------------------------------------

---------------------------------------

-------------------------------------

-------------------------------------

Ist der Monotheismus ein Irrweg?

Eine philosophische Betrachtung von Peter Haisenko (Teil 1)

Wie viele Menschen sind ermordet worden, im Namen einer Religion, die für sich in Anspruch nimmt, dem einzig wahren Gott zu huldigen? Wie tief reichen die Auswirkungen monotheistischer Ideologien hinein in den gesellschaftlichen Umgang miteinander, gerade in der Neuzeit und insbesondere heute?

Zunächst muss festgestellt werden, einen „Gottesbeweis“ gibt es nicht. Genauso wenig gibt es aber einen Beweis, dass es keinen Gott gibt oder sogar mehrere „Götter“. Jeglicher Glaube an einen Gott oder auch mehrere Götter entbehrt eines wissenschaftlichen Fundaments. Infolge dessen unterliegen alle Religionslehren der Willkür. Es kommt nur darauf an, eine ausreichend glaubwürdige Lehre aufzustellen, die in ihrem jeweiligen Umfeld genügend Anhänger vereinen kann, die daran glauben. Wie die Geschichte zeigt, konnten das ganze Götterversammlungen sein, bis sich letztlich der Monotheismus dominant durchsetzte. Jeglicher Monotheismus hat aber ein Grundproblem. Es gibt mehrere monotheistische Religionen, die alle für sich beanspruchen, dem einzig wahren Gott zu dienen. Allein dieser Absolutheitsanspruch provoziert eine Grundskepsis gegenüber den monotheistischen Religionen.

Alle Religionen beinhalten in ihrer Grundform lebenspraktische Regeln, die zu ihrer Entstehungszeit elementare Hilfen anboten. Sei es zum Umgang miteinander bis hin zu Hygieneregeln zum Erhalt der Gesundheit. Sie helfen auch mit unerklärlichen Erscheinungen umzugehen und im Fall von Unglücksfällen Trost zu finden. Sie eröffnen jedem Gläubigen die Möglichkeit, im Gebet eine unsichtbare höhere Instanz anzurufen, um um Hilfe oder Erleichterung zu bitten. Das gilt ebenso für monotheistische Religionen wie für Vielgötterei. Wie schon klügere Köpfe als ich gesagt haben, ist Religion Opium für das Volk, denn wie Opium bietet sie die Möglichkeit, „Labung“ jenseits der Realität zu finden. Ein Leben ohne Religion, auch im weitesten Sinn, ist folglich kaum vorstellbar. Aber muss es Monotheismus sein?

Wie kann ein „allmächtiger“ Gott die Existenz des Teufels gestatten?

Das Leben an sich ist ein Mysterium und trägt so die Frage nach seinem Sinn in sich. Wirklich beantwortet werden kann diese Frage nicht. Einzig religiöse Theoreme können beitragen, an eine mögliche Antwort zu glauben. Eine Gewissheit gibt es aber nicht. Es ist für selbstständig denkende Menschen nur möglich, sich mit einer Theorie anzufreunden und um seines Seelenheils willen daran zu glauben. Für die große Masse hingegen ist es geradezu „alternativlos“, unhinterfragt an die Dogmen der Religion zu glauben, die die vorherrschende, die „Staatsreligion“ ist – abhängig von dem Umfeld, in dem die Menschen aufgewachsen und sozialisiert wurden. So bestimmt die jeweilige Religion in ihrem Hauptverbreitungsgebiet über Grunddenkmuster den Umgang miteinander bis hin zur „Diskussionskultur“.

Die griechischen, römischen oder germanischen Götterwelten bestanden aus einem „Chefgott“ und einer mehr oder weniger großen Schar an „Unter- und Hilfsgöttern“. Diese bezeichne ich als „Fachabteilungen“, denn jedem Unter- oder Halbgott war ein bestimmter (Fach-)Bereich zugeordnet, an den man sich wenden konnte, bevor man Zeus oder Odin persönlich bemühen wollte. Interessanterweise findet sich diese Struktur auch im katholischen Christentum wieder, obwohl es eine monotheistische ist. Direkt unter dem einzigen Gott sind Jesus, Maria und der heilige Geist platziert. In der Hierarchiestufe darunter finden sich dann die „Fachabteilungen“ mit unzähligen „Heiligen“, von denen einige als „Schutzpatrone“ für bestimmte Bereiche ernannt worden sind. Dieses System unterscheidet sich jedoch von den antiken Götterwelten darin, dass ein Streit zwischen den Untergöttern nicht vorgesehen ist. Hat das einen Einfluss auf die allgemeine „Streitkultur“?

Mit der Implementierung eines Teufels, Satans oder Sheitans, der Personifizierung des Bösen, gerät der Monotheismus in ein unauflösliches Dilemma. Wenn es nur einen allmächtigen Gott gibt, dann muss dieser auch Herr über den Teufel, das Böse, sein. Gesteht man dem Teufel aber eine gottgleiche Eigenständigkeit oder Macht zu, dann bietet die monotheistische Lehre damit einen Widerspruch in sich. Hat man also den Teufel in den Monotheismus eingeführt, um den einzigen und allmächtigen Gott zu entlasten, wenn ganz schreckliche Dinge geschehen, für die der Allmächtige eigentlich auch verantwortlich zeichnen müsste? In der Hoffnung, dass das gemeine Volk dieses Paradoxon nicht erkennt? Und wenn doch, flüchtet man sich in das Konstrukt, dass auch das Schlechteste nur einem guten Zweck dienen kann und wir nur nicht fähig sind, das zu erkennen. „Gottes Weisheit ist unergründlich“.

Nur monotheistische Lehren missionieren

Welche Folgen hat der Monotheismus für die Menschheit? Eines hat die Geschichte gezeigt. Nicht einmal nur zwei monotheistische Religionen können auf Dauer friedlich nebeneinander existieren. Wer ernsthaft daran glaubt, den „einzig wahren“ Gott gefunden zu haben und nur die zugehörige Lehre und der Glaube daran könne die Welt vor dem Bösen retten, der muss konsequenterweise missionieren. Nötigenfalls mit brutaler Gewalt. Die ist natürlich „gerechtfertigt“, denn Ungläubige, die diesen einzigen Gott und seine umfassende Weisheit nicht zu ihrem machen, sich nicht unterordnen wollen, verleugnen diesen, erzürnen ihn und dürfen, ja müssen, deswegen vom Antlitz der Erde getilgt werden. Viele Ureinwohner, nicht nur die Indianer Amerikas, sind unter diesem Dogma ermordet, fast ausgelöscht worden. Dabei handelten die Eroberer und Unterdrücker immer unter der Überschrift und im Glauben, im Namen Gottes und seiner Religion zu handeln und so moralisch unangreifbar zu sein. Finden sich da Parallelen in der Gegenwart?

Jeder Monotheismus generiert nahezu zwangsläufig darauf aufbauende monotheistische (Unter-)Lehren, die mit demselben Absolutheitsanspruch auftreten. Hat man die Menschen erst einmal vom Absolutheitsanspruch eines Gottes überzeugt, fällt es nicht schwer, nicht nur im Namen dessen weitere durchzusetzen. Das hat die katholische Kirche über Jahrhunderte getan. Man denke da nur an den lebensgefährlichen Kampf gegen die Doktrin der Erde als Scheibe und das geozentrische Weltbild. Beides war eine Lehre mit monotheistischem Anspruch, der eine wissenschaftliche Diskussion darüber ebenso wenig zulassen konnte, wie eine Diskussion über einen Gottesbeweis. Damit wende ich mich der jüngeren Geschichte zu.

Der Absolutheitsanspruch des Monotheismus darf nicht infrage gestellt werden

Der Monotheismus hat die Menschen daran gewöhnt, dass es Themen gibt, die nicht hinterfragt werden dürfen, geschweige denn, sie einer wissenschaftlichen Prüfung zu unterziehen. In der Folge konnten monotheistische Dogmen – im weiteren Sinne Ideologien – etabliert werden, die quasireligiös einen Absolutheitsanspruch für sich reklamieren. Betrachten wir dazu den Marxismus/Kommunismus. Spätestens nachdem der erste Staat, Russland, den Kommunismus zur Staatsdoktrin erhoben hatte, durfte diese „Staatsreligion“ nicht mehr hinterfragt oder gar kritisiert werden. Gleichzeitig kam der Missionierungsdrang. Die ganze Welt sollte an den glorreichen Früchten des Kommunismus gedeihen müssen. Die „heiligen“ Lehren von Marx und Engels waren absolut und unumstößlich, wurden wie Naturgesetze „studiert“ und so war der (Sowjet-)Kommunismus wie eine monotheistische Religion. Der Führerkult der Nationalsozialisten stand auf einer ähnlichen Stufe. Wer abweichen wollte, war ein Ketzer und verlor seine Menschenrechte und zu oft das Leben.

Wie sieht es da mit der Demokratie und dem Kapitalismus aus? Unvoreingenommen betrachtet, in keiner Weise anders. Auch diese sind Monotheismen, denn sie beanspruchen für sich, der alleinige Weg zu sein, zur „besten Welt, in der man leben könnte“. Wer es wagt, diese Dogmen, diese Ideologien, oder eben diese Religionen auch nur ansatzweise infrage zu stellen, auch nur an Details mäkelt, der ist ein Ketzer und wird wie ein Paria behandelt. Die Nähe zu Monotheismen zeigt sich auch darin, dass es unterbunden wird, zumindest nicht mit Geldzuwendungen gefördert, den Nachweis zu erbringen, dass diese Ideologien wirklich der einzige Weg sind, für eine gute und gerechte Welt. Dieser kann nämlich genauso wenig gelingen wie der Gottesbeweis.

Ebenso wie eine monotheistische Religion missionieren diese Ideologien. Mit derselben Gewalt und in der Folge mit unzähligen Leichen. Sie zelebrieren ihren Alleinvertretungsanspruch ebenso offen und mit Inbrunst wie es jede monotheistische Religion tut. Und genauso beanspruchen sie für sich, dass es moralisch vertretbar ist, diese Leichen und das Elend in die Welt zu tragen, denn man will ja den Menschen nur Gutes zu ihrem eigenen Wohlergehen bringen. Ich kann da keinen Unterschied erkennen, zu Kreuzzügen und der Ausrottung Ungläubiger, wie es das Christentum und der Islam betrieben haben und noch tun, wenn auch verhaltener.

Im antiken Polytheismus war Streit auch unter Göttern ganz normal

Denken wir da weiter. Es haben sich neue monotheistische Ideologien mit allen ihren brutalen Erscheinungen breit gemacht. Klima und jetzt Corona. Wer da dem Narrativ widerspricht, das von den Hohepriestern verkündet wird, ist ein Ketzer. Er darf als (potenzieller) Mörder bezeichnet werden, wird gesellschaftlich ausgesondert, mit Berufsverboten belegt und kann dankbar sein, dass er nicht sofort erschossen wird. Wie weit sind wir da noch von Hexenverbrennungen entfernt? Virtuelle Hexenverbrennungen sind schon längst an der Tagesordnung.

So stelle ich die These in den Raum und zur Diskussion, dass der Monotheismus die geistige und moralische Grundlage ist für alle Folgeerscheinungen, die auch einen monotheistischen Absolutheitsanspruch haben, der nicht angezweifelt werden darf. Dass der Monotheismus den Boden bereitet hat zur widerspruchslosen Annahme von staatlich verordneten Dogmen. Dogmen, die genauso wenig wie der Monotheismus eines Beweises für ihre uneingeschränkte Gültigkeit bedürfen. Beweise, die genauso wenig erbracht werden können wie der Gottesbeweis. Immerhin wurde gerade in Bezug auf Corona gesagt, man dürfe daran nicht einmal zweifeln, geschweige denn, diese äußern.

Betrachten wir dazu nochmals den antiken Polytheismus mit seiner Vielzahl an Göttern. Da war schon im System angelegt, dass auf Erden gestritten und diskutiert wird. Werden darf, denn die Götter im Olymp machten das ja vor. Ich denke, auch das war eine Voraussetzung dafür, dass in Athen ein demokratisches Modell entwickelt werden konnte. Auch eines der ursprünglichsten Demokratiemodelle, das germanische Ting, entstand in einer Umgebung mit mehreren und streitbaren Göttern. Der Monotheismus hingegen ist in seiner absolutistischen Art schwer mit demokratischen Ideen in Einklang zu bringen. Schließlich ist die Organisationsform der katholischen Kirche und auch die des Islam nicht einmal in der Nähe irgendeiner denkbaren Demokratieform.

Der Monotheismus ist ein Machtinstrument

Wenn es also um Gott, um Götter, Religion oder den Teufel geht, kann es sich nur um Ideologien handeln, die auf Glauben angewiesen sind. Der Monotheismus auf unbedingten Glauben. Nichts, aber auch gar nichts, kann irgendwie wissenschaftlich bewiesen werden. So stelle ich hier die abschließende Überlegung in den Raum, ob es nicht doch mehrere Gottheiten gibt in einem Jenseits, dessen Existenz jedoch auch hypothetisch und unbeweisbar ist. Da drängt sich schon die Frage auf, ob es in diesem Jenseits, wie auch immer es aussehen mag, nur eine universelle Sprache gibt. Oder ist es so, wie ein junger hellsichtiger Engländer vor hundert Jahren berichtete, dass er Dolmetscher brauchte, wenn er mit Verstorbenen aus anderen Ländern kommunizierte? Zugegeben, hier bewegen wir uns im Bereich des Spiritismus und auch hier geht es allein um Glaubensfragen: Ist eine Kontaktaufnahme, gar Kommunikation mit Verstorbenen überhaupt möglich? Ein „Medium“ kann viel behaupten – einen Nachweis gibt es nicht.

Hat jede Nation ihren eigenen „Gott“, oder Götter? Findet im Jenseits auch ein Kampf „Gut gegen Böse“ statt? Sind wir auf Erden inkarniert, um den Kampf hier auszutragen? Dienen die grundbösen Menschen, die Schlächter und Menschenschinder, einem anderen Gott, dem Teufel gar? Und kommen die dann für ihre Untaten gar nicht in die (christliche) Hölle, sondern werden für ihre Leistungen für das Böse im Jenseits belohnt? Sind sie nur auf Erden inkarniert worden, um ihr böses Werk zu vollbringen?

Keine dieser Fragen kann beantwortet werden. Genauso wenig wie ein Gottesbeweis geführt werden kann. Aber ich bin zu dem (vorläufigen) Schluss gekommen, dass der Monotheismus der Menschheit nichts Gutes gebracht hat und weil er kein Naturgesetz ist, sollte er hinterfragt und diskutiert werden. Der Monotheismus ist ein Machtinstrument. Wie viele Menschen sind ermordet worden im Namen monotheistischer Religionen und ihrer untergeordneten Derivate! Das kann anderen nicht-monotheistischen Religionen wie zum Beispiel dem Buddhismus nicht vorgeworfen werden. Ist der Monotheismus also ein fataler Irrweg oder sogar die Wurzel des Übels? Mit echter Demokratie ist er jedenfalls nicht vereinbar und so hoffe ich, mit dieser Betrachtung den einen oder anderen Denkanstoß zu geben für kritische Gedanken, die in einer Zeit wie dieser dringend nötig sind. Mehr nicht. 

-----------------------------

Mehr kritische Gedanken vor allem zur jüngeren Geschichte finden Sie in den Büchern des AnderweltVerlags. Besuchen Sie uns auf anderweltverlag.com

Dass das Thema Monotheismus und Götterwelt allgemein durchaus zeitgemäß ist und ich nicht der Einzige bin, der sich damit beschäftigt, kann man an diesem Bild erkennen, das ich im Netz gefunden habe.

Nach oben