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Nach Gasa werden Juden nirgendwo sicher leben können
Von Peter Haisenko
Das Vorgehen Israels in Gasa ist jenseits von Gut und Böse. Es ist kein Krieg. Es ist die endgültige Vertreibung der Palästinenser aus ihrer besetzten Heimat. Diese völkerrechtswidrigen Morde und die Zerstörung von Wohnraum werden einen weltweiten Judenhass auslösen, gegen den Hitlers Politik wie ein Kinderspiel aussehen wird.
Israels Regierungschef Netanjahu gab bekannt, man werde „den Kampf in den kommenden Tagen vertiefen“. Im WallStreet Journal nannte er zudem drei Bedingungen für Frieden: „Die Hamas muss zerstört werden, der Gasa-Streifen muss entmilitarisiert und die palästinensische Gesellschaft muss entradikalisiert werden.“ Sein Vorgehen wird das Gegenteil erreichen. Nicht nur die islamische Welt solidarisiert sich mit den Palästinensern, sondern auch Juden auf der ganzen Welt. Gerade letztere können es sich erlauben, die Dinge beim Namen zu nennen: Völkermord! Aber es ist mehr als das. Millionen Palästinensern werden die Lebensgrundlagen genommen, ihre Häuser werden pulverisiert und sie werden dem Hungertod preisgegeben. Die Überschrift über all dem lautet: Wenn ihr leben wollt, dann verlasst das Land.
Der Wertewesten, allen voran die BRD und Annalena, können darin offensichtlich nichts tadelnswertes erkennen. Da muss ich einen kleinen Ausflug in die Ukraine machen. Putin nennt als Ziel, die Nazis der Asow-Brigaden müssen zerstört werden, Kiew muss entmilitarisiert werden und die Ukraine muss entnazifiziert werden. Fällt Ihnen da etwas auf? Beide Ansagen sind nahezu wortgleich. Aber in der Vorgehensweise gibt es gewaltige Unterschiede. Russland schont die Zivilbevölkerung und ihre Wohnstätten so weit wie irgend möglich. Kiew selbst beschießt Zivilisten seit neun Jahren und zerstört alles, was unter Russlands Bereich fallen wird. Allerdings hat Kiew während dieser neun Jahre „nur“ 14.000 Zivilisten ermordet, während Israel binnen weniger Wochen bereits mehr als 20.000 Palästinenser auf dem Kerbholz hat. Russland wird verdammt und sanktioniert, Kiew und Israel nicht. Ob das etwas damit zu tun hat, dass in beiden Staaten Juden an der Spitze stehen, will ich gar nicht annehmen.
Israel hat für alles einen Freibrief
Seit mehr als zehn Jahren beschießt Israel Syrien mit Raketen und Bomben aus Flugzeugen. Wohngebiete und zivile Flughäfen. Wann immer sie Lust darauf haben. Erst vor wenigen Tagen hat ein israelischer Raketenangriff einen hochrangigen Iraner getroffen, der sich in Syrien aufhielt. Jeder einzelne Schuss Israels auf syrisches Staatsgebiet ist ein Verstoß gegen Kriegs- und Völkerrecht. Die UN hat zwar Israel ermahnt, sein Vorgehen in Gasa zu mäßigen, aber zu den Attacken auf Syrien bleibt die UN stumm. Es muss ja auch ausreichen, das angegriffene Syrien zu sanktionieren. Seit nunmehr 13 Jahren. Auch dort leidet vor allem die Zivilbevölkerung.
1976 war ich das erste mal in Beirut und Tel Aviv. Beirut war wirklich wunderschön, mit französischem Flair und Lebenslust. Tel Aviv wirkte im Vergleich zu Beirut wie eine ärmliche Simulation einer Stadt. Das hat Israel kurz darauf geändert. Nein, nicht Tel Aviv wurde zu einer Perle, sondern Beirut ist zerstört worden und durfte sich bis heute nicht erholen. Das erwähne ich nur am Rande, aber es hat für mich symbolischen Charakter. Ich kann auch darüber erzählen, dass die schönsten Orte in Israel vor der Gründung dieses Staats entstanden sind. Bis heute sind die begehrtesten Wohngebiete in Israel diejenigen, die von deutschen Einwanderern angelegt worden sind. Den Einwanderern, die nach 1945 von England des Landes verwiesen worden sind, weil sie deutschstämmig waren, aber zum Teil schon in dritter Generation dort lebten.
Gasa und Dresden
Betrachtet man nun, dass in Gasa, Stand jetzt, wohl schon 25.000 Menschen nicht mehr leben, dann drängt sich der Vergleich mit Dresden auf, wo nach offiziellen Angaben mehrerer Bundespräsidenten auch „nur“ 25.000 Menschen umgekommen sein sollen. Dass auch das eine Jahrhundertlüge ist, muss nicht extra gesagt werden. Betrachtet man aber dazu die Bilder aus dem zerstörten Gasa, kann man kaum umhin, diese mit dem Dresden nach dem 13. Februar zu vergleichen. Könnte das ein Grund sein, warum vor allem England Israel nicht ermahnt? Haben die Alliierten in Deutschland nicht genauso gehandelt, wie Israel jetzt in Gasa? In wesentlich größerem Maßstab? Wie könnten sie jetzt Israel verdammen für dasselbe, was sie Deutschland angetan haben? Und die Vertreibung von Menschen aus ihrer Heimat? Mit den Potsdamer Beschlüssen wurden 16 Millionen Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben. Mehr als sechs Millionen wurden dabei grausam ermordet. Wie könnten England und die USA jetzt Israel verdammen, ohne Gefahr zu laufen, dass ausgerechnet Israel sie daran erinnert?
Mehr zur Vertreibung Deutscher aus den ehemaligen Ostgebieten und die Ermordung von sechs Millionen davon erfahren Sie in meinem Werk: England, die Deutschen, die Juden und das 20. Jahrhundert.
Dazu kommt, dass Israel und die USA eine nahezu identische Vergangenheit haben. Beide Staaten wurden von Invasoren gegründet, die die indigene Bevölkerung mit überlegenen Waffen vertrieben, ermordet und in immer kleinere „Reservate“, verbannt haben. Sind also die USA gleichsam das Vorbild für Israel in dem Sinn, dass die Ureinwohner nur noch in zoogleichen Minienklaven gehalten werden? Entrechtet und auf die gnädigen Zuweisungen ihrer Herren angewiesen? Nun ja, in Israel ist dieser Zoo noch zu groß und es gibt zu viele „Tiere“ darin, die sich auch noch dagegen wehren.
In jeder Ethnie gibt es fünf Prozent Psychopathen
Und nein, ich bin kein Judenhasser oder Antisemit. Wer meine Bücher gelesen hat, weiß das. Ich habe darin auch darauf hingewiesen, dass sich während des und nach dem Zweiten Weltkrieg Juden gegen den Genozid an Deutschen gewandt haben. Die berühmten „Care-Pakete“, die viele Deutsche vor dem Verhungern bewahrt haben, wurden von einer jüdischen Organisation in den USA gespendet und geliefert. So, wie jetzt eben auch zahlreiche Juden weltweit gegen die Massaker Israels in den besetzten Gebieten lautstark auf die Straßen gehen. Nein, es wäre falsch, alle Juden für die Verbrechen Netanjahus und der Zionisten zu verdammen. Es sind die drei bis fünf Prozent widerlicher Psychopathen, die sich in jeder Ethnie finden. In jeder! Und die sind es auch, die die Welt nicht zum Frieden finden lassen wollen, weil sie von dem Elend profitieren.
Seit dem Februar 2022 hat sich die Weltlage entscheidend verändert. Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass das Militär der NATO-Staaten nur wehrlose, weil technisch unterlegene, Länder mit Angriffskriegen überfallen kann. Aber nicht einmal dabei können sie einen nachhaltigen Sieg mit anschließender Friedensordnung erreichen. Sie hinterlassen Chaos und gescheiterte Staaten. Mein Respekt gehört da Nordkorea und Vietnam, die nicht im postamerikanischen Chaos versunken sind. Und natürlich Russland, das Syrien vor diesem Schicksal bewahrt hat. Russland, das das andauernde Morden Kiews in der Ostukraine mit dem Sondereinsatz beendet.
Der Staat Israel delegitimiert sich selbst
Doch zurück zu Israel und dem, was die Folgen der Verbrechen der Netanjahu-Clique in Gasa sein werden. Israel wird verlieren. Moralisch hat es schon verloren. Selbst die UN hat das schon vorsichtig angedeutet. Ob es den Staat Israel in einem Jahr noch in dieser Form geben wird, ist alles andere als gesichert. Und da hat Israel schon wieder etwas gemeinsam mit den USA. Wer genauer nach Übersee blickt muss beobachten, dass es durchaus nicht auszuschließen ist, dass die USA in einzelne Staaten zerfallen werden. Da sind Sezessionsbewegungen nicht mehr zu übersehen. Zerfallen aber die USA, wird es auch bald eine andere politische Ordnung in Palästina geben. Vorausgesetzt, unsere überqualifizierte Außenministerin lässt das zu....
So wie Gil Ofarim den Juden in Deutschland mit seiner Lügengeschichte einen Bärendienst erwiesen hat, so wird sich das Vorgehen von Netanjahu in Gasa auf das Leben aller Juden in der Welt auswirken. Sie, und vor allem diejenigen, die gänzlich unschuldig sind, ja sogar ihren Unmut ausgedrückt haben, werden sich dem Hass nicht nur der islamischen Welt ausgesetzt sehen. Dieser Hass wird das Leben aller Juden in der ganzen Welt beeinträchtigen, er kann tödlich sein.
Nur die Juden selbst können den Hass entschärfen
So sind es die anständigen Juden nicht nur in Israel, die ein weltweites Aufflammen eines tödlichen Judenhasses verhindern können. Sie sind in der Mehrheit. Sie könnten das, indem sie sich kollektiv gegen den Völkermord in Gasa aufstellen und für eine vollständig neue politische Ordnung in Palästina stark machen. Sie können das, denn ohne ihre Unterstützung und ihr Geld kann Israel nicht existieren. Die 95 Prozent anständiger Juden wollen auch Frieden. Aber genauso wichtig ist es, dass Netanjahus Israel vom Wertewesten zur Ordnung, am besten vor ein internationales Gericht gerufen wird. Dass eben der Wertewesten dafür sorgt, dass den Palästinensern endlich Gerechtigkeit gewährt wird, inklusive massiver Entschädigungen und einer glaubhaften Entschuldigung.
Noch ein Wort zu den Angriffen der Hamas. Schrecklich? Unentschuldbar? Wirklich? Ist es nicht wieder eine Verdrehung von Ursache und Wirkung? Was kam denn zuerst? Das ist geklärt. Zuerst kam Vertreibung, Besatzung, Entrechtung und jahrelange Bombardierung durch Israel. Dann mussten die Palästinenser erkennen, dass ihnen niemand ernsthaft zur Hilfe kommt. Daraus erwächst Verzweiflung und dann gewalttätiger Hass. Tödlicher Hass. Der irgendwann zum physischen Ausbruch kommen muss. Kann man da noch von grundlosen Gewaltaktionen sprechen? Vor allem in Kenntnis der arabischen Mentalität? Israel wusste, was es während der letzten 75 Jahre getan hat. Die Palästinenser auch.
Liebe Juden in Deutschland, liebe Juden der Welt, vereint euch lautstark gegen die Regierung Netanjahu, jagt sie zum Teufel, denn ich will nicht erleben, dass ihr alle, die anständigen, in ständiger Furcht um eure Unversehrtheit leben müsst, wegen der Verbrechen der Zionisten. Mit deren Politik hat der real existierende Staat Israel sein Existenzrecht verspielt. Ihr, nur ihr, könnt das abwenden.
Zum Bild unten: So sieht es in Gasa aus, nachdem Israel die Hamas mit "gezielten Schlägen" bekämpft hat.
Zur Erinnerung ein Bild aus Dresden nach dem 13. Februar 1945. Sollten wir als Deutsche da nicht mehr Mitgefühl, ja Solidarität mit den Palästinensern in Gasa haben?