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Der Krieg ist der Vater aller Dinge

Von Hans-Jürgen Geese 

„Kenne deinen Feind und kenne dich selbst, und in 100 Schlachten wirst du nie in Gefahr geraten.“ Sun Tsu.
Sun Tsu war einer der größten Generäle, die je auf Erden wandelten. Er gewann alle seine Schlachten. Dennoch ging das Reich „Wu“, dem er diente, dem Niedergang entgegen.

Krieg ist eben vielleicht doch nicht der Vater aller Dinge, obwohl der Grieche Heraklit genau das behauptete: „Der Krieg ist der Vater aller Dinge und König aller. Die einen macht er zu Göttern, die anderen zu Menschen, die einen zu Sklaven, die anderen zu Freien.“

Wenn man unsere Zeit betrachtet, könnte man geneigt sein, dem guten Heraklit recht zu geben. Zum Trost: Heraklit ist auch für die weisen Worte „Panta Rhei“ verantwortlich, die bedeuten: „Alles fließt.“ „Alles fließt“ ist die Hoffnung für diejenigen Menschen, die momentan in Verzweiflung leben und einen Sinn des Lebens in Abrede stellen. „Alles fließt“ sagt auch, dass viele Generationen vor uns in ähnlichen Situationen gelebt haben? Und trotzdem gibt es Sie und mich.

Ja, Trost und einen Hoffnungsschimmer könnten wir momentan auch wirklich gut gebrauchen, denn die Macht des Bösen scheint die Herrschaft auf Erden übernommen zu haben. Wir bräuchten einen Sun Tsu auf der Seite des Guten. Warum? Weil es zur großen Entscheidungsschlacht kommen wird. So oder so.

Die Schlacht von Dünkirchen

Am 26. Mai 1940 hatte die deutsche Armee die englischen und französischen Truppen in Dünkirchen eingekreist. Etwa 400.000 warteten auf ihr Schicksal. Aber die deutsche Armee griff nicht an. Hitler erlaubte die Evakuierung der Engländer und Franzosen. Etwa 370.000 von ihnen schafften es nach England. Das Ereignis ging als „das Wunder von Dünkirchen“ in die Geschichte ein. In Wahrheit war es einer der größten Fehler der deutschen Führung während des Zweiten Weltkrieges. Anstatt die englische Armee zu vernichten kam es ein paar Jahre später zu der Situation, dass nun die deutsche Armee vernichtet wurde. Nicht nur das. Die Engländer revanchierten sich auch, indem sie deutsche Städte bombardierten und hunderttausende von deutschen Zivilisten töteten.

Ein gewisser Adolf Hitler hegte den unwiderstehlichen Wunsch, der Freund der Engländer zu sein. Ich gehe davon aus, dass der Mann nicht Sun Tsu gelesen hatte, denn sonst hätte er doch dessen Maxime beachtet, eben unbedingt seinen Feind zu kennen. Hitler kannte seinen Feind nicht. Dabei war es doch wohl aus der jüngeren Geschichte heraus offensichtlich, dass England nicht der Freund Deutschlands war und dass England nicht vorhatte, seine Weltmacht mit Deutschland zu teilen. Wunschdenken im Krieg ist ein verhängnisvoller Fehler.

Die Lektion aus der Tragik dieser Geschichte liegt in dem oftmals sich ergebenden Widerspruch von frommem Wunsch und grausamer Realität. Sowohl Russland wie auch der Iran täten heute gut daran, sich an die Lektion aus den Ereignissen von Dünkirchen zu erinnern.

Russland und die NATO

Vor ein paar Tagen sprach der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow mit seinem US-Kollegen Charles Brown. Wie Sie wissen hatte die NATO, mit vor allem logistischer Unterstützung der Amerikaner, eine Reihe von Raketen auf das russische Territorium geschickt. Gerassimow machte dem guten Charles Brown klar, dass, sollte solch ein Angriff noch einmal passieren, dass Russland seinerseits ein paar Raketen in Richtung NATO Länder schicken werde. Die Drohung schien Wirkung zu zeigen, denn es war für einige Tage zu keinen neuen Angriffen auf das russische Mutterland gekommen. Doch jetzt hat die NATO erneut eskaliert. Die Russen warteten also vergebens auf das Läuten der Friedensglocken.

Warum will Russland der Realität nicht in die Augen schauen? Es gilt nach wie vor: Die NATO, vielmehr die Amerikaner, haben als Ziel, mit Hilfe der Ukraine entweder Russland zu besiegen oder zumindest entscheidend zu schwächen, so dass langfristig Russland, wie eine reife Frucht, in den Schoss der Amerikaner fallen wird. Das ist deren Wunsch seit über 100 Jahren.

Dabei hat die Ukraine eigentlich schon seit langer Zeit den Krieg verloren, mit hunderttausenden von Toten. Aber das hält die NATO nicht davon ab, jetzt von der Ukraine zu fordern, 18jährige Kinder in den Krieg zu schicken. Die Verruchtheit, die Verkommenheit, die vollkommene Abkehr von jedweder Ethik und Moral des Westens kennt keine Grenze. Sogar Kinder sollen jetzt auf dem Altar des Kapitalismus geopfert werden. Die Fratzen der gefühllosen, ehrlosen Politiker der NATO gieren nach noch mehr Toten.

Was kann Putin tun, um diese Wahnsinnigen, wenn nicht zur Vernunft zu bringen, dann ihnen zumindest seine Macht zu demonstrieren?

Nein, es reicht nicht, die ungeheure Zerstörungskraft der neuen russischen Mittelstreckenrakete „Oreschnik“ lediglich an einem unbedeutendem Ziel in der Ukraine zu demonstrieren. Das wird die NATO nicht beeindrucken.

Putin weiß doch, dass es früher oder später zum Krieg gegen die NATO kommen wird. Es sei denn, seine Abschreckung ist so überzeugend, dass die NATO, wohl oder übel, gezwungen sein wird, klein beizugeben.

Dazu wird es wohl notwendig sein, dass die Russen ein paar „Oreschnik“ Raketen entweder auf das große Depot der NATO in Polen schicken oder gar ein noch bedeutenderes Ziel ausersehen, wie zum Beispiel den amerikanischen Militärflughafen „Ramstein“.

Was dann? Nichts würde wahrscheinlich geschehen. Denn die NATO ist ein Papiertiger, der lediglich bluffen kann. Die NATO kann derzeit keinen Krieg gegen Russland gewinnen. Putin muss das beweisen. Dann wird Ruhe sein.

Der Iran und Israel

Ende Oktober erfolgte der letzte Angriff Israels auf den Iran. Der erwartete Gegenangriff blieb bisher aus. Die iranische Regierung setzt wohl jetzt, in Erwartung der neuen Regierung in den U.S.A., auf eine Verhandlungslösung.

Der Iran macht den gleichen Fehler wie Russland. Der ehemalige NATO Oberbefehlshaber, General Wesley Clark, enthüllte im Jahre 2003 in aller Öffentlichkeit (Sie finden noch heute das Interview auf youtube), dass die Amerikaner vorhaben, sieben Länder anzugreifen und zu vernichten. Von den sieben Ländern haben sie inzwischen sechs abgearbeitet. Nur noch ein Land bleibt übrig: Iran.

Es braucht schon eine gehörige Portion Naivität, davon auszugehen, dass die Amerikaner sich vor kurzem eines besseren besonnen und ihren Weg des Friedens und der Liebe gefunden haben. Aber die Iraner fürchten sich vor einem Krieg gegen Israel, der höchstwahrscheinlich auch einen Krieg gegen die U.S.A. zur Folge hätte. Wer wollte es den Iranern verdenken?

Aber es wäre vielleicht besser gewesen, wenn die Iraner, nach dem letzten Angriff von Israel, ihre überlegenen Raketen auf die israelische Militärstruktur losgelassen hätten, um diese so zu schädigen, dass zumindest die Macht Israels auf absehbare Zeit schwer angeschlagen sein würde, so sehr, dass Israel unmöglich einen Krieg gegen den Iran würde führen können.

Frage: Hat der Iran die notwendigen Waffen, um so einen Ausgang des Angriffs zu erreichen? Antwort: Ja. Frage: Warum also hat der Iran das nicht gemacht?

Frage: Hätte Israel Skrupel gehabt, wenn es diese Waffen hätte? Antwort: Nein. Israel hat nie Skrupel. Israel tötet jeden Tag Frauen und Kinder. Tausende, zehntausende, seit Ausbruch der Kriegshandlungen. Israel wird jeden Preis zahlen, um zu siegen. Jeden Preis. Und diese Haltung basiert, zumindest bei den orthodoxen Juden, auf der Tora.

Das heißt, mit Vernunft ist diesen Menschen nicht beizukommen. Deren Denken basiert auf eschatologischen Vorstellungen. Mit „liebe Deinen Nächsten“ und so hat das alles nichts zu tun. Es geht um die eine, um die unabdingbare Erfüllung der Prophetie der Vormachtstellung von Israel und dessen räumliche Ausweitung über die ganze Region. Wie viele hunderttausende oder Millionen von Palästinensern und Iranern dabei ums Leben kommen ist völlig unbedeutend. Noch einmal: Der Iran ist das letzte Land auf der amerikanischen Abschussliste in der Region.

Die Strategie des Krieges

Es ist stets von Vorteil, die Kontrolle über die Initiative zu besitzen. Es ist besser, den Feind machen zu lassen was ich will, als dass ich mache was der Feind will.

Putin hatte bisher die Initiative. Der Westen versuchte, ihm diese Initiative zu entreißen, provozierte und eskalierte vergeblich. Aber sollte die NATO noch einmal eine Rakete gen Russland schicken, dann wird Putin antworten müssen.

Beim Spiel der Eskalation ist natürlich irgendwann einmal der Punkt erreicht, wo es zum Atomkrieg kommen kann. Putin wäre wohl beraten, es nicht soweit kommen zu lassen, sondern bereits vorher klar zu machen, dass die militärische Vorherrschaft momentan auf Seiten Russlands liegt. Und, wie gesagt, das muss er eindringlich demonstrieren. Denn die NATO Helden leben fast alle in Lalaland, die glauben ihrem eigenen Narrativ, das nach wie vor davon ausgeht, dass die NATO diesen Konflikt gewinnen kann und gewinnen wird. Es ist Putins Aufgabe, diesen Irrsinn als Irrsinn offenzulegen. Es braucht einen eindrucksvollen Beweis.

Im Falle Mittlerer Osten hat der Iran jetzt, durch die neuen Vorgänge in Syrien, vorerst eine Pufferzone gegenüber Israel verloren. Israelische Truppen sind bereits in Syrien eingedrungen. Zudem wird es jetzt schwer werden, die Hisbollah-Verbündeten im Libanon mit Waffen zu versorgen. Der Iran hat seinen großen Augenblick verpasst und wird wieder in die Position der „Reaktion“ gezwungen. Israel diktiert momentan das Geschehen.

Daher ist die Gefahr für einen Ausbruch eines Weltkrieges im Mittleren Osten viel größer als in Europa. Denn da momentan „alles fließt“ in der Region wird Israel dies als die große Gelegenheit betrachten, in dieser ganzen Region „aufzuräumen“, sich aller Feinde zu entledigen und sein Staatsgebiet auszuweiten. Dazu gehört natürlich auch die Vertreibung oder Tötung der Palästinenser in Gaza und auf der Westbank. Israel wird sich nicht um den Protest der U.N. und der Mehrheit der Länder auf Erden scheren. Die werden einfach weitermachen. Ohne Skrupel, ohne Moral wird alles irgendwann zur Gewohnheit. Auch das Töten.

Wird der Iran gewinnen?

Russland wird gewinnen. Russland hat bereits gewonnen. Obwohl die NATO jetzt versucht, durch Chaos in der Region neue Unruhen zu schüren, um Alternativen zur Ukraine aufzubauen. Sie müssen sich immer wieder eines ganz klar machen: Die NATO, im Verbund mit der CIA, ist die schlimmste Terrororganisation auf Erden. Wann werden die Menschen im Westen das endlich erkennen?

Noch eines: Da China auf das Öl vom Iran angewiesen ist und da Russland den Iran unterstützen muss, stehen die Chancen des Irans nicht schlecht, diesen Krieg zu überleben und vielleicht sogar zu gewinnen.

Und man muss natürlich noch offen lassen ob Donald Trump es vielleicht doch schafft, Frieden nicht nur in der Ukraine, sondern auch im Nahen Osten herzustellen. Dazu müssten eine ganze Reihe von Wunder geschehen, aber wir leben momentan ohnehin in Zeiten, in denen wir unbedingt Wunder brauchen, um zu überleben. Unsere eigenen Führungskräfte sind leider zu jämmerlich, um selbst ihr Schicksal und das Schicksal der Europäer in die eigenen Hände zu nehmen. 

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Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Ist es nicht beeindruckend, wie Hans-Jürgen Geese vom anderen Ende der Welt die Lage auch in Deutschland treffend analysiert? Da können wir Ihnen nur empfehlen, das Werk desselben Autors zu genießen. Mit dem Titel „Ausverkauf vom Traum Neuseeland“ spannt Geese den Bogen von Neuseeland zu Deutschland. Seine messerscharfen Analysen zeigen auf, wie die Bürger weltweit von den immer gleichen Akteuren mit den immer gleichen Methoden unterdrückt und ausgebeutet, ja zu Sklaven gemacht werden. Täuschen Sie sich nicht. Was Geese in Neuseeland wie unter dem Brennglas aufzeigt, findet auch in Deutschland statt. Es ist nur nicht so leicht zu erkennen. „Ausverkauf vom Traum Neuseeland“ ist erhältlich im Buchhandel oder bestellen Sie Ihr Exemplar direkt beim Verlag hier. 

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https://www.anderweltonline.com/kultur/kultur-2020/ausverkauf-vom-traum-neuseeland-wie-ein-bluehendes-land-verramscht-wurde/ 

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