Deutsches Reich, DDR, BRD und die falschen Feiertage
Von Peter Haisenko
Bis 1990 war der 17. Juni der „Tag der Deutschen Einheit“. Jetzt ist es der 3. Oktober. Beide Feiertage können als Themenverfehlung bezeichnet werden. Noch nie war der 7. September ein Feiertag, obwohl gerade dieser Tag für die Zukunft der BRD und auch für die DDR und so für alle Deutschen als der einschneidendste gesehen werden sollte.
Der 17. Juni 1953 war das blutige Ende einer Reihe von Protesten in der DDR, die sich gegen die schlechten Zustände in der „Ostzone“ gerichtet hatten. Forderungen nach einer Vereinigung der DDR mit der BRD gab es nicht. Diesen Tag, an dem mindestens 55 Protestierer den Tod fanden, zum Feiertag im Westen zu erklären, ist an sich schon eine Perversion. Ihm dann noch den Namen „Tag der Deutschen Einheit“ anzuhängen, kann nur noch als untauglicher oder auch aggressiver politischer Akt bezeichnet werden. Es ging nicht um die Deutsche Einheit. Genauso wenig wie bei den zeitnahen Protesten in der BRD, die in unserem Geschichtsbewusstsein nicht existieren, obwohl sie mit denen in der DDR in der Thematik eng verwand waren.
1990 wurde der 17. Juni als Feiertag abgeschafft und dafür ist der 3. Oktober zum gleichnamigen erklärt worden. Auch das ist zweifelhaft, denn diese „Wiedervereinigung“ hat die ehemaligen deutschen Ostgebiete völlig ausgeklammert. Das ist im Übrigen ein interessanter Aspekt bezüglich des Grundgesetzes und seiner Ablösung durch eine ordentliche Verfassung. So, wie sich das Grundgesetz als Provisorium beschreibt, kann man interpretieren, dass die Pflicht zur Schaffung einer Verfassung erst dann zwingend wird, wenn alle besetzten ehemaligen deutschen Gebiete wieder zu einem deutschen Staat vereint sind. Dass das niemals mehr geschehen kann, hat Helmut Kohl mit seinem „ewigen Verzicht“ auf alle Gebiete östlich der Oder zementiert. Können wir deswegen ebenso „ewig“ darauf warten, eine ordentliche Verfassung für die BRD zu bekommen?
Die Gründung der BRD ist keines Feiertags würdig
In der DDR war der 7. Oktober ein National-Feiertag bis 1989. Es wurde der Konstituierung des Staats DDR im Jahr 1949 gedacht. Die DDR hatte eine Verfassung, kein Provisorium wie das westliche Grundgesetz. Da kann man schon verstehen, warum dieser Tag zum nationalen Feiertag erkoren wurde. In diesem Sinn sollte man sich fragen, warum der 7. September in der BRD kein Feiertag war und ist. An diesem Tag im Jahr 1949 trat erste Deutsche Bundestag in Bonn zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen, also einen Monat früher als in der DDR. Diesen Tag kann man als den Geburtstag der BRD bezeichnen. Sah und sieht man bis heute diese „Staatsgründung“ nicht als würdig gefeiert zu werden, indem man dieses Datum zum Feiertag erklärt? Auch darüber könnte man sich einige Gedanken machen.
Als ich im Gymnasium war, hörte unser Geschichtsunterricht etwa mit dem Jahr 1900 auf. Wir hatten noch „alte“ Lehrer, die noch wussten, was während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wirklich abgelaufen ist und so weigerten sie sich, die von den Alliierten befohlene neue Geschichtsschreibung zu lehren. Aber nicht nur die wussten um die Menge an Lügen, die damals zur Wahrheit erklärt worden sind. Selbst Günter Gaus aus der Redaktion des „Spiegel“ hat sich dazu geäußert. Nämlich in seinem Werk „Die Welt der Westdeutschen“. Auf Seite 70 erklärt er gut, wie den „Wessis“ beim Denken geholfen wurde: „Was wir im Grunde glauben, habe ich vor Jahren so formuliert: Wir alle werden viel belogen, jeden Tag. Und tagtäglich werden werden wir auch aufgefordert, des Kaisers neue Kleider zu bestaunen, jenes Gespinst aus Nichts, das im Märchen vor dem Nicht-Verblendet-Sein eines Kindes zerfällt, so dass endlich die nackte Wahrheit wiederzuerkennen ist.“
Günter Gaus ist nicht irgendjemand
Das ist keine undifferenzierte Medienkritik eines Meckerfritzen, sondern die gnadenlose Offenheit eines Mannes hinter den Kulissen der Medienwelt, die unfassbar scheint: „Wir werden belogen und sollen Dinge zur Kenntnis nehmen, die es so, wie sie uns präsentiert werden, nicht gibt. Es geschieht mit uns alle Tage: Absichtsvoll und unabsichtlich, bewusst wie unbewusst wird uns der Blick verstellt durch zweckbestimmte Gebots- und Verbotstafeln, auf denen geschrieben steht, wie wir dies und das sehen sollen, was wir nicht denken dürfen, sondern stattdessen zu glauben haben.“ Wohlgemerkt, diese schriftlich festgehaltenen Worte kommen von Günter Gaus, den man schwerlich irgendwelchen Rechtsradikalen oder Schwurblern zuordnen kann.
So ergibt sich aus den seltsamen Zuordnungen von Feiertagen und den Worten von Günter Gaus die Schlussfolgerung, dass kaum jemand von uns wirklich etwas darüber weiß, wie und unter welchen Umständen, unter welchen Akteuren, die Gründungen der beiden deutschen Staaten zustande gekommen sind. Noch weniger ist bekannt, wer wirklich dafür verantwortlich ist, dass es überhaupt zur Teilung Deutschlands gekommen ist. Dieses Vakuum kann jetzt jeder mit neuem Wissen auffüllen, weil es Herrn Reinhard Leube gibt. Der hat es sich zur Aufgabe gemacht, in mittlerweile acht Bänden die wahre Geschichte des 20. Jahrhunderts aufzuzeigen.
Wenn also auch Sie erfahren wollen, wie das alles zustande gekommen ist, wie die beiden deutschen Staaten entstanden sind, der kann mit dem Band acht beginnen: „Kontinentaldrift“. Dieses Werk trägt diesen Titel, weil es beschreibt, wie der europäische Kontinent nach 1945 auseinander gerissen worden ist. Gerade in der jetzigen Situation, mit Krieg in der Ukraine und dem Zusammenbruch der westlichen Wirtschaft, ist es erleuchtend zu erfahren, dass all das Gegenwärtige seine Wurzeln viel tiefer in der Geschichte hat. Aber so oder so, wenn Ihnen der 7. September nicht als wichtiges Datum bekannt war, dann sollten Sie sich mit weiteren Fakten beschäftigen, die die Geschichte „unserer“ BRD und der DDR in neuem Licht erscheinen lässt.
Bestellen Sie Ihr persönliches Exemplar „Kontinentaldrift“ direkt beim Verlag hier oder erwerben Sie es in Ihrem Buchhandel. Werfen Sie auch einen Blick auf die anderen Werke des Herrn Leube. Diese sind unumgänglich, wenn Sie Aufschlussreiches über die Hintergründe der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts erfahren wollen und warum wir heute da stehen, wo wir sind. Man bedenke: Nur wer die wahre Geschichte kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.