.
Der neue Supertanker für Grünen Wasserstoff
Von Wilfired Schuler
Seit der ersten Fahrt des Kawasaki-Tankers Suizo Frontier, bei der im Frühling 2022 86 Tonnen flüssiger Wasserstoff von Hastings in Victoria nach Kobe gebracht wurden, sind die Nachrichten spärlich. Ob es bei dieser Fahrt blieb, oder ob das Schiff regelmäßig fährt, ist nicht bekannt.
Im Artikel „Greenwashing Down Under“ ist die Entwicklung der LNG-Tankschiffe näher beschrieben. Deshalb kann hier auf eine bloße Wiederholung verzichtet werden. Der o.g. Artikel eröffnet von den Main Stream Medien nie gegebene Einblicke und kann sehr zur Lektüre empfohlen werden.
https://www.anderweltonline.com/klartext/klartext-20231/greenwashing-down-under-aus-braun-wird-gruen-eine-geschichte-aus-australien/
Ohne Zweifel hat Kawasaki einen großen Vorsprung. Wenn irgendwer ein für die Praxis brauchbares Schiff vorstellen könnte, muss man zuerst an diese Leute denken. Eine auch im Bau von Turbinen führende Firma. Neben der NASA sind sie die Einzigen weltweit, die einen Tank für flüssigen Wasserstoff in größeren Mengen besitzen. Die Ernsthaftigkeit und Kompetenz dieser Firma hebt sie deutlich von vielen Blendern in der Branche ab. Doch nun kommt eine ernste Nachricht aus Japan, die in ihrer Tragweite nicht hoch genug bewertet werden kann.
Es gibt viele Bilder im Internet von wunderschönen, stolzen Schiffen, die elegant die Wellen teilen. Siehe Titelbild. Die Nachricht von Kawasaki Industries, dass man die Entwicklung vorläufig einstellen will, ist ein Fanal. Ein geplanter 11 000 Tonnen Tanker wird nicht kommen. Ein Zeitpunkt für die Fortsetzung des Vorhabens ist nicht bekannt. Nachrichten aus anderen Ländern oder von weiteren Firmen gibt es nicht. Da die Branche im Allgemeinen von der Propaganda lebt und rosige Zukunftsaussichten sonst wohlfeil gehandelt werden, ist das vielsagend. Relevante Informationen sind nirgendwo zu finden. Man darf annehmen, dass, wenn überhaupt, mittelfristig höchstens mit einem supergeheimen Projekt zu rechnen ist. Was aber, wie bereits gesagt, vollkommen unüblich wäre. Das trockene, realistische Fazit kann nur lauten: kein Tanker vor 2040. Wenn überhaupt jemals.
Es liegt auf der Hand, dass der Tanker mit Wasserstoff als Treibstoff betrieben werden muss. Er würde dann bestenfalls eine Nutzlast von 7000 Tonnen transportieren können, da er den Treibstoff für Hin- und Rückfahrt mit sich führt. Ein preiswerter Massentransport ist damit unmöglich.
Solch ein Schiff mit einer Ladekapazität von 11 000 Tonnen wäre zwar eine Glanzleistung der Technik. Bei Kosten von 500 Millionen Dollar, die sich durchaus noch nach oben bewegen könnten, dürfte allerdings klar sein, dass es sich um nichts weiter als um ein hübsches, verdammt teures Spielzeug handelt.
Die Idee des maritimen Wasserstofftransports ist gescheitert.
In ihrem Dokument (siehe Download der PDF hier) hat die Regierung de facto eingestanden, dass in absehbarer Zeit kein Wasserstoff über See transportiert werden kann. Die Nachricht ist eindeutig. Aber sie wurde aus gutem Grund von der Journaille mit der Omertà belegt. Verschämt spricht man nur noch von Ammoniaktransport und preist die Notlösung als genial.
Die nun an die Öffentlichkeit gelangte Nachricht von Kawasaki schließt sich hier an. Auch sie wird so bald nicht in einer Zeitung oder dem Fernsehen auftauchen.
Kein Tanker, kein Wasserstoff. Eine klare Botschaft.
Habeck wird das lächerliche Gefasel vom Hochlaufen des Wasserstoffgeschäfts bis auf die Knochen abnutzen. Und man wird milliardenteure „Energie Hubs“ in Brunsbüttel und an anderen Orten planen. Scholz und, um mit Kishon zu reden, die brillanteste Außenministerin von allen, werden mit prall gefüllten Heißluftballons aus Indien, Kasachstan, Kanada, Norwegen, Südafrika, Nordafrika und Australien zurückkommen. Sogar eine Wasserstoffdiplomatie für die Ukraine hatte Baerbock einst im Gepäck. Dass diese Hubs auch für Ammoniak oder LNG geeignet seien ist eine Phrase, mit der sich retardierte Wissenschaftsjournalisten zufriedengeben müssen, da ihr Horizont nicht weiter reicht. Grüner Ammoniak ist kein Energieträger. Und über die zukünftige Verfügbarkeit von LNG sollte man besser keine Wetten abschließen.
Lassen Sie uns mit den Worten von Bertolt Brecht schließen.
„Ja; mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch´nen zweiten Plan, gehn tun sie beide nicht.“
Wobei das Dichterwort hier nicht zutrifft. Ein zweiter Plan, setzt die Existenz eines Vorgängers voraus.
In welchem Medium wurde jemals von einem Planungsstab berichtet, der die Verschiffung von flüssigem Wasserstoff regelt? Dazu gehören komplexe Verbindungen zu Reedern, Werften, Baufirmen, oder den Lieferanten für Sicherheitseinrichtungen. Wo also ist dieser Stab? Wer leitet ihn? Das müsste eine nicht kleine Gruppe der besten Leute sein. Wenn man aber sieht, wer bei den diversen Anlässen, mit den immergleichen Sprüchen vor die Kameras tritt, sind hier starke Zweifel angebracht.
Anregung für den interessierten Leser
Bitte suchen Sie bei Youtube nach Michael Liebreich. Sein Englisch ist sehr gut zu verstehen. Er hat einst Herrn Graichen von den Vorzügen des Grünen Wasserstoffs überzeugt, als dieser sich bei Agora Energiewende in London das profunde Wissen für die künftige Aufgabe in Berlin erarbeitete. Machen Sie sich aber auf Überraschungen in seinen neueren Beiträgen gefasst.
Göttlich ist sein Videoclip, in dem er dem Auditorium vorführt, dass ein Straßentankzug mit Diesel so viel Energie befördert wie 18 mit komprimiertem Wasserstoff beladene Tanker. Fakt: Man benötigt 22 Tonnen Stahl, um eine Tonne hochkomprimierten Wasserstoff „einzusperren“. Kein Scherz.
Wenn also wider allem Erwarten das Wasserstoff-Geschäft „hochliefe“, müsste Katrin Göring-Eckardt uns vor mit Wasserstoff-Lastern verstopften Autobahnen warnen. Vielleicht wird sie unter Merz Verkehrsminister?
Unbedingt ansehen:
The great hydrogen reset https://www.youtube.com/watch?v=R1GCzEuCQcI ,
Hydrogen bubble https://www.youtube.com/watch?v=HHh4AfusdMk,
The unbearable lightness of hydrogen https://www.youtube.com/watch?v=PKnBd_65NkA.
Einige seiner Aussagen müssten seinen Anbetern in Berlin in den Ohren gellen.
Ist hier etwa ein Paulus zum Saulus geworden?