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Die Macht der Realität

Ein Gedankenspaziergang von Werner Roth 

Immer rummosern und grantln ist auf Dauer auch ermüdend. Es muss doch auch was Positives geben. Nur ein kleines Fitzelchen. Nun, da gäb’s den Blick auf’s große Ganze. Folglich schauen wir doch mal jenseits zeitlicher und räumlicher Einschränkungen über den Tellerrand hinaus. Also los! 

Ein System, das Widerspruch oder Kritik nicht auszuhalten in der Lage ist, verliert die Fähigkeit, Fehler zu vermeiden. 

Das betrifft natürlich auch die eigene Zielerreichung, die durch Fehlentwicklungen verhindert wird. Ein solches System „f..kt“ sich also selbst ins Knie. Es kann früher oder später nur noch blind, fern jeder Realität, vor sich hin taumeln. 

Dies eliminiert auch von Grund auf jede Dialektik, die ja mit These – Antithese – Synthese operiert und das die Grundlage eines jeden sozialistischen Gesellschaftsmodells bildet. Trotzdem wurde in praktisch allen sich selbst als sozialistisch bezeichnenden Staaten Widerspruch und Kritik, also die Antithese, massiv unterdrückt und bekämpft. Der Ausgang ist bekannt. 

Jedem Fortschritt, ob gesellschaftlich oder wissenschaftlich, wird dadurch die Basis entzogen. Dann wäre die Erde heute noch eine Scheibe und die Sonne würde sich um sie drehen. Da jedoch „nix blaibt, wias is“, bedeutet Stillstand in einer sich stetig verändernden Welt, eine zunehmende Entfernung von der Lösung neu entstehender Herausforderungen in der Realität. 

Genau deshalb ist jede Herrschaft, die nur die eine, von oben abgesegnete Wahrheit, erlaubt und jede Abweichung davon niedermacht, zum Untergang verdammt. Diese Arroganz gepaart mit der systemimmanenten, somit selbst erzeugten, Unwissenheit ist tödlich. 

Allerdings kann das dauern. Die katholische Kirche liefert hier ein eindrucksvolles Zeugnis ab. Je nach Perspektive kann man rund ein Jahrtausend oder mehr für die letztlich bestimmende Macht des Papstes im Vatikan zuschreiben. Der Trick für diese Langlebigkeit ist die Verknüpfung der weltlichen mit der außerweltlichen, der himmlischen Macht. 

Darauf beriefen sich – neben den Päpsten und sonstigen Hohepriestern - alle Aristokraten zu allen Zeiten. Solange die Herrscher hienieden glaubhaft machen können, dass sie von den Göttern beauftragt sind, deren Willen in der Welt umzusetzen, solange funktioniert das Spiel. 

Aber die Zeit schleift jedes Gebilde unerbittlich. 

Neue Erfindungen befördern oft neue Ideen, wie der Buchdruck die Renaissance, und umgekehrt. Durch die Möglichkeit, schriftliches praktisch unbegrenzt zu vervielfältigen, bekamen plötzlich alle Lesekundigen Zugang zum Wissen der Zeit. Auch zum Erkenntnisstand der Antike. Der Weg in den vielgepriesenen europäischen Fortschritt begann mit einem Rückblick auf die Anfänge der Zivilisation. 

Der bisherige Monopolist über das Wissen, die Kirche, erhielt Konkurrenz. Das führte letzten Endes zum Niedergang der kirchlichen Macht. Zuerst war da die Abspaltung der reformierten Lutherischen, Hussiten, Calvinisten und noch so einige. Später entstanden dann die Ersatzreligionen, die sich mit den Revolutionen in Nordamerika und Frankreich eindrucksvoll im Welttheater vorstellten. Die Marxisten waren da auch schon die Letzten in der Reihe. 

Ihre Heilsgeschichten waren die Ideologien, mit denen sie sich tarnten. Das zugrunde liegende Weltbild unterschied sich allerdings diametral von allem Bisherigen. 

Längstens seit der Aufklärung gibt es auch die ganz anderen. 

Das sind die, die das gesamte Universum, alles Leben und Sein, die Menschenwesen inbegriffen, als gleich einer Maschine sehen. Zwar wäre das eine unfassbar gewaltige, höchstkomplexe Maschine, aber alles würde eben funktionieren wie ein maschinelles Räderwerk. 

Diese Leute werden Malthusianer, Mechanisten, Transhumanisten und so weiter genannt. In diesem Weltbild könnte man alles vorherberechnen, wenn man denn alle Informationen hätte. Eben im Prinzip wie ein Auto, bei dem ein Defekt durch ein technisch skalierbares Verfahren behoben wird. 

Sie meinen, das ist Blödsinn? Nun, das ist das bestimmende Weltbild aller Technokraten, die momentan die Welt übernehmen wollen. Sie – und alles andere - haben in der Vorstellung dieser Tekkis zu funktionieren wie ein gut geschmierter Motor. Also, kein Späßle g’macht ... 

Dieses Weltbild ist untrennbar verbunden mit der Wissensexplosion in den neu entstandenen Naturwissenschaften. Die Erkenntnisgewinne in Europa im Entdeckerzeitalter ab 1500 mit der darauf später hervorgehenden industriellen Revolution verhalfen dem Kontinent zu einer absolut außergewöhnlichen Position im Weltgefüge. Das war im historischen Maßstab eine Fortschrittskaskade wie ein Sprung im Raum-Zeit-Kontinuum. 

Wo bleibt da das Göttliche? 

Doch auch wenn man es schafft zu leugnen, dass es da eine ganz normale Demut des Menschen vor etwas Größerem, Mehr-als-Menschlichem, gibt, so dimmt da bei den meisten trotzdem noch was im Hintergrund. 

Menschen verfügen nach wie vor über Instinkt und ein Gespür, nur eben nicht mehr so ausschließlich dominierend wie bei ihren tierischen Kollegen. Dieses Gespür lässt auch den sog. Homo Sapiens, den weisen, den vernünftigen Menschen, noch irgendwie fühlen und empfinden, dass da noch etwas sein muss. 

Man kann es nicht sehen, nicht riechen oder schmecken, nicht hören. Es ist außerhalb der menschlichen Sinneswahrnehmung. Und doch kann man es spüren. In einem übersinnlichen, dem 6. Sinn. Aber der Mensch kann es nicht be-greifen. Im wort-wörtlichen Sinn. Das macht die Sache verzwickt. 

In westlichen Gefilden sind diese Exemplare von spirituellen bzw. gläubigen Leuten aber inzwischen eher selten zu finden. Im Rest der Welt ist diese Lebenseinstellung allerdings deutlich virulenter. 

Es ist hinlänglich bekannt, dass die Menschen dieser übermenschlichen Macht, dieser überall wirkenden Kraft, die verschiedensten Namen und Formen übergestülpt haben. Die besonders Kreativen haben die irrsten und fantastischsten Geschichten entwickelt. Hauptsache mysteriös und nicht langweilig. 

Was die religiös basierten Machthaber aber geschickt ins Jenseits auslagerten, versprachen die neuen Ideologien im Diesseits: Das Paradies! 

Das war ziemlich dumm. 

Denn damit war ein Überprüfungsmechanismus, nämlich die Wirklichkeit, gesetzt, mit dem sich das System messen lassen muss. Je weiter sich die tatsächliche Wahrnehmung und die propagierte Realität voneinander entfernen, desto größer werden die Fliehkräfte zwischen Herrschaft und Beherrschten. Irgendwann kommt es zwangsläufig zum Bruch. Das muss nicht immer zu Mord und Totschlag führen, wie der Zusammenbruch des Sowjetsystems gezeigt hat. Meistens jedoch gelingen solche Zeitenwenden eher selten gewaltlos. 

Max Weber, der bedeutende Staatsphilosoph und Soziologe, hat schon vor über hundert Jahren gefolgert, dass jede Herrschaft auf einem Minimalkonsens zwischen Herrschern und Beherrschten beruht. Keine Gewaltherrschaft, und sei sie noch so total und brutal, kann bestehen, wenn der Minimalkonsens von den Beherrschten aufgekündigt wird. Dann bricht quasi das Fundament weg. 

Massive Propaganda und Gehirnmanipulation können das zwar hinauszögern, aber nicht vereiteln. 

Rechts und Links als politische Zuschreibungen sind in ihren ursprünglichen Bedeutungen im Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen nicht mehr zu gebrauchen. Die Pole im politischen Bereich sind heute besser zu erfassen durch die Begriffe „Freiheitlich“ und „Totalitär“. 

Eine weitere Trennlinie zieht sich zwischen die Nachdenklichen, Intelligenten, Schlauen und Aufrichtigen zu den Angepassten, Obrigkeitshörigen, Denkfaulen und Boshaften. Wer wo am meisten zu finden ist, soll jeder selbst überlegen. Die Einfaltspinsel und Kleingeister, die Gewissenlosen und Böswilligen gegen die Nachdenklichen und Freigeister, die Gewissenhaften und Integren, so stellen sich die Fronten auf. 

Eine weitere, heutzutage von so manchen „Aktivisten“ schon zwanghaft geforderte Unterscheidung von Mann und Frau und sogar weiteren mehr als 72 Gruppen (was war da mit den 72 Jungfrauen? Andere Baustelle!) ist hier völlig überflüssig. So wie übrigens auch alle sonstigen äußeren Distinktionsmerkmale. Das Einzige was wirklich zählt am Ende ist Substanz und Inhalt. Und nicht das äußerliche Bling-Bling. 

Das derzeitige präpotente System wird an seiner eigenen Dummheit und Hybris zugrunde gehen. 

Wie alle anderen vergleichbaren Idiotien auch. Da können die Mächtigen, die glauben, über uns bestimmen zu können, sich monströse Feindbilder für Innen und Außen zusammen fantasieren und sich gegen diese mit zunehmender Brutalität stellen, wie sie wollen. Am Ende stehen sie bescheuerter da wie Don Quichotte. 

Überrascht es da noch jemanden, wenn die neckisch so genannten „oberen Zehntausend“ (es sind bei weitem weniger), also die bestimmenden Deepies, durch die Bank Eugeniker sind. Doch eher im Sinne von Noah Yuval Harari, der mit den „unnützen Essern“. 

Blöd sind die aber nicht. Aus dem Dunstkreis der Thiel-Gang hat jemand was fallen lassen, das in seiner schlichten Klarheit schon wieder bestechend logisch ist. Denn damit die KI überhaupt noch Futter zum Lernen finden kann, muss die Meinungsfreiheit gesichert sein. Sonst „verhungert“ die KI, weil sie im immer gleichen Saft schmort. 

Jedes System braucht also originär neuen Input, sonst geht es ein. 

Das wäre also ein weiteres gewichtiges Argument für die Freiheit der Meinungen, des Widerspruchs, der Kritik. Auch ein Gesellschaftssystem degeneriert ohne diese Fehlerkontrollmechanismen. Auf Gewalt basierte Kontrolle kommt da nicht mit. 

Wenn der Westen, das „Imperium der Lügen“, es nicht von innen heraus schafft, einen wirklichen geistig-moralischen Turnaround hinzulegen, dann werden auf Dauer die tatsächlichen Realitäten von außen den Irrsinn „der Guten™“ beseitigen (müssen). Des war no allwei so. Und so wäads wieda sei. 

Vor rund 100 Jahren sagte schon Rudolf Steiner über die dringende Notwendigkeit eines freien Geisteslebens: „Entweder wird die heutige zivilisierte Menschheit sich dazu bequemen müssen, ein solches selbständiges Geistesleben hinzunehmen, oder die gegenwärtige Zivilisation muss ihrem Untergang entgegengehen…“ 

Dieses „selbständige Geistesleben“ muss sich hörbar und unübersehbar in der Freiheit jeder Meinungsäußerung wiederfinden können. Sonst existiert es erst gar nicht. 

Am Ende läuft alles darauf hinaus, die Balance wiederzufinden, was die Anerkennung der Realität voraussetzt. Und zwar der gesamten Realität, nicht nur diesen winzigen Ausschnitt, den wir mit unseren 5 Sinnen wahrnehmen. Das geht auch weit über das hinaus, was uns mit unseren ausgeklügelten Instrumenten zugänglich ist. 

Wer sich nicht selbst eingesteht, dass die ganze Realität da noch einiges mehr umfasst, der hat eh verschissen. Im Hinblick auf seinen persönlichen Seelenfrieden. 

Wenn Sie derzeit nicht so recht wissen, wohin mit sich, dann werden Sie doch auch „Apokaloptimist“. 

Es ist leicht, das Leben schwer zu nehmen. Aber schwer, es leicht zu nehmen. 

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Hier finden Sie mehr Beiträge von Werner Roth: 
https://www.anderweltonline.com/satire/ 

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In diesem Sinn empfehlen wir die Lektüre von „Sheikhi“. Das ist ein kleiner, spannender Roman, der zum Frieden mahnt. Und weil Frieden zur Zeit in Europa, in der westlichen Welt, nicht das höchste Ziel ist, hat der Autor Paul Soldan dieses wunderbare Werk in Afrika angesiedelt. So kann der Leser frei von ideologischen oder religiösen Vorurteilen erkennen, wie unsinnig die ganzen Kriege sind, weil die meisten zum Kampf verführten gar nicht wissen, wofür oder gegen wen sie kämpfen und morden sollen. Ja, die Welt braucht mehr „Friedensliteratur“ und „Sheikhi“ geht dazu einen neuen Weg, der vor allem jungen Menschen die Augen öffnet. Bestellen Sie Ihr Friedensexemplar direkt beim Verlag hier oder erwerben Sie es in Ihrem Buchhandel. 

Hier können Sie eine Rezension einsehen: 
https://www.anderweltonline.com/kultur/kultur-2024/sheikhi-warum-wir-ein-afrikanisches-maerchen-brauchen/ 

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