.
Zukunftsgipfel 2024 – Neuauflage „Club of Rome“
Von Sigrid Petersen
Am 22. Und 23. September findet der „Zukunftsgipfel“ der UN in New York statt. Auf einigen Seiten findet man im Internet kritische Anmerkungen zu diesem Gipfel bezüglich des dort zur Verabschiedung stehenden Globalen Digitalpakts, der wohl bereits unter Ausschluss der Öffentlichkeit und wohl auch der Parlamente ausverhandelt wurde. [1]
Die Verabschiedung des Global Digital Compact ist allerdings nur ein Tagesordnungspunkt dieses „Zukunftsgipfels“. „Ziel des Zukunftsgipfels ist die Verabschiedung eines Zukunftspakts (Pact for the future)“ [2] sowie mit diesem Pakt insgesamt die „Umsetzung der Agenda 2030 [zu] beschleunigen“ wie es auf der Seite der Vereinten Nationen heißt.
Die Agenda 2030 weist lauter hehre Ziele für die Zukunft der Menschheit auf. Beispielsweise keine Armut, keinen Hunger mehr auf der Welt, Gesundheit und gute Bildung, Geschlechtergleichheit weltweit, für Menschenwürde, Arbeit und Wirtschaftswachstum etc. pp. Die Agenda 2030 wurde 2015 beschlossen, im Mai 2023 stellte der jährliche SDG-Fortschrittsbericht (SDG= Sustainable Development Goals) jedoch fest, dass es bei der Umsetzung all dieser schönen Ziele nicht recht voran geht, denn: „Die Corona-Pandemie, der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine und die fortschreitende ökologische Dreifachkrise aus Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Umweltverschmutzung haben die internationale Gemeinschaft bei der Erreichung der globalen Entwicklungsziele zurückgeworfen. Auch die steigende Schuldenlast vieler Länder bremst die nachhaltige Entwicklung.“ [3]
Da bisherige Führung und Governance bei der Lösung dieser (menschgemachten(!)) Bedrohungen bisher weltweit versagt hätten, hat sich der „Club of Rome“ gemeinsam mit „The Council for the Human Future” dazu berufen gefühlt, die Themen der oben genannten Ziele im Rahmen eines „Round Table“ zu bearbeiten. Ob die Ergebnisse dieses „Round Table“ der Vorbereitung des Gipfels dienen, wie hier [4] angegeben, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Allerdings wird die UN in diesem Papier als zentraler Manager der Umsetzung der Problemlösungen ausgewiesen und von zumindest einer beteiligten NGO ist in diesem Papier angekündigt, dass ihre Ausarbeitungen in New York beim UN-Gipfel veröffentlicht werden.
Unisono werden seitens der hier veröffentlichten Teilnehmer an dem „runden Tisch“ die uns bedrohenden Krisen aufgelistet, ziemlich deckungsgleich mit den Themen der Agenda 2030, als da wären: „Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt, globale Vergiftung, Ernährungsunsicherheit, Erschöpfung der Ressourcen, Rückzug aus der Demokratie, Verbreitung von Kernwaffen, Ausbreitung von Kriegen, unkontrollierter Einsatz von KI, Fehlinformationen, wirtschaftliche, soziale und geschlechtsspezifische Ungleichheit, zunehmende Ungerechtigkeit, Versagen der Gesundheitssysteme und geopolitische Instabilität“ [5] , aber auch die Lösungsvorschläge unterscheiden sich nicht wesentlich, auch wenn das Papier des „Runden Tisch“ davon spricht, ein „sehr breites Spektrum möglicher Lösungen und Maßnahmen erörtert“ zu haben.
Der zentrale „Schlüssel“ oder auch die allen Lösungsansätzen zu Grunde liegende Maßnahme ist die Stärkung der globalen Weltordnungspolitik (Global Governance), natürlich demokratisch, z.B. mittels eines Erdsystemvertrages im Rahmen der Vereinten Nationen, in dem sich die beteiligten Nationen verpflichten, zusammenzuarbeiten. „Ziel ist die Einrichtung eines Erdsystemrates, der dem UN-System die Befugnis verleiht, verbindliche Gesetze zum Schutz unseres planetaren Umweltsystems und der von ihm bereitgestellten Gemeingüter zu verabschieden und über die notwendigen Durchsetzungsmechanismen verfügt.“
Wie wir es mit der EU schon kennen? Oder der WHO? Nein! „Der Runde Tisch kam zu dem Schluss, dass eine dringende, weltweite Einigung - sowohl unter den Staats- und Regierungschefs als auch auf der Ebene der Bürger - erforderlich ist, um echte Maßnahmen zu ergreifen, damit wir und unsere Enkelkinder eine bewohnbare Erde erhalten.“ Also wird es ganz bestimmt in allen Ländern der Welt Volksabstimmungen zur Unterschrift dieses Erdsystemvertrags geben.
Aber gehen wir zurück zu den zu lösenden Problemen. Und damit sind wir bei DEM Kernthema des „Club of Rome“. Denn „Eine der Hauptursachen für die Krise ist die Überschreitung der Tragfähigkeit der Erde durch den Menschen: Überbevölkerung, übermäßiger Konsum, eine extraktive (auslaugende, ausziehende) Mentalität … „
Der Club of Rome, gegründet von „Philantropen“ wie der Familie Rockefeller, Aurelio Peccei von Olivetti und Fiat, Alexander King von der OECD und weiteren einflussreichen Leuten, brachte 1972 das Buch „Grenzen des Wachstums“ (finanziert von der Volkswagenstiftung [6]) heraus, in dem vor dem unvermeidlichen Kollaps des Erd-/Menschheitssystems in den nächsten hundert Jahren gewarnt wurde, wenn Bevölkerungswachstum, Industrialisierung und Ressourcenverbrauch sowie Umweltverschmutzung so weiterliefen wie bis dato. Bei diesem Buch handelt es sich um eine Neuauflage von Thomas Malthus widerlegten [7] Thesen von 1798, dass bei einer exponentiellen Bevölkerungsentwicklung und der sich linear entwickelnde Produktion von Nahrungsmitteln eine Verelendung der Weltbevölkerung vorprogrammiert ist.
Auch wenn sich diese Szenarien nie eingestellt haben, ist der „Club of Rome“ nach wie vor ein Vertreter dieser Auffassung und stellt 2022 zum 50 jährigen Jubiläum des Buches fest, dass sich die damaligen Berechnung (gegenüber den Berechnungen von Malthus modifizierte Berechnungen mit Hilfe von Computermodellen(!)) als äußerst akkurat erwiesen haben, da nun die Klimakrise weltweit als real anerkannt sei. [8] Wie schön für den „Club of Rome“, dass es die „Klimakrise“ nun gibt und wir es mit einer weltweiten Bedrohung zu tun haben, denn sonst wären die Prophezeiungen ja nicht in Erfüllung gegangen. (2013 konstatierte Prof. Radermacher (Club of Rome) schon, dass mit dem derzeitigen Nahrungsmittelertrag 13 Milliarden Menschen, also fast doppelt so viele wie vorhanden, ernährt werden könnten. Allerdings würden bei uns ein Drittel der Nahrungsmittel im Mülleimer enden und die Hälfte der produzierten Nahrungsmittel an Tiere, u. A. 1,3 Milliarden Rinder verfüttert. [9] Die 1,3 Milliarden Rinder und anderen Tiere sind keine Nahrungsmittel oder Nahrungsmittelproduzenten? Klingt eigentlich eher nach (weltweiter oder eher „westlicher“) Überproduktion und nach „ungerechter Verteilung“.
Entsprechend sehen dann die Lösungsvorschläge auch eine Reduzierung der Bevölkerungszahl vor. (Natürlich sanft, freiwillig, z.B. mittels Bildung von Frauen und Mädchen.) Die „Klimakrise“ sei das ultimative Resultat von „Überbevölkerung“ mit deren einhergehenden Verbräuchen von Ressourcen und den damit verbundenen Umwelt zerstörenden Folgen. Die Menschheit, denn Wissenschaft und andere Experten haben es schon längst begriffen, muss darüber aufgeklärt werden, wie sie an der Rettung der Welt mitwirken kann/muss. Und da es um nichts weniger als die Menschheit geht, kann die Lösungskompetenz nur bei einer globalen Führung (Global Governance) liegen. Aufgaben dieser neu zu schaffenden Institution wäre dann für z.B. die Beendigung der Nutzung fossiler Brennstoffe, deren Ersatz durch Erneuerbare Energien innerhalb der nächsten(!) Jahre, Beschleunigung auf Netto-Nullenergie zu sorgen. Aber auch für die Umstellung auf „erneuerbare Nahrungsmittel“ - was immer das heißt – oder Wiederherstellung von Ökosystemen, Wiederherstellung des Klimas, Erhaltung der biologischen Vielfalt, Wiederbegrünung, soziale Wiedervereinigung, Führungsrolle der Jugend, Führungsrolle der Frauen und Beteiligung indigener Völker, Reform der internationalen Finanzarchitektur und Bekämpfung der Verschuldung, …. Sowohl viele Ansätze, die von einer kaum zu übertreffenden Hybris zeugen, als auch viele wohlklingende Leerphrasen insbesondere im Hinblick auf die armen Länder dieser Welt.
Es bleibt festzustellen, dass allein unter dem Paradigma, dass es der menschgemachte Klimawandel ist, der zu diesen vielseitigen Bedrohungen der Menschheit geführt habe, hier überhaupt an die Menschheit, also an die Bürger der Welt, appelliert werden kann. Gibt es Hungersnöte aufgrund von Klimaveränderungen oder gibt es Hungersnöte, weil seit Jahrzehnten die Entwicklung, gerade die technologische Entwicklung (vor allem rentable, verlässliche Energie), in den armen Ländern geradezu verhindert wird,
- damit sie ihre Rohstoffe eben nicht selbst fördern und aufbereiten können,
- damit sie sich moderne landwirtschaftliche Maschinen nicht leisten können, um sich ausreichend selbst versorgen zu können und die Kinder dann zur Schule gehen könnten,
- damit moderne Bewässerungssysteme nicht den Ernteertrag vor Ort erhöhen können.
An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass die oben genannte „ungerechte Verteilung“ nur möglich ist, wenn die armen Länder sich nicht selbst versorgen können. Lebensmittelimporte (oftmals subventioniert und zollfrei) aus den reichen Ländern untergraben zusätzlich die wirtschaftliche Produktion von eigenen Gütern in diesen Ländern.
Wer führt die (wenig CO2-neutralen) Kriege, die die armen Länder, die sich gerade auf einem guten Weg nach „oben“ befinden oder sich den Profitinteressen globaler Akteure widersetzen, wieder zurück in die Steinzeit bomben? „Globale Vergiftung“, wer profitiert von ungereinigten Abwässern/Abgasen in die Flüsse und in die Luft? „Verbreitung von Kernwaffen“, wer hält Bedrohungen gegenüber anderen Ländern im Sinne wessen Interessen aufrecht? …
Es ist nicht die Menschheit, es sind nicht die Bürger dieser Erde. So viel ist sicher. Kein „normaler“ Bürger dieser Welt wird von irgendwelchen Maßnahmen zur „Klimarettung“ profitieren.
1 https://norberthaering.de/macht-kontrolle/zukunftsgipfel-digitalpakt/
2 https://unric.org/de/un-system/un-zukunftsgipfel-summitofthefuture/
3 https://www.bmz.de/de/agenda-2030
5 https://img1.wsimg.com/blobby/go/d285553c-dc3c-4ad0-894e-de42d727b7a1/Roundtable%20Final%20Report-4888122.pdf – aus diesem Papier erfolgten alle weiteren Zitate (kursiv) ohne eigenen Verweis
6 https://en.wikipedia.org/wiki/Alexander_King_(chemist)#cite_note-13
7 „Mit der Ölwaffe zur Weltmacht – Der Weg zur neuen Weltordnung“, F.William Engdahl, 1992, S. 226