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Ein Halt oder Einhalt für die Menschen?
Eine Betrachtung von Werner Roth
Vor geraumer Zeit, es muss wohl die wirkliche „guade oide Zeit“ gewesen sein, also das Paradies, war die Welt noch in Ordnung. Die Menschheit war noch sehr übersichtlich.
Der Mann, Adam, war männlich. Die Frau, Eva, war weiblich. Die Erkenntnis hing noch am Baum. Die Natur war wild und ungezähmt. Ob auch das Bier noch dunkel war, ist zweifelhaft, da dies nachweislich erst deutlich später erfunden wurde.
Vom Himmelpapa sollen die beiden wohl schon ihren Geist und damit einhergehend ihre Sprachfähigkeit bekommen haben. Inwieweit das mit dem unerlaubt gepflückten Apfel vom Erkenntnisbaum dabei hereinspielt, soll hier nicht weiter verfolgt werden.
Die alles bestimmende Frage lautet, damals wie heute: Was will der Mensch vor allem anderen?
Überleben natürlich. Aber wenn ihm das leidlich gelingt, was will er dann? Nun, er will das, was auch alles andere sonstige Leben auf dieser rasenden Kugel will: Er will sich wohlfühlen. So einfach!
Nun gibt es aber so mancherlei, was den sog. Homo sapiens, den denkenden Mensch, vom Rest allen Seins unterscheidet. Sprache und Geist sind es nicht. Zumindest nicht prinzipiell. Allerdings kann ein enormer gradueller Unterschied zum Rest-of-the-Best nicht geleugnet werden.
Die Menschenwesen stellen als einzige Lebensform Fragen. Wer bin ich? Woher komm ich? Und: Was soll der ganze Scheiß hier überhaupt? Dabei ist zu bedenken, dass ungeklärte Fragen so manches, nicht jedes, Menschlein, richtig wuschig machen.
Obwohl es sehr wahrscheinlich noch keine Media Märkte gab, dachten sich deshalb einige Gestalten „Ich bin doch nicht blöd“ und nutzen ihre Sinne und ihren Gedankenapparat. Die Erkenntnisse und Schlussfolgerungen aus ihren Beobachtungen und Gehirnübungen gossen sie sodann in wohlfeile Worte. Ob sie da auch Bullet-Points verwendeten, ist nicht bekannt.
Sie leiteten schlicht aus all den unzähligen Beobachtungen von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen und Verhaltensmustern eine Reihe von Ratschlägen und Hinweisen ab, um für ein möglichst gutes Gelingen in der jeweiligen Situation beizutragen. Das ging bis hin zum umfassenden Lebenswegweiser.
Was bleibt? Was geht?
Es liegt auf der Hand, dass Weisheiten auch in einer eingängigen Form dargebracht werden. Es soll ja möglichst jeder verstehen, auch der, nun ja, nicht ganz so vom Glück der Intelligenz gesegnete Einfaltspinsel. Oder Einfaltspinselin. Denn nicht nur die Menschen aus Kölle wissen: „Jede Jeck is anders“.
Deshalb kommen oft die tiefgründigsten und weisesten Erkenntnisse in ganz flapsigen Sprüchen daher. Gerne auch in Reimform. Hauptsache griffig, gut merkfähig und möglichst unterhaltsam.
Denn: „Es soll ja jedem in die Birne rein und dort auch gut verankert sein.“
Da es Toiletten noch nicht gab, fabrizierte man eben Toilettensprüche ohne Toiletten.
Inwiefern manche dieser Lebensweisheiten, von Anbeginn der sprechenden Menschheit bis heute, in ihrem Wesensgehalt bestand haben, liegt an deren Nähe bzw. Deckungsgleichheit mit der grundlegenden Realität. Alles, was sprachlich in den Raum gestellt wird, unterliegt einem stetigen Realitätsabgleich. Je treffender und widerspruchsfreier die Sprache etwas beschreibt, desto näher ist es an der Wahrheit.
So liefern Sprüche schon immer Antworten in unübersichtlichen Situationen für alles und jeden.
Später kamen dann die Propheten und Religionsgründer, machten sich wichtig, diktierten Bücher, wandelten umanand, belehrten und bekehrten, was das Zeug hält. Und die besten Sprüche plagiierten und integrierten sie kack-dreist in ihre „heiligen Schriften“.
Sie sehen, diese Praxis des Abschreibens ist keine neue Erfindung. Blablubb, Habbels und Co. stehen also in einer echt langen Traditionsreihe.
Übrigens: Das Prinzip, tiefgründige und einprägsame Sprüche zu erschaffen, um grundlegende Wahrheiten als geistig-mental-moralischen Halt für verwirrende Phänomene zu geben, versuchen auch alle Parteien ständig. Allein, es bleibt ein Anspruch ohne jedwede Aussicht auf Zielerreichung. Das ist weiter weg von der schwergewichtigen Substanz der Menschheitswahrheiten als die berühmten hunderttausende von Kilometer entfernten Länder (Copyright by Blablubb) von uns.
Im Endeffekt wollen wir alle doch nur irgendwie entspannt, relaxt oder ungestresst unser Dasein vollbringen. Wenn man verwirrt, konfus und verunsichert ist, geht das kaum und dann hat man ein Problem.
Der erste Schritt zur Lösung eines Problems ist das Eingeständnis, dass es ein Problem gibt.
Da nichts bleibt wie es ist, ist aus dieser grundlegenden Wahrheit heraus immer auch Platz für Optimismus. Dünkeldeutsche benutzen hier gerne den griechischen Ausdruck „Panta Rhei“ (Alles fließt). Für die ist Heraklit für die weisen Worte verantwortlich. Naja..
Diese und andere Weisheiten waren im kollektiven Unterbewusstsein gespeichert und seit Anbeginn der menschlichen Existenz als Entscheidungsbasis vorhanden. Gegenwärtig werden diese eher abgewertet als altertümlich und gestrig, also rääächts, also igittigitt. In einer Welt, vorrangig der westlichen, die von Orientierungslosigkeit, totaler Verwirrung und Unbestimmtheit dominiert ist, tun aber Ankerpunkte mehr als Not.
William Casey könnte spätestens heute Vollzug melden, wenn, nun ja wenn er nicht doch sterblich gewesen wäre (* 13. März 1913 in New York City; † 6. Mai 1987 ebenda): Für das Projekt zur Desinformation hat er 1981 als damaliger CIA-Chef, praktisch zur Amtseinführung von Ronald Reagan, geäußert: "We'll know our disinformation program is complete when everything the American public believes is false." („Wir werden wissen, dass unser Desinformationsprogramm abgeschlossen ist, wenn alles, was die amerikanische Öffentlichkeit glaubt, falsch ist.“). Mission accomplished!
Die oft uralten Weisheiten, die im Volksmund verankert sind, können ein Bollwerk gegen die vollständige Gehirnwaschung bzw. –manipulation darstellen. Der gesunde Menschenverstand hat seine natürliche Heimat im Volksmund.
Nur wenn man den richtigen Abstand hat, kann man das Muster erkennen.
Menschen haben zu allen Zeiten versucht, Antworten auf die Fragen nach Herkunft, Sinn und Ziel ihrer Existenz zu erkunden. Darin liegt auch der Ursprung aller Kultur, aber auch aller Menschheitserkenntnisse, vulgo Volksmund, genannt.
Es ist wenig überraschend, dass ein Großteil dieser Weisheiten im Dialekt vorkommt, da die Mundart den ursprünglichsten sprachlichen Ausdruck darstellt. Sprüche bieten allzeit und überall Orientierungshilfe in der denkbar knappsten Form.
Im Volksmund hallt also das Echo aus längst vergangenen Epochen nach. Da war der Weg zum naturgegebenen Verhalten noch nicht so weit verschüttet, wie in der sog. Moderne. Dazu gehört auch die Einsicht, dass wir nur ein kleiner Teil des großen Plans der Natur sind.
Bestimmte Sprüche kratzen dabei an den Prämissen von so allerlei allgemein anerkannten Geschichten und regen das Hinterfragen an.
Es ist stets dem Verständnis zuträglich, wenn man die Dinge vom Prinzip her, von den Grundannahmen zu begreifen versucht. Denn nur wenn man die Grundprinzipien bzw. die Grundannahmen eines Sachverhalts verstanden hat, kann man die ganze Geschichte begreifen. Deshalb heißt es ja auch, dass man den Dingen auf den Grund gehen soll.
Was nichts mehr taugte zur Welterklärung oder zum besseren Umgang miteinander verschwand still und heimlich im Nebel der Zeit.
Letztendlich kann jede Aussage, jede Schlagzeile, jeder Songtitel usw. zum Spruch werden, wenn er den Nerv der Zeit oder etwas wirklich Tiefgründiges trifft. Wenn dies dann von genügend Leuten über genügend viel Zeit als wertvoll erspürt wird, kann prinzipiell jeder Spruch in den von den Dünkeldeutschen oft geschmähten Volksmund eingehen.
Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass unsere steinzeitlichen Vorfahren dumm wie ein Meter Waldweg waren, wird hier die gegenteilige Annahme bevorzugt. Unsere frühen Vorfahren waren mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Vielfaches schlauer und intelligenter als der heutige homo digitalis. Auf dem heutigen Dummheitslevel hätten unsere Ahnen keinen Tag überleben können. Das Überleben hing entscheidend davon ab, wie exakt man die tatsächliche Realität wahrzunehmen in der Lage war. Eine kleine Fehleinschätzung bspw. in der Einschätzung des Abstands zum Säbelzahntiger und das war‘s dann.
Die Steinzeitler waren zweifellos bestens in der Lage ihre Welt ganz genau zu beobachten und aus ihren Erfahrungen mittels ihrer kognitiven Fähigkeiten vernünftige Schlussfolgerungen zu ziehen. Deshalb den Ahnen eine, im Vergleich zu heute, durchweg überdurchschnittliche Intelligenz zu unterstellen, liegt auf der Hand.
Das, was wir von der Welt durch unsere Sinne wahrnehmen ist prinzipiell auch nur ein Modell der Wirklichkeit.
Die Volksweisheiten sind danach als sehr robuste Linien zu sehen, die hinreichend genau das ganze Bild aufzeigen. Sie umreißen so exakt wie möglich ein Modell der Welt, um ein Begreifen zu ermöglichen.
Hier nun eine vollkommen willkürliche, absolut subjektive Auflistung der wichtigsten, weil tiefsinnigsten Sprüche:

Das scheint auf den ersten Blick hier nichts Besonderes zu sein. Doch der darin enthaltene grundlegende Wesensgehalt ist in jeder Sprache, in jeder Kultur, zu allen Zeiten in der jeweiligen Ausdrucksform existent. Sie können ja gerne mal den Selbstversuch machen und nach einem gleich ähnlichem Spruch in, beispielsweise Suaheli oder Hindustani oder oder oder, suchen. Sie werden mit Sicherheit fündig werden.
Überdies sollte man immer auch bedenken, dass diese Aussagen prinzipiell in jeder Hinsicht und auf alles und jeden, auf jedes Phänomen, während aller Zeitalter, in jeder Ecke der Welt und darüber hinaus brauchbar sind. Von der Quantenwelt bis zum gesamten Universum. Vom Urknall bis zum Ende von Allem.
Es ist nicht wirklich unplausibel, dass diese Gedanken nicht auch schon vor Jahrzehntausenden in den Hirnen von so manchen hochbegabten Keulenschwingern (m/w/d) herumschwirrten.
Das sind äußerst praktikable Wahrheiten fürs Leben.
Wer Freude am Denken hat, kann über jeden der Sprüche in der obigen Aufzählung unbegrenzt nachdenken und kann immer wieder neue Facetten entdecken. So kann man die Sinntiefe und die jeweilige Lebensweisheit, die für jeden individuell ist, wirklich begreifen lernen.
Jede Entscheidung, jede Handlung, jeder Gedanke, jede Erscheinung kann daran kalibriert werden. Das befördert den Weg zur nachhaltigen Erkenntnis beträchtlich. Wenn diese Sprüche – und auch andere – fest im Hirn verankert sind, können sie beständig als innerer Kompass zum Einschätzen von allem dienen.
Der grundlegende Sinn dieser Weisheiten ist dabei die Überzeugung, dass alles zu seiner Mitte, seinem Ausgleich, strebt. Diese Weltsicht ist in allen heiligen Büchern, in allen alten Kulturen, sowie in sämtlichen sog. Naturreligionen die Kernbotschaft.
Und darum ging und geht’s von Anfang an! Um das Seelenheil.
Die Religionen sagen, es geht um den Weg zu Gott. Für einen entspannteren Umgang mit der Welt hilft es enorm, die Wahrheit besser, d.h. aus wirklich vielfältigen Perspektiven, zu erkennen, um möglichst nah bei sich selbst zu bleiben und seine innere Ausgewogenheit zu halten oder wiederzuerlangen. Ohne IN der Wahrheit zu leben bzw. nach ihr zu streben, ist das Finden einer inneren Balance, seinem seelischen Gleichgewicht, nahezu unmöglich. Gerade in Zeiten wie diesen ist das unbezahlbar.
Bei einer fiktiven Begegnung unseres Ur-Ahnen mit einem typischen Vertreter unserer neu-normalen Zeiten, beispielsweise einem Mainstream-Journalisten oder einem systemtreuen Akademiker, wäre folgender Dialog nicht wirklich überraschend:
Mensch von heute; aufgebracht: „Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?“
Urzeitmensch; lässig lächelnd: „Wissen Sie, bei uns glauben wir nicht wer oder was wir sind. Wir wissen wer wir sind.“
(frei nach dem Film von Blake Edwards „Der Partyschreck“ mit Peter Sellers als indischer Kleindarsteller Hrundi V. Bakshi)
Also, bleiben Sie aufrecht und immer mit einem flotten Spruch auf den Lippen!
Sie wissen ja:
„Optimismus ist was für Weicheier.
Die Harten schauen in den Nachbarsgartn.
Und die Eiskalten hams Zeug dazu, die Welt zu erhalten.“
Volksweise aus dem Lande Sonstwoher…