Am Rande der Totalverblödung: Gibt es kluge Alternativen?
Von Hans-Jörg Müllenmeister
Die Herausforderung, sich im Sumpf der wachsenden Dummheit geistig zu widersetzen, ist groß. Es gibt Hoffnung und Alternativen. Integrität, Verantwortung und die Bereitschaft, kritisch zu denken, sind Schlüssel zu einer intellektuellen Renaissance. Bildungsprogramme, die Achtsamkeit, Ethik und soziale Werte fördern, sind ein wichtiger Schritt. Ebenso könnte eine Kultur des eigenständigen Denkens und der kreativen Problemlösung der geistigen Verflachung entgegenwirken.
Die fortschreitende Verdummung in unserer Gesellschaft ist ein vielschichtiges Phänomen. Es umfasst viele Faktoren, darunter Bildung, Politik, Medienkonsum, soziale Einflüsse und persönliche Verantwortung.
Eine Hauptstörgröße: Die Sucht nach dem lieben Geld
Eine krankhafte Gewinnsucht ist kaum zu moderieren. Ein derartig „verunstalteter“ Menschen lässt sich nur schwer zu einem anderen Lebensstil bewegen. Die Vorstellung eines „Zurück zu den Wurzeln“ betont die Notwendigkeit, sich auf die grundlegenden Werte und einfachen Lebensweisen zu besinnen, die im modernen, hektischen Leben oft verloren gehen. In vielen Gesellschaften dominieren Anreize und Werte, die den ständigen Drang nach mehr Gewinn fördern. Diese Jagd nach Reichtum und finanziellem Gewinn hat sicherlich großen Einfluss auf viele der Probleme. Oft führt dieser Fokus zu einem Verlust wichtiger Werte und zu einem Verhalten, das ethisch fragwürdig, ja sogar kriminell ist.
Es scheint, dass der ständige Drang nach mehr Geld und materiellen Dingen viele Menschen von tiefergehenden Zielen und der Suche nach innerem Frieden und Zufriedenheit ablenkt. Der materialistische Ansatz verbreitet Oberflächlichkeit und mangelndes Interesse an geistiger und emotionaler Entwicklung.
Die heutige Informationsflut – Ein Vergleich zum Mittelalter
Wissen war für die meisten Menschen im Mittelalter weitgehend unzugänglich, während wir heute fast unbegrenzten Zugang zu Informationen haben. Die Herausforderung scheint heute weniger der Zugang, sondern vielmehr in der Qualität und der Art der Nutzung dieser Informationen. Bei den Unterprivilegierten im Mittelalter wuchs eine Art natürliche Dummheit heran, während sich heutzutage die Unvernunft gerade durch die wirre toxische Informationsflut potenziert.
Eine große Rolle spielen die Medien in Verbindung mit einem laschen Bildungswesen. Daraus resultiert meiner Meinung nach nicht nur Unwissenheit, sondern auch Bequemlichkeit und wachsendes Desinteresse, gepaart mit Oberflächlichkeit und zunehmender Kritikunfähigkeit.
Die Kombination aus oberflächlichen Medieninhalten und einem schwachen Bildungssystem führen dazu, dass Menschen weniger kritisch denken und ihren Instinkt der Neugier nach Wissen verlieren. Es ist besorgniserregend, dass sich so Bequemlichkeit und Desinteresse wie eine Pandemie ausbreiten können. Es ist höchste Zeit diesen Trägheiten Einhalt zu gebieten, denn kritisches Denken und tiefgehendes Wissen ist wichtiger denn je.
Leit- und Zeitbilder aus der „Vorzeit“
Die heutige Welt ist oft von Hektik und einem Gefühl der ständigen Dringlichkeit geprägt. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um gründlich nachzudenken und sorgfältig zu arbeiten. In einer ruhigen und ausgewogenen Umgebung können Menschen kreativer und produktiver sein.
Wie wäre es, wenn wir uns wieder auf Ruhe statt auf Scheinhektik konzentrierten? Kluge, ausgewogene Dinge brauchen Zeit zur Überlegung. Albrecht Dürer hat seinen hyperrealistischen, haargenauen Feldhasen auch nicht an einem Tag erschaffen. Michelangelo sagte einmal: „Kleinigkeiten machen Vollkommenheit aus, und Vollkommenheit ist keine Kleinigkeit“. Sein monumentales Fresko „Das Jüngste Gericht“ in der Sixtinischen Kapelle entstand zwischen 1536 bis 1541 – fünf Jahre harter Arbeit. Trotz seines bescheidenen Lebensstils war Michelangelo überraschend reich und hinterließ ein Vermögen, das heute etwa 50 Millionen Dollar wert wäre. Seine letzte Worte im Alter von 87 Jahren sollen „ Ancora imparo“ gewesen sein: „Ich lerne noch immer“. Ein klug verheißendes Motto, das heute noch erfrischend gesund und inspirierend ist. Ein erfülltes Leben mit Arbeit statt Müßiggang und dem bloßen Streben nach dem schnöden Mammon.
Die mittelalterlichen Meister sollten uns daran erinnern, dass es manchmal besser ist, sich die Zeit zu nehmen, die wir brauchen, um wirklich großartige Dinge zu schaffen. Es ist sinnvoll, dass wir aktiv Maßnahmen ergreifen, um unsere kreative Energie zu schützen und zu fördern. Heute heißt das schick: ein optimales Zeitmanagement zu finden, ein Zeitfenster für konzentriertes Arbeiten ohne Ablenkungen zu schaffen.
Die modere Digitaltechnik und ihre Auswirkungen auf die Denkleistung
In naher Zukunft erwarten uns weitere digitale Intelligenz- und Gesundheitskiller. Führt das zu einer digitalen Demenz? Ein Stichwort: das Handy-Telefonieren im 5G-Netz, also die dauerhafte Belastung durch elektromagnetische „Kopfnüsse“. Besonders bei Jugendlichen können sich diese Höchst-Frequenzen im Giga-Hertz-Bereich langfristig negativ auf die Denkfähigkeit auswirken. Auch andere exogene Fakten – wie die zunehmende Umweltvergiftung – tragen zum stetigen Abbau von Synapsen in der Gesellschaft bei.
Durch die ständige Nutzung digitaler Medien hat die Jugend zunehmend Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, Informationen zu behalten und Texte zu lesen; sie stumpfen auch emotional ab. Das Gehirn wird durch die Nutzung digitaler Techniken wenig gefordert, auch das Lernpotenzial sinkt.
Die Zeiten sind reif: Künstliche Intelligenz übernimmt inzwischen viele Denkaufgaben und Texte. Aus Unvermögen und Bequemlichkeit lösen die Schüler selbst einfachste Prozent- und Dreisatz-Aufgaben in Sekundenschnelle über ihre Smartphones, ohne ihr Oberstübchen zu bemühen. Meine private Umfrage zu elementaren Rechenbeispielen war schockierend: Selbst manche Erwachsene, die ich zu der einfachen Aufgabe „Was ist 3 - 3 :1/3 +3 (Punkt- vor Strichrechnung, 4. Klasse)?“ befragte, konnten die Lösung -3 nicht finden. Dafür kam eine Gegenfrage. „Warum können Seeleute den Flächeninhalt eines Kreises nicht berechnen?“ Weil sie Piraten ! sind. Aber nicht alle Fragen beantwortet das Smartphone kommod, etwa: Siri, ist noch Bier im Kühlschrank?“„Ist mir egal, frag doch deine neue Freundin “Alexa!“
Medienlandschaft, Werbung, Problemlösungen
„Sind wir nicht alle ein bißchen Bluna?“, allesamt gestört durch die aufdringliche Werbung, die uns ständig wie Schmeißfliegen umkreist? Und doch, wir machen beim Wachstumswahn und Konsumrausch mit – alles muss immer besser, immer höher, immer weiter sein. Welch eine aufgezwungene Alltagshetze!
Früher hatten Menschen mit unsinnigen Meinungen kaum Chancen eine Plattform zu finden. Heutzutage ist es ein Leichtes, im Internet blödsinnige Meinungen zu veröffentlichen, die andere leichtgläubig glauben und eilfertig weiterreichen.
Weniger spaßig ist es, wenn in politisch instabilen Zeiten eine selbstherrliche Clique die Oberhand über unser Leben und unsere Freiheit gewinnt. Die Demokratie kann dann leicht in eine Idiokratie mutieren. Im Vorfeld laufen unsägliche RTL-Realityshow wie „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“, „Dschungelcamp“ und „Deutschland sucht den Superstar“. Hoher Fernsehkonsum führt nachweislich zu schlechteren kognitiven Fähigkeiten und fördert munter den Verdummungsprozess.
Um dem ganzen Treiben entgegenzuwirken, ist nur ein Bündel von Gegenmaßnahmen hilfreich. Achtsamkeit, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit spielen dabei eine wichtige Rolle. Der Fokus muss wieder auf ein kritisches Denken, Medienkompetenz und die Fähigkeit zur Problemlösung gelegt werden. Aktivitäten, die Neugierde und kreative Fähigkeiten fördern, wie Lesen, Schreiben, Kunst und Wissenschaft sollten gefördert werden.
Ist es nicht verwunderlich, wie weit die kollektive Massenverblödung in den USA schon gediehen ist, unterfüttert mit einem überheblichen und grössenwahnsinnigen Exzeptionalismus? Manche glauben, dass sie einzigartig auf der Welt sind – eine selbstzerstörende Glaubensrichtung. Doch nicht allein Dummheit, gepaart mit Selbstüberschätzung und Drogenkonsum, führen oft zu schwerkriminellen Taten. Es sind auch die gesellschaftlichen Einflüsse, die solche destruktiven Verhaltensweisen verstärken können.
Gibt es Lösungsansätze zu wiederentdeckten humanen Werten?
Wir müssen neue Wege finden, um die Wertschätzung für immaterielle Dinge wie Natur, Kreativität und menschliche Verbindung zu fördern. Eine einzelne „Entdummisierungskampagne“ hilft nicht auf Dauer. Auch Initiativen, die nachhaltige und faire Wirtschaftspraktiken betonen, könnten einen Teil des Wandels unterstützen. Vor allem können Bildungsprogramme die Bedeutung von Achtsamkeit, Ethik und sozialen Werten vermitteln; langfristig helfen sie, eingefahrene flache Denkweisen zu verändern.
Aber würden nicht alle Missionsideen scheitern? Vielleicht kann erst ein tiefgreifendes Ereignis einen Nullanfang stiften und dabei Einzelvorteile ausschliessen, unter dem Motto: Zurück zu den Wurzeln, zurück zur Natur. Machen wir uns nichts vor: Nur ein „Nullanfang“ mit gleichen Bedingungen für alle wäre eine faszinierende, wenn auch radikale Idee. Solche tiefgreifenden und transformierenden Ereignisse sind oft die notwendigen Katalysatoren für bedeutende Veränderungen. Vielleicht muss die Menschheit erst an einen Wendepunkt kommen, bevor ein echter Wandel möglich wird. Wir wissen, Krisen können Menschen dazu bringen, Prioritäten neu zu ordnen und Wege zu finden, die auf nachhaltigen und gemeinschaftlichen Werten basieren.
Die Geschichte zeigt revolutionäre Beispiele für „Neuanfänge“. Es gab Zeiten, in denen die Menschheit an einem Scheideweg stand und tiefgreifende Veränderungen notwendig waren, wie die Französische Revolution. Aber noch nie war die Menschheit mit ihrer eigenen Dummheit konfrontiert wie jetzt und damit so verzweifelt auf sich selber zurückgeworfen. Die heutigen globalen Herausforderungen wie Klimawandel, soziale Ungerechtigkeiten und politische Instabilitäten und die gierige Jagd nach dem schnöden Mammon haben uns an einen Punkt gebracht, an dem kollektives Handeln und Umdenken zwingend notwendig sind. Stattdessen steht das Menetekel der Selbstzerstörung Gewehr bei Fuß. Am Rand des Abgrunds ist ein Umdenken zwingend notwendig. Mutige Entscheidungen und ein Bewusstsein für unsere Verantwortung gegenüber der Welt und zukünftigen Generationen sind entscheidend.
Ließe sich aber zunächst eine Kultur fördern, die auf Gleichheit, Fairness und gemeinschaftlichen Werten basiert? So ein völliger Neuanfang ist schwierig zu realisieren, doch kleine Schritte können positive Veränderungen bewirken. Kleinere Gemeinschaften, die auf Prinzipien wie Selbstversorgung, Gemeinschaftsarbeit und ökologischer Nachhaltigkeit aufbauen, könnten als Vorbilder dienen und langsam größere Gesellschaften inspirieren, ähnliche Prinzipien zu übernehmen. Sicherlich eine Herausforderung, die zu höhere Lebensqualität und Zufriedenheit führt.
Gibt es kluge Alternativen gegen den Verdummungsprozess?
Die Gesellschaft muss sich vor dem intellektuellen Kollaps bewahren: Integrität und Verantwortung sind gefragte Charakter-Güter. Warum lassen wir uns von geldgierigen Wirtschaftsbossen, machtbesessenen Politstrategen und affektierten Profilneurotikern eine Scheinwelt vorgaukeln? Ein Aufruf zum eigenständigen Denken und ein Wegweiser aus der Unmündigkeit wären zielführender.
Zugemüllt mit Fake News sind wir vielen manipulativen Einflüssen ausgesetzt. Da heißt es, selbstkritisch und kooperationsfähig sein, weil es vernünftig ist. Die Entwicklung des Gehirns durch Recht und Frieden bestimmen zulassen, statt durch Willkür und Gewalt. Langfristig bringt uns nur unsere Vernunft Frieden und Freiheit. Nur gestärkte Vernunft zeigt die Denkrichtungen.
Der Mensch ist durchaus fähig, sich selbst und die Natur zu zerstören. Unterscheidungsvermögen, kritisches Denken und Urteilsvermögen sind gefragt. Sich im Denken orientieren, das ist der einzig verträgliche Kompass für ein Miteinander. Vernunft ist möglich. Aber bitte kein gesetzloser Gebrauch der Vernunft, wie in der Politik, sondern eine unabhängige Vernunft. Kein Gängeln des Denkens.
Fähigkeit zu kritischem Denken
Auch die innere Bereitschaft und der Wille gehören dazu. Das setzt aber breite soziale Kompetenz und einen echten, ehrlichen Altrurismus voraus. Weisheit, also gesunder Menschenverstand, ist nicht allein Wissen; es ist eine geistige Synthese aus Kopf und Herz. Wie schon Immanuel Kant sagte: „Der Mangel an Urteilskraft ist eigentlich das, was man Dummheit nennt, und einem solchen Gebrechen ist gar nicht abzuhelfen.“ Theodor Fontane ergänzt: „Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf.“
Ich meine, das Problem bleibt uns: Dummheit ist ansteckend, Verstand wächst sich kaum zur Epidemie aus. Was nützen uns vereinzelte Inseln des Wissens, wenn sie vom schäumenden Ozean der Dummheit geflutet sind.
Wie Herr Müllenmeister schon angesprochen hat: Ein gutes Finanzsystem könnte der Verdummung entgegen wirken. Sehen Sie dazu das Modell für ein System an, das mit Recht den Namen „Die Humane Marktwirtschaft“ trägt. Bestellen Sie Ihr Exemplar direkt beim Verlag hier oder erwerben Sie es in Ihrem Buchhandel.
Die gezielte Verdummung beginnt in den Schulen. Die Schüler werden nicht mehr zu kritischem Denken erzogen, sondern vielmehr zu stumpfem Auswendiglernen. Das hat Hauke Arach in seinem kleinen Werk „Mensch, lern das und frag nicht“ mit Beispielen belegt. Wer Argumente für eine bessere Bildung sucht, kommt an diesem Werk nicht vorbei. Bestellen Sie Ihr Exemplar direkt beim Verlag hier oder erwerben Sie es in Ihrem Buchhandel.