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Die USA wollen den Raub von 7 Milliarden $ Afghanistans rechtfertigen

Von Peter Haisenko 

Nach der schmählichen Flucht der US-Armee aus Afghanistan hat diese nahezu ihr gesamtes militärisches Material zurückgelassen. Die US-Regierung hat dann 7 Milliarden US-Dollar eigefroren, also geraubt, die Afghanistan gehören, aber in New Yorker Banken lagern. Jetzt machen sie eine Rechnung auf, für das zurückgelassene Kriegsmaterial.

Eine Analyse des US-Verteidigungsministeriums beginnt mit der Behauptung, die Taliban-Regierung hätte US-Ausrüstung „beschlagnahmt“. Diese Formulierung empfinde ich als unpassend. Die USA haben es versäumt oder waren nicht fähig, ihre Flucht so zu gestalten, dass sie ihr Hab und Gut mitnehmen konnten. Sie haben tonnenweise hochgefährliche Gegenstände einfach zurückgelassen. Neben Fahrzeugen, Flugzeugen und Hubschraubern auch Waffen, Munition und Sprengstoff, teilweise so beschädigt, dass sie nicht nur unbrauchbar sind, sondern auch wegen der Beschädigungen hochgefährlich. Den Aufwand, diese Restbestände an Kriegsmaterial selbst zu entsorgen, haben sie sich erspart. Wie kann man da von einer Beschlagnahmung sprechen, wenn Kabul das jetzt in seine Obhut nimmt? Ist es nicht eher ein Aufräumen von unerbetenen Hinterlassenschaften eines uneingeladenen Gastes, die man im günstigsten Fall noch benutzen kann?

7 Milliarden gegen 7 Milliarden?

Interessant wird es aber, wenn man den in Washington ermittelten „Wert“ der Hinterlassenschaften erfährt. Es sollen exakt 7,12 Milliarden Dollar sein. Wie auch immer man diese Zahl ermittelt haben mag. Aber diese Zahl hat einen Hintergrund. Ich erinnere an die etwa sieben Milliarden afghanischen Dollar, die Washington „eingefroren“ hat. Ob das nicht auch genau 7,12 Milliarden sind? Geht es also in Wahrheit darum, den Raub dieser Milliarden zu legitimieren? Dass man sie niemals zurückgeben muss, jedenfalls nach amerikanischem Verständnis? Dass die Taliban-Regierung auch weiterhin dieses Geld nicht verwenden darf, um die grassierende Hungersnot zu lindern? Mit dem Ziel, der Welt zu zeigen, wie schlecht es einem gehen wird, wenn man die Amis rauswirft?

Zu dieser „Wertfeststellung“ bemerkt die US-Seite: Die meisten größeren Verteidigungsgüter wurden laut dem Bericht "demilitarisiert und während der Evakuierung funktionsunfähig gemacht", und selbst diejenigen, die nicht demilitarisiert wurden, würden den Taliban auf lange Sicht wahrscheinlich nicht dienen, da es an logistischer Unterstützung, Ersatzteilen und der notwendigen Ausbildung der Taliban-Kräfte fehle, um beispielsweise erbeutete UH-60-Black-Hawk-Hubschrauber länger als ein paar Stunden in der Luft zu halten. Aha, man will also Geld für Dinge, die man unbrauchbar gemacht hat.

Das Gleiche gelte jedoch nicht unbedingt für die zurückgelassenen Gewehre, Pistolen, Panzerfäuste sowie anderen Kleinwaffen, deren "Betriebszustand unbekannt" war, als sie von den Taliban inmitten des Zusammenbruchs der ANDSF beschlagnahmt wurden. "Seit 2005 hat das Verteidigungsministerium 427.300 Waffen im Wert von 612 Millionen US-Dollar für das afghanische Militär und die afghanischen Sicherheitskräfte beschafft, darunter 258.300 Gewehre, 6.300 Scharfschützengewehre, 64.300 Pistolen, 56.155 Maschinengewehre, 31.000 Panzerfäuste und 224 Haubitzen", heißt es in dem Bericht.

Es geht um Geld

Diese Zahlen zeigen den ganzen Irrsinn jeglicher Kriege. Wie könnte es den Menschen in Afghanistan heute gehen, wenn anstatt von Kriegsmaterial zivil nutzbare Gegenstände dorthin verbracht worden wären? Aber solche Gedanken gibt es in Washington offensichtlich nicht, wie die Anmerkungen Republikanischer Abgeordneter des US-Kongresses im vergangenen Jahr in einem Brief an US-Verteidigungsminister Lloyd Austin aufzeigen:

"Es ist unverzeihlich, dass von den US-Steuerzahlern bezahlte Hightech-Militärtechnik in die Hände der Taliban und ihrer terroristischen Verbündeten gefallen ist. Die Sicherung von US-Vermögenswerten hätte vor der Ankündigung des Abzugs aus Afghanistan zu den obersten Prioritäten des US-Verteidigungsministeriums gehören müssen." Es geht also in Washington wie immer nicht um Menschenleben, Demokratie oder Würde, sondern um Geld. In diesem Fall um lächerliche Summen, denn was sind heutzutage schon sieben Milliarden? Wo das US-Finanzministerium während der letzten Jahre regelmäßig tausende Milliarden an neuen Krediten aufgenommen hat, um den Staatsbankrott zu verschleiern. Es geht aber auch in diesem konkreten Fall darum zu verhindern, dass Afghanistan mit eigenem Geld einen guten Start haben kann, nach der Flucht der US-Armee. Aber für das US-Militär gibt es noch viel wichtigere Probleme. Russen und Chinesen haben jetzt Zugang zu den zurückgelassenen US-Waffensystemen und können diese in aller Ruhe analysieren.

Die USA und Pippi Langstrumpf

Die USA handeln nach dem Motto von Pippi Langstrumpf: Ich mach mir meine Welt, so wie sie mir gefällt. Zuerst raubt man sieben Milliarden, muss dann feststellen, dass das nicht nur Lob findet und bastelt dann neue Regeln, die den Raub im Nachhinein legitimieren sollen. Eben indem man Forderungen aufstellt, die zufällig genau die Höhe haben, die dem Raub entspricht. So will man wohl den aufkommenden Forderungen der nicht-amerikanischen Welt Paroli bieten und das Raubgut für immer behalten können. Es sind auch neue Regeln, die ich bislang nicht kannte, wenn man Entgelt für etwas fordert, das weder angefordert noch erwünscht war.

Vergessen wir nicht, der Angriffskrieg gegen Afghanistan, ja, ich nenne ihn Angriffskrieg in Analogie zur Ukraine, war durch nichts legitimiert. Aber wenn die USA den „Krieg gegen den Terror“ erklärt haben, brauchen sie kein Plazet von der UNO und wenn es die USA sind, ist es ein Verteidigungskrieg. Das, obwohl Afghanistan (nicht zu vergessen Libyen, der Irak oder Syrien) die USA niemals angegriffen hat und es auch niemals könnte und das steht nun eindeutig im Gegensatz zur Situation zwischen Moskau und Kiew. Wenn man die kriegerischen Töne aus Kiew gehört hat, die 14.000 Toten im Donbas ins Kalkül nimmt, ist es nicht restlos abwegig, wenn Moskau einen Verteidigungskrieg reklamiert.

Geld und Gold verschwinden in Amerika

So, wie niemand weiß, wo und ob das deutsche Gold noch in USA liegt, so weiß auch niemand, wer sich an den afghanischen Milliarden schon bereichert hat. Ob sie überhaupt noch in einer Weise existieren, dass die US-Regierung Zugriff darauf hat. So ist es wiederum eines der üblichen Betrugsmanöver Washingtons, wenn sie jetzt Forderungen reklamieren, die zufällig genau dem entsprechen, was man Afghanistan eigentlich schuldet. Das ist in etwa so, wenn jemand sein altes Moped ohne Erlaubnis in einer fremden Scheune abgestellt hat und dann ein Jahr später einen Kaufpreis für den Schrott verlangt, weil er selbst beim Scheunenbesitzer Schulden in Höhe der Forderung hat.

Die USA müssten Reparationen leisten

Es müsste eigentlich gerade andersrum sein. Die USA müssten Reparationen an Afghanistan ableisten, für die Schäden, die sie dem Land an Mensch und Material zugefügt haben. Dasselbe gilt für alle Länder, die die USA mit völkerrechtswidrigen Angriffskriegen überzogen und ins Elend gestürzt haben. Mit Kriegen, die mit Lügen begründet worden sind und die mit nichts zu rechtfertigen waren. Aber man kann einem nackten Mann nicht in die Tasche greifen und genauso wenig einem Staat, der eigentlich schon seit Jahrzehnten pleite ist. Wenn der dann noch den „größeren Revolver“ in der Hand hat, dann gibt es eben niemanden, der ihn zur Ordnung rufen wollte. Es sei denn, die Welt wacht auf und verlangt reale Güter für Exporte, anstelle von grün bedrucktem Papier, eben Dollarnoten, das in beliebiger Menge hergestellt wird.

Die USA lehnen es kategorisch ab, sich dem Urteil eines unabhängigen internationalen Gerichtshofs zu unterwerfen. Kein Land kann also gegen die USA Klage einreichen. Das ist das Verhalten eines Tyrannen. Da kann man nur noch hoffen, dass die aktuellen Entwicklungen dem ein Ende bereiten. Aber so oder so, man braucht nicht darauf zu hoffen, dass die USA jemals zur Rechenschaft gezogen werden. Nicht moralisch und schon gar nicht finanziell.

Wie gesagt, einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen. Aber sobald die globale Dominanz der USA gebrochen ist, werden viele Länder aufblühen und die USA werden alles zu tun haben, nicht selbst im Chaos zu versinken. Hoffentlich handeln sie dann nicht wie das British Empire: Wenn wir schon untergehen, dann der Rest der Welt mit uns. Das Ergebnis hieß dann „Erster Weltkrieg“ und die USA tun gerade alles, um den Dritten herzustellen. Möge es den vernünftigen Amerikanern gelingen, das zu verhindern, denn anschließend wird es kein Amerika mehr geben und sonst auch kein Land auf der Nordhalbkugel, in dem noch Menschen leben können. Daran ist dann natürlich Putin schuld?

 

 

Was hat die Bundeswehr in Afghanistan geleistet? Wie unterschied sich die Arbeit der Deutschen von der der Amerikaner? Wurden die Deutschen in Afghanistan geachtet? Um Antworten zu diesen Fragen und mehr zu erhalten, sollte man die kleinen Episoden lesen, von einem, der mehrmals dort war, in unterschiedlichen Positionen. Dr. Joachim Spross berichtet darüber in seinem kleinen Werk „Verteidigung am Hindukusch“. Bestellen Sie Ihr Exemplar zum Sonderpreis direkt beim Verlag hier.

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