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Wird ein Wunder geschehen?
Von Hans-Jürgen Geese
Martin Luther übersetzte den Text aus „Prediger Salomo“, Kapitel 1, Verse 9-10 folgendermaßen: „Was geschehen ist, eben das wird hernach sein. Was man getan hat, eben das tut man hernach wieder, und es geschieht nichts Neues unter der Sonne. Geschieht etwas, von dem man sagen könnte: „Sieh, das ist neu?“ Es ist längst vorher auch geschehen in den Zeiten, die vor uns gewesen sind.“
Alles wiederholt sich. Und daher geschah es, dass die vielen Millionen von bibelfesten christlich Evangelikalen in den U.S.A. und dass der Premierminister von Israel, den U. S. Präsidenten Donald Trump mit dem von manchen Historikern als größten Herrscher aller Zeiten, dem Perser Kyros dem Grossen, verglichen, der bekanntlich die Israeliten aus dem Exil in Babylon befreite und der auch sonst viel Gutes den Juden angedeihen ließ. Trump als der Neue „Kyros der Grosse“?
Auf dem berühmten Kyros Zylinder aus dem Jahre 538 BC steht: „Ich bin Kyros, der König der Welt.“ Das ist fürwahr ein hoher Anspruch. Trump wäre begeistert. Kyros war in vieler Hinsicht in der Tat ein außergewöhnlicher Mensch. Unter anderem zeichneten ihn auch Weisheit und Güte aus, Eigenschaften, die heute selten geworden sind unter den angeblichen Herrschern dieser Welt.
Frage: Hat nun Donald Trump wirklich das Format, Kyros dem Grossen ebenbürtig zu sein und sein Land in eine blühende Zukunft zu führen, so wie es einst in Persien geschah? Nun, die Geister scheiden sich an dem Mann, mit dem viele ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft in der Welt insgesamt verbinden, wohingegen eine wachsende Minderheit den Glauben an den Mann bereits verloren hat.
Trump gegen Trump
Donald Trump ist wahrlich voller Widersprüche. Er sagte vor kurzem, dass er der größte Freund Israels sei. Doch dann leitete er am 7. Januar ein Video über sein Handy an die Welt weiter, das es in sich hat, da es die geballte, knallharte Wahrheit der Realität ausbreitet. Das Video beinhaltet einen Vortrag, den Professor Jeffrey Sachs vor kurzem an der Universität Cambridge in Großbritannien hielt. Jeffrey Sachs ist ein sehr bekannter amerikanischer Ökonom und politischer Berater vieler Regierungen dieser Welt, der aber, trotz Erwartung, in dem neuen Trump Team keinen Platz gefunden hat. Zur großen Enttäuschung vieler Trump Anhänger. Hier sind Auszüge aus der Rede von Jeffrey Sachs:
„Es ist ein Spiel... Es ist der Tiefenstaat, der diese Kriege führt. Und jeder dieser Kriege ist unnötig. Von manchen dieser Kriege haben die Amerikaner nie gehört. Zum Beispiel vom Krieg in Syrien. Und wenn, dann könnten sie davon durchaus von erwachsenen Reportern hören, die lügen, dass sich die Balken biegen...“
„Der Krieg in Syrien..., ja..., Russland griff in Syrien ein..., aber wissen Sie, dass Obama die CIA beauftragte, die syrische Regierung zu stürzen..., vier Jahre bevor Russland eingriff... „
„Dies ist keine Demokratie. Es ist ein Spiel, ein Spiel mit Geschichten, mit Erzählungen... Warum überfielen die U.S.A. den Irak im Jahre 2003...? Die haben tatsächlich Fokusgruppen im Herbst 2002 veranstaltet, um herauszufinden, wie sie diesen Krieg den Amerikanern verkaufen konnten.... Sie wollten diesen Krieg, die ganze Zeit, sie mussten nur noch herausfinden, wie sie den Amerikanern den Krieg verkaufen konnten, wie sie den Amerikanern eine Scheißangst einjagen konnten. Es war kein notwendiger Krieg.“
„Woher kam nun die Idee für diesen Krieg? Wissen Sie, das ist recht erstaunlich. Die Idee kam von Netanjahu. Wissen Sie das? Das ist wirklich seltsam. Netanjahu hatte von 1995 an die Theorie, dass es nur einen Weg gibt, um Hamas und Hisbollah loszuwerden, nämlich die Regierungen zu stürzen, die diese Gruppen unterstützen: Irak, Syrien und Iran.“
„Und der Mann ist geradezu besessen davon... und versucht noch heute, uns dazu zu bringen, dass wir gegen den Iran kämpfen. Womöglich diese Woche. Netanjahu ist ein tief verkommener, düsterer Hurensohn. Es tut mir leid, das sagen zu müssen. Aber er hat uns in endlose Kriege hineingezogen und durch den Einfluss eben dieser, seiner Politik, in der amerikanischen Politik, ist er damit durchgekommen... So..., was hat es nun mit diesem Vergleich von Demokratie und Diktatur auf sich?“
Stellen Sie sich das einmal vor: Diese Worte verbreitete Donald Trump. Inzwischen hat Netanjahu seinen Besuch anlässlich der Vereidigung Trumps abgesagt.
Frage: Wie wird sich also Trump gegenüber Israel verhalten? Frage: Wie will er den Konflikt im Mittleren Osten beenden? Frage: Wird Trump Frieden bringen oder noch mehr Krieg? Niemand weiß momentan die Antworten auf diese Fragen. Der Mann ist unvorhersehbar. Und dabei ist der Krieg Israels nur einer von mehreren, die heute auf der Welt toben. Frage: Warum führt der Westen dauernd Kriege? Siehe oben. Frage: Was sind das nur für Menschen, die sich heutzutage im Westen als Herrscher aufführen?
Die psychologische Einschätzung von Politikern
Sie selbst sollten sich unbedingt ein genaues Bild von der Menschlichkeit oder der Unmenschlichkeit der Politiker machen. So wie das auch die Profis tun.
Im Jahr 1863 hatte Otto von Bismarck einen Traum, der später von einem der ersten Psychoanalytiker, Hanns Sachs, dahingehend interpretiert wurde, dass Bismarck die Vereinigung mit Österreich suche und bereit sei, dafür Krieg zu führen, Österreich also zum Krieg zu provozieren. Die Einzelheiten waren wesentlich komplizierter. Aber das war letztendlich das Resultat der Analyse.
Es gibt wohl heute keinen Politiker von Rang mehr, der nicht von der Gegenseite auf Schritt und Tritt beobachtet wird und von dem nicht detaillierte psychologische Analysen vorliegen. Die Amerikaner wissen natürlich wie Putin tickt. Die Russen wissen wie Biden tickt. Falls da noch was tickt. Die Russen wissen auch ganz genau wen sie da bei Scholz oder Baerbock vor sich haben. Oder bei Trump.
Daher ist es geradezu naiv oder dümmlich, Wladimir Putin mit emotionsgeladenen Attacken zu irgendwelchen Einsichten oder Entscheidungen zu zwingen. Der Mann ist die Rationalität in Person. Man muss daher wohl annehmen, dass all die kindlichen Gefühlsausbrüche im Westen für die eigene Bevölkerung gedacht sind, der man Stärke und Rechthaberei demonstrieren will. Auf eben diesem kindlichen Niveau. Eben für Kinder. Über Jahre hat man den Bürgerinnen und Bürgern eingetrichtert, dass die Worte „Russe“ und „Putin“ negativ belastet seien. Daher kann man das doch jetzt nicht einfach so vom Tisch wischen und auf einmal das Hohelied der russischen Kultur und der Vertrauenswürdigkeit des russischen Partners singen. Das würde doch bedeuten, dass die Politiker sich bei der Einschätzung des Mannes und des Landes geirrt hatten. Das ist unmöglich.
Nun, ehrlich gesagt, es hat sich ja auch eigentlich nichts wirklich geändert in Russland. Russland ist, laut Propaganda, seit nunmehr 25 Jahren, wieder das Reich des Bösen. So wie schon einmal. Wladimir Putin war der russische Präsident im Jahre 2000. Und Wladimir Putin ist der russische Präsident im Jahre 2025. 25 Jahre! Sein Beliebtheitsgrad im russischen Volk ist übrigens sehr hoch.
Auf der anderen Seite haben wir den Westen, mit weitestgehend von der Bevölkerung ungeliebten Politikern, die kommen und gehen, und die sich zumeist nach einer Amtszeit von vier Jahren wieder von der Führungsposition verabschieden. Das ist ein riesiges Problem. Vor allem für Putin. U.S Präsidenten seit 2001: Busch, Obama, Trump, Biden, jetzt wieder Trump. Und wer dann? Sollte Putin zu der Entscheidung kommen, Trump trauen zu können, dann wird das sein Problem nicht lösen. Denn in 4 Jahren ist Trump wieder weg.
Der Ukraine Konflikt
Donald Trump versprach während seines Wahlkampfes, dass er den Krieg in der Ukraine innerhalb eines einzigen Tages stoppen würde. Davon redet er jetzt nicht mehr. Stattdessen wählte er den General Joseph Keith Kellogg als seinen Russlandgesandten aus, der als ausgewiesener Russenhasser gilt und der erst einmal den Russen kräftig drohte. Wie soll man das interpretieren?
Da haben sie in gutes Beispiel, warum so viele Menschen an Donald Trump verzweifeln. Warum will er diesen General schicken? Warum schickt er nicht Jeffrey Sachs? Trump verbreitet aber die Botschaft von Jeffrey Sachs.
Trump wird wahrscheinlich, zu seiner großen Überraschung, schließlich herausfinden, dass es beim Ukraine Konflikt nicht nur um eine Beilegung dieses Krieges geht. Russland will viel mehr. Russland will eine umfassende, langfristige Friedensregelung, eine Neuordnung der politischen Landschaft in Europa, in der niemand mehr auf die verrückte Idee kommt, den Russen Atomraketen vor die Haustür zu stellen und sie dauernd mit irgendwelchen Sanktionen zu bestrafen. Oder gar Milliarden von russischem Vermögen zu beschlagnahmen. Dieser Unsinn muss aufhören. Und Verträge müssen wieder eingehalten werden, wie zum Beispiel der Vertrag, dass sich die NATO nicht nach Osten ausweiten darf.
Das wird Donald Trump nicht an einem einzigen Tag auf die Reihe bringen. Schon gar nicht mit dem Personal, das er sich da angeschafft hat.
Der Lackmustest
Die eine wirklich beunruhigende Tatsache bei der Auswahl der Männer und Frauen um Trump herum scheint auszuweisen, dass sich niemand darunter befindet, der Israel kritisch gegenübersteht. Das sind alle ausgewiesene Freunde Israels. Was bedeutet, dass sie in den berühmt-berüchtigten Tiefenstaat eingebunden sind, einige bewusst und willig, andere zwangsläufig, da sie andernfalls nicht in diese Position der Macht gelangt wären. Das ist das Trump Team?
Selbst ansonsten kritische Journalisten wie Tucker Carlson oder Joe Rogan haben die „Kool-Aid“ getrunken und wagen nicht, Israel zu kritisieren. Die Haltung gegenüber Israel hat sich als die entscheidende Testfrage herausgestellt.
Auf der anderen Seite: Unter all den hochrangigen, lebenserfahrenen Experten, die eigentlich im Team Trump sein sollten, sein müssten, finden sie kaum jemanden, der das Verhalten Israels nicht zumindest kritisch sieht. Das bedeutet, dass die Männer und Frauen um Trump herum allesamt den alles entscheidenden Lackmustest bestehen mussten, der sie als treue Vasallen Israels ausweist.
Das bedeutet, dass Trump die besten Frauen und Männer, die diesen von ihm angeprangerten Tiefenstaat ausmisten könnten, dass diese Frauen und Männer keine Chance haben, in der Regierung Trump zu arbeiten. Oder?
Ergo könnte man, den Regeln der Logik folgend, zu dem Schluss kommen, dass Trump unmöglich erreichen kann, was er seinem Volk und dem Rest der Welt versprochen hat. Denn die Männer und Frauen um ihn herum haben vor allem die Aufgabe, den Mann bei der Stange zu halten, auf dass er sich nicht auf Irrwegen verliere, um womöglich den Beginn einer neuen, besseren Welt einzuläuten.
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Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Ist es nicht beeindruckend, wie Hans-Jürgen Geese vom anderen Ende der Welt die Lage auch in Deutschland treffend analysiert? Da können wir Ihnen nur empfehlen, das Werk desselben Autors zu genießen. Mit dem Titel „Ausverkauf vom Traum Neuseeland“ spannt Geese den Bogen von Neuseeland zu Deutschland. Seine messerscharfen Analysen zeigen auf, wie die Bürger weltweit von den immer gleichen Akteuren mit den immer gleichen Methoden unterdrückt und ausgebeutet, ja zu Sklaven gemacht werden. Täuschen Sie sich nicht. Was Geese in Neuseeland wie unter dem Brennglas aufzeigt, findet auch in Deutschland statt. Es ist nur nicht so leicht zu erkennen. „Ausverkauf vom Traum Neuseeland“ ist erhältlich im Buchhandel oder bestellen Sie Ihr Exemplar direkt beim Verlag hier.
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https://www.anderweltonline.com/kultur/kultur-2020/ausverkauf-vom-traum-neuseeland-wie-ein-bluehendes-land-verramscht-wurde/