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Der Dritte Weltkrieg kann noch nicht beginnen

Von Peter Haisenko 

Im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise wird immer wieder die Gefahr eines Dritten Weltkriegs angeführt. Allerdings gibt es einige Aspekte die aufzeigen, dass es dazu nicht kommen wird. Wenn aber doch kriegerische Handlungen der Bundesregierung zu einem direkten Schlagabtausch zwischen der BRD und Russland führen sollten, kann das nicht der „Dritte Weltkrieg“ werden.

Der Artikel fünf der NATO-Verträge sieht vor, dass alle Mitglieder der NATO dem angegriffenen NATO-Land zur Hilfe kommen sollen. Verpflichtend ist das aber nicht. Sie müssen es nicht tun und da taucht die erste Frage auf: Glaubt jemand im Ernst, dass die USA einen atomaren Konflikt mit Russland riskieren würden, um Deutschland gegen einen russischen Angriff zu verteidigen? Es geht weiter. Wenn ein NATO-Land einen Krieg durch eigenes aggressives Verhalten auslöst, greift der Artikel fünf nicht. Die Türkei hat das erfahren müssen, als sie in Syrien einmarschiert ist. Die BRD, der gesamte US-geführte Westen, kann wegen seines Verhaltens im Ukraine-Konflikt als Aggressor, als Kriegsteilnehmer gegenüber Russland eingestuft werden.

Die Ansage in der BRD, man müsse gegenüber Russland kriegsfähig werden, darf als Vorbereitung eines Angriffskriegs gegen Russland gewertet werden. Man beachte die Wortwahl: kriegsfähig, kriegstauglich, nicht verteidigungsfähig. Das Völkerrecht erlaubt Präventivschläge, ja Kriege, um einen bevorstehenden Angriff zu verhindern. Sollte also die BRD tatsächlich Taurus-Angriffsdrohnen nach Kiew liefern, unterfüttert mit den Ansagen des Kanzlerkandidaten Merz, man müsse den Krieg tief ins russische Hinterland bringen, hat Russland das Recht, zum Beispiel die Produktionsstätten für diese Angriffswaffen in Schrobenhausen zu zerstören. Die diesbezüglichen Warnungen aus Moskau sind nicht zu beanstanden. Tatsächlich heben die Ansagen von Herrn Merz bereits den Anspruch auf Unterstützung nach NATO-Artikel fünf für die BRD auf. Schlägt folglich eine russische Rakete im Schrobenhausener Werk ein, wird das nicht den Dritten Weltkrieg auslösen. Insbesondere in London wird man sich feixend zurücklehnen, weil man dem Ziel der endgültigen Vernichtung Deutschlands einen Schritt näher gekommen ist.

Das Ziel der NATO

Erinnern wir uns daran, warum die NATO gegründet worden ist. Wie ein englischer Politiker gesagt hat: „To keep the Americans in, the Russians out and the Germans down.“ Um die USA drin zu halten, die Russen draußen und die Deutschen unten. Daran hat sich nichts geändert. Immerhin wurde Deutschland als Aufmarschgebiet beider Seiten genutzt und bis in die 1970er Jahre sah die US-Doktrin die BRD als Zielgebiet für mehr als 2.000 Atomschläge vor, um einen Vormarsch der Sowjets zu stoppen. Wer also heute glaubt, die NATO, die USA, würden Deutschland gegen Russland verteidigen und einen Atomkrieg riskieren, der möge ruhig weiter träumen. Interessanterweise hat sich die Politik des Zweiten Weltkriegs heute ins Gegenteil verkehrt. Damals wurde die Sowjetunion mit irrsinnigen Mengen an Waffen beliefert, um gegen Deutschland bestehen zu können. Jetzt wird die Ukraine mit Kriegsmaterial beliefert, um Russland zu schwächen oder zu zerstören.

Das Ziel, Deutschland zu vernichten, besteht aber nach wie vor, insbesondere in London. So ist es wieder England, das im Ukraine-Konflikt der größte Kriegstreiber ist. Und es ist London, das die deutsche Regierung ermutigt, Angriffswaffen an Kiew zu liefern. Das tun sie im Wissen, dass Deutschland, die BRD, einen anderen Status hat, als alle anderen Länder der NATO. Deutschland lebt im Status des Waffenstillstands, aber keineswegs im Frieden. Sowohl mit Russland als auch mit allen NATO-Staaten. Bei den UNO ist Deutschland nach wie vor mit der „Feindstaatenklausel“ belegt. Die besagt, dass Deutschland jederzeit angegriffen werden darf, wenn es sich gegenüber einem Siegerstaat unbotmäßig benimmt. Das heißt, Russland kann nach UN-Recht die BRD jederzeit angreifen, nach ihrem Verhalten in der Ukraine-Krise und den mannigfaltigen Verstößen gegen den 2+4-Vertrag. Russland müsste eine solche Aktion nicht einmal begründen und kein Land hätte das Recht, Deutschland gegen Russland beizustehen. Das wäre dann eine Kriegserklärung gegen Russland.

Mit Krieg zum Neustart?

Es ist wohl das einzige Verdienst von Kanzler Scholz, dass er das erkannt hat und Taurus-Lieferungen ablehnt. Bei Merz und den Konsorten Wadephul, Strack-Zimmermann und all den anderen Kriegstreibern reicht das Denkvermögen offensichtlich nicht aus, um diese Zusammenhänge zu verstehen. Ich nehme nicht an, dass die so klug sind zu erkennen, dass Deutschland gerettet werden könnte, mit einem Neuanfang nach neuerlichen Zerstörungen durch Krieg. Bei den grünen Kriegstreibern sehe ich aber die Möglichkeit, dass sie darauf hinarbeiten, Deutschland endgültig von der Erde zu tilgen. Das sind die gleichen Geistesakrobaten, die uns weismachen wollen, Russland wolle weitere Staaten in Europa erobern. Dazu kann man sich humoristische Gedanken machen.

1969 brachte der Heinz Moos Verlag in Gräfelfing ein kleines satirisches Büchlein heraus mit Namen „Die Armee auf der Erbse“.
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/AQFS4KQ7GZSE7YZHQ2MRRP7NTJQ3NLIL
Darin wurde ein möglicher Angriff von Russland auf die BRD humoristisch beleuchtet. Ein solcher Angriff würde nicht während der „Soldatenlücke am Wochenende“ stattfinden, sondern am Mittwoch Nachmittag. Dieser Angriff würde aber im Verkehrsstau in Hannover erfolglos beendet sein, unter russischen Flüchen auf die vielen VW, die die Straßen verstopfen. Heute sind wir etwas weiter. Jeder Angriff mit Panzern würde an den 2.000 maroden Brücken zum Stillstand kommen. Die Frage bleibt bestehen, warum sich Russland das Bürokratiemonster BRD überhaupt aneignen wollte. Wie Lisa Eckhart so nett angeführt hat, würden sie schon an der Bürokratie scheitern, weil sie keine Angriffsgenehmigung erhalten würden, weil eine Ersatzschnepfe ihren Lebensraum verlieren könnte.

Wofür braucht die BRD eine Armee?

Doch Spass Beiseite. Nur Leute mit besonderen geistigen Fähigkeiten können auf die Idee kommen, Russland wolle die BRD angreifen. So richtig mit Panzern und so. Haben die schon mal etwas gehört von Hyperschallraketen oder gar der Oreschnik? Da genügt ein Knopfdruck und Deutschland wäre fertig ohne Strom. Nicht ein einziger russischer Soldat müsste sein Leben riskieren. Deutschland ist nicht verteidigungsfähig und schon gar nicht kriegsfähig. Auch in zehn Jahren nicht und laut 2+4-Vertrag soll es das auch niemals wieder sein. Wofür braucht die BRD überhaupt eine Armee? Ach ja, um Deutschland am Hindukusch zu verteidigen und nicht mal das hat funktioniert. Auf diese Frage erhielt ich aber eine interessante Antwort von einem ehemaligen NVA-Offizier, der auch in der NATO gedient hat: „Wir müssen uns doch gegen Polen verteidigen können!“ Man bedenke: Das kam von einem ehemaligen Offizier des Warschauer Pakts.

Donald Trump will keinen Krieg mit Russland. Es wird folglich wegen der Ukraine keinen Dritten Weltkrieg geben, der sowieso unter dem Aspekt eines Atomkriegs ausgeschlossen werden kann. Aber es gibt noch einen Aspekt, der etwas tiefgründiger und ein wenig humoristisch ist. Bevor ein Dritter Weltkrieg beginnen kann, muss vorher der Zweite Weltkrieg beendet sein. Das ist er nicht. Wie gesagt, es herrscht nur ein Waffenstillstand. Wenn man also korrekt über eine größere Kriegsgefahr schwadroniert, sollte man das richtig einordnen. Es wäre ein Wiederaufleben des Zweiten Weltkriegs und, wie wir wissen, der ging gegen Deutschland. Wie darf man in diesem Sinn die Annäherung zwischen Trump und Putin einordnen? Und das Kriegsgeblöke von CDU und Grünen?

Überhaupt „Weltkrieg“

Weder der Erste noch der Zweite große Krieg waren Weltkriege. Es waren europäische Kriege mit amerikanischer Beteiligung. Und danach war es ein amerikanischer Krieg in Fernost. Gegen Japan und dann Korea. Die Bezeichnung Weltkrieg ist ein Produkt westlicher Arroganz. Nicht einmal die Hälfte der Menschheit war daran beteiligt. Und wenn jetzt von einem „Dritten Weltkrieg“ geschwafelt wird, wären wieder nur die üblichen Verdächtigen daran beteiligt. Eben NATOstan mit etwa einer Milliarde Menschen und die restlichen acht Milliarden ginge das nichts an. Es wäre ein Krieg zwischen Russlands 140 Millionen und den USA und ein bißchen Europa. Zudem wären es ganz andere Umstände als die vergangenen zwei großen Kriege, deren letzter in Russland korrekt „großer vaterländischer Krieg“ genannt wird.

Im Ersten und im Zweiten großen Krieg stand das Deutsche Reich gegen „alle“ anderen. Im Zweiten haben die USA und England die Sowjetunion mit irrsinnigen Mengen an Kriegsmaterial beliefert und die USA kamen beide Male erst mit Soldaten dazu, nachdem das Deutsche Reich schon entscheidend geschwächt war. Im Fall Ukraine waren die USA von Anfang an nicht nur beteiligt, sondern aktiv dabei, also seit mehr als zehn Jahren. Diesmal haben sich „alle“ gegen Russland verschworen und liefern die Waffen und Hilfen an die Ukraine, gegen Russland. So ist es wieder ein vaterländischer Krieg für Russland. Sollte der ausufern, kann auch dieser Krieg nicht „Weltkrieg“ genannt werden. Außer den USA und Europa wird kein anderes Land beteiligt sein. China? Das wäre ein US-chinesischer Krieg. Ein Handelskrieg ist es ja schon. Den „Dritten Weltkrieg“ wird es nicht geben und ich weise nochmals darauf hin: Solange der „Zweite Weltkrieg“ nicht ordentlich beendet ist, wird es ein Wiederaufleben desselben sein. Und ja, die BRD sollte besser ganz kleine Brötchen backen anstatt dicke Backen zu machen!

Lesen Sie dazu auch die Analyse von Hans-Jürgen Geese:
Kann die NATO Russland besiegen?
https://www.anderweltonline.com/klartext/klartext-20251/kann-die-nato-russland-besiegen/

Wenn Sie mehr über die zwei großen Kriege erfahren wollen, wer sie angezettelt hat und warum, dann lesen Sie mein Werk „England, die Deutschen, die Juden und das 20. Jahrhundert“. Bestellen Sie Ihr Exemplar direkt beim Verlag hier oder erwerben Sie es in Ihren Buchhandel.

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