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Die Wahrheit liegt niemals in der Mitte
Von Peter Haisenko
Bei Diskussionen, was die Wahrheit ist, wird derjenige einen feigen Ausweg wählen, der erkennen muss, dass er seine Version nicht schlüssig verteidigen kann, aber nicht zugeben will, dass er falsch liegt. Er flüchtet sich in die Floskel, „die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte“. Dem muss widersprochen werden, denn die Wahrheit kann nicht demokratisch ermittelt werden.
Ich steige hier nicht in die Diskussion ein, ob es überhaupt eine absolute Wahrheit gibt. Ich bin der Meinung, dass auch diese Überlegungen die Voraussetzung bilden sollen, eine objektive Wahrheit nicht als solche anerkennen zu müssen, wenn sie jemandem nicht in den Kram passt. Besonders perfide sind auch Halbwahrheiten. Damit meine ich eine Lüge, die an eine kleine passende Wahrheit geknüpft ist. Churchill hat das so formuliert: „Im Kriege ist die Wahrheit so kostbar, dass sie nie anders als mit einer Leibwache von Lügen auftreten sollte.“ Diese Aussage zeigt auf, dass es sehr wohl eine Wahrheit gibt und zumindest Churchill diese Wahrheit kannte. Diese Vermischung von Lüge und Wahrheit ist ein naher Verwandter von „die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte“, wenn nicht sogar die Voraussetzung dafür.
Zwei Wahrheiten können sich nie widersprechen
Das sagte Galileo Galilei (1564 - 1642), italienischer Mathematiker, Philosoph und Physiker in einem Brief an Pietro Castelli, am 21. Dezember 1613. So haben wir eine Messgröße für die Wahrheit und sie ist universell. Sie gilt auch dann, wenn man die Wahrheit als Funktion des Betrachtungsstandpunkts nimmt. Weichen die betrachteten Wahrheiten voneinander ab, bedarf es eines Abgleichs der Betrachtungswinkel um erkennen zu können, dass sich diese zwei Wahrheiten nicht widersprechen. Das können Sie exemplarisch an den folgenden zwei Bildern erkennen. Diese zeigen aber auch auf, dass die Wahrheit auch in diesen Fällen keinesfalls in der Mitte liegen kann. Allerdings bedarf es für diese Erkenntnis des Willens beider Betrachter herauszufinden, ob ihre unterschiedlichen Betrachtungswinkel zu einer Übereinstimmung finden können.
9 und 6 sind zwei Betrachtungswinkel derselben Medaille. Die Wahrheit ist also sowohl 9 als auch 6, aber keinesfalls in der Mitte, was 7,5 wäre.
„Wenn es Wahrheit nicht gibt für den Menschen, dann kann er auch letztlich nicht Gut und Böse unterscheiden.“ Papst Benedikt XVI.
Man mag von diesem Papst halten was man will, diese Aussage ist elementar. Im Umkehrschluss bedeutet es nämlich, dass diejenigen, die die Wahrheit in der Mitte sehen wollen, nicht wollen, dass man Gut und Böse unterscheiden, erkennen kann. Es erübrigt sich festzustellen, dass es nur das Böse sein kann, das an der Wahrheit nicht interessiert ist. Ja diese in eine Grauzone der Unbestimmtheit verbannt, um seine Bösartigkeit zu verschleiern; diese zu relativieren. Wer also nicht bereit ist, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, sich in die Behauptung zurückzieht, die Wahrheit läge in der Mitte, will verhindern, dass man Gut und Böse unterscheiden kann. Damit sind Tür und Tor geöffnet für orwellianische (1984) Zustände, die Begriffe in ihr Gegenteil verkehren. „Krieg ist Frieden“ und so weiter.
Wahrheit, Lüge und Gewalt
Die wahre Macht ist das Schweigen, das man einem anderen auferlegt. Betrachtet man dazu, wie im Westen mit der „politischen Korrektheit“ mehr und mehr Sprachverbote die einfache und klare Sprache tabuisiert haben, wird es immer schwieriger, ja geradezu gefährlich, einfache Wahrheiten überhaupt noch zu sagen. So steht es bereits unter hohen Strafen, das natürliche Geschlecht in einer Anrede zu verwenden oder man kann verklagt werden, wenn man eine adipöse Person fett nennt, obwohl das die objektive Wahrheit ist. Dazu wusste schon Theodor Fontane im 18. Jahrhundert etwas zu sagen: „Der Grund, warum Menschen zum Schweigen gebracht werden, ist nicht, weil sie lügen, sondern weil sie die Wahrheit reden. Wenn Menschen lügen, können ihre Worte gegen sie angewendet werden. Doch wenn sie die Wahrheit sagen, gibt es kein anderes Gegenmittel als die Gewalt.“
Diese Gewalt wird in der BRD von Anfang an angewendet. Es sind Bereiche abgesteckt worden, innerhalb derer es verboten ist, unter Androhung hoher Gefängnisstrafen, auch nur nach der Wahrheit zu suchen. Ich erinnere an den § 130 „Volksverhetzung“. Genau in diesen Bereichen ist es unzulässig, die Wahrheit in der Mitte anzunehmen. Behauptet zum Beispiel jemand, Hitler hätte keine Juden ermordet, dann wird niemandem erlaubt zu sagen, die Wahrheit würde in der Mitte, also bei drei Millionen ermordeten Juden liegen. Das aber heißt, dass man sich staatlicherseits im Besitz der absoluten Wahrheit befindet oder zumindest so handelt, als ob es so wäre. So müssen wir erkennen, dass auch im Umgang mit der Wahrheit Doppelstandards angewendet werden. Einmal soll sie in der Mitte liegen und ein anderes mal wird die absolute Wahrheit angeordnet. Weder das eine noch das andere ist förderlich für die Wahrheitsfindung.
„Faktenchecker“ bestimmen über die Wahrheit
Diese absolute Wahrheit nehmen auch die „Faktenchecker“ des ÖRR für sich in Anspruch. Sie befinden darüber, ob jemand die Wahrheit gesagt hat. Eine folgende Diskussion darüber ist nicht vorgesehen, schlicht unmöglich. Wiederum wird eine Wahrheit angeordnet und die liegt niemals in der Mitte. Gibt es aber eine Diskussion darüber, was die Wahrheit ist, sieht es anders aus. Wenn die mehr oder weniger angeordnete „Wahrheit“ als unhaltbar erkannt wird, dann flüchtet man sich zur „Wahrheit, die in der Mitte liegen“ soll. Damit ist der Zustand erreicht, dass jeder weiterhin glauben darf, was er will. Man darf sich im gesamten Spektrum zwischen den „beiden Wahrheiten“ lokalisieren, ohne wirklich Stellung beziehen zu müssen, auch für sich selbst. An dieser Stelle erinnere ich an Papst Benedikt, dass dann nicht mehr zwischen Gut und Böse unterschieden werden kann; diese Unterscheidung der Willkürlichkeit unterworfen ist.
Es geht aber nicht unbedingt um Wahrheit oder Lüge. Zur Wahrheitsfindung gehört auch Nachrichten, Wahrheiten, nicht zu unterdrücken, nicht zu zensieren. Warum werden Nachrichten oder Meinungen zensiert? Oder sogar verboten, sich zu informieren, wo man will? Warum wird zum Beispiel RT, Russia Today, aus dem deutschen Internet verbannt? Die Antwort darauf wusste schon Theodor Fontane, siehe oben. Den Punkt sehe ich auch darin, dass es schwer möglich ist zu behaupten, die Wahrheit läge in der Mitte zwischen der russischen Sicht und der, die die Systemmedien im Westen verbreiten. So würde man zugeben, dass die eigene „Wahrheit“ eben nicht die einzige Wahrheit ist. Demzufolge muss eben Gewalt angewendet werden, um die Diskussion darüber gar nicht erst anfangen zu müssen, wieviel Wahrheit in den unterschiedlichen Darstellungen enthalten ist. Auch hier gilt, eine Wahrheit in der Mitte wird nicht zugelassen, darf es nicht geben, sobald eine Seite die alleinige Wahrheit für sich beansprucht.
Schafft die „Wahrheit in der Mitte“ Frieden?
So sehen wir, der feige Spruch, „die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte“, wird dann angewendet, solange es sich nicht um eine befohlene Wahrheit handelt. Er wird verwendet, wenn eine Seite eigentlich erkannt hat, dass ihre Position unhaltbar ist, das aber nicht zugegeben werden soll. Wie oft musste ich beobachten, dass mit genau diesem dummen Spruch eine Diskussion beendet wird, um einer peinlich genauen Wahrheitsfindung zu entkommen, die wahrscheinlich mit einer Niederlage ausgehen würde. Zumeist wird diese Art der Beendigung von der anderen Seite akzeptiert, einfach um Frieden herzustellen, ohne den anderen demütigen zu müssen. Denn auch das ist ein Faktor, mit dem der Mitte-Wahrheits-Behaupter seine Demütigung abwenden will, die mit dem Ergründen aller Argumente unausweichlich wäre.
Nun könnte man meinen, dieser Kompromiss in der Mitte wäre friedensstiftend. Für den Moment ist das auch so, aber eben nicht auf längere Sicht. Die Frage bleibt nämlich offen, was denn nun die Wahrheit ist und so bleibt es ein ewiger Konfliktherd, eine beabsichtigte Grauzone. Es ist auch nicht möglich, die Wahrheit in einem demokratischen Prozess zu finden. Über Wahrheiten kann nicht abgestimmt werden, obwohl das heutzutage üblich geworden ist. „Die überwiegende Mehrheit der Wissenschaftler stimmt überein“, wird angeführt. Ja, die Erde war nach überwiegender Überzeugung auch mal eine Scheibe im Mittelpunkt des Universums. Bis eben einer, ja einer nachweisen konnte, dass dem nicht so ist und mit dem wurde genauso umgegangen, wie heute mit „Querdenkern“. In diesem Sinn schließe ich ab mit einer humoristischen Betrachtung: Scheiße kann nicht schlecht schmecken – Milliarden Fliegen können sich nicht irren!. Und auch hier kann die Wahrheit nicht in der Mitte liegen. Es gibt eine Wahrheit für Fliegen und eine für Menschen und letztere ist die maßgebliche für uns Menschen.
Gustave Le Bon,
Soziologe und einer der Begründer der Massenpsychologie,
in seinem berühmtesten Werk "Psychologie der Massen".
„Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet.
Von den Tatsachen, die ihnen missfallen,
wenden sie sich ab und ziehen es vor,
den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag.
Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr.
Wer sie aufzuklären versucht, stets ihr Opfer."
Sollten Sie Interesse haben, auch die andere Seite anzuhören, dann finden Sie aktuell noch Zugang zu RT unter dieser Adresse:
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Wieviel Wahrheit steckt in der Geschichtsschreibung, die in der BRD als die einzig zulässige präsentiert wird? Auch dazu können Sie sich ein eigenes Bild machen, indem Sie das Werk von Peter Haisenko lesen: „England, die Deutschen, die Juden und das 20. Jahrhundert“. Weiterführend die Werke von Reinhard Leube. Alle diese können Sie direkt hier beim Verlag bestellen oder in Ihrem Buchhandel erwerben.
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