Können Palästinenser Antisemiten sein?
Von Peter Haisenko
Die Sprache ist die schärfste Waffe. Insbesondere in der BRD wird „Antisemitismus“ als Waffe missbraucht gegen alle, die zu Israel eine differenzierte Haltung haben. Wer für Palästinenser und deren Menschenrechte eintritt, wird als Antisemit abgekanzelt. Sogar Palästinenser selbst werden als Antisemiten bezeichnet. Das kann aber nur eine Sprachverirrung sein.
Zunächst sollte man sich fragen, wieviele Bürger des Staates Israel tatsächlich Semiten sind. Dazu muss man die Geschichte des Judentums kennen. Es gibt nämlich zwei Hauptlinien derjenigen, die sich Juden nennen. Da sind die „Urjuden“ und die sind Semiten. Semiten, wie alle Araber. Die sind in Israel die Minderheit. Zum Ende des ersten Jahrtausends sind die Khasaren zum Judentum konvertiert. Ihr Herrschaftsgebiet befand sich nördlich des Kaukasus, im Wesentlichen dort, wo gerade jetzt Krieg herrscht: Im Donbas und auf der Krim. Diese Khasaren waren ein sehr kriegerisches Volk und so musste es früher oder später passieren, dass sie sich mit den russischen Warägern anlegten und diesen Krieg verloren. Weil sie aber nicht unter russischer Herrschaft leben wollten, sind sie ausgewandert in die ganze damals bekannte Welt. Die Khasaren haben auch Kriege mit Arabern geführt. Khasaren sind keine Semiten. Mehr darüber hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Chasaren
Khasaren können kein Heimatrecht in Palästina für sich reklamieren. Die ersten khasarischen Juden kamen um 1900 nach Palästina, wo schon semitische Juden lebten. Diese werden auch Sephardim genannt. Die ersten großen Einwanderungen von Juden nach Palästina fanden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts statt. Das waren nahezu ausschließlich khasarische Juden aus Westeuropa. Bis 1917 gehörte Palästina zum Osmanischen Reich und 1903 hatte Sultan Abdul Hamid II Palästina unter den Schutz des Deutschen Kaisers Wilhelm II gestellt. Es gab keine Probleme zwischen Arabern/ Palästinensern und Juden. Dann übernahmen die Engländer die Kontrolle über Palästina und stellten den Hass zwischen Juden, eigentlich Khasaren, und Arabern her. Das ist der Zustand bis heute. Wenn Sie Interesse an dieser Geschichte haben, empfehle ich den Download des Kapitel 16 aus meinem Werk „England, die Deutschen, die Juden und das 20. Jahrhundert“. Zum Download hier anklicken.
1948 war ein khasarisches Datum
Bis zur Gründung des Staates Israel 1948 waren etwa 90 Prozent der Juden in Palästina Khasaren. So wird diese Staatsgründung auch als „khasarisches Datum“ bezeichnet. Mit der Gründung des Staates Israel haben alle arabischen Nachbarn Israel den Krieg erklärt. Auch weiter entfernte arabische Staaten. Das führte zu Pogromen in Nordafrika und arabischen Ländern bis Bagdad. Die dort bisher friedlich integrierten semitischen Juden, Sephardim, mussten flüchten in das neue Israel. Das führte dazu, dass sich der Anteil der semitischen Juden in Israel auf etwa 20 Prozent erhöhte. Die Khasaren betrachteten die Semiten aber als ungebildet und minderwertig und so fanden sich kaum semitische Juden in Führungspositionen. Sephardim und Khasaren mögen sich nicht. Manche sagen, sie wären sich spinnefeind.
Nach 1990, dem Zerfall des Sowjetreichs, kamen aus dem ehemaligen Ostblock Millionen khasarische Zuwanderer nach Israel. Bereits während der 1990er Jahre waren Speisekarten am Strand von Tel Aviv in russischer Sprache Standard. Auch wer ein Taxi benutzen wollte, war mit Russisch besser dran, als mit Englisch. Dieser millionenschwere Zustrom von Khasaren aus Osteuropa ließ den Anteil von Khasaren, also „Nicht-Semiten“, wieder auf etwa 90 Prozent ansteigen. Das heißt, heutzutage leben nur etwa zehn Prozent semitische Juden in Israel. Das sind diejenigen, die ein „Heimatrecht“ beanspruchen könnten, auch wenn ein solches nach 2.000 Jahren zweifelhaft erscheinen darf. Man denke da an die vertriebenen Deutschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.
Semitische Antisemiten
Palästinenser und Araber sind Semiten. Perser übrigens nicht. Ohne hier auf Schuld oder Gewalt weiter einzugehen, kann es nur eine politisch motivierte Sprachverwirrung sein, wenn ausgerechnet Palästinenser als Antisemiten bezeichnet werden. Gleichermaßen gilt das auch für diejenigen, die Kritik am Staat Israel üben. Betrachtet man die Aufteilung der Bürger Israels mit 90 Prozent Khasaren und nur zehn Prozent Semiten, könnte man von einem „Zehn-Prozent-Antisemitismus“ sprechen. Gänzlich verdreht ist es aber, wenn da den semitischen Palästinensern der Vorwurf des Antisemitismus gemacht wird. Es müsste genau anders herum sein. Die khasarischen Juden, die keine Semiten sind, sind Antisemiten, weil sie die semitischen Palästinenser aus ihrer Heimat vertrieben haben und das bis heute immer weiter führen. Diese Betrachtung kann auch auf Deutschland übertragen werden. Auch in Deutschland lebende Juden sind in der Mehrzahl khasarischen Ursprungs, also keine Semiten. Wie oft mussten wir schon erleben, dass arabisch-semitische Menschen in Deutschland als Antisemiten beschimpft wurden, weil sie khasarische Juden kritisierten?
Nun könnte man meinen, diese Betrachtungen wären rein semantischer Natur und so überflüssig, gar unzulässig. Tatsächlich ist es aber so, dass die Sprache eben die schärfste Waffe ist. Man denke nur daran, dass alle Kriege der USA nicht als Angriffskriege bezeichnet wurden. Diese waren also im Umkehrschluss Verteidigungskriege? Sie dürfen lachen. Mit dem inflatorisch eingesetzten Vorwurf des Antisemitismus, der nur in seltenen Fällen haltbar ist, sind wir in genau dem Zustand der Begriffsverdrehung angekommen, wie sie George Orwell beschrieben hat. Ach ja, Orwells 1984 gehört nicht mehr zu den Lehrplänen. Man sollte diese eher als Leerpläne bezeichnen, die verhindern sollen, dass schon Gymnasiasten bemerken, wie weit wir schon über die Zustände in dem Roman 1984 hinaus sind, vor allem was Begriffsverdrehungen betrifft.
Rabbis tadeln den Staat Israel
Wie kann also ein Palästinenser als Antisemit bezeichnet werden? Das ist in etwa so passend, wie wenn man Frau Lang als Musterbeispiel für schlank beschreiben wollte. Aber Antisemitismus ist als ultimative Waffe, als „Totschlagargument“, gegen unliebsame Positionen etabliert worden. Mit der Folge, dass es kaum noch jemand wagen kann, irgendetwas gegen Israel oder (khasarische) Juden anzuführen. Dieser Zustand ist nicht förderlich für das Leben von Juden in Deutschland, denn so entsteht eine unterschwellige Abneigung gegenüber denjenigen, die angeblich „geschützt“ werden sollen, aber nichts mit dieser Begriffsverwirrung zu tun haben wollen. Wie ist es da mit orthodoxen Juden, Rabbis, auch in Israel, die mit dem Treiben des israelischen Staats hart ins Gericht gehen? Sind das dann auch Antisemiten? Die Orthodoxen sind zumeist Semiten.
Krieg beginnt immer mit der semantischen Verunglimpfung des avisierten Feinds. Das geht bis zur Entmenschlichung des Kriegsgegners. Man erinnere sich an den Umgang mit Menschen, die die Covid-Genspritzen abgelehnt haben. So kann man sagen, dass auch das ein (Bürger-)Krieg war und ist. Dieses Vorgehen ist fast immer bar jeglicher Fakten. Fakten werden sogar in ihr Gegenteil verwandelt und wehe, jemand widerspricht. So kann auch der inflationäre und falsche Umgang mit dem Begriff „Antisemitismus“ als Methode des „Imperiums der Lügen“ betrachtet werden. Als Mittel zum Zweck.
Gestern habe ich kurz in die Sportschau geschaut. Da kam jemand zu Wort mit der unglaublichen Aussage, dass es unerträglich wäre, wenn sich jemand einseitig für eine Seite einsetzt. Gemeint waren Fürsprecher für Palästinenser, Fussballstars im Einzelnen. Wenn sich aber der kollektive Westen ohne Wenn und Aber auf die israelische Seite stellt, dann ist das zu begrüßen? Das Existenzrecht Israels steht über allem. Wie ist es aber mit dem Existenzrecht für Millionen Palästinenser? Nicht mal als Staat, sondern einfach als Menschen? Diese kognitive Dissonanz kann nur übertüncht werden, wenn man Palästinenser als Antisemiten hinstellt. Jedenfalls in Deutschland funktioniert das. Aber nur solange, bis auffällt, dass Palästinenser Semiten sind und 90 Prozent der Israelis nicht. Es ist an der Zeit, die Antisemitismuskeule aus dem politischen Diskurs zu entfernen. Einfach deswegen, weil es in den meisten Fällen der Anwendung nicht zutreffend ist.
Wenn jetzt jemand auf die Idee kommt, mich als „Judenfeind“ zu klassifizieren, dem empfehle ich mein Werk „England, die Deutschen, die Juden und das 20. Jahrhundert“. Man wird erkennen müssen, dass das nicht zutrifft. Bestellen Sie Ihr Exemplar direkt beim Verlag hier oder erwerben Sie es in Ihrem Buchhandel.