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Die Menschheit braucht mehr Egoisten

Von Peter Haisenko 

Allgemein wird Egoismus als etwas Negatives dargestellt. Das ist nicht richtig. Jeder Mensch wird als Egoist geboren. Er kennt nur seine direkten persönlichen Bedürfnisse und fordert die ein. Anders kann er nicht überleben. Erst später muss er dann lernen, dass das nicht gut sein soll.

Egoismus als solcher ist zunächst wertfrei. Erst seine psychopathischen Auswüchse haben ihm seine negative Konnotation eingebracht. Grundsätzlich sollte gelten: Ohne ein gewisses Maß an Egoismus kann kein Mensch überleben. Jeder muss dafür sorgen, dass sein persönliches Überleben gesichert ist. Das schließt aber ein, dass man seine Umgebung mit einbeziehen muss. Insbesondere in einer so weit entwickelten Gesellschaft wie der unseren. Hier kann man schon erkennen, dass gesunder Egoismus auch die Fürsorge für andere nicht nur beinhalten kann, sondern muss. Es kann durchaus ein egoistischer Akt sein, wenn man einem anderen hilft. Nach dem Prinzip, es kann mir nur gut gehen, wenn es meinem Umfeld auch gut geht.

Das überzogene angelsächsische Modell hat diesen ursozialen Gedanken abgeschafft. Immer im Wettbewerb, immer „besser“ sein als die anderen, vorankommen ohne Rücksicht auf andere. So funktioniert die negative Seite des Egoismus und die zerstört das soziale Miteinander. Letztlich zerstört dieses Denken jede Gesellschaft. Aber hat das noch mit Egoismus zu tun? Macht man sich so nicht das Leben schwerer? Ist es noch Egoismus, wenn man anderen Menschen, Wettbewerbern, Schaden zufügt, um einen kurzlebigen Vorteil zu erhaschen? Und sich so einen Feind zu schaffen? Kann es überhaupt als egoistisch bezeichnet werden, wenn man sich anderen gegenüber feindlich verhält? Im Extremen: Kann es egoistisch sein, wenn ein Krieg vom Zaun gebrochen wird? Wahrer Egoismus handelt so, dass andere dazu ermuntert werden, bei der Erreichung der eigenen Ziele hilfreich zu sein. Selbst dann, wenn der andere dadurch mehr „gewinnt“, als man selbst.

Spielerisch für das Leben lernen

In den 1960er Jahren gab es „Das Börsenspiel“. Es wurde 1961 in den USA erfunden, kam 1967 nach Deutschland und man kann es bis heute erwerben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Börsenspiel
Es ist kein kompliziertes Spiel, die Regeln sind so einfach, wie es die Börsen einmal waren, bevor gierige Kapitalisten eine Unzahl an neuen Regeln geschaffen haben, um ihre Gewinnmöglichkeiten ins Unermessliche zu steigern. Hatte man dieses Spiel ein paar mal gespielt, den Verlauf analysiert, offenbarte sich eine einfache Regel, wie man gewinnen kann oder zumindest nicht Letzter wird. Die Regel lautet: Spiele niemals so, dass du anderen Schaden zufügen willst. Handele egoistisch! Setze deine Akzente so, dass sie dir selbst nutzen, ohne darüber nachzudenken, ob jemand anderem durch deinen Zug auch ein Vorteil entsteht. Diese Vorgehensweise gilt für sehr viele Brettspiele und ich sage, auch für das wirkliche Leben.

Betrachten wir dazu „Monopoly“. Bei diesem Spiel, das 1904 erfunden wurde, um das Schlechte am Kapitalismus aufzuzeigen, steht der Gewinner nach der ersten, spätestens nach der zweiten Runde fest. Wenn man diese erste Runde glücklich durchläuft und nicht besonders dumm ist, kann man danach nicht mehr verlieren. Hat man sich einige „billige“ Straßen erwürfelt, dazu noch ein paar Bahnhöfe, ist der weitere Verlauf kaum noch zu verlieren. In diesem Sinn zeigt Monopoly, wie es im richtigen Leben ist. Kommt man mit dem „goldenen Löffel im Mund“ auf die Welt, hat also Glück in der „ersten Runde“, wird es schwierig, seinen Reichtum nicht weiter zu vermehren. Aber auch bei diesem Spiel kommt es darauf an, den eigenen Vorteil zu betreiben, anstatt anderen Schaden zuzufügen. Zum Beispiel, indem man verhindert, dass ein Mitspieler einen kompletten Straßenzug erwerben kann. Dann nämlich funktioniert das ganze schöne Spiel nicht.

Erst die Selbsthilfe, dann sind andere dran

Einem anderen zu helfen ist zumeist ein egoistischer Akt. Man fühlt sich gut dabei und erwartet irgendwann einen Ausgleich. Allerdings kann man anderen nur helfen, wenn man vorher selbst in egoistischer Weise dafür gesorgt hat, dass es einem selbst so gut geht, dass man überhaupt helfen kann. So ist es zum Beispiel nach Unfällen notwendig und jeder Ersthelfer lernt das, zuerst die Schäden am eigenen Körper zu behandeln, damit man danach anderen auch noch helfen kann. Da wird „Egoismus“ zur Notwendigkeit. Generell gilt: Wenn jeder zuerst dafür sorgt, dass bei ihm alles in Ordnung ist, dann kann man auch anderen behilflich sein. Die negative Seite ist allerdings, wenn jemand einem anderen Schaden zufügt, um selbst besser dazustehen. Das ist dann kein Egoismus, sondern vielmehr psychopathisch bösartiges Verhalten.

Aber wie weit kann dieser Bogen gespannt werden? Gilt der auch für die Politik? Ja, und noch viel mehr als im persönlichen Bereich. Betrachten wir aktuelle Entwicklungen. Würde die Regierung der BRD im Sinne des ganzen Staats und seines Wohlergehens egoistisch handeln, etwa nach der Maxime „Deutschland zuerst“, dann müssten alle Sanktionen gegen Russland und auch alle anderen sofort aufgehoben werden. Schließlich schaden diese Sanktionen in erster Linie uns selbst. Hier sehen wir wieder: Einem anderen Schaden zufügen hat nichts mit Egoismus zu tun. Schon gar nicht, wenn es Motiven wie Hass oder Folgsamkeit gegenüber einer anderen Macht geschuldet ist. Hass ist zumeist selbstzerstörerisch. So, wie unsere Regierung und der gesamte Wertewesten handelt, entspricht es der Beschreibung „blind vor Hass“. Eine egoistische Haltung würde das nicht zulassen.

Ohne Egoismus gibt es kein Leben

Nicht nur der Mensch, jedes höher entwickelte Tier, wird als totaler Egoist geboren. Gleichzeitig lernt man aber auch, wie wichtig Fürsorge ist. Gäbe es die Eltern nicht, könnte man nicht überleben und das wäre das Ende der Gattung. Beim Menschen kommt noch ein anderer Faktor dazu. Das Überleben im Alter. Bis 1889, bis zur Einführung des Rentensystems durch Bismarck, war es förderlich für ein gesichertes Alter, so viele Kinder wie möglich großzuziehen. Die sollten dann das eigene Überleben sichern, sobald man nicht mehr selbst dafür sorgen konnte. So gesehen war sogar die Fürsorge für den Nachwuchs ein egoistischer Akt. Erst das Rentensystem hat diesen Zusammenhang entkoppelt und zu einem deutlichen Rückgang der Geburtenrate geführt. Heutzutage ist dieser natürliche Egoismus Kinder großzuziehen, pervertiert, in sein Gegenteil verkehrt worden. Wie wir beobachten müssen, führt diese Absenz dieses natürlichen Egoismus mehr und mehr dazu, dass dereinst dominante Ethnien vom Aussterben bedroht sind.

Jegliches Leben ist egoistisch aufgestellt. Selbst eine Amöbe trachtet danach, sich in seinem Umfeld so einzufügen, dass es ihr so gut wie möglich geht. Egoismus ist folglich das natürlichste Verhalten und für das Überleben jeder Spezies elementar. Erst Religionen und andere Machtphilosophien haben dem Egoismus seine Unschuld genommen. Es ist aber kein Egoismus, wenn anderen Schaden zugefügt wird, um sich selbst zu erhöhen; wenn die Entwicklung eines anderen behindert wird, weil man selbst gerade nicht mithalten kann. Das kann kein Egoismus sein, denn so nimmt man sich selbst die Möglichkeit, an den Entwicklungen anderer teilzuhaben, davon zu profitieren, weil es die dann nicht gibt. Die Menschheit braucht mehr Egoisten. Gar nicht brauchen wir Psychopathen, die versuchen, einen Vorteil zu erringen, indem sie anderen Schaden zufügen. Zum Beispiel mit Sanktionen. Das hat nichts mit Egoismus zu tun. Das Streben nach Frieden ist wohl das Egoistischste, was vorstellbar ist.

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