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Welcher Trump ist der wahre Trump?

Von Hans-Jürgen Geese 

Im Frühsommer des Jahres 1919 erschien Henry Ford, einer der berühmtesten, erfolgreichsten und wohlhabendsten Männer seiner Zeit, als Zeuge vor Gericht. Die Zeitung „Chicago Tribune“ hatte ihn in einem Artikel als einen „ignoranten Idealisten... und einen anarchistischen Feind der Nation“ beschrieben. Daraufhin hatte Ford die Zeitung wegen Verleumdung verklagt. Jetzt, vor Gericht, wollten die Vertreter der Zeitung beweisen, dass Ford in hohem Maße ignorant war.

Eine höchst peinliche Vorstellung lief im Gerichtssaal ab, denn es stellte sich in der Tat heraus, dass Ford viele der Fragen, die sich mit Allgemeinwissen beschäftigten, nicht beantworten konnte. Um die Peinlichkeit auf die Spitze zu treiben, wollte der Anwalt der Zeitung gar einen Beweis haben, dass Ford überhaupt lesen konnte. Ford winkte ab: „Ihr könnt es dabei belassen“, sagte er ruhig, „ich kann nicht sehr schnell lesen. Außerdem habe ich Heuschnupfen.“

Die Intellektuellen in Amerika zerrissen den Mann in Parodien, machten sich über ihn lustig. Doch dann, 80 Jahre später, als das Jahrhundert seinem Ende zu ging, 1999, entschieden die meisten Wirtschaftsjournalisten und Wissenschaftler, dass Henry Ford der größte Unternehmer des Jahrhunderts in Amerika war. Wir lernen: Intelligenz ist eben nicht gleich Intelligenz. Es gibt viele Varianten von Intelligenz. Leider lernen wir auf der Schule nur eine. Daher ist für viele Kinder der Schulbesuch recht sinnlos.

Ist Donald Trump intelligent?

In ein paar Wochen, Anfang des neuen Jahres, wird ein Mann mit Namen Donald Trump der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Trump ist ein Unternehmer, ein Multimilliardär. Da er das Geld nicht gestohlen hat, wird man ihm eine gewisse Intelligenz nicht absprechen können, oder?

Trump ist ein Vollblutgeschäftsmann, der herkömmliche Politiker verachtet, sie als inkompetent abtut, sie als inkompetent vorführt und der daher seine eigene Vision von der Zukunft des Landes propagiert, die nicht viel mit den althergebrachten Vorstellungen von Demokratie und Wirtschaft der letzten 100 Jahre zu tun hat. Kein Wunder daher, dass die sogenannten „Experten“ ihm eine geringe Erfolgschance bescheinigen. Wegen seiner politischen Ignoranz. Wegen seiner politischen Tölpelhaftigkeit. Sie sagen: Ein Staat sei kein Unternehmen. Man könne ein Land nicht wie ein Unternehmen führen. Und schon gar nicht die Welt. Die große Frage lautet also: Kann man oder kann man nicht? Was meinen Sie?

Nun, zumindest enthält die offensichtliche Radikalität des Trump-Ansatzes das Potential, den Mann in 76 Jahren zum größten Versager oder zum größten Helden der Vereinigten Staaten von Amerika des 21. Jahrhunderts zu krönen.

Eine Warnung: Das Verhalten von Trump ist nicht vorhersehbar. Bei Trump geht es immer vor allem um Trump. Ein Egomane, der überzeugt ist, dass Amerika der Maßstab für den Rest der Welt sei. Es gibt bereits Anzeichen, dass Trump es mit seinem Frieden in der Ukraine nicht ernst meint. Putin mag also recht behalten mit seiner Aussage, dass es völlig egal sei, welcher Mann in Washington angeblich regiert. Denn der amerikanische Präsident regiere nicht. Er wird regiert.

Das politische System hat Trump angeblich den Krieg erklärt

Am Montag, dem 20. Januar 2025, wird also, so Gott will, Donald Trump zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt werden. Bis dahin ist es allerdings noch eine lange Zeit. Wir erleben gerade den wahnwitzigen Versuch der bisherigen Regierung, die nächsten vier Jahre „trumpsicher“ zu machen, was bedeutet, dass in den nächsten Wochen vollendete Tatsachen geschaffen werden, die den Spielraum für den neuen Präsidenten sehr einengen sollen.

Es stellt sich heraus, dass es ein großer Fehler war, so eine lange Zeitspanne zwischen Wahl und Amtseinführung zu bestimmen. Es ist doch absurd, dass das Volk eine Entscheidung gefällt hat, die aber von der aktuellen Regierung noch über Monate unterlaufen werden kann. Denn es besteht kein Zweifel, dass die Mehrheit der Amerikaner zum Beispiel den Krieg in der Ukraine nicht mehr unterstützen will. Aber die Biden Regierung macht wie bisher weiter, überweist weitere Milliarden Dollar und erlaubt sogar den Gebrauch von U.S. Waffensystemen, die, von amerikanischen Soldaten gesteuert, Russland direkt angreifen sollen.

Wie der russische Präsident Putin mit simpler Logik aufzeigte, ist das eine Kriegserklärung Amerikas an Russland. Wie anders kann man diesen Wahnsinn interpretieren? Daher hat Russland seine Atomwaffen für einen Weltkrieg vorbereitet. Was soll Putin auch anderes machen? Es gibt unter den Politikern im Westen momentan niemanden, mit dem man vernünftig reden kann. Die sind alle völlig durchgedreht, lassen ihren Emotionen freien Lauf, anstatt ihr Hirn einzuschalten, sich des Ernstes der Lage bewusst zu werden und dann die Situation zu entspannen. Was auch im Interesse der neuen U.S. Regierung liegt.

Die intellektuell und moralisch völlig überforderten Europäer müssen sich endlich von der Illusion lösen, dass die Amerikaner sich im Ernstfall tatsachlich für das Wohl der Europäer opfern werden. Das haben die nie getan. Das wird auch die Biden Regierung nicht tun. Und schon gar nicht Donald Trump. „America First“ bedeutet genau das. Und dieser Ansatz ist auch der einzige Ansatz, der Amerika die Chance gibt, das total versaute Land wieder in Ordnung zu bringen.

America First

Amerika ist nicht mehr die Supermacht von 1918, von 1945 oder von 1990. Das Land befindet sich im Zustand der Verarmung. Die Glitzerwelt von Hollywood oder von Silicon Valley oder von Wall Street ist nicht Amerika. Die meisten Amerikaner haben heute Mühe, finanziell über die Runden zu kommen.

Wenn man davon ausgeht, dass Donald Trump über den Ernst der Situation realistisch informiert ist, und das scheint der Fall zu sein, dann wird er wohl zwangsläufig zu der radikalen Entscheidung gelangen müssen, dass „America First“ zu 100 % „America First“ bedeuten muss. Gnadenlos. Ja, gnadenlos.

Für Europa bedeutet das die große Chance, die eigene Identität wiederzugewinnen. Es bedeutet die große Chance, wieder mehr Freiheit und Unabhängigkeit zu erlangen. Es bedeutet vor allem aber die Chance, die Perspektive neu zu fokussieren, sie nämlich nicht gen Westen, sondern gen Osten auszurichten.

Trump wird Europa für seine Zwecke gebrauchen, wird Europa melken, so wie die Amerikaner das noch immer gemacht haben. Vor allem wird Amerika die besten Firmen in Europa nach Amerika locken wollen. Außerdem wird es know how und die besten Leute zu stehlen versuchen. Ebenfalls wie schon immer.

Der Wettbewerb um die besten Talente wird zunehmen, denn sowohl in den U.S.A. als auch in Europa grassiert eine fürchterliche Krankheit, die viele Opfer fordert. Diagnose: Verblödung der Bevölkerung, vor allem der Jugend. Da ist nicht mehr viel, was zur Weltklasse zu zählen ist. Der Talentpool wird immer kleiner. Und die englische Sprache wird immer mehr an Bedeutung verlieren.

Es ist keine Frage, dass Amerika über die Rohstoffe verfügt, um das Land wieder zur Blüte zu bringen, aber die notwendigen Prozesse werden viele Jahre brauchen. Vor allem die Verwirklichung der bei weitem wichtigsten Priorität: Eine umfassende, radikale Reform des Bildungswesens. Hier liegt der Kern des Problems. Hier liegt der Kern der Lösung des Problems: Wahre Bildung. Wahre Bildung hat eine Beziehung zur Realität. Leben in Lalaland ist sehr gefährlich.

Ein Tag im Leben der Amerikaner

In einer U.S. Nachrichtensendung letzte Woche handelte der erste Bericht von der Situation der Menschen, die vor kurzem durch die Unwetter Haus und Hab und Gut verloren haben. Der Reporter interviewte Menschen, die in Zelten leben und jetzt, bei fallenden Temperaturen, um ihre Gesundheit fürchten. Sie fragten, warum die Regierung ihnen keine Wohnwagen zur Verfügung stelle oder eine anderweitige Lösung anbiete. Amerikaner im Jahre 2024 leben in Zelten.

Der nächste Bericht zeigte Donald Trump und Elon Musk beim Start einer Rakete, die eines Tages Amerikaner zum Mars bringen soll. Die Stimmung war voller Begeisterung. Tausende brüllten „U.S.A., U.S.A., U.S.A.“

Anschließend ein Bericht aus Washington, wo die Gemüter der Politiker aufgeregt mit der Frage beschäftigt waren, wo denn nun genau der erste Transgenderpolitiker im Parlament zur Toilette gehen soll oder darf. Heiße Diskussionen.

Sehen Sie, hier liegt das Problem: In welcher Realität wollen die Menschen leben und handeln? Man sollte sich doch als Politiker schämen, wenn im Jahre 2024 Mitbürger in Not unter primitivsten Verhältnissen überleben müssen. Und wenn wir schon mal bei dem Thema sind: Welchen Idioten interessiert es momentan in Amerika, ob es Leben auf dem Mars gibt und ob ein Mensch da hinfliegen kann?

Was soll das? Die Realität eines Menschen auf Erden fordert: Haus/Wohnung, Essen/Trinken, Kleidung, ärztliche Versorgung, Bildung. Wenn die Grundversorgung nicht für jeden Amerikaner abgedeckt ist, dann handelt es sich bei Amerika nicht um ein Land, sondern um einen Sauhaufen. Und das gilt für jedes Land.

Amerika ist ein Sauhaufen. Elon Musk ist genau der falsche Mann, um Amerika wieder zu Amerika zu machen. Elon Musk ist ein kleines Kind mit viel Spielzeug und viel Geld. Er schießt Satelliten ins All, tausende, die das Weltall versauen, Satelliten, die für Unterhaltung und für Mord eingesetzt werden. Tagtäglich.

Und von der Sorte hat Trump eine Reihe in seinem Kabinett, Leute, die ihm loyal sind, die seine Richtung vertreten, aber wohl bald an der Realität scheitern werden. Trump wird sich das eine Weile anschauen und dann die Leute feuern. So wie er das immer gemacht hat. Im Geschäftsleben geht es um Resultate, um konkrete, gewünschte Ergebnisse, um Erfolg. Nur der Erfolg zählt. Nur der Erfolg.

Der Knackpunkt Israel

So weit, so gut. Man muss dem Team Trump die Chance einräumen, die Versprechen in Erfüllung zu bringen, auch wenn der neue Finanzminister von Wall Street kommt und andere Figuren im Kabinett einen recht fragwürdigen Lebenslauf vorweisen. Das sind alles relative Kleinigkeiten verglichen mit der wahren Herausforderung für den neuen Präsidenten. Lassen Sie mich erklären:

Trump ist ein bekennender Zionist. Trotz der Verbrechen, die Israel momentan begeht. Trump stand und steht bisher unerschütterlich hinter Israel. Während seiner ersten Amtszeit sorgte er dafür, dass die U.S. Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt wurde. Viele der Trump Sponsoren in den U.S.A. sind Juden, die hunderte von Millionen Dollar in den Mann investiert haben.

Trump hat sich wohl überzeugen lassen, dass die Ukraine gegen Russland unmöglich wird gewinnen können, mit oder ohne NATO Unterstützung. Daher wird er sich und sein Land aus diesem Desaster zurückziehen. Nun: Vielleicht!

Trump scheint sich aber nicht hat überzeugen lassen, dass Israel unmöglich den Krieg gegen Hamas, Hisbollah, die Huthis und den Iran (und potentiell noch weitere Gegner) gewinnen kann. Obwohl etwa eine Million Juden bereits das Land verlassen haben. Obwohl der Verlust beim Bruttosozialprodukt dieses Jahr schmerzt: Kaum noch Touristen. Kaum noch Investitionen. Und obwohl jeden Tag Drohnen und Raketen der Hisbollah Tod und Verderben bringen.

Und dann der Iran: Der Iran verfügt über einige der tödlichsten Raketensysteme auf Erden, gegen die es keine Verteidigung gibt, tausende davon. Der Iran hat zudem von Russland die beste Luftabwehrtechnologie erhalten, um seinerseits einen Angriff abzuwehren. Wie viele Monate, wie viele Jahre kann Israel diesen Krieg noch durchhalten? Die Armee hat schwere Verluste erlitten, leidet unter Desertierung, Selbstmord, Verschleiß von Gerät und Soldaten. Wie lange soll das so weitergehen? Ohne all die Milliarden aus Amerika kann Israel nicht überleben. Wird Amerika weiterhin zahlen? Und immer mehr?

Amerika First? oder Israel First? Das ist die kardinale Frage, der Trump nicht wird entkommen können.

Bisher hat noch jede Supermacht auf Erden ihr „Waterloo“ erleben müssen, eine entscheidende Niederlage, die unbestreitbar aufzeigte, dass die Macht auf einer Illusion aufgebaut war. Und dieses „Waterloo“ Erlebnis steht noch aus. Obwohl in der Ukraine doch wohl bereits deutlich geworden ist, dass Amerika oder die NATO insgesamt nicht gegen Russland werden gewinnen können. Das ist die eine Realität, eine Realität, über die Trump in hohem Masse Kontrolle haben wird.

Im Falle Israel ist das anders. Denn da selbst Israel keinen Ausweg aus diesem Dilemma wird bieten können, verbleibt die letztendliche Entscheidung über das Schicksal dieses Staates in Trumps Händen. Wie wird Trump sich entscheiden? Die Logik der Situation legt nahe, dass Trump eines Tages zu der für ihn sehr schmerzlichen Erkenntnis gelangen wird: Nicht China ist unser Feind. Nicht Russland ist unser Feind. Israel ist unser Feind. Bis dahin wird allerdings noch viel Wasser den Mississippi hinunterfließen.

Hier liegt die Tragik des Schicksals Amerikas: Trump kann nur gewinnen indem er Israel aufgibt. Ohne Trumps Unterstützung wird Israel als Staat verschwinden. Ich sehe keine Möglichkeit, dies zu verhindern. Und da dies die logisch zwingende Schlussfolgerung der Analyse der derzeitigen Situation ist, wird auch Trump eines Tages dahin gelangen müssen. Aber ob er sich das wird leisten können, ist eine völlig andere Frage.

Israel ist der Feind Amerikas. Gemeinsam mit Israel wird es unmöglich sein, den Traum von „America First“ umzusetzen. An dieser Frage kann Trump scheitern. Israel wird alles versuchen, Amerika in diesen Krieg hineinzuziehen. Es bleibt Israel auch nichts anderes übrig. Aber selbst das wird nicht helfen.

Wir kommen also zum Schluss zurück zu der „Waterloo“ Erkenntnis der Geschichte. Die Realität, die unerbittliche Realität wird wieder einmal die Spinner und Träumer einholen müssen. Wie schon immer in der Geschichte. 

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Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Ist es nicht beeindruckend, wie Hans-Jürgen Geese vom anderen Ende der Welt die Lage auch in Deutschland treffend analysiert? Da können wir Ihnen nur empfehlen, das Werk desselben Autors zu genießen. Mit dem Titel „Ausverkauf vom Traum Neuseeland“ spannt Geese den Bogen von Neuseeland zu Deutschland. Seine messerscharfen Analysen zeigen auf, wie die Bürger weltweit von den immer gleichen Akteuren mit den immer gleichen Methoden unterdrückt und ausgebeutet, ja zu Sklaven gemacht werden. Täuschen Sie sich nicht. Was Geese in Neuseeland wie unter dem Brennglas aufzeigt, findet auch in Deutschland statt. Es ist nur nicht so leicht zu erkennen. „Ausverkauf vom Traum Neuseeland“ ist erhältlich im Buchhandel oder bestellen Sie Ihr Exemplar direkt beim Verlag hier. 

Hier können Sie eine Rezension zu diesem Werk ansehen: 
https://www.anderweltonline.com/kultur/kultur-2020/ausverkauf-vom-traum-neuseeland-wie-ein-bluehendes-land-verramscht-wurde/ 

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