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„Das Limburg Syndrom“ – Der Weg des brauchbaren Schwachsinns in die Politik

Von Peter Haisenko 

Es kommt zuerst ganz harmlos daher, „Das Limburg Syndrom“, ein Buch von Florian Stumfall. Nach den ersten Seiten könnte man annehmen, man hat es wieder mit einer netten Sammlung von Anekdoten zu tun, die das persönliche Repertoire aufbessern soll. Weit gefehlt!

Florian Stumfall, Jahrgang 1943, studierte Philosophie, Politik und Volkswirtschaft. In seinem Werk „Das Limburg Syndrom“ führt er zunächst eine beeindruckende Fülle von Beispielen dafür an, wie weit wir durch eine unsichtbare Instanz im Denken und in der Wahrnehmung ureigenster Interessen bereits manipuliert werden. Vor allem durch die allgegenwärtige politische Korrektheit, die unsere sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten mehr und mehr einschränkt, ja uns manchmal dazu zwingt, das nicht zu sagen, was wir eigentlich ausdrücken wollten.

Stumfall sagt über die politische Korrektheit unter anderem: “Diese politische Korrektheit wird als ein unentrinnbarer Codex über Einzelpersonen wie Gesellschaft verhängt und erhebt den Anspruch, Ziel und Maßstab der Sittlichkeit darzustellen.“ Um dann die Frage anzugehen: „Wer kennt eigentlich den Beschluß, der das Zigeunerschnitzel seines Namens beraubt hat? Wer weiß, wann und wo dies geschehen ist, kennt das hierfür zuständige Gremium? Wer hat dieses bevollmächtigt?“

Doch Stumfall bleibt bei den offensichtlichen Zeichen nicht stehen. Als manipulativen Gegenspieler der Vernunft identifiziert er eine aufgesetzte Moralität, bewusst falsch gesetzte Interpretationen des Gleichheitsgrundsatzes, die Majorisierung durch Minderheiten und eine mit allem verbundene, oftmals vollkommen unbegründete Hysterie, die bis hin zum allgemeinen Gebot fanatischer, aber heuchlerischer Toleranz reicht.

Stumfall nennt die Hysterie einen Zwilling der Moralität: „Das eine ist ohne das andere nicht vollständig, ja, kaum zu erklären. Die Hysterie ist zu einem Grundzug der gesellschaftlichen Befindlichkeit geworden. Ob Klima, Strahlendosis, Feinstaub, Donald Trump, Spulwürmer, Lärmbelastung, Russengefahr, Methangas, Terror, dritte Welt, Sonnenflecken, das Assad-Regime samt AfD, Ökumene oder die Vogelgrippe sowie Gefährdung der Gelbbauch-Unke – keines dieser Themen kann mehr mit der kühlen Ruhe sachlichen Abstands behandelt werden. Allüberall spielt das dräuende Lauern einer vernichtenden Apokalypse die entscheidende Rolle bei Beschreibung und Suche nach einem Ausweg.“

Stumfall legt offen, wie die einfache Vernunft zielgerichtet gebeugt und verbogen wird. Er identifiziert Staatsorgane und Vertreter von Minderheiten, die entgegen allgemeiner Interessen mit diesem Mittel eine „neue Weltordnung“ schaffen wollen, die die überwiegende Mehrheit ablehnen würde, wenn sie ihnen offen präsentiert würde. Nein, Stumfall ist kein „Verschwörungstheoretiker“, lässt den Leser aber erkennen, wie subtil und kaum revidierbar mit dem Mittel der Sprache und scheinbar moralischen Ansprüchen die Gesellschaft verändert wird. Er selbst bedient sich einer Sprache, die zwar einfach verständlich ist, – frei von irreführendem Fachvokabular – aber in ihrem Duktus wohltuend altmodisch, was seinen Ausführungen noch mehr Kraft verleiht. Dabei gelingt es ihm, den starken Stoff immer wieder mit Rückgriffen auf die an den Anfang gestellten Beispiele der Absurdität aufzulockern. Nein, man ermüdet nicht, wenn er die psychologischen Aspekte sinnvoll und messerscharf aufbereitet.

Das Limburg Syndrom“ hat das Kinderlied „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ als Aufhänger gewählt zu zeigen, wie die heuchlerische Moralität einer Veganerin einen Bürgermeister dazu bewegt hat, diesen Teil alten Liedguts aus dem Repertoire des Limburger Glockenspiels zu entfernen. Wie gesagt, es folgt eine Fülle an weiteren Beispielen, die dem Fuchs und der Gans durchaus den Rang ablaufen können. Wer dieses Buch mit nur 160 Seiten, gedruckt mit Lettern in angenehm lesbarer Größe, gelesen hat, wird fortan nicht mehr so leicht auf die täglichen Manipulationen hereinfallen und die sprachlichen Verirrungen als solche wahrnehmen können. Ich jedenfalls habe es mit Freude gelesen und festgestellt, dass Seite um Seite mein Verständnis um die perfiden Methoden gewachsen ist, mit denen wir nahezu unter der Wahrnehmungsgrenze von allen möglichen Interessengruppen manipuliert werden.

Das Limburg Syndrom“ ISBN 978-3-9381759-5-8 ist erhältlich im Buchhandel oder direkt zu bestellen vom Verlag hier. Die 18,- € für dieses Buch kann man kaum besser anlegen.

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