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Die NATO-Armeen sind nicht ausgelegt zur Landesverteidigung

Von Peter Haisenko 

Die kriegerischen Handlungen auf dem Gebiet der Ukraine sind wie ein Katalysator für die Wahrheit. Die technisch hochkomplexen Systeme der NATO-Armeen sind zwar präzise, stellen sich aber in der Praxis als unzuverlässig dar. So steht die Frage im Raum, ob diese Waffen überhaupt für die konkrete Landesverteidigung gedacht sind.

Während des Kalten Kriegs hat kaum jemand ernsthaft angenommen, dass sich die Armeen der NATO auf dem Gefechtsfeld mit denen des Warschauer Pakts messen müssen. Man erging sich in Zahlenspielen, wer mehr Panzer und Flugzeuge hatte. Über allem stand die atomare Abschreckung und so ist es nie zu einem direkten Zusammenstoß dieser Armeen gekommen. Betrachtet man jetzt, was sich in der und um die Ukraine abspielt, drängt sich der Eindruck auf, dass die westlichen Waffen gar nicht dafür vorgesehen sind. Insbesondere die deutschen. Die Panzerhaubitze 2.000 versagt, sobald sie gefechtsmäßige Schussfolgen abfeuern soll. Der Schützenpanzer Puma gibt schon im Manöver den Geist auf. Und zwar alle. Die gesamte Einsatzfähigkeit aller Waffensysteme der Bundeswehr ist alarmierend. Die Munitionsbestände reichen nur für wenige Tage. Mit diesen Waffen und dieser Armee soll also unser Land verteidigt werden?

Betrachten wir die Kriege, die die USA und die NATO während der letzten Jahrzehnte geführt haben, fällt auf, dass sie immer dann gescheitert sind, sobald es darum ging, mit Bodentruppen vorzurücken. Solange es die NATO gibt, ist noch nie ein NATO-Land angegriffen worden. Folglich ist die NATO nie auf die Probe gestellt worden, ob sie wirklich in der Lage oder Willens ist, ein Mitgliedsland zu verteidigen, das mit Bodentruppen angegriffen wird. Die USA selbst sind nie angegriffen worden. Hawaii? Hawaii gehörte 1941 nicht zu den USA. Es war von den USA besetzt. Das US-Militär ist ausgelegt für Operationen in Übersee, und zwar nur gegen Länder, die sich nicht wirksam verteidigen können. Flugzeugträgerflotten und solche mit Landungsbooten bilden das Rückgrat des US-Militärs zusammen mit einer riesigen Luftwaffe. Aber auch die hat mehr (Langstrecken-)Bomber, die nicht ernsthaft zur Verteidigung des eigenen Territoriums taugen. Kurz und gut, das US-Militär und so das der NATO ist ein Apparat, der noch nie beweisen musste, dass er tatsächlich Ländergrenzen seiner Mitglieder verteidigen kann oder will.

Die NATO kann zweckfremde Einsätze gut durchführen

Bestens geeignet ist dieser Militärapparat ferne Länder in Schutt und Asche zu bomben. Es ist überflüssig aufzuzählen, wo er das bereits demonstriert hat. Beispielhaft verweise ich nur auf den Jugoslawienkrieg. Waffen wurden geliefert, mit denen sich die Jugoslawen gegenseitig massakrierten. Zum Abschluss wurde Serbien bombardiert. Zivile und weniger militärische Ziele wurden getroffen, aber auch dort fand keine reale Landnahme statt. Es reichte aus, Serbien mit Bombardements zu „bestrafen“. Keinem Land, das vom westlichen Militär mit Gewalt „demokratisiert“ worden ist, geht es anschließend besser, aber überall dort gab es Leichen zu beklagen, in Millionenhöhe. Die USA/NATO haben sich noch nie mit einem Land angelegt, das auch nur annähernd wehrhaft war. Jedenfalls haben sie das angenommen bevor sie loslegten und wenn das eine Fehleinschätzung war, ging es böse daneben. Siehe Vietnam.

Während des Koreakriegs trafen erstmals amerikanische und sowjetische Waffensysteme aufeinander. Es stellte sich heraus, dass die sowjetischen Kampfflugzeuge den amerikanischen zumindest ebenbürtig waren. Es war die schiere Masse an Bombern, die es den USA ermöglichte, Nordkorea nahezu restlos zu zerstören. Am Boden aber erlitten die USA enorme Verluste und standen mehrmals kurz vor der totalen Niederlage. Es ist China und auch den Diplomaten Moskaus zu verdanken, dass ein Waffenstillstand erreicht werden konnte und die USA so einer totalen Demütigung entgangen sind. Zwanzig Jahre später wiederholte sich dieser Ablauf in Vietnam. Weitere 40 Jahre später trafen dann amerikanische und russische Kampfflugzeuge in Syrien aufeinander. Schnell merkten die USA, dass sie sich auch dort besser nicht mit den Russen anlegen sollten. So kam es, dass die USA mit Russland vereinbarten, jegliche direkte Konfrontationen untereinander zu vermeiden. Das gilt bis heute. Amerikanische Truppen sind nicht am Boden gegen syrische vorgegangen.

Die USA lassen Stellvertreterkriege führen

Jetzt in der Ukraine betonen die USA und die NATO, dass sie auf jeden Fall einen direkten Waffengang mit Russland vermeiden wollen. Kiew soll für sie den Krieg gegen Russland führen, mit NATO-Waffen, die geliefert werden, bis die Vorräte erschöpft sind und bis zum letzten Ukrainer. So können wir aus der Vergangenheit lernen, dass es eben nie zu einem direkten Waffengang zwischen der Sowjetunion/Russland und der NATO/USA gekommen ist.

Das kann zwei Gründe haben: Die Abschreckung der NATO ist so überzeugend oder die Sowjetunion/Russland hatte nie die Absicht, ein NATO-Land zu überfallen. Und auch kein anderes, denn auch 1980 wurde Moskau von Kabul ganz offiziell darum gebeten, hilfreich einzugreifen. Das muss hier nochmals klar gesagt werden: Die Sowjetunion hat Afghanistan nicht angegriffen oder überfallen, es hat sein Militär auf Anforderung Kabuls entsandt, weil die mit der Lage nicht allein umgehen konnten. Es waren dann wieder die USA und nicht zu vergessen England, die die Lage mit Waffenlieferungen eskalierten. Auch in Afghanistan sind niemals sowjetische und amerikanische/NATO-Truppen direkt aufeinander getroffen.

Die USA konnten nur mit Beutetechnik bestehen

Bezüglich Raketentechnik war die Sowjetunion den USA immer überlegen. Ohne die Beutemannschaft aus Deutschland um Wernher von Braun hätte es viele Jahre länger gebraucht, bis die USA den Vorsprung der Sowjetunion hätten aufholen können, wenn überhaupt. Bis heute werden Ankopplungsmanöver im Weltraum mit den Protokollen durchgeführt, die in Russland entwickelt worden sind. Alle, auch die amerikanischen. Nach 1990, als der Bau der ISS anstand, haben die USA erkannt, dass sie dieses Projekt nicht ohne russische Technik, russisches Können und Erfahrung durchführen können. So haben sie in Moskau um Zusammenarbeit angesucht und das Projekt konnte starten. Auch hier hat sich gezeigt, dass man mit den USA nur aus einer Position der Stärke umgehen kann. Und das selbst dann, als Russland wirklich am Boden lag. Die USA beziehen bis heute Raketentriebwerke aus Russland, trotz aller Sanktionen. Ohne die geht es einfach nicht.

Kommen wir zurück zum Zustand der NATO-Armeen. Ja, sie haben ganz moderne und tolle Waffensysteme. Was die aber im richtigen Einsatz können, wird gerade in der Ukraine vorgeführt. Nicht vergessen sollte man den Georgien-Krieg 2008. Ich merke an, dass der Europäische Gerichtshof festgestellt hat, dass es nicht Russland war, das die Schuld an diesem Ereignis zu tragen hat. Was dort geschah, hat die USA zutiefst erschreckt. Georgien schickte Kampfflugzeuge aus amerikanischer Produktion gegen die russische Luftwaffe, moderne F 16. Die wurden von den russischen Piloten vom Himmel geputzt, ohne einen einzigen eigenen Verlust. Das, obwohl in etlichen georgischen Fliegern amerikanische Elitepiloten saßen. Auch das hat dazu beigetragen, dass die USA in Syrien später jeden direkten Konflikt mit Russlands Luftwaffe vermieden haben. Wie gesagt, mit den USA kann man nur umgehen, aus einer Position der Stärke.

Die NATO führt verdeckte Operationen durch

In der Ukraine sind die NATO-Waffen durchaus wirksam. Allerdings sollte man dabei nicht übersehen, dass NATO-Soldaten dort tätig sind. Natürlich verdeckt. Die Hilfen mit Satellitenaufklärung und anderen Mitteln leisten ihr Übriges, den Krieg in die Länge zu ziehen. Während aber die US-Raketenwerfer-Systeme HIMARS einigermaßen effektiv sind, insbesondere für wahllosen Beschuss, also kaum gezielten Beschuss von Wohngebieten, versagen die deutschen Haubitzen zu schnell und reihenweise. Ja, sie sind zielgenau, solange sie funktionieren. Die alten „Marder“, die hier schon lange ausgemustert und ein Produkt der 1960-er Jahre sind, die funktionieren noch, aber es gibt kaum noch Munition. Dieses Problem gilt mittlerweile für alle NATO-Waffen, die an die Ukraine vom Westen geliefert worden sind. So muss man annehmen, dass die NATO überhaupt nicht auf einen realen Waffengang mit Russland eingerichtet ist. Wahrscheinlich genauso wenig, wie gegen China.

Nach all diesen Überlegungen komme ich zu dem Schluss, dass die NATO-Armeen eher Theater-Armeen sind. Geradezu „Potemkinsche -Armeen“. Nämlich Armeen, die gefährlich aussehen, aber nie dafür gedacht waren, wirklich im Feld gegen Russland oder die Sowjetunion anzutreten. Nur so wird erklärlich, warum gerade die deutschen Waffen bei intensivem Gebrauch so schnell versagen. Da sollte man sich in die Position der Hersteller versetzen. Warum sollte man sich die Mühe und Kosten machen, Waffen zu produzieren, die wirklich einem intensiven Einsatz standhalten, wenn dieser gar nicht geplant ist? Wenn es ausreicht, die Waffen als Abschreckung vorzuzeigen? In dem Wissen, dass Russland niemals angreifen wird und auch die Sowjetunion das niemals vorhatte? Sie sind sozusagen das Waffen-Plazebo für das Narrativ der Angriffsgefahr aus dem Osten.

Die NATO weiß, dass sie lügt, wenn sie vom „aggressiven Russland“ spricht

Betrachtet man jetzt dazu den Bestand an Waffen und Munition, ebenso wie den Zustand, dass die Produktionsstandorte für Ersatz erst in einigen Jahren wieder liefern können, stellt sich das andauernde Gerede vom „aggressiven Russland“ als offensichtliche Lüge dar. Eine Lüge wider besseres Wissen. Glaubte man tatsächlich an eine bevorstehende Aggression Russlands, dann hätte man diesen Teil des Militärisch-Industriellen-Komplexes nicht derart herunter gefahren. Und dennoch betragen die Ausgaben der NATO-Staaten für ihr Militär etwa das Zehnfache dessen, was Russland für sein Militär aufwendet. Wo fließt dieses Geld wirklich hin? Aber es kostet schon etwas, wenn man etwa 1.000 Militärbasen weltweit unterhält.

Die NATO hat niemals beweisen müssen, dass sie ihrer angeblichen Aufgabe mächtig ist. Sie hat noch nie die territoriale Unversehrtheit eines ihrer Mitgliedsländer verteidigen müssen. So sollte die Frage im Raum stehen, ob der Sinn und Zweck der NATO nicht eher dem entspricht, was ihr erster Generalsekretär, der Engländer Lord Ismay, zur Gründung der NATO gesagt hat: „Keep the Russians out, the Americans in, and the Germans down.“ Die Russen draußen halten, die Amerikaner drin und die Deutschen unten. Genau diese Aufgabe hat die NATO von Anfang an bestens erfüllt und tut es bis heute. Es sollte vermerkt werden, dass ebendieser erste Generalsekretär die territoriale Verteidigung gar nicht als Aufgabe der NATO benennt. Wen kann es da verwundern, dass sie für diese Aufgabe nicht gerüstet ist? Aber um eine derartige Jahrhundertlüge erkennen zu können, braucht es wohl besondere Ereignisse, eben wie die Vorgänge in der Ukraine, denen unsere Häuptlinge nicht mehr als hilfloses Gesundbeten widmen können. 

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Wenn es Sie interessiert, wie die NATO-Gründung am 4. April 1949 zustande gekommen ist und darauf folgend die Gründung des Warschauer Pakts, dann empfehle ich Ihnen die Lektüre des achten Bandes der Werke von Reinhard Leube: „Kontinentaldrift“. Leube beleuchtet nicht nur das, sondern gibt Kenntnis wie die Gründungen der beiden deutschen Staaten abgelaufen sind. Da gibt es manche „Aha-Erlebnisse“ auch für diejenigen, die dachten, sie würden die Geschichte bereits kennen. Bestellen Sie Ihr Exemplar „Kontinentaldrift“ direkt beim Verlag hier oder erwerben Sie es in Ihrem Buchhandel.

Eine Rezension zu diesem Werk können Sie hier einsehen:
https://www.anderweltonline.com/klartext/klartext-20222/deutsches-reich-ddr-brd-und-die-falschen-feiertage/ 

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