Brunn. Es ist das erste System, das sich gänzlich dem Humanismus verschrieben hat. Urteilen Sie selbst, ob dieses System das System für eine bessere Zukunft sein kann. Bestellen Sie Ihr Exemplar direkt beim Verlag hier oder erwerben Sie es in Ihrem Buchhandel.