Ukraine: Wie ein Banderist einen Juden totgeschlagen hat
Von Peter Haisenko
Stepan Bandera war der Anführer der ukrainischen Nationalisten (OUN,UPA) am Ende des Zweiten Weltkriegs. Er und seine Anhänger haben mit der Wehrmacht zusammengearbeitet. Sie waren getrieben vom Hass auf alles Nicht-Ukrainische und so auch auf Juden. Bandera wird heute mehr als je zuvor als ukrainischer Nationalheld verehrt.
Das Grab von Stepan Bandera befindet sich in München auf dem Waldfriedhof im Ortsteil Großhadern. Es ist ein liebevoll gepflegtes Monument, aber keinesfalls unumstritten. In Israel gilt Bandera als Kriegsverbrecher. 1946 erhielt er Asyl in München, lebte dort als Stefan Popel, bis er 1959 vom KGB erschossen wurde. Mehr über das Grabmal und Bandera finden Sie hier:
https://www.merkur.de/lokales/muenchen/wirbel-auf-dem-waldfriedhof-grab-stepan-bandera-ukrainischer-nationalist-91697130.html
1944 hatte mein Vater, der als Russe vor den Schergen Stalins fliehen musste, engeren Kontakt mit den „Banderisten“. Weil er unter anderem Ukrainisch in muttersprachlicher Qualität sprechen konnte, wurde er von den Nationalsten akzeptiert. Er war für einige Monate als Polizist in der Nähe von Lemberg tätig und konnte diese Nationalisten genauer kennenlernen. Er musste erfahren, dass die Banderisten Jagd, tödliche Jagd, auf alles machten, was nicht ukrainisch war. Auf Polen, Russen, die sie „Moskali“ nannten, und die Reste der Roten Armee, die westlich der Front als Partisanen gestrandet waren. Einzig die deutschen Soldaten hatten nichts von ihnen zu befürchten.
Sie machten auch Jagd auf Juden und es ist ein Witz der Geschichte, dass ausgerechnet die Nachkommen derjenigen, die damals Juden jagten, seit neun Jahren Präsidenten folgen, die Juden sind. Und diese Präsidenten sich nicht zu blöd sind, ebenfalls die Verehrung Banderas zu unterstützen. Es ist eine Schande, dass die deutsche Regierung vorbehaltlos diese Banderisten unterstützt, die mit Hitlers Wehrmacht zusammengearbeitet und Juden ermordet haben; die auch heute noch ganz offen Symbole des Dritten Reichs tragen und zur Schau stellen.
Um aufzuzeigen, mit welch tödlicher Inbrunst diese Banderisten gegen Juden agierten, stelle ich Ihnen hier einen kurzen Auszug aus dem autobiographischen Roman meines Vaters vor, der den Mord an einem Juden in seiner ganzen Ungeheuerlichkeit dokumentiert. Der gesamte Roman in zwei Bänden umfasst die Zeit zwischen 1932 und 1945. Er beginnt in der Gegend, die heute jeder kennt, in der Ostukraine, und endet in Schweinfurt. Dort musste mein Vater erleben, wie die USA vor allem geflüchtete Russen an Stalin ausgeliefert und so dem sicheren Tod zugeführt haben. Ukrainer wurden nicht ausgeliefert, sie durften weiter wandern in die USA direkt oder nach Australien. Ein polnischer Freund hat meinen Vater vor der Auslieferung an Stalin bewahren können. Sonst gäbe es mich nicht. Doch nun zu seiner Erzählung.
Sie können beide Bände des Romans „Der Weg vom Don zur Isar“ direkt beim Verlag hier bestellen:
Band eins: https://anderweltverlag.com/p/der-weg-vom-don-zur-isar-band-1-kotow-iii
Band zwei: https://anderweltverlag.com/p/der-weg-vom-don-zur-isar-band-2-achaschwerosch
Auszug aus dem Roman „Der Weg vom Don zur Isar“, Band zwei, ab Seite 161:
„Gorew“ ist das Pseudonym meines Vaters in seinem Roman, „Bolotnyj“ der Name des ukrainischen Polizisten, der zu Banderas Leuten gehörte.
Bolotnyj suchte Gorew am späten Nachmittag bei der GFP (Geheime Feld Polizei) auf. – „Eine dringende Sache. In den Dörfern treibt sich ein Jude herum, geht von einem Dorf zum anderen, hetzt die Leute auf, droht ihnen mit der Rache der Sowjets. Ich bin ihm schon lange auf der Spur. Soeben habe ich erfahren, wo er diese Nacht verbracht hatte und in welcher Richtung er heute Früh ging. Es kommt für ihn für heute nur ein Dorf in Frage und ich weiß, bei wem er dort Unterschlupf suchen wird. Wir brauchen ein Auto. Für die Pferde ist es zu weit, um noch rechtzeitig zu kommen. Könntest du uns hinfahren?“ Gorew trug das Anliegen dem Sekretär vor. – „Das fällt direkt in unseren Aufgabenbereich: Partisanentätigkeit," - sagte dieser. Drei Unteroffiziere, drei Hiwis und vier ukrainische Polizisten mit ihrem Chef bestiegen das Auto.
Sie überraschten den Gesuchten dort, wo ihn Bolotnyj vermutet hatte. Einen etwa fünfzigjährigen Mann in schmuddeligen, übelriechenden Kleidern, mit struppigem, seit guten zwei Wochen unrasiertem Haarwuchs im Gesicht. Man sah ihm an, dass er kein leichtes Leben führte. Waffen hatte er nicht, ließ sich willenlos ins Auto treiben, krümmte sich dort in einer Ecke zusammen und wickelte sich fester in seine Kleiderfetzen.
Als er am nächsten Tag zum Verhör vorgeführt wurde, kam Bolotnyj mit, mit einer Nagajka (kleine, aber grausame Peitsche) in der Hand, und fragte Gorew: - "Könnte ich der Vernehmung beiwohnen? Ihr habt ihn mir leider, leider weggenommen." - "Ich denke, es wird niemand was dagegen haben. Gehen wir einfach hinein." Sie gingen ins Vernehmungszimmer, wo der Verhaftete einem Unteroffizier und dem Dolmetscher gegenüber stand, in der weitest entfernten Zimmerecke. Der Dolmetscher rümpfte die Nase: - "Pfui Teufel, der riecht zum Umfallen!“ - "Ich möchte auch Sie nicht anriechen, wenn Sie einige Monate sich hinter der russischen Front verbergen müssten," - sagte Gorew spitz. Er verstand sich gut mit dem Dolmetscher und durfte sich manche Ungezogenheit ihm gegenüber erlauben, da sie gegenseitige Sticheleien nicht ernst nahmen.
- "Machen Sie es doch kurz, dann haben Sie es schnell hinter sich," - riet Bolotnyj, wandte sich zum Häftling, klopfte sich mit der Nagajka meinungsvoll auf den Schaft seines hohen Stiefels: - "Na, Parchatyj, Jetzt erzähle mal schnell alles, sonst werde ich dir die Zunge lösen!" Der wich von ihm zurück bis an die Wand. - "Herr Offizier, was will er, warum will er mich schlagen, ich sage auch so alles, was Sie wissen wollen!"
Er nannte die Leute, die ihn versteckt hatten und mit den Sowjets sympathisierten, nannte die Dörfer. Der Unteroffizier hatte die Hände voll zu tun, alles aufzuschreiben. Das gefiel Bolotnyj wieder nicht. Es war schwierig, diesen Mann zufrieden zu stellen! Er versetzte dem Aufschreienden einen Hieb mit der Nagajka, ging mit angewidertem Gesicht hinaus. Gorew folgte, sagte zu ihm: - "Man merkt es dir an, dass du noch nicht viel mit Sowjetagenten und Seksoten zu tun hattest. Sie sind feig. Es kann auch nicht anders sein. Warum dienen sie den Sowjets? Nur aus Feigheit. Denn sie mögen sie keinesfalls besser als wir. Und bei dem Juden kommt noch etwas hinzu: was soll er tun? Wenn er auch die Sowjets gar nicht mag, bleibt ihm trotzdem nichts anderes übrig, als gegen die Deutschen zu arbeiten, weil sie ihn so oder so vernichten, sobald sie seiner habhaft werden. Das ist Tatsache. Ich habe in Dnjepropetrowsk von Augenzeugen mir erzählen lassen, wie dort alle Juden eingesammelt and vernichtet wurden. Warum soll er also Torturen auf sich nehmen, statt sie sich dadurch zu ersparen, dass er die Leute verrät, die er wahrscheinlich sowieso verachtet.“ – „Er wird noch was erleben, wenn ihr ihn wieder bei mir im Gefängnis abliefert! Erst die Leute verführen, ihr Mitleid ausnützen, sie aufhetzen, und dann auch noch selbst dieselben Leute verraten! Ein Geschmeiß, ekelhafter!" - knirschte der Polizeichef mit den Zähnen.
Eine Unmenge Leute wurden auf Grund der Angaben des Juden verhaftet. Viele von ihnen durften nach einer nachdrücklichen Verwarnung wieder nach Hause, aber es blieben sehr viele, die einer deutschfeindlichen Tätigkeit überführt wurden. Es stand fest, dass die Deutschen sich in dieser Gegend keiner besonderen Beliebtheit erfreuen konnten. Einerseits trug man ihnen schlechte Behandlung der Kriegsgefangenen sehr nach, grollte ihnen für ihr herrisches Benehmen, für die oft ungerechten Verhaftungen und Erschießungen, andererseits nahm man ihnen übel, dass sie vor den Sowjets wieder zurückwichen, sich nicht halten konnten. Zu dieser feindlichen Stimmung trug noch die Anwesenheit der zahlreichen Partisanen bei und die fast zur Gewissheit gewordene baldige Rückkehr der Sowjets.
Diesmal mussten die Polizisten sich sehr anstrengen: das Grab, das sie ausheben mussten, war ungewöhnlich groß, um fast vierzig Menschen aufzunehmen. Bolotnyj bat den Sekretär um eine besondere Gunst: er wollte den Hauptschuldigen unbedingt mit eigenen Händen erschlagen. Erschlagen, nicht erschießen. Der Sekretär gestattete es. Der Jude, dem Bolotnyj schon vorher seine bevorstehende Hinrichtung ausführlich, in allen Einzelheiten genüsslich geschildert hatte, wurde mit der ersten Gruppe der Verurteilten an das Grab gebracht. Bolotnyj ging an seiner Seite mit einer Zaunlatte in der Hand, mit der er unmissverständlich gestikulierte. Am Ziel stieß er sein Opfer mit der Latte an den Rand des Grabes, stellte den Zitternden in günstige Position, kommandierte ihn zynisch ein paar mal in eine andere Lage, die er mit kräftigen Stößen korrigierte, baute sich dann vor ihm auf, nahm mit der Latte in ausgestreckten Händen Maß zu seinem Kopf, hob die Latte ganz hoch, so dass er sich nach hinten durchbeugte, machte laut „Hech!“ und ließ sie heruntersausen. Das Opfer stieß eines dünnen entsetzten Schrei aus, die Gehirnschale zerbarst, graue Fetzen flogen nach allen Seiten, der Körper kippte in das Grab.
Bolotnyj warf die Latte ihm nach, griff aus den Händen eines Soldaten dessen Gewehr, jagte eine Kugel nach der anderen in die Leiche, bis das Magazin leer war. Einer der anderen Todgeweihten schrie auf, brach aus, lief wimmernd, schwankend, mit ungelenken ruckhaften Bewegungen davon. Eine Kugel holte ihn ein. Er fiel, lag zuckend und röchelnd, bis eine zweite Kugel ihm barmherzig die Ruhe brachte. Die Übrigen standen erstarrt, gelähmt, mit aschgrauen Gesichtern, gingen auf Kommando willenlos zum Grab, wurden von Maschinenpistolengarben der Unteroffiziere hineingeworfen. Noch zweimal wurden die Gruppen aus dem Gefängnis geholt, von Maschinenpistolen niedergemäht. Als letzte kam eine junge Frau an die Reihe. Ruhig und gefasst stand sie an dem mit den Leichen gefüllten Grab. Einer der Brüder-Kosaken näherte sich ihr, befühlte den Stoff ihres Kleides: - "Schade um das gute Kleid, dass es unnütz verkommt. Ziehe es aus, ich werde es meiner Freundin schenken." Sie zog das Kleid aus, gab es ihm. - "Auch die Wäsche" - forderte er. Hilflos lächelnd wies sie auf große Blutflecke, sagte entschuldigend: - "Ich hatte im Gefängnis die unvermeidliche Frauensache. Die Wäsche ist völlig verdorben...“ Der andere Bruder schoss ihr in den Kopf.
Nachsatz:
Lassen Sie sich nicht abschrecken von diesem schrecklichen Textauszug. Sie finden in diesem Werk vor allem Zeugnisse von echter Menschlichkeit, tiefer Freundschaft und Liebe. Liebe in Zeiten des Schreckens. So ist dieser Roman ein Dokument, dass es selbst in schwierigsten Zeiten möglich ist, nicht zu verzweifeln und vor allem seine Menschlichkeit zu bewahren. Allerdings erfahren Sie in diesem Werk auch geschichtliche Wahrheiten, die Sie nicht wissen sollten. Hier nochmals der Link zu Band eins:
https://anderweltverlag.com/p/der-weg-vom-don-zur-isar-band-1-kotow-iii