Russisches Roulette als Überlebensstrategie
Von Hans-Jürgen Geese
Im Jahre 1937 liess Stalin eine Volkszählung durchführen, um zu beweisen, dass die Bevölkerung nach wie vor zunahm und dass die Russen nach wie vor die weit überwiegende Mehrheit in der Sowjetunion bildeten. Für Stalin zählten auch die Ukrainer und die Weissrussen zum russischen Volk, die seiner Meinung nach lediglich einen anderen Dialekt sprachen.
Als ihm die Ergebnisse präsentiert wurden war Stalin mit den Zahlen nicht zufrieden und er befahl daher, so wie es seine Art war, die Verantwortlichen zu erschiessen. 1939 liess er dann die Volkszählung wiederholen. Ein Wunder geschah. Dieses mal stimmte das Ergebnis. Stalin war hoch zufrieden. Niemand musste erschossen werden. Sehen Sie, das ist wahre Macht, wenn Sie widerspenstige Realität nach ihren eigenen Wünschen neu definieren können.
Übrigens ergab die Volkszählung auch, dass die Mehrheit der Russen nach wie vor an einem Glauben hing. Stalin war tief enttäuscht, aber er konnte schlecht über die Hälfte der Bevölkerung erschiessen lassen. Daher verfiel er auf die zweitbeste Lösung: Bei der nächsten Volkszählung 1939 wurde die entsprechende Frage einfach nicht mehr gestellt. So oder so, Stalin bestimmte was galt.
Allerdings hatte Stalins Interpretation von Realität manchmal viel schlimmere Auswirkungen als den Tod von “nur” ein paar Menschen. Stalin weigerte sich, die Invasion der deutschen Armee am 22. Juni 1941 zu akzeptieren. Er zögerte und zögerte. Und dann benötigte Genosse Stalin ein wirklich grosses Wunder. Aber im Nachhinein muss man dem Mann zugestehen: Die Welt der Wunder liess ihn selten im Stich. Obwohl er diese Welt regelmässig herausforderte. Denn Stalin war ein Spieler, ein Spieler mit riesig hohem Einsatz. Dem Reiz des hohen Risikos zu erliegen ist ein Merkmal von Psychopathen. Sie können in dieser Hinsicht Hitlers Biographie neben die von Stalin stellen. Wie sonst wäre es möglich, dass solch niedrig geborene Menschen absolute Macht über ein ganzes Volk gewinnen, ein Status, der doch eigentlich nur Kaiser oder Königen zusteht, nicht aber einem Mann aus dem Pöbel? Wunder über Wunder mussten geschehen.
An Wundern hat es auch in der russischen Geschichte insgesamt nie gemangelt. Von Anfang an. Eigentlich hätte Russland bereits mehrere Male erobert werden müssen. Aber es kam dann immer irgend etwas Unvorhergesehenes dazwischen. Fragen Sie Napoleon mit seiner grössten europäischen Armee aller Zeiten damals. Fragen Sie Hitler mit seiner mächtigsten Armee aller Zeiten auf Erden überhaupt. Irgendein Schutzengel stellte sich letztendlich immer auf Russlands Seite. Wer wollte es also den Russen verübeln, wenn sie diesen Hang zum Fatalistischen haben, den Glauben, dass sie keine Kontrolle über ihr Leben besitzen.
Nun, es ist ja auch noch gar nicht so lange her, da waren sie Leibeigene. Erst 1861 wurde in Russland die Leibeigenschaft aufgehoben. Was im richtigen Leben keine grosse Veränderung herbeiführte. Denn die Bauern waren sehr arm und besassen sehr wenig. Abhängigkeit ist Abhängigkeit. Einst hörten die Russen auf den Zaren, dann auf Lenin, dann auf Stalin und heute eben auf Putin. Sie brauchten sich nie gross umzustellen. Geradezu aberwitzig daher, dass 1991 die Amerikaner die absurde Idee hatten, in Russland die sogenannte Demokratie einzuführen. In Russland! Demokratie! In Verbindung natürlich mit dem Kapitalismus.
Russland und Amerika
Können Sie mir mal erklären warum Russland so ein schlechtes Image in den Vereinigten Staaten von Amerika hat? Warum nennen die Amerikaner Russland das Reich des Bösen? Was hat Russland den Amerikanern getan? Mir ist nicht eine einzige Missetat bekannt. Wohingegen die Amerikaner nach der russischen Revolution tatsächlich Russland angegriffen hatten. Alles vergessen? Und haben nicht die Russen den Amerikanern die Goldgrube mit Namen Alaska quasi geschenkt? Und sie gewannen sogar für die Amerikaner den Zweiten Weltkrieg. Nach mindestens 27 Millionen Toten. Amerika opferte 418,500. Es hat die Russen immer einen hohen Preis gekostet, wenn sie sich auf den Westen einliessen. Was sie trotzdem, seit Peter dem Grossen, immer und immer wieder taten. Anstatt den Westen links liegen zu lassen. Sie hätten doch sagen müssen: “Zum Teufel mit Europa!”. Haben sie aber bisher nicht. Der Grund:
Die Russen plagt ein Minderwertigkeitskomplex, so, als sei der Westen das Mass aller Dinge, dem man nicht entkommen kann. Daher könnten die aktuellen Sanktionen ein wahrer Segen sein für Russland. All der Luxus, den sie im Westen kauften, wird sich als völlig überflüssig erweisen. Die Russen wollen doch nicht, so wie einst Dostojewski, mit Spielschulden beladen aus Baden Baden heimkehren. Es gilt nüchtern zu bleiben und dem Konsum abzuschwören. Wobei es jedoch durchaus verständlich ist, dass die Russen ab und an der grausamen Wirklichkeit zu entkommen versuchen, durch Spiel, Konsum und Suff. Sie leben in einer harten, gnadenlosen, völlig anderen Welt als wir im Westen.
Die Geschichte Russlands
Stellen Sie sich einmal die folgende Situation als Mensch im frühen Mittelalter vor: Sie gehören zu einem slawischen Stamm in Mitteleuropa und müssen oder wollen aus irgendeinem Grunde das Land verlassen. Frage: In welche Richtung würden Sie ziehen, unter der Annahme, Sie wüssten, dass es im Norden kälter ist als im Süden? Das ist doch eine einfache Wahl, oder etwa nicht?
Ist es nicht erstaunlich, dass die Eskimos nie auf die Idee kamen, nach Süden zu ziehen? Ist es nicht erstaunlich, dass die “Russen” damals nach Osten zogen und dann auch noch, erst einmal, nicht in die fruchtbareren südlicheren Gegenden, sondern in die Wälder des Nordens? Was für einen Menschenschlag wird solch ein Land hervorbringen? Wenn Sie sich nicht diese Frage stellen, werden Sie nie die Russen verstehen. Und dann müssen Sie noch wissen, dass die Russen über Jahrhunderte von Mongolen und Tataren bedrängt und unterworfen wurden, dass Mächte im Westen ihr Land erobern wollten, dass sie Krieg führten gegen Asiaten, Schweden, Türken, Franzosen, Deutsche, Polen und viele andere. Krieg, Krieg und immer wieder Krieg. Die russische Geschichte ist daher zwangsläufig eine Geschichte des Leidens. Wenn es denn wirklich stimmen sollte, dass Leiden zur Wahrheit führt, dann werden Sie in Russland viele Wahrheiten finden. Die Worte “Mütterchen Russland”, drücken Trauer und Mitleid und Hoffnung aus.
Kraft und Hoffnung in der Stunde der Not der Knechtschaft, über eine Zeit von etwa 250 Jahren, kam von der orthodoxen Kirche, die den Widerstand, die den Ruf nach Freiheit aufrecht erhielt. Schliesslich warf man vor etwa 500 Jahren die Herrschaft der Tataren ab. Und schliesslich wurde Moskau zum “dritten Rom”, denn Rom ergab sich einst den Barbaren und Konstantinopel kurz zuvor (1453) den Moslems. Jetzt würde Moskau das Zentrum der christlichen Welt sein. So zumindest die Idee. An Ideen hat es übrigens in Russland nie gemangelt. Wie eine alte Weisheit sagt: Auf dem Papier sehen Ideen immer grossartig aus. Sogar der Kommunismus. Viele Millionen Tote später ist man natürlich klüger geworden.
1991 dann brach die Sowjetunion und mit ihr Russland zusammen. Not und Elend überall. Was tun? Präsident Jelzin schaute nach Westen und bat um Hilfestellung bei der Einführung von Kapitalismus, der doch in Europa solchen Wohlstand der Bevölkerung beschert hatte. Das wollte man auch gerne.
Die Stunde Null im Jahre 1991
Dabei hatte der Herr Jelzin übersehen, dass über all die Jahre, bis er jene erhoffte Glückseligkeit erreicht, dass die Russen irgendwie in der Realität, auf der Stelle, hier und heute überleben mussten, ohne mögliche grosse Unterstützung der Regierung, die doch den Bankrott erklärt hatte. Wobei man natürlich die Frage stellen muss: “Wie konnte der Gorbatschow Russland für bankrott erklären?” Ein Land, vor allem ein Land wie Russland, kann doch unmöglich bankrott gehen.
Genau da lag und liegt die Absurdität. Russland war und ist nämlich sehr, sehr reich. Kein Wunder daher, dass einige Skrupellose ihr Wissen, ihre Kontakte und ihre Machtpositionen ausnutzten, um sich die Reichtümer des Landes unter den Nagel zu reissen. Vor allem die Bodenschätze Russlands. Und ehe man sich versah, hatten ein paar Superreiche die Kontrolle über die Grundpfeiler der Wirtschaft. Und das war es dann auch schon. Der Jelzin, im Suff, wusste eines Tages nicht mehr wo vorne und hinten war, geschweige denn, dass er mitbekam, was mit der russischen Wirtschaft passierte. Sein Vertrauen in die Gutmütigkeit des Westens war grenzenlos. “Das Öl wollt ihr? Wie machen wir das unter Brüdern?”
Es war geradezu herzzerreissend wie die Russen zur Wahlurne gingen und glaubten, in irgendeiner Form das Schicksal ihres Landes beeinflussen zu können. Als vor der Wahl 1996 Jelzin wie ein Verlierer aussah schickten die Amerikaner ihre Profis ins Land, die dann dafür sorgten, dass der Säufer an der Regierung blieb. Durch eine demokratische Manipulation. Denn schliesslich musste jetzt doch alles in Russland hoch demokratisch zugehen. Sogar der Betrug.
Allen klar denkenden Menschen war eines offensichtlich: In Russland würde sich nichts ändern. Lediglich das Personal in den Machtpositionen wurde ausgetauscht. Der Westen, der Kapitalismus hatte Russland im Würgegriff. Ein Traum für die einen, ein Alptraum für die anderen. Oh ja, Amerika war so nah, ganz, ganz nah an der Übernahme der Kontrolle über das grösste Land auf Erden, mit all seinen Schätzen. Doch dann geschah tatsächlich wieder mal ein Wunder in Russland: Ein kleiner Mann, der eigentlich ganz harmlos aussah, übernahm die Macht in Russland, schmiss die Amerikaner hinaus und arrangierte sich mit den lokalen Wirtschaftsbossen: “Ihr macht Wirtschaft, ich mache Politik.” Ist es nicht verständlich, dass Putin in Amerika nicht gerade beliebt ist?
Putin praktiziert jetzt im demokratischen Russland die gute alte russische Machtpolitik. Obwohl er manchmal eindrucksvolle PR Aktionen arrangiert, um sein Image im Lande aufzupolieren: Die Rente wird erhöht oder die Korruptionsbekämpfung wird an einem prominenten Beispiel demonstriert. Aber summa summarum ist das alles nur der berühmte Tropfen auf dem heissen Stein. Putin ist wie Trump nichts weiter als eine Variante von machtbesessenen Herrschaftstypen, denen es vor allem um ihr Ego und ihr eigenes Wohl geht. Wobei diese Herren nicht einmal die eigentliche Macht im Staate darstellen. Die Trumps und die Putins, die kommen und gehen. Aber die alt eingesessenen Mächte, die bleiben. In Amerika wie in Russland: Die Bürokratie und die Mafia.
Die Mafia
Frage: Was haben Sie in Ihren Geschichtsbüchern über die Mafia gelesen? Die kam da wahrscheinlich gar nicht vor. Warum wohl? Passen Sie mal auf: Am 26. Juli im Jahre 1908 wurde das FBI gegründet, mit der Aufgabe, vor allem das organisierte Verbrechen in Amerika zu bekämpfen. So weit so gut. Dann beging die amerikanische Regierung einen gigantischen Fehler, vielleicht sogar den grössten Fehler in ihrer Geschichte. Im Jahre 1924 ernannte sie den Herrn J. Edgar Hoover zum Direktor des FBI. Frage: Wie lange war der Mann Direktor des FBI? Antwort: Von 1924 bis 1972. Das sind fast 50 Jahre! Fast 50 Jahre herrschte Edgar Hoover in Amerika. Man muss es so sagen: Er herrschte in Amerika. Hoover hatte über jeden wichtigen Politiker eine Akte, die in jedem Fall genug Sprengstoff enthielt, um den Mann hochgehen zu lassen. Jeder Politiker wusste das. Hoover konnte machen was er wollte. Nicht einmal für die üppigen Mahlzeiten und die teuren Hotels brauchte er zu zahlen. Sie behandelten ihn wie einen König. Über fast 50 Jahre war Hoover der gefürchtetste Mensch in Amerika. Doch eines morgens lag er tot vor seinem Bett. Sonst hätte der noch weitergemacht.
Fast 50 Jahre hatte das organisierte Verbrechen, vor allem natürlich die Mafia, Zeit, sich auf diesen Mann einzustellen und sich mit ihm zu arrangieren. Und das geschah selbstverständlich. Obwohl Hoover öffentlich bekannte: “Es gibt in Amerika keine Mafia”. Wir erinnern uns, dass Psychopathen in der Lage sind, Realität neu zu definieren. Man muss wohl im Nachhinein feststellen, dass alle Politiker in der Hand von Hoover und dass J. Edgar Hoover in der Hand der Mafia war, die so viel belastendes Material gegen ihn gesammelt hatte, dass er jederzeit erpressbar war. Und dann muss man natürlich noch erwähnen, dass die Mafia der amerikanischen Regierung bei der Landung der Alliierten in Sizilien am 10. Juli 1943 half. Meinen Sie, die taten das aus tiefer, selbstloser Herzensgüte, oder aus christlicher Nächstenliebe? Und glauben Sie, dass seitdem die Verbindungen zwischen der Mafia und der sogenannten amerikanischen Regierung abgebrochen wurden. Im Gegenteil: Es könnte durchaus sein, es ist sogar höchst wahrscheinlich, dass eine Art von Mafia inzwischen in Amerika die Regierung übernommen hat. Sie müssen stockbesoffen sein, um zu der Schlussfolgerung zu gelangen, dass Biden in Amerika das Sagen hat. Aber die Mafia gibt es nicht nur in Amerika.
Das Herrschaftsprinzip der Mafia ist ganz simpel: Wenn es darauf ankommt wird die physische Macht alles andere übertreffen. Wenn jemand Ihnen einen Revolver an den Kopf hält, dann hat sich die Kraft der Argumente erschöpft. Ein uraltes Prinzip, das Gangster wie zum Beispiel Stalin oder Hitler auswendig wussten. Eine kleine Minderheit von Menschen ist in der Tat bereit, zur Durchsetzung ihrer Wünsche andere Menschen zu töten oder töten zu lassen. Das “Recht” des Stärkeren hat zur Folge, dass diese Figuren vor allem in den Regierungen auf Erden zu finden sind. Die gehen über Leichen, ohne mit der Wimper zu zucken.
Bitte kommen Sie mir jetzt nicht mit Trump oder Putin oder dem Unteroffizier Scholz. Das sind Menschen aus dem Showgeschäft mit Namen Politik, die zwar auch in die Kategorie Psychopathen gehören. Aber das sind mehr oder weniger harmlose Psychopathen. Die wirklich gefährlichen Psychopathen regieren die Welt inoffiziell, d.h. sie kommen in der “Tagesschau” nicht vor.
Vladimir Putin
Vladimir Putin arrangierte sich mit der Mafia, und deshalb darf er Präsident von Russland spielen. Man hätte auch das Demokratiespiel vom Westen in Russland einführen können, aber das wäre recht kompliziert gewesen. Putin war die einfachere Alternative, die zudem der russischen Geschichte und Tradition entspricht. Frage: Wird Russland unter Putin sein wirtschaftliches und menschliches Potential entwickeln und zur Blüte bringen? Antwort: Keine Chance. Trotzdem: Man könnte sagen, dass Putin in der augenblicklichen Situation der Bedrohung aus dem Westen der ideale Mann für Russland ist. Ich will das nicht bestreiten, möchte aber, wenn Sie gestatten, auf zwei fundamentale Fehler hinweisen, die der Mann beging: Zum einen hätte er 2014 niemals Angela Merkel und Francois Holland vertrauen dürfen. Wie Frau Merkel inzwischen ganz offen zugibt, war das Minsker Abkommen nur dazu gedacht, Zeit für die Aufrüstung der Ukraine zu gewinnen. Wie konnte Putin das zulassen? Es sei denn, dass auch Putin ein paar Jahre brauchte, um seine Armee aufzurüsten für den für ihn absehbaren militärischen Konflikt mit dem Westen (nicht mit der Ukraine).
Der zweite entscheidende Fehler war, dass Putin die Macht der Regionalregierungen in Russland stark beschnitt und den Moloch Moskau mit seinen 12 Millionen Einwohnern zu seinem Machtzentrum ausersah. Russland hat eine föderale Struktur. Die laut Verfassung autonomen Gebiete müssten die Autorität und die finanziellen Mittel bekommen, um wirklich das Wohl der gesamten russischen Bevölkerung zu verbessern, und nicht nur der Menschen in Moskau und den paar anderen grossen Städten. Wie kann ein einziger Mann ein Land regieren, das in der West-Ost-Ausdehnung, von Europa bis zum Pazifik, fast 10.000 Kilometer beträgt? Die Russen zum Beispiel, die entlang dem Amur Fluss leben, fühlen sich so von der Regierung verlassen, dass sie sich mittlerweile eher auf die Zusammenarbeit mit den Chinesen auf der anderen Seite des Flusses konzentrieren, die gerne bereit sind, zu liefern, was die Russen nicht haben.
Ein intelligenter Mensch wie Putin müsste das doch erkennen. Aber wahrscheinlich geht es ihm um den Erhalt der Macht. Und die Kontrolle über die Macht ist einfacher zu gewährleisten, wenn die Macht konzentriert ist. Die grösste Frage lautet natürlich: Wie frei ist Putin? Wie weit ist er mit der Mafia verbandelt? Wieviel Spielraum hat er? Gehört er etwa sogar zu dem gleichen Verein wie Biden? Warum liefert Putin noch immer die lebenswichtigen Uranprodukte an die Amis?
Wohlstand für alle ist in der Tat möglich in Russland
Was auf Deutschland zutrifft, trifft auch auf Russland zu: Die Regionen müssen einen Grossteil ihrer Autonomie zurückerhalten. Vor allem Autonomie über die wesentlichen Bausteine einer Gesellschaft: Essen, Trinken, Wohnen, Gesundheit, Bildung. Das kann doch Putin nicht alleine im fernen Moskau regeln.
Wenn es je Länder gegeben hat auf Erden, in denen “Wohlstand für alle” möglich war, dann handelte es sich um die folgenden drei Länder: Amerika, Russland und Deutschland. Amerika hat seine Chance vergeigt. Deutschland hat seine Chance vergeigt. Russland ist sozusagen die letzte Hoffnung der Menschheit. Die Chance: Wenn auch nur ein einziges Land vorpraktizieren würde, wie das Paradies auf Erden aussehen kann oder könnte, dann..., dann würden entweder die Leute ins Land kommen wollen oder sie würden das Konzept kopieren. Russland hat alle Rohstoffe und alle landwirtschaftlichen Möglichkeiten, die es benötigt, um völlig autark in Ruhe und Frieden das Land zur Blüte bringen zu können. Allerdings wird das mit den Methoden der Schmarotzer in Moskau nicht möglich sein.
Vielleicht sollte man den Russen das Vergnügen gönnen, mit Audis und Mercedes durch die Gegend zu brausen, aber erst, wenn die Grundbedürfnisse für jeden Russen abgedeckt sind. Was für eine Verschwendung von Ressourcen, all diesen Luxus zu importieren. Russland ist eines der Länder mit den meisten Milliardären auf Erden. Was haben die für den Reichtum geleistet? Nichts. Alles geklaut.
Probleme im Vielvölkerstaat
Die Russen haben sich immer recht vorsichtig und tolerant den anderen Völkern im Reich gegenüber verhalten, haben zum Beispiel viele Jahre die Wehrpflicht nicht unter den asiatischen, vor allem muslimischen Völkern, eingeführt. Sie praktizierten über die Jahrhunderte erstaunliche Toleranz. Aber der Krieg in Tschetschenien zum Beispiel hat die Grenzen aufgezeigt.
Man muss wohl neben der Ukraine auch Polen und die Baltenstaaten zu den verbissenen, unversöhnlichen Gegnern Russlands zählen. Aus Gründen, die in der älteren und jüngeren Geschichte liegen. Die Russen waren letztendlich immer die Herrscher im Reiche. Das muss man ganz klar sagen.
Leider hatte die Toleranz auch bei den Juden ihre Grenze. Es kam zu grauenvollen Pogromen. Nachdem im Jahre 1948 der Staat Israel gegründet wurde drängte Stalin die Juden, das Land zu verlassen. Nur sein Tod im Jahre 1953 verhinderte eine weitere Eskalierung. Heute leben nur noch etwa 170.000 Juden in Russland. Vor allem die jungen Juden verlassen das Land, und es ist abzusehen, dass es bald so gut wie keine Juden mehr in Russland geben wird.
Korruption, Korruption, Korruption
Ein diktatorisches Herrschaftssystem muss immer die Macht konzentrieren. Und es muss dafür sorgen, dass die Garanten der Herrschaft, die Bürokraten, mit dem System zufrieden sind. Also dürfen sich die Bürokraten mehr oder weniger nach Belieben bereichern. Und das tun die Bürokraten in Russland. Die Auswirkungen der Korruption: Sobald Sie sich einmal auf Korruption eingelassen haben sind Sie erpressbar. Und zudem wird Korruption zur Gewohnheit. Alle machen es. Was immer Putin auch sagt, er hat kein Interesse daran, die Korruption zu besiegen. Warum sollte er das tun? Obwohl er damit dem Land einen Bärendienst erweist.
Wenn Sie nach Russland reisen und nicht auf den Kopf gefallen sind, dann sehen Sie Geschäftsmöglichkeiten en masse. Aber fragen Sie mal die Leute, die sich auf dieses Land geschäftlich eingelassen haben. Deren Botschaft: Die Bürokraten werden Sie bluten lassen bis Sie aufgeben. Das russische System ist in der Verwaltung auf Inkompetenz und Korruption aufgebaut. Die russische Bürokratie heute stammt zum grössten Teil aus der Zeit der Sowjetunion (vor allem die Mentalität). Das System kann Sie schier zur Verzweiflung bringen. Es bräuchte geradezu revolutionäre Massnahmen, um den Reichtum des Landes produktiv einzusetzen und gerecht zu verteilen. Die Parasiten, die das grosse Geld einscheffeln (vor allem in Moskau) sind die Geissel des Landes. Man kann mit Luxuslimousinen kein Land aufbauen. Es bräuchte eine Zeit der Bescheidenheit und der völligen Hingabe an die gerechte Entwicklung des gesamten Landes.
Der Fluch des Alkohols
Wodka wurde im Mittelalter erfunden. 1475 beanspruchte der russische Staat unter Ivan III. das Staatsmonopol. 1762 kam ein Drittel des Staatshaushaltes aus der Alkoholsteuer. 1862 die Hälfte. Katharina die Grosse sagte, es sei einfacher ein besoffenes Volk zu regieren. Stalin hob sämtliche Beschränkungen des Alkoholkonsums auf. Was aber erstaunt ist die Tatsache, dass der Alkoholkonsum seit dem Verfall der Sowjetunion noch einmal in Russland zugenommen hat. Etwa eine Fünftel der Todesfälle unter Männern geschehen in Verbindung mit Alkohol. Die Lebenserwartung der russischen Männer liegt zehn Jahre unter der Lebenserwartung der russischen Frauen. Es gibt in Russland inzwischen einen Frauenüberschuss von etwa 9 Millionen. Die Russen saufen sich buchstäblich zu Tode. Wenn Sie das nicht vor Ort mal erlebt haben, werden Sie es nicht verstehen. Wie können an sich intelligente Menschen im Wahnsinn versinken? Es ist ein tägliches Spiel von russischem Roulette mit dem Leben. Und nennt sich Kultur.
Russland braucht einen Partner
Meiner Meinung nach ist eine wirkliche Entwicklung Russlands nur möglich, indem das Land sich in den Regionen, ausserhalb Moskaus, mit Städten oder Regionen in Deutschland verpartnert und massive Unterstützung von Produktionsfirmen erhält. Aber auf keinen Fall von irgendwelchen Consulting- oder Marketingschmarotzern. Die Zusammenarbeit muss 100 % praktischer Natur sein und sich am Anfang um die Abdeckung der Grundbedürfnisse der gesamten Bevölkerung kümmern, ohne sich um irgendeinen Standard im Westen Sorgen zu machen. Der westliche Lebensstil ist kein gesunder Lebensstil.
Nachdem Millionen von deutschstämmigen Russen nach Deutschland gezogen sind, müsste man diese Entwicklung, zumindest temporär, wieder umdrehen. In guter alter russisch/deutscher Tradition. Und Zusammenarbeit neu erfinden. Diese neuen Firmen russisch/deutscher Zusammenarbeit sind vollkommen der Kontrolle durch russische Bürokraten entzogen. Für 10 Jahre werden keine Steuern gezahlt. Diese Firmen werden nach zehn Jahren in Genossenschaften übergeführt, die nur Steuern lokal leisten. Und das war es dann.
Das meiste, was heute in Moskau als Arbeit angesehen wird, hat mit Arbeit nichts zu tun. Das sind lediglich Mechanismen der ungehemmten Bereicherung, die nichts wirklich zum Wohl des russischen Volkes beitragen. Die Mafia baut keine Kartoffeln an. Die klaut die Kartoffeln. Das ist die Vorgehensweise der noch immer wachsenden russischen Bürokratie. Wie um alles in der Welt kann es nur möglich sein, dass in so einem reichen Land gut gebildete Menschen in Armut leben? Wie inkompetent und korrupt muss man sein, solch ein Verbrechen am eigenen Volk zu begehen und/oder zuzulassen?
Es läuft darauf hinaus, was wir schon immer wussten (was auch die Amerikaner schon immer wussten, fürchteten und noch immer fürchten): Aber es muss dennoch schliesslich zu einer Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland kommen. Das sagt der Verstand. Das sagt das Herz. Der aktuelle Befehl an Unteroffizier Scholz, deutsche Waffen an die Ukraine zu liefern, ist eine Katastrophe und wird die deutsch-russische Annäherung um Jahre zurückwerfen.
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Jacinda Ardern, die Premierministerin Neuseelands, ist von ihrem Amt zurückgetreten. Wenn Sie das Werk von Hans-Jürgen Geese gelesen haben, „Ausverkauf vom Traum Neuseeland“, dann wissen Sie, dass das nur eine Frage der Zeit war. Wird sich etwas ändern? Eher nicht, denn die nächste Marinette der „young global leaders“ ist schon für die Nachfolge vorgesehen. Das Interessante an Geeses Werk ist, wie er beschreibt, dass Neuseeland wie ein Versuchslabor ist, in dem die Schweinereien ausprobiert werden, die dann einige Jahre später bei uns zur Anwendung kommen. Wer also wissen will, was auf uns zukommen wird, der wird im Werk „Ausverkauf vom Traum Neuseeland“ Aufklärung finden. Bestellen Sie Ihr Exemplar direkt beim Verlag hier oder erwerben Sie es in Ihrem Buchhandel.
Hier können Sie eine Rezension zu diesem Werk ansehen:
https://www.anderweltonline.com/kultur/kultur-2020/ausverkauf-vom-traum-neuseeland-wie-ein-bluehendes-land-verramscht-wurde/