Berufe ohne Berufung führen zwangsläufig in die Diktatur
Von Hans-Jürgen Geese
„Der Schlag aber, der tausend Verbindungen schlägt, der Blick in die Individualität der Menschen und der Völker spotten in ihrer hohen Genialität alles Lehrens und Lernens. Der Geschichtsschreiber gehört vielleicht mehr zu den Künstlern als zu den Gelehrten.“ „Mit mehr Recht als von diesen (den anderen Wissenschaften, Anm. d. Autors) kann man es von dem Historiker sagen, dass er nicht gebildet wird sondern geboren, nicht erzogen wird, sondern sich erzieht.“
Das sagte der wohl größte deutsche Historiker und spätere Nobelpreisträger Theodor Mommsen in seiner berühmten Rede beim Antritt des Rektorates am 15. Oktober 1874 in Berlin „Über das Geschichtsstudium“:
Der Mann kannte sich wahrlich im wahren Leben aus, und er scheute auch nicht davor zurück, seinen ihm angemessenen Beitrag für Deutschland und die deutsche Kultur zu leisten, wovon neben seinen Arbeiten als Wissenschaftler auch seine 16 Kinder Zeugnis ablegen. Was er in der obigen Botschaft im Kern der Nachwelt mit auf den Weg gab, war, dass Beruf mit Berufung zu tun hat. Und der Mangel an Berufung kann nicht durch ein Studium ausgeglichen werden. Sollte der gute Theodor Mommsen recht haben, dann ergibt sich doch wohl für alle Schulen dieser Welt als erste Herausforderung, beim Eintritt eines jeden Schülers und einer jeden Schülerin in die Schule, unbedingt erst einmal die Berufung dieser Menschen zu finden. Und damit in hohem Maße auch den Sinn ihres Lebens. Den kann man wahrlich finden, wenn man ihn denn sucht.
Im Jahre 1642 erklärte ein obskurer Privatlehrer in aller Öffentlichkeit, dass er ein Werk der Poesie schaffen werde, welches die Menschheit niemals werde sterben lassen. Elf Jahre später erblindete der Mann vollständig. Von seinem Werk war nichts zu hören. Aber im Jahre 1667 schenkte der Engländer John Milton seinem Volk das größte Werk der Poesie, das bis auf den heutigen Tag je in seinem Land erschaffen ward. „Paradise Lost“ wurde in fast alle europäischen Sprachen übersetzt. Ein Meisterwerk eines Genies. Wie war so etwas möglich? Nun, John Milton erkannte den Sinn seines Lebens und er erkannte, dass er dieses Werk vollenden musste. Dass er erblindete, half ihm, sich auf sein Lebenswerk zu konzentrieren. Jedes Leben hat angeblich einen Sinn. Haben Sie jemals von diesem Konzept vom Sinn des Lebens eines jeden Menschen gehört?
Die Entwürdigung des Lebens
Von diesem Anspruch des Suchens nach dem Sinn unseres Leben sind wir im Jahre 2022 so weit entfernt, dass man schon aufgrund dieser Erkenntnis unweigerlich zu der Schlussfolgerung gelangen muss, dass die Entwicklung von Kultur und die Verwirklichung von menschlicher Größe in unserer sogenannten Zivilisation keine Rolle mehr spielen. Es kann eigentlich gar nicht anders sein, denn der Staat als Funktionsträger der Aufgaben und Ideale der Gemeinschaft hat abgedankt. Das magische Wort unserer Zeit lautet „privatisieren“, womit gemeint ist, dass sich das Leben in allen seinen Bereichen, ich wiederhole: in allen seinen Bereichen, finanziellen Interessen unterwirft, und zwar total. Lassen Sie mich ein krasses Beispiel geben: Bis noch vor wenigen Jahren mobilisierte die US-Armee im Kriegsfall ihre eigenen Soldaten. Doch dann traten seltsame Veränderungen ein und zwar in solch einem drastischen Maße, dass private Sicherheits- und Militärunternehmen in den Kriegszonen im Irak und in Afghanistan mehr Personal im Einsatz hatten als die amerikanische Armee. Die bekanntesten Firmen sind KBR und Blackwater (nach einer Anzahl von Verbrechen jetzt Academi genannt).
Wenn Sie heute bei der CIA Karriere machen wollen, dann heuern Sie dort an, verlassen nach ein paar Jahren den Verein und heuern bei einer Privatfirma an, die Sie dann – mit viel höherem Gehalt – wieder an die CIA vermietet. Große Frage: Wer kontrolliert die CIA?
Schauen Sie sich mal die Universitäten in den Ländern der westlichen Welt an. Ohne private Gelder läuft da doch nur noch wenig. Von Forschung der Forschung wegen kann schon lange keine Rede mehr sein. Wo man früher als Student erst einmal die „Persönlichkeitsentwicklung“ in den Vordergrund stellte und sich auf die Suche nach der Berufung machte, da geht es heute gleich knallhart zur Sache mit dem Studium, um dieses nach kürzest möglicher Zeit zu beenden. Der Beitrag des Menschen zur Erhöhung des Bruttosozialproduktes muss maximiert werden. Das System der Gemeinschaft, früher unter Einschluss von Kultur, ist heute mit dem Begriff Wirtschaft total abgedeckt. Diese Wirtschaft hat an der Entwicklung des Einzelnen, über seine wirtschaftliche Aufgabe hinaus, kein Interesse. Der Mensch ist lediglich als Produktionsfaktor von Bedeutung. Um ihm das klar zu machen wird so früh wie möglich finanzieller Druck auf den Einzelnen ausgeübt, seinen Beitrag in diesem Wirtschaftssystem zu leisten. Schulden als Motivationsfaktor und als unsichtbare Ketten sind sehr beliebt. Insgesamt erleben wir eine zunehmende Verarmung der Bevölkerung.
Der Auswuchs von sinnlosen Bürokratien
Wenn zu viele Menschen keine Arbeit haben, kann eine kritische Masse der Unzufriedenen zur Explosion kommen. Daher muss das Herrschaftssystem so viele Menschen wie möglich in die Wirtschaft integrieren. Wer integriert? Antwort: Die Privatwirtschaft mit der Regierung im Schlepptau. Das System nennt sich Faschismus. Und der Faschismus verlangt den pflegeleichten Einheitsmenschen aus der Dose. Faschismus hat daher mit Demokratie und freier Individualität eher wenig zu tun, wenn ich das mal so vornehm ausdrucken darf. Faschismus muss sich also zwangsläufig gegen aufmüpfige Elemente in der Bevölkerung verteidigen. So kommt es dann ebenso zwangsläufig zu Auswüchsen in den Sicherheitsstrukturen. In den U.S.A. gibt es mittlerweile über 1.200 Regierungsorganisationen und fast 2.000 private Unternehmen, die sich mit Terrorismus, Sicherheit und Spionage beschäftigen. Nicht im Ausland. Sondern in den USA selbst.
Wir verbinden mit Faschismus Länder wie Italien und Deutschland in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts. Der Faschismus heute kommt nicht mehr mit Fackelzügen und offener Unterdrückung daher. Er ist vielmehr zu einer sanften Art von Faschismus mutiert, die sich auf keinen Fall als Faschismus zu erkennen geben will, sondern sich forschfrech als Demokratie bezeichnet.
Dieses System des Faschismus benötigt auf gar keinen Fall selbständig denkende Menschen, sondern lediglich gehorsame Funktionsträger, die die ihnen zugewiesenen Aufgaben ohne großes Murren brav erfüllen. Daher kommt vor allem den Schulen und Universitäten die Aufgabe zu, genau solche Wesen in Millionenstärke zu züchten. Die Vorgabe an diese Verblödungsinstitutionen: Wissen mit dem Trichter einfüllen und dann dieses Wissen mit Hilfe von Tests abfragen. So läuft heute sogenannte Bildung ab. Abitur als Verblödungszertifikat.
Theorie und Praxis von Idealen ohne lebendes Vorbild
Zu keiner Zeit waren die Ideen und Ideale der Menschheit weiter verbreitet als heute. Und niemals hatten diese Ideen und Ideale eine schwächere Einschlagskraft als heute. Wir wissen um Spinoza, um Kant, um Jesus Christus. Unsere Kinder lernen deren Lehren auf der Schule. Aber da diese Lehren nicht im richtigen Leben vorgelebt werden, geraten die Kinder zumeist zu Herdentieren, die Massenideologien folgen, die von Autoritäten und Medien propagiert werden und sie zwingen, selbst im Widerspruch keine Fragen zu stellen, sondern schlicht und einfach zu gehorchen. Bürokratien verschiedenster Art herrschen.
Bürokratien waren früher das Privileg vom Staat. Heutzutage werden Bürokratien allerdings mehr und mehr in sogenannte Denkfabriken ausgelagert, die dann den Politikern zuarbeiten, will sagen, sie bestimmen wo es lang geht. Es ist leicht einsichtig, dass damit den Regierungen Wissen verlorenging, das sich letztendlich als Macht erwies und erweist, um sich die Regierungen gefügig zu machen.
Diese eben erwähnten Denkfabriken, Stiftungen, von denen es allein in Europa Tausende gibt, sind fast ausschließlich Geschöpfe privater Interessen. Es geht bei diesen Denkfabriken um Einflussnahme und letztendlich um die totale Kontrolle der Regierung. Auf diese hübsche Art und Weise wurde die noch immer formal existierende Demokratie geradezu geräuschlos ausgehebelt und neu ausgerichtet. Wir können trefflich darüber streiten, ob es Demokratie je in Deutschland gegeben hat. Aber wir können nicht darüber streiten, ob es sie heute noch in Deutschland gibt. Es gibt sie nicht. Trotzdem latscht der brave Burger jahrein, jahraus unaufhaltsam zur nächsten Wahl. Versuchen Sie bloß nicht, ihn aufzuklären. Ein Schock mag ihn zu Boden schmettern. Lassen Sie ihn in seiner eigenen Glückseligkeit dahin vegetieren. Er ist perfekt programmiert. Was kann man als Folge anderes erwarten als den harmlosen, gleichgeschalteten, nach finanziellen Anreizen schnappenden Burger? Das Herrschaftssystem unserer Zeit kann sich leider nicht den aufgeklärten und wahrlich gebildeten Bürger leisten.
Bullshit Jobs
Es ist erstaunlich wie lange es manchmal dauert, bis jemand das doch wahrlich Offensichtliche endlich öffentlich ausspricht. Der amerikanische Professor der Anthropologie David Graeber, weltweit bekannt geworden durch sein Buch „Schulden: Die ersten 5000 Jahre“ brachte 2018 ein Werk mit dem Titel „Bullshit Jobs: Vom wahren Sinn der Arbeit“ heraus. Das Buch war längst überfällig und sollte von jedem Bürger auf der Welt gelesen werden. Das Buch enthält hochbrisanten, geradezu revolutionären Sprengstoff.
David Graeber versteht unter Bullshit Jobs sinnlose Tätigkeiten, deren Bedeutungslosigkeit den Ausführenden auch bewusst ist. Umfragen in einer Reihe von Ländern haben ergeben, dass 40 bis 50 % der Menschen ihre Tätigkeit als überflüssig betrachten, als sinnlos. Tendenz steigend. Jetzt stellen Sie sich mal das menschliche Drama vor, das sich hinter jedem einzelnen Schicksal dieser Menschen verbirgt. Was für ein erbärmliches Leben leben diese Menschen.
Arbeit als Selbstzweck
Menschen heutzutage arbeiten, weil sie arbeiten müssen. Sie verkaufen ihre Arbeitskraft auf einem Markt, der sie mehr und mehr als Sklaven betrachtet. Dabei produzieren sie bereits seit Langem viel mehr als die Menschheit konsumieren kann. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, den „Besitzer“ der Arbeitskraft durch den Einsatz dieser Arbeitskraft reicher zu machen. Ob die Tätigkeit des Einzelnen im Rahmen der menschlichen Gemeinschaft irgendwie Sinn macht, ist völlig egal. Ob die Tätigkeit sogar der Gemeinschaft schadet ist ebenfalls egal.
Die Tätigkeit macht in der Logik unseres Wirtschaftssystems trotzdem Sinn, da dieses System durch den Blutzoll mit Namen Geld am Laufen gehalten wird und da für die Ausführung selbst sinnloser Tätigkeit Geld gezahlt wird, Geld, das künstlich geschaffen wurde, wie man heute so sagt: geschaffen aus dem Nichts. Wir reden hier von dem größten Wahnsinn, der je auf Erden veranstaltet wurde.
Etwa 50 % der Menschen sind also heutzutage in dieses Sklavensystem der Sinnlosigkeit eingespannt. Angebliche Berufe in Bereichen der Werbung, des Marketing, der Juristerei, der Verwaltung, der Bürokratie allgemein, der Sicherheit, der Banken, der Versicherungen und vielen, vielen anderen Tätigkeitsfeldern sind nicht nur völlig überflüssig, sie machen den Menschen auf Erden das Leben geradezu zur Hölle: für die Ausführenden und/oder für diejenigen, die die Folgen dieses Unsinns, dieser Quälerei zu erleiden haben.
Die Logik des Schwachsinns
Sie können einen Job als Wachmann bekommen, stehen vor einem Gebäude herum und erhalten dafür einen Lohn. Ihr Arbeitgeber erhält für Ihr Herumstehen sogar ein wesentlich höheren Haufen von Geld. Und darum allein geht es. Um diesen sogenannten Mehrwert. Es muss Geld geschaffen werden, und das Geld muss in der Logik des Systems unbedingt zirkulieren, denn jede Produktion, jede Dienstleistung enthält einen Kapitalanteil, der in der Kalkulation der Preise verzinst wird. Wenn das Geld dann von der einen Hand in die andere fließt, verdient da jedes Mal irgendjemand. Im Schlaf. Tag und Nacht. Nein, Sie können nicht durch Arbeit ungeheuer reich werden. Aber wenn Sie in einen dieser Kreisläufe dieses Wirtschaftssystems, wie Bill Gates, eingebunden sind, dann können Sie es gar nicht verhindern, dass Sie reich werden. Ohne zu arbeiten. Ich frage Sie, wie ist es möglich, dass solch ein Mensch mehr Geld verdient, viel mehr als eine Krankenschwester, mehr als ein Feuerwehrmann, mehr als ein Lehrer, ein Arzt?
In der Logik dieses Schwachsinns ist es natürlich unbedingt erforderlich, dass der sogenannte Arbeitlose von der Gesellschaft mit einem Stigma gebrandmarkt wird. Wie kann er es wagen, sich diesem System zu entziehen? Also muss er bestraft werden. In Deutschland nennt man dieses Bestrafungssystem Hartz IV. Dabei ist es doch nicht die Schuld des armen Arbeitslosen, dass es nun mal in der Zwangsläufigkeit dieses Wirtschaftssystems liegt, dass es immer weniger und weniger Arbeit gibt, die nicht nur nicht sinnvoll ist, sondern die vor allem keinen finanziellen Mehrwert für den Sklavenhalter erbringt. Es gibt zu viele Menschen für zu wenig Arbeit! Wenn die Ernährung der unnützen Esser mehr kostet als sie einspielen, dann muss der Sklavenhalter eingreifen. Und das geschieht gerade.
Konsumwahn
Fast drei Viertel aller Erwerbstätigen arbeiten im Dienstleistungssektor. Etwas mehr als 1 % arbeiten in der Landwirtschaft. Nur noch etwa 24 % arbeiten in der Produktion. Daher sagte bereits im Jahre 1930 der berühmteste Ökonom des vorigen Jahrhunderts, John Maynard Keynes, voraus, dass die Menschen im Jahre 2030 nicht mehr als 15 Stunden pro Woche arbeiten würden. Momentan sieht es nicht danach aus. Warum? Keynes nahm an, dass der Produktivitätsfortschritt zu dem von ihm prognostizierten Ergebnis führen werde. Dieser vorhergesagte Produktivitätsfortschritt trat auch tatsächlich ein. Keynes erkannte jedoch nicht die Kreativität des Wirtschaftssystems, in den Menschen immer neue Wünsche zu mobilisieren, die sie dann veranlassen, Dinge erwerben zu wollen, die sie eigentlich nicht wirklich zum Leben brauchen. Schließlich ist es ja gerade die Kunst der Werbung, den Konsumenten zum Kauf von Dingen zu verführen. So kommt es, dass Sie heute in Supermärkten einkaufen können, die bis zu 50.000 Produkte anbieten.
In meiner Kindheit hatte der Kaufmannsladen in unserem Dorf wahrscheinlich weniger als 1.000 Artikel. Ich frage mich wie wir damals überhaupt überleben konnten? Diesen Konsumwahn sah Keynes nicht voraus. Er konnte ihn nicht vorhersehen, denn er ist Teil eines Systems dieses Wahnsinns, er ist eine Absurdität, die jeder geradeaus denkende Mensch vor 100 Jahren einfach nicht zu denken gewagt hätte. Denn steigende Produktion von endlichen Dingen kann nun mal nicht unendlich weitergehen. Das hat der moderne Mensch bisher noch nicht kapieren wollen. Man ignoriert das. Man kann nicht anders. Denn der Konsum ist die Lieblingsdroge unserer Zeit.
Bullshit Gesellschaft
Wenn nun stets mehr Tätigkeiten Bullshit Jobs sind, liegt es dann nicht auf der Hand, dass sich die Gesellschaft selbst in eine Bullshit-Gesellschaft umwandelt? Sonst hätten doch die aufgeweckten Geister im Lande längst erkannt, dass der Keynes recht hatte: Wir könnten heute mit Leichtigkeit als Freizeit-, Muße- und Bildungsgesellschaft unser Leben auf Erden einrichten. Ohne zu darben.
Auf unsere aktuelle Situation bezogen ergäbe sich folgende Konsequenz: Der Bullshit Job Soldat würde wegfallen und damit sogleich der ewige Frieden auf Erden ausbrechen. Die so unelegant gesponnene Geschichte von der Krise mit Russland würde sich schwuppdiwupp einfach auflösen. Die Generäle gingen nach Hause und arbeiteten auf der Datscha. Die Politiker würden einfach ignoriert und demnächst merken, dass sie keiner mehr ernst nimmt. Sie gingen nach Hause, um ihre Memoiren zu schreiben. Friede, Freude, Eierkuchen. Alles in Butter. Der Mensch hätte sich mal wieder ausgetobt. Vorläufig. Das Wichtigste: Mutter Erde zieht noch immer unbeeindruckt ihre Bahnen um die Sonne. Was letztendlich wahrlich von wesentlicherer Bedeutung ist als die idiotische Aufgeregtheit von ein paar Milliarden Zweibeinern, bei denen allmählich das Hirn ausleiert.
Bullshit Leben
Mann kann eigentlich zu keiner anderen Schlussfolgerung gelangen. Stellen Sie sich mal folgende Logik vor: In unserer Gesellschaft gibt es die Werbeindustrie, deren Aufgabe es ist, einen Wunsch im Menschen zu mobilisieren für ein Produkt, das er nicht zum Leben braucht. Aber er kauft es dann trotzdem. Denn er hat ja Geld. Er kann es sich leisten. Sein Hirn liefert bereitwillig irgendwelche schwachsinnigen Begründungen. Er ist überzeugt. Er will was er will. Er kauft.
Und so kam und kommt es zur beliebtesten Freizeittätigkeit in unserer Zeit, die sich „Shopping“ nennt. Wie bescheuert das ist? Extrem bescheuert. Vor allem beim Fressen sind wir so weit vom Überlebensstandard entfernt, dass mittlerweile Fettleibigkeit einen der wichtigsten Krankheitsgründe in unserer sogenannten Zivilisation ausmacht. Daher auch Zivilisationskrankheit genannt.
Na, sind wir nicht wahre Lebenskünstler? Wir sind mit Hilfe unserer sogenannten Berufe sogar in der Lage, Gesundheit in Krankheit zu verwandeln. Großartig. Und jetzt – aufgepasst – jetzt, in der Stunde der selbst fabrizierten Not, jetzt kann uns die Pharmaindustrie angeblich vor dem Elend und Tode retten. Halleluja! Der moderne, total aufgeklärte Mensch vertraut natürlich nicht mehr der Natur, schon gar nicht sich selbst, sondern dem Herrn Doktor, dem Experten, vor allem dem gebenedeiten Experten der Pharmaindustrie. Und damit schließt sich der Kreis: Der moderne Mensch lernt Bullshit in der Schule, er bekommt einen Bullshit Job und führt daher ein Bullshit Leben, in dem er größtenteils Bullshit „produziert“. Und diese Menschen mit einem Bullshit Leben bilden letztendlich eine Bullshit Nation. Aus Bullshit kann schlussendlich nur Bullshit entstehen.
Der Mensch und seine Ethik
Man traut sich ja kaum noch, von Ethik zu sprechen, denn die peinliche Ethik ist irgendwann und irgendwo auf der Strecke geblieben. Selbst das Thema Ethik an sich hat angeblich keinen sonderlich starken Anspruch auf Existenzberechtigung. Der moderne Mensch hat sozusagen die Phase der ethischen Zwänge überwunden, um sich vollkommen den Wundern der kommerziellen Schöpfungen hinzugeben. Auch die Kirche hat das inzwischen eingesehen und führt daher lediglich noch ein ethisches Scheindasein, das sich bestens in den Wirtschaftskreislauf integriert. Nun, der liebe Gott wird sicherlich nichts dagegen haben. Wir erinnern uns: „Sobald das Geld im Kasten klingt...“ Des Luthers Martin hat sich damals völlig umsonst aufgeregt, denn der Anspruch der Kirche stimmt tatsächlich, dass man mit Geld sozusagen alles kaufen kann. Einfach alles. Der Gott Mammon ist nämlich in der Tat der wahre Gott. Endlich darf man das offen aussprechen.
Wir erleben die wahre Natur eines Systems, das sich selbst ad absurdum geführt hat. Der Anspruch nach dem Zweiten Weltkrieg von der Entwicklung des Gleichschritts eines kapitalistischen Wirtschaftssystems mit dem Aufblühen von Demokratie hat sich als Betrug herausgestellt. Das kapitalistische Wirtschaftssystem führt ohne die Kontrolle durch eine direkte Demokratie von aufgeklärten, hoch gebildeten, mit Berufung gesegneten Bürgern zwangsläufig in ein totalitäres System, genannt Faschismus. Frage: Wie wollen wir da je wieder herauskommen?
Der Mensch ohne seine Würde ist kein Mensch
Wir alle wissen das. Schließlich beginnt unser Grundgesetz mit dieser wichtigsten Aussage des ganzen Gesetzeswerkes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Alle die für die Einhaltung dieser tiefen Weisheit zuständig sind, haben versagt. Die Politiker sowieso. Aber leider auch die gesamte Justiz, inklusive der vorgesehenen Hüter unserer Freiheit, dieser Armleuchter beim Bundesverfassungsgericht. Wer sich auf die verlässt, der ist wahrlich verlassen.
Erlauben Sie mir bitte zum Schluss, für die einfachen guten Menschen, für die unverbesserlichen Moralisten und Ethiker, für alle anständigen Männer, Frauen und Kinder eine Botschaft aus einer anderen, aus einer besseren Welt mitzuteilen: Der Mensch steht über allem, sein Leben steht über dem Eigentum. Die Arbeit steht über dem Kapital. Das ist eine wahrlich humane Gesellschaft. Wenn man hingegen das Schicksal einer Gesellschaft in die Hände von Psychopathen legt, so wie heute, dann kommt schließlich immer Faschismus dabei heraus.
Alles beginnt beim Individuum. Der wahre Humanismus, der den Menschen in den Mittelpunkt seines Denkens und Handelns stellt, hat das Ziel, die Potentialitäten des Menschen in einem sozialen Kontext zur vollen Entfaltung zu bringen. Der Mensch ist geboren, um geistige und materielle Arbeit zu leisten, die ihn selbst erfüllt und die ihn gleichzeitig zu einem wertvollen und glücklichen Mitglied in der Gemeinschaft macht, die ihrerseits ihm stets zur Seite steht.
Glückseligkeit und Friede eines Menschen und eines Volkes erwachsen aus der Erfüllung von in uns angelegten Missionen für das Leben. Wenn das Leben gelingen soll, dann muss ein jeder und muss ein Volk auf unsere innere Stimme hören und unsere Bestimmung ausleben. In Harmonie mit den Gesetzen der Natur.
Rainer Maria Rilke:
„Ich glaube an alles noch nie Gesagte.
Ich will meine frommsten Gefühle befreien.
Was noch keiner zu wollen wagte,
Wird mir einmal unwillkürlich sein.“
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In diesem Sinn schlagen wir vor, sich mit unserem Werk „Die Humane Marktwirtschaft“ zu beschäftigen, denn dieses System baut auf gänzlich neuen Methoden auf, was Nachhaltigkeit und Wertaufbewahrung betrifft. Es baut auf auf den Prinzipien des Humanismus und soll den Menschen die Möglichkeit zurückgeben, wieder ein sinnvolles Leben zu führen, ohne Zwänge und Zukunftsangst. Es kommt ohne Lohnsteuer aus und Inflation ist nicht nur nicht vorgesehen, sondern unmöglich. Genauso wie eine unkontrollierte Vermehrung der Geldmenge im Umlauf ausgeschlossen ist. „Die Humane Marktwirtschaft“ wird die Gier nicht mehr fördern und Kapitalanhäufungen in einer Größe, die Staaten erpressen können, sind auch nicht mehr möglich. Unterm Strich aber wird jeder etwa 30 Prozent mehr Geld zur Verfügung haben, das nicht mehr in die Taschen der Bankster und Oligarchen fließen kann. Eine Leserin hat spontan gesagt: „Das ist ja dann das Paradies!“ So weit wollen wird nicht gehen, aber im Vergleich zum bestehenden System, kommt es dem sehr nahe. Geht nicht? Urteilen Sie erst, wenn Sie es gelesen haben. Bestellen Sie Ihr persönliches Exemplar direkt beim Verlag hier oder erwerben Sie es in ihrer Buchhandlung.
Wie war das 2008 mit der Finanzkrise? Was hat sie wirklich ausgelöst und warum war sie „systemimmanent“? Lesen Sie dazu die Analyse von Peter Haisenko aus dem Jahr 2008:
https://www.anderweltonline.com/wirtschaft/wirtschaft-2013/die-verschwiegenen-ursachen-der-jahrhundertkrise/
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Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Ist es nicht beeindruckend, wie Hans-Jürgen Geese vom anderen Ende der Welt die Lage auch in Deutschland treffend analysiert? Da können wir Ihnen nur empfehlen, das Werk desselben Autors zu genießen. Mit dem Titel „Ausverkauf vom Traum Neuseeland“ spannt Geese den Bogen von Neuseeland zu Deutschland. Seine messerscharfen Analysen zeigen auf, wie die Bürger weltweit von den immer gleichen Akteuren mit den immer gleichen Methoden unterdrückt und ausgebeutet, ja zu Sklaven gemacht werden. Täuschen Sie sich nicht. Was Geese in Neuseeland wie unter dem Brennglas aufzeigt, findet auch in Deutschland statt. Es ist nur nicht so leicht zu erkennen. „Ausverkauf vom Traum Neuseeland“ ist erhältlich im Buchhandel oder bestellen Sie Ihr Exemplar direkt beim Verlag hier.
Hier können Sie eine Rezension zu diesem Werk ansehen:
https://www.anderweltonline.com/kultur/kultur-2020/ausverkauf-vom-traum-neuseeland-wie-ein-bluehendes-land-verramscht-wurde/