Begegnung auf dem Weihnachtsmarkt
Bedächtig öffnete Oskar den Umschlag, den er soeben aus dem Briefkasten nach oben geholt hatte, mit einem silbernen Brieföffner. Das gute Stück hatte er einmal vor vielen Jahren von einer Freundin geschenkt bekommen. Das ist lange her und längst war die Frau aus Oskars Leben verschwunden. Der Brieföffner tat seine Dienste immer noch. Emma, seine jetzige Lebensgefährtin, saß ihm am Küchentisch gegenüber und beobachtete aufmerksam jeden seiner Handgriffe. Oskar nippte noch einmal an seinem Kaffee, dann setzte er seine Lesebrille auf, zog das im Umschlag befindliche Schreiben vorsichtig heraus, entfaltete es und las.
„Darf ich fragen, was das ist?“, fragte die Frau mit leicht schnippischem Unterton.
„Gleich, Liebes, gleich“, vertröstete Oskar sie mit abwehrender Handbewegung und las kopfschüttelnd weiter.
Endlich blickte er auf, sah Emma mit traurigen Augen an und schob ihr das Schreiben über den Küchentisch zu.
„Ich fürchte, Weihnachten muss in diesem Jahr ausfallen“, sagte er tonlos.
„Ach – die Zahnarztrechnung, ich habe es geahnt.“
Oskar nickte.
„Dann will ich es gar nicht sehen“, entschied Emma resolut und schob ihm das Schreiben über den Tisch zurück.
„Wie viel“, fragte sie nach einer kurzen Pause.
„1265 Euro und 20 Cent.“
„Oje“, stöhnte Emma auf und presse beide Hände an die Ohren. „Ich kann es wirklich nicht mehr hören: Erst die Mieterhöhung, dann das Finanzamt, dann die Autoreparatur und jetzt das. Wir kommen mit unserer dürftigen Rente auf keinen grünen Zweig mehr. Wie soll das denn nur weitergehen?“, schluchzte sie und vergrub nun ihr Gesicht in ihren Händen.
Gewohnt, die Rolle des Mannes einzunehmen, der nicht aufgibt und immer eine Lösung findet, reckte er seine Arme über den Tisch, ergriff die der Frau und drückte sie sanft herunter auf die Tischplatte.
„Nicht weinen, Liebes“, sagte er zärtlich. „Wir haben doch schon viel schlimmere Situationen gemeistert. Oder etwa nicht? – Na also. Da ist jetzt einiges zusammengekommen, was unser Budget ganz schön belastet, aber das haut uns nicht um. Die Sache beim Finanzamt habe ich erledigt und den Dauerauftrag für die Miete habe ich auch entsprechend erhöht. Da kann uns also gar nichts passieren. Die Werkstatt hat schon zugestimmt, dass wir die Rechnung in Raten zahlen können und ich bin sicher, unser Zahnarzt wird das auch akzeptieren.“
„Aber dann müssen wir das ganze nächste Jahr lang alte Rechnungen abstottern. Dann können wir uns nicht einmal mehr die eine Pizza im Monat beim Italiener leisten. Geschweige denn ein Paar neue Schuhe, die ich dringend bräuchte. Und es darf nichts mehr dazwischen kommen, sonst sind wir am Ende.“
Oskar nahm Emmas Verzweiflung durchaus ernst und im Grunde seines Herzens wusste er, dass sie Recht hat. Das durfte er aber auf keinen Fall zugeben, sonst hätte er sie noch tiefer ins momentane Elend gestürzt. Die Frau, mit der er seit 14 Jahren zusammen war und die er in all den Jahren lieben gelernt hatte, bedurfte jetzt seines Zuspruchs, wie so oft in der Vergangenheit. Er wollte sie auch jetzt nicht enttäuschen. Es musste ihm etwas einfallen, um sie aus dieser trüben Stimmung herauszuholen. Er konnte sie nicht weinen sehen.
„Ich habe eine Idee“, verkündete er mit fester Stimme und klatschte dabei aufmunternd in die Hände.
„Oje, wenn du schon so anfängst…“
„Na, na, was soll das denn heißen?“ gab sich der Mann leicht empört.
„Ach Oskar, ich kenn dich doch“, sagte die Frau ruhig und wischte sich mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen. „Nur um mich aufzuheitern, erzählst du irgendeine tolle Geschichte oder wirfst eine abgefahrene Idee in den Raum, um wenig später zugeben zu müssen, dass es so doch nicht funktioniert. Aber erst einmal hast du meine Trübsal vertrieben. Das ist ein bewundernswerter Zug in deinem Wesen und auch dafür liebe ich dich.“
„Das hast du schön gesagt und ich danke dir für dieses liebe Kompliment“, sagte Oskar sanft, während er ihre Hände streichelte, die immer noch auf der Tischplatte lagen. „Aber dieses Mal habe ich wirklich eine gute Idee. Und die ist auch machbar, relativleicht sogar.“
„Ach! Da bin ich aber gespannt.“
„Weißt du, als ich vorhin sagte, Weihnachten müsse in diesem Jahr ausfallen, war ich etwas geschockt über diese unfreundliche Zahl auf der Zahnarztrechnung. Aber das war voreilig und du darfst meinen Spruch nicht so wörtlich nehmen. Natürlich wird Weihnachten auch in diesem Jahr nicht ausfallen. Es wird nur vielleicht etwas bescheidener sein.“
„Du lieber Himmel. Das letzte Weihnachten, das wir zusammen verbracht haben und das nicht bescheiden war, liegt lange zurück.“ Emma konnte mitunter sehr streng sein und wenn es ums Geld ging, verstand sie überhaupt keinen Spaß.
„Oh nein, wollen wir uns jetzt wieder festbeißen an der alten Nummer: Damals war’s und uns einmal mehr darüber grämen, dass es heute nicht mehr so ist?“
„Nein, das wollen wir nicht“, lenkte Emma ein. „Mir ist nur das Wort ‚bescheiden’ aufgestoßen. – Aber jetzt komm endlich raus mit deiner genialen Idee.“
„Ich habe nicht gesagt, dass meine Idee genial ist, aber sie ist praktikabel.“
„Umso besser.“
Emmas Fähigkeit, innerhalb weniger Minuten die ganze Bandbreite emotionaler Befindlichkeiten mit voller Hingabe auszuleben: zu Tode betrübt, hilflos weinend, starrsinnig, wütendes Zetern und Keifen, lauthals lachen, übertriebene Alberei… konnte einem Mann schon ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen abverlangen. Oskar war darin geübt und ihr jetzt provozierend lässig dahingeworfenes ‚umso besser’ überhörte er geflissentlich und trug mit größtmöglicher Sachlichkeit seine Idee vor.
„Der Blick auf den Kalender sagt dir, in vier Wochen ist Nikolaus. An dem Tag machen wir üblicherweise einen kleinen Spaziergang rüber zum Weihnachtsmarkt, gönnen uns jedem eine Bratwurst und einen Becher Glühwein, manchmal auch zwei. Und damit läuten wir gewissermaßen die Weihnachtszeit ein, egal ob es schneit oder die Sonne scheint. – Stimmt’s?“
Emma nickte stumm. Ja, das war ein kleines Ritual, das sie seit Jahren pflegten und das sie sehr lieb gewonnen hatte.
„Also“, fuhr Oskar entschlossen fort, „genauso werden wir es dieses Jahr auch wieder halten. Und damit wir uns diesen kleinen Luxus dann auch leisten könnten, werfen wir ab heute jeden Tag einen Euro in unser kleines, an Unterernährung leidendes Sparschwein.“ Damit stand er auf, ging zum Fenster, nahm das dort schon seit Langem unnütz herumstehende Keramikschwein mit der lustig bemalten Schnute, und stellte es auf den Küchentisch. Ehe er sich wieder setzte, nestelte er eine Euromünze aus seiner Hosentasche und ließ sie klimpernd durch den Schlitz im Bauch des Schweinchens verschwinden.
„Siehst du, so machen wir es jetzt jeden Tag. Bis Nikolaus haben wir dann 30 Euro beisammen – mehr als wir auf dem Weihnachtsmarkt brauchen. Und wenn wir das Schweinchen dann noch weiter füttern, reicht es einen Tag vor Heiligabend auch noch für einen kleinen Christbaum. – Was meinst du?“
Emma hatte ihr Lächeln zurückgefunden. Dieses Mal war Oskars Idee tatsächlich keine Spinnerei. Das war machbar und es half, ihre Weihnachtstradition, so bescheiden sie war, aufrecht zu erhalten. Das war ihr wichtig und dass Oskar dafür einen vernünftigen Weg gefunden hatte, machte sie glücklich. Sie stand auf, ging um den Tisch zu ihrem Mann, umarmte ihn und gab ihm einen innigen Kuss.
„Das ist wirklich eine gute Idee“, sagte sie und streichelte seinen Kopf mit dem immer noch ziemlich vollen Haar. „Ich bin dabei.“
Am Nikolaustag schien – wie all die Tage und Wochen davor – die Sonne, das Thermometer zeigte am frühen Nachmittag 9 Grad und genau genommen fehlte für einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt jegliche Stimmung. Aber das war egal. Oskar und Emma hatten es so geplant, das Keramiksparschwein mit der lustig bemalten Schnute hat 30 Euro hergegeben und dem alljährlichen Ritual mit Bratwurst und Glühwein stand nichts mehr im Wege.
Die schön gestalteten Holzbuden hatten immer ihren festen Platz und so konnten die beiden Händchen haltend zielstrebig ihren Glühweinstand ansteuern. Während Oskar nebenan die Bratwürste besorgte, bestellte Emma zwei Becher Glühwein. Manches Jahr waren sie froh, einen Platz unter einem Heizstrahler ergattert zu haben und rückten gern mit anderen Gästen zusammen, nur um etwas Wärme abzubekommen. Das war heute nicht nötig. Bei den Temperaturen brauchte es keinen Heizstrahler und sie konnten es sich an einem runden Tisch neben dem Tresen bequem machen. Der Glühwein schmeckte trotz der Wärme, die Bratwurst sowieso. Gerade waren sie genussvoll bei der Sache, als sich ein Mann mittleren Alters ihrem Tisch näherte. Groß gewachsen, elegant gekleidet, eine imposante Erscheinung.
„Darf ich mich zu Ihnen setzen oder möchten Sie lieber ungestört bleiben“, fragte der Mann höflich und auch seine Stimme war ausgesprochen angenehm. Emma sah an ihm auf und erkannte keinen Grund, weshalb der freundliche Zeitgenosse nicht an ihrem Tisch Platz nehmen sollte.
„Aber ja, sehr gern“, sagte sie mit einladender Geste auf den freien Hocker am Tisch.
„Es gibt genügend Platz hier und ich könnte auch dort in der Ecke allein sitzen, ich weiß“, entschuldigte sich der Mann. „Aber mir ist gerade nicht nach Alleinsein und Sie beide habe so eine gute, liebevolle Ausstrahlung, dass ich mir dachte, hier könnte ich für eine halbe Stunde gut aufgehoben sein.“
„Eine halbe Stunde“, sagte Oskar streng, „na gut, meinetwegen“.
Der Mann, der schon Platz genommen hatte, wollte ob dieser Ansage schon wieder aufstehen. Emma legte ihre Hand auf seinen Arm und hielt ihn auf dem Hocker.
„Machen Sie sich keine Gedanken, er macht nur Scherze. Sie sind selbstverständlich herzlich willkommen an unserem Tisch, auch wenn Sie länger bleiben als eine halbe Stunde.“
„Ja, ja, war wirklich nur ein Scherz“, gab Oskar in sich hineinkichernd von sich. „Wir freuen uns über jede Begegnung mit jungen Leuten. Ich will nur noch schnell den Rest meiner Bratwurst vertilgen, dann stehe ich Ihnen voll und ganz zur Verfügung.“
Erst stutzte der Mann, dann lachte er herzlich. „Ich denke, es war die richtige Entscheidung, Ihren Tisch anzusteuern. Von Ihnen geht nicht nur ganz viel Liebe aus, Sie haben auch viel Humor. Dieser Kombination begegnet man heutzutage nicht mehr allzu oft.“
Es entspann sich ein ausgesprochen unterhaltsames Gespräch über Politik und Wirtschaft, über Theater und Bücher, über Weihnachten und die Qualität von Bratwürsten und Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt.
„Ich kenne Sie“, platzte Emma unvermittelt heraus. „Ich habe Sie schon gesehen, ich weiß nur nicht mehr wo.“
„Naja, mir gehört der Schmuckladen nebenan. Vielleicht waren Sie dort mal als Kundin.“
„Genau, jetzt erinnere ich mich. Im Sommer war ich da und habe in Oskars Uhr eine neue Batterie einsetzen lassen. Und das waren Sie.“
„Das kann gut sein. Wenn viel Kundschaft da ist, helfe ich auch hinter der Ladentheke aus. – Aber ich sehe, Sie haben auch nichts mehr zu trinken. Darf ich Sie noch auf einen Glühwein einladen?“
„Oioioi, wenn ich noch so einen Becher trinke, bin ich knülle, und wenn ich knülle bin, sage ich manchmal komische Sachen“, versuchte Emma einigermaßen halbherzig, die Einladung abzuwehren.
„Und wie ist das mit Ihnen“, fragte der Mann an Oskar gewandt.
„Oh, wenn Sie mich so fragen: Ich habe nichts dagegen und nehme die Einladung gerne an.“
Der Mann ging rüber zum Tresen, um seine Bestellung aufzugeben. Dort herrschte ein ziemlicher Andrang und er musste sich etwas gedulden. Endlich war er an der Reihe und wenig später balancierte er die drei Becher mit dampfendem Glühwein auf einem kleinen Tablett zurück an den Tisch, wo Oskar und Emma geduldig warteten.
„Ach wie reizend“, gab Emma ihrem Drang nach, etwas Nettes sagen zu müssen. „Aber jetzt mussten Sie unseretwegen auch noch anstehen. Wie peinlich.“
„Da muss Ihnen gar nichts peinlich sein“, entgegnete der Mann amüsiert. „Wenn viel Betrieb ist, muss man halt ein wenig Geduld haben. Außerdem sind wir ja nicht in Eile. Ich jedenfalls nicht.“
„Wir erst recht nicht, beeilte sich Oskar, den Mann in seiner freundlichen Gelassenheit zu bekräftigen. „Wissen Sie, meiner Frau ist schnell mal etwas peinlich, obwohl es gar keinen Grund für Peinlichkeit gibt. Das ist nur eine kleine Marotte von ihr, das darf man nicht so ernst nehmen.“
„Na hör mal, du nimmst mich nicht ernst“, gab sich Emma empört und stupste Oskar mit ihrer kleinen Faust auf den Oberarm.
„Da, sehen Sie, geschlagen werde ich auch noch.“
Alle drei lachten und prosteten sich mit den frisch gefüllten Glühweinbechern zu.
„Ich bin wirklich sehr froh, dass ich hier mit Ihnen zusammensitzen kann. Ihre Gesellschaft tut mir gut“, sagte der Mann mit unerwarteter Ernsthaftigkeit. „Auch wenn ich aller Wahrscheinlichkeit nach der Jüngste in der Runde bin, erlaube ich mir, das ‚Du’ vorzuschlagen. Ich will nicht aufdringlich sein, aber so sympathische Menschen wie Sie spreche ich gern mit ihren Vornamen an. – Sebastian.“
„Sehr gern“, kam es von Oskar wie aus der Pistole geschossen und er erhob erneut seinen Becher. „Oskar.“
„Sebastian, was für ein schöner Name“, säuselte Emma. „Du darfst mich Emma nennen.“ Sie fand es schön, dass endlich mal wieder ein junger Mann in ihren Dunstkreis geraten ist, und in dem Gespräch bislang überhaupt nicht über Krankheiten gesprochen wurde.
„Jetzt, da wir uns auf so unkomplizierte Weise näher gekommen sind und uns mit Vornamen anreden, möchte ich noch einmal betonen, wie sehr mich die außergewöhnliche Aura anspricht, die euch umgibt. Ihr seid ein hinreißendes Paar und vermittelt für jeden, der Augen im Kopf und ein Herz in der Brust hat, den Eindruck von vorbehaltlosem Vertrauen, Zugehörigkeit und tiefempfundener Liebe. Das ist einfach nur schön.“
„Oh Mann, jetzt kriege ich aber wirklich rote Bäckchen“, sagte Emma verschämt und tätschelte Sebastians Hand. „So viele Komplimente auf einmal – da muss man ja erröten.“
Oskar lachte und sprach dem Glühwein zu.
„Darf ich fragen, wie lange ihr schon verheiratet seid?“
„Gar nicht“, gab Oskar trocken zurück.
Sebastian war irritiert. Jede Wette wäre er eingegangen, dass dieses Paar die Goldene Hochzeit schon hinter sich hat oder kurz davor ist, sie zu begehen.
„Ihr seid nicht verheiratet?“, fragte er ungläubig.
„Nein, sind wir nicht“, gab Emma mit leicht pikiertem Unterton zu verstehen. „Aber wir leben seit 13 Jahren zusammen und verlobt sind wir immerhin auch schon, seit drei Jahren.“
„Ja, das hat sich so ergeben“, fügte Oskar erklärend hinzu. „Wir werden heiraten, das haben wir beschlossen, vielleicht schon im nächsten Jahr. Hängt ganz davon ab, ob wir das Geld für eine halbwegs anständige Feier mit unseren Freunden zusammen bekommen. Denn so ganz sang- und klanglos wollen wir es nicht machen. Auch wenn wir beide nicht mehr ganz taufrisch sind – die Lust aufs Feiern ist uns noch nicht vergangen.“
„Ihr seid beide auf Rente?“, fragte Sebastian nüchtern.
„Ja“, kam die Antwort unisono aus beider Mund.
„Und wenn ich das richtig verstanden habe, ist das, was ihr da monatlich zur Verfügung habt, nicht besonders üppig.
„Nein, das ist es wahrlich nicht“, bestätigte Oskar in sachlichem Ton. „Aber wir wollen uns nicht beklagen. Wir kommen zurecht, es darf nur nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommen.“
„Ja, das ist wohl wahr“, bekräftigte Emma, nahm einen Schluck von ihrem Glühwein und heftete ihren Blick auf die Tischplatte. Oskar saß ihr mit ebenfalls gesenktem Haupt gegenüber.
„Hej, was ist los mit euch?“, fragte Sebastian, dem das veränderte Verhalten der beiden natürlich nicht entgangen ist. „Die ganze Zeit wart ihr gut drauf, habt gestrahlt und gelacht, und jetzt auf einmal diese Traurigkeit. Ich habe wohl einen wunden Punkt erwischt. Aber wenn es so ist, dann haltet nicht hinterm Berg damit. Sagt schon, wo drückt der Schuh?“
„Nein, nein, lass mal gut sein“, grummelte Emma und tätschelte Sebastians Hand. „Lass uns über etwas anderes reden. Heute ist Nikolaus und wir wollen uns auf Weihnachten einstimmen. So haben wir es all die Jahre gehalten und so soll es auch in diesem Jahr sein.“
„Ach Leute, jetzt seid nicht albern“, insistierte Sebastian. „Ein bisschen Menschenkenntnis habe ich schließlich auch. Ihr habt Geldsorgen. Darüber wollt ihr nicht reden und ihr wollt es euch auch nicht anmerken lassen. Aber ich habe mit meiner neugierigen Fragerei den wunden Punkt getroffen. Es ist allein meine Schuld. Also, dann habt jetzt auch keine Scheu, mit mir darüber zu sprechen. Es ist etwas dazwischen gekommen, was nicht hätte sein sollen und das euch Sorge bereitet. Stimmt’s?“
„Hmmm“, gab Oskar kopfnickend von sich und sah Sebastian in die Augen. „Wir schaffen das, kein Problem. Es wird halt nur ein Weilchen dauern.“
„Das Weilchen wird wie lange sein?“
„Na ja, das ganze nächste Jahr. Wenn wir Monat für Monat die Raten abstottern, sind wir bis nächstes Jahr Nikolaus durch.“
„Aber dann darf nicht noch einmal etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommen, nicht wahr?“ Sebastian war jetzt ganz Geschäftsmann. „Und um wie viel geht es?“
„Etwas mehr als 2000 Euro“, gab Oskar kleinlaut zu. „Für die meisten Leute wohl eher ein Lacher, ich weiß, aber wir müssen nun mal mit jedem Euro rechnen, und dann tut diese Summe schon weh.“
„Ich verstehe“, sagte Sebastian nachdenklich, „aber ihr solltet euch das Weihnachtsfest dadurch auf keinen Fall vermiesen lassen.“
„Nein, das machen wir nicht“, meldete sich nun auch Emma wieder zu Wort und erzählte Sebastian Oskars Idee von dem täglichen Euro im Sparschwein. „Weil mein Mann so klug ist, sind wir heute hier und wir werden auch wieder einen kleinen Weihnachtsbaum haben. Schenken müssen wir uns gegenseitig nichts. Wir haben uns, das ist das größte Geschenk und ansonsten haben wir alles.“
Sebastian stand abrupt auf und wandte sich ab. Er hatte Tränen in den Augen und wollte nicht, dass Oskar und Emma das sehen.
„Bleibt bitte hier sitzen. Ich muss nur mal schnell rüber zur Bank, bevor die schließt. Bin gleich wieder da.“
„Heute ist zwar Sonnabend, aber jetzt macht die Bank noch nicht dicht“, stellte Oskar fest. „Was soll’s? Wenn er meint.“
Keine zehn Minuten später war Sebastian zurück. „So, da bin ich wieder“, verkündete er mit breitem Lachen. „Wie ich sehe, habt ihr zu eurer Fröhlichkeit zurückgefunden. Das ist gut so, denn es gibt auch keinen Grund, Trübsal zu blasen.“ Damit steckte er Oskar einen Bündel Geldscheine in die Außentasche seines Anoraks und zog den Reißverschluss zu.
„Ein kleines Weihnachtsgeschenk von mir“, sagte er fröhlich. „Aber erst zu Haus öffnen. Jetzt nicht. – So, ich denke, es ist Zeit zu gehen. Es war mir eine große Freude, euch kennengelernt zu haben. Ihr seid ein wunderbares Paar und wenn es mehr Menschen wie euch gäbe, wäre die Welt eine bessere. Bleibt euch treu und gewogen und verliert nie das Vertrauen auf den anderen. Liebe kann mitunter sehr wählerisch und ungerecht sein, aber wenn man sich vorbehaltlos vertraut, kann nichts passieren.“
„Wieso willst du denn jetzt schon gehen? Ich hätte uns jetzt auch noch gerne einen Becher Glühwein spendiert“, mokierte sich Oskar.
„Lass mal gut sein, mein Bester“, sagte Sebastian besänftigend und legte Oskar seine Hand auf die Schulter. „Wir hatten eine schöne Zeit miteinander und ich bin ausgesprochen dankbar, dass ich euch heute begegnen durfte.“ Damit drehte er sich um und verschwand in der Menge der Weihnachtsmarkt-Besucher.
„Ein ausgesprochen sympathischer Mann“, stellte Emma fest und leerte den Rest ihres Bechers. „Sieh doch mal nach, was er dir da in die Tasche gesteckt hat.“
„Erst zu Hause, hat er gesagt, und daran werde ich mich halten. Sei nicht so neugierig.“
Kaum war die Wohnungstür hinter ihnen ins Schloss gefallen, machte sich Emma am Reißverschluss der Brusttasche von Oskars Anorak zu schaffen. Jetzt wollte sie Sebastians kleines Weihnachtsgeschenk endlich begutachten. Oskar hatte mit dieser Neugier-Attacke gerechnet und ließ Emma gewähren. Fünf Scheine zog sie schließlich aus dem schmalen Schlitz, fünf große Scheine. Sie konnte sich nicht erinnern, schon einmal lilafarbene Banknoten in Händen gehalten zu haben.
„Ich werd’ verrückt“, stieß sie atemlos hervor und wedelte mit den Scheinen vor Oskars Gesicht. „Fünf mal 500 Euro! Siehst du das?“
„Ja, ich sehe es, natürlich“, stammelte Oskar, zog seinen Anorak aus und hängte ihn an die Garderobe.
„Ich muss mich setzen“, japste Emma und eilte in die Küche. Er folgte ihr und wenig später saßen beiden am Küchentisch und bestaunten die sorgfältig nebeneinander ausgebreiteten fünf lilafarbenen Banknoten.
„Das sind 2.500 Euro“, rief Emma viel lauter als nötig.
„Ja, so weit kann ich auch rechnen und du musst nicht schreien. Ich bin nicht schwerhörig“, versuchte Oskar die Erregtheit seiner Frau etwas zu dämpfen.
„Na du bist ja ein ganz Abgebrühter. Tust so, als sei es das Normalste von der Welt, dass uns ein wildfremder Mann so viel Geld schenkt.“
„Nein, ich bin ganz und gar nicht abgebrüht, das weißt du, und ich bin genau wie du sehr erstaunt über dieses Geschenk. Ich möchte nur nicht, dass du dich so aufregst.“
„Ist ja gut“, erwiderte Emma genervt und lehnte sich zurück. “Ich rege mich schon wieder ab. – Könntest du mir bitte ein Glas Bier einschenken? Das würde mir beim Abregen helfen. Ich habe einen ganz trockenen Mund.“
Diesen Auftrag erledigte Oskar gern, denn auch er wollte seine Aufregung hinunterspülen. Als er wieder Platz genommen hatte uns sie sich mit dem Bier zuprosteten, war beider Stimmung schon deutlich gelöster.
„Das Geld können wir nicht behalten“, sagte Emma traurig. „Wir müssen es zurückbringen, gleich am Montag.“
„Nein“, entgegnete Oskar entschieden und schüttelte den Kopf. „Warum sollten wir das tun?“
„Weil es sich nicht gehört, es zu behalten. Das ist mir peinlich.“
„Ach du und dein peinlich.“ Oskar war ungehalten. „Was ist denn daran peinlich? Ein Mann, der uns sympathisch findet und Mitleid mit unserer augenblicklichen Situation hat, will uns helfen und schenkt uns zu Weihnachten 2500 Euro. Das macht er aus freien Stücken und er kann es sich ganz offensichtlich leisten. Sonst würde er es nicht tun.“
„Das klingt schon wieder so abgebrüht“, grummelte Emma und nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Bier. „Aber vielleicht hast du ja recht. Ein Geschenk zurückzugeben ist in gewisser Weise auch beleidigend.“
„Sehr richtig, und beleidigen wollen wir Sebastian nun ganz bestimmt nicht. Abgesehen davon darfst du natürlich eines nicht vergessen: Mit dem unerwarteten Geldsegen sind wir mit einem Schlag aller Probleme ledig. Das ist doch ein Segen, ein Geschenk des Himmels. Hättest du dir das träumen lassen, als wir heute Mittag losmarschiert sind zum Weihnachtsmarkt?“
Oskar war bemüht, die ganze Angelegenheit nüchtern und sachlich zu behandeln. Wenn es ihm nicht gelang, Emmas Zweifel auszuräumen, würde sie die ganze Nacht kein Auge zutun.
„Sieh es doch mal so“, versuchte er nun, sie mit unwiderlegbaren Argumenten zu überzeugen. „Wir können alle unsere Rechnungen begleichen, müssen nicht das ganze nächste Jahr lang Raten abstottern und haben sogar noch was übrig, um es uns an Weihnachten richtig schön zu machen. – In den letzten Monaten waren wir nicht gerade vom Glück verfolgt, jetzt hat Fortuna entdeckt, dass es uns auch noch gibt. Das ist doch wunderbar.“
Nachdenklich versunken saß Emma auf ihrem Stuhl und nippte an ihrem Bier. „Ja, das ist mir ja auch klar und ich bin natürlich glücklich, diese Last nicht mehr zu haben. – Aber dann gehen wir am Montag in jedem Falle vorbei und bringen dem Sebastian ein Geschenk.“
„Das machen wir“, stimmte Oskar freudig zu. „Wir kaufen eine richtig gute Flasche Rotwein. Ich denke, da können wir nichts falsch machen.“
„Einverstanden“, sagte Emma. „Das liegt mir wirklich am Herzen. – Dann lass uns jetzt schlafen gehen.“
Am Montag gingen beide in die Weinhandlung, in der sie früher einmal gute Kunden waren, die sie aber seit Jahren nicht mehr betreten hatten. Inzwischen kauften sie sich ihr Fläschchen Wein, auf das sie nicht verzichten wollten, im Supermarkt. Da war es billiger und sie hatten sich an den Südafrikaner gewöhnt, den es dort oft im Sonderangebot gab. Im Franzosen-Regal der Weinhandlung entdeckte Oskar einen Bordeaux, den er früher gern getrunken hatte. Damals hat die Flasche um die 12 Euro gekostet, jetzt waren knapp 20 Euro dafür hinzulegen. Dennoch griff er zu.
„Wir wollen uns nicht lumpen lassen. Dank des wunderbaren Geschenks können wir uns das ja auch leisten. Bist du einverstanden?“
„Aber ja“, stimmte Emma zu. „Dann brauchen wir nur noch eine schöne Verpackung.“
Die hatte der edle Shop natürlich auch im Angebot, versteht sich, beinahe so teuer wie ihr Lieblingswein im Supermarkt. Egal. Sebastian hatte es verdient und ihr Dankeschön sollte ja auch etwas hermachen. Gemächlichen Schrittes spazierten sie die Einkaufsstraße hinunter, vorbei an den Buden des Weihnachtsmarktes, bis sie schließlich an einem Schmuckgeschäft angelangten.
„Heute geschlossen“, zeigte ein von innen an die Tür gehängtes Schild.
„Meinst du, das ist es?“, fragte Emma.
„Ich denke schon. Gleich nebenan, hat er gesagt. – Ja, sieh mal, hier auf dem Schild, da steht es: ‚Inhaber: Sebastian Burger’. Das muss es sein. Aber warum hat er seinen Laden geschlossen, jetzt so kurz vor Weihnachten. Das ist doch die Hauptsaison für Juweliere.“
„Ja, merkwürdig“, staunte Emma und legte ihren Daumen auf den Klingelknopf neben der Tür. Kurz darauf zeigte sich hinter der Tür eine Dame mittleren Alters und vollführte mit beiden Händen eine abwehrende Geste.
„Können sie nicht lesen?“, sagte sie so laut, dass man es auch draußen hören konnte und deutete auf das Schild an der Tür.
„Doch, wir können lesen“, rief Oskar in der gleichen Lautstärke zurück. „Aber wir wollen nichts kaufen. Wir wollen uns bei Sebastian bedanken und ihm ein Geschenk vorbei bringen.“
Die Frau im Schmuckgeschäft schluchzte laut auf und wand sich ab.
„Was soll das denn?“, empörte sich Emma und betätigte erneut den Klingelknopf. „Ich werde so lange klingeln, bis sie die Tür aufmachen“, verkündete sie resolut. Wer Emma kannte, wusste, dass sie Recht behalten würde.
Nach der vierten Klingelattacke öffnete die Frau drinnen entnervt die Tür. Tränen hatten ihr Augen-Makeup ruiniert und sie bot einen herzzerreißenden Anblick. „Himmel nochmal! Können Sie das denn nicht respektieren? Wir haben einen Trauerfall und möchten heute nicht gestört werden.“
„Einen Trauerfall?“, wiederholte Oskar ungläubig und schob sich an der Frau vorbei ins Innere des Ladens. Emma fest an der Hand zog er hinter sich her. „Das ist ja furchtbar“, sagte er bewegt. „Um wen muss Sebastian denn trauern? Seine Mutter, seinen Vater…?“
„Neiiiiin“, schrie die Frau hysterisch. „Sebastian trauert um niemand. Er selbst ist der Trauerfall!“
Jetzt war es an Emma, die Fassung zu verlieren. Glücklicherweise stand neben der Eingangstür ein Stuhl, auf den sie sich sinken lassen konnte. „Das darf doch alles nicht wahr sein“, keuchte sie atemlos.
Auch Oskar hatte Mühe, Haltung zu bewahren. Er stellte die opulent verpackte Weinflasche auf den Tresen und lehnte sich dagegen.
„Was ist denn passiert?“, fragte er mit zittriger Stimme. „Als wir uns vor zwei Tagen trafen, war er gesund und munter.“
„Er hat sich umgebracht“, stieß die Frau hervor und ergab sich ihrem ungehemmten Tränenfluss.
Minutenlang herrschte Schweigen in dem Geschäft, allein das Schluchzen der Frau erfüllte den Raum.
„Wie kann das denn sein?“, fragte Oskar schließlich. „Auf dem Weihnachtsmarkt sind wir uns zufällig begegnet und haben uns bestens unterhalten. Sebastian hat sich in unserer Gesellschaft sehr wohl gefühlt und uns ein schönes Geschenk gemacht. – Und jetzt ist er tot? Ich glaube es nicht.“
„Doch, es ist so“, sagte die Frau, während sie sich bemühte, die verlaufene Augenschminke mithilfe eines Papiertaschentuchs wegzubekommen. „Wann nochmal, sagten Sie, haben Sie Sebastian auf dem Weihnachtsmarkt getroffen?“
„Na vorgestern, am Nikolaustag, nachmittags gegen vier,“ gab Emma Auskunft.
„Ja, das kommt hin“, sagte die Frau, die sich inzwischen etwas beruhigt hatte. „Gegen fünf, ich erinnere mich, kam Sebastian in den Laden, wünschte uns allen einen schönen Nikolausabend und meinte er sei sehr müde und würde sich jetzt zurückziehen.“
„Als er mit uns zusammen war, machte er aber überhaupt keinen müden Eindruck“, stellte Emma nüchtern fest. „Da war er sehr wach und lebendig“.
Oskar stupste Emma an, um ihr zu verstehen zu geben, dass es jetzt besser sei, den Munde zu halten.
Emma machte eine unwirsche Drehung mit dem Oberkörper und blieb stumm.
„Wir verstehen natürlich, dass Sie das alle sehr belastet“, gab Oskar einfühlsam von sich, „und wir wollen Sie in Ihrer Trauer nicht weiter stören. Aber gestatten Sie mir noch eine Frage: Wie ist es passiert?“
„Er hat sich erhängt“, sagte die Frau knapp, „am Deckenbalken.“
„Oh Gott, ich halte das nicht aus“, stöhnte Emma auf ihrem Stuhl.
„Aber warum? Er wirkte auf uns so fröhlich, so voller Lebensfreude“, insistierte Oskar. „Ein Mensch, der so drauf ist, bindet sich doch nicht einfach einen Strick um den Hals und hängt sich auf. Das ist doch absolut widersinnig.“
„Für Sie mag es so scheinen“, sagte die Frau und wiegte ihren rotblond gelockten Schopf. „Aber wer weiß, was da hinter den Kulissen los war? Wenn Sie mich fragen, hat es in der Ehe schon länger nicht mehr gestimmt“, gab sich die Frau nun unerwartet redselig. „Ich habe es ja schon länger geahnt.“
„Aha“, raunte Emma, „eine unglückliche Beziehung also?“
„Kann man so sagen“, bestätigte die Frau und fuhr sich mit beiden Händen durch ihre Lockenpracht. „Und am Nikolaustag hat sie ihn verlassen. Mit ihren beiden Kindern und einem großen Koffer in der Hand ist sie am Morgen in ein Taxi gestiegen – und weg war sie. Wir im Geschäft haben es alle gesehen.“
„Es gab also schon länger Probleme zwischen den beiden?“, hielt Oskar das Gespräch und seine Neugier in Gang.
„Sie war keine einfache Person, sagen wir mal so,“ gab die Frau bereitwillig Auskunft. „Sie konnte recht zickig sein und mitunter war sie schon ziemlich harsch, auch Sebastian gegenüber. Das hatte er nicht verdient. Er war immer auf Ausgleich bedacht, wollte es allen recht machen…“ – Jetzt musste sie wieder weinen.
„Komm, Emma, ich denke, es ist besser, wir gehen“, entschied Oskar und half seiner Frau vom Stuhl hoch. „Es ist alles so entsetzlich traurig, aber wir können es ja nicht ändern.“
Sie verabschiedeten sich von der weinenden Frau, verließen den Schmuckladen und machten sich auf den Heimweg. Zuhause angekommen saßen sie wieder am Küchentisch, fassten sich an den Händen und versuchten, irgendwie über Sebastians Freitod hinweg zu kommen.
„Wie konnte er das nur tun?“, fragte Emma traurig. „Auch wenn die Frau ihn verlässt? Er war doch noch so jung. Da gibt es immer einen Weg.“
„Lass gut sein, Emma. Es ist wie es ist und wir können nichts dagegen tun.“
„Nein, das können wir nicht“, stimmte Emma nachdenklich zu. Aber es ist doch schon merkwürdig: Erst waren wir traurig wegen unserer Schulden, dann waren wir euphorisch, weil ein Fremder uns das Geld gegeben hat und nun sind wir erst recht traurig, weil unser Gönner von uns gegangen ist. – Ist das gerecht?“
„Nein, das ist es nicht“, sagte Oskar nach einer kurzen Pause des Nachdenkens. „Das Leben ist voller Überraschungen und gerecht ist es schon gar nicht.
„Hmmm“, nickte Emma, „dann können wir uns am besten ja auch gleich den Strick nehmen.“
„Nein, Liebes“, widersprach Oskar sanft, „das werden wir ganz bestimmt nicht tun. Ganz im Gegenteil. Wir entkorken jetzt den Bordeaux und trinken auf unsere Liebe. Es gibt nichts Größeres als die vorbehaltlose Liebe. Das hat Sebastian auch gesagt. Unglücklicherweise ist ihm dieses Geschenk versagt geblieben. Sonst weilte er noch unter uns.