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Der Krieg als alternativlose Alternative

Von europäischen Konflikten, historischen Reimen und sozialistischen Propagandisten

 

Essay von Dan Mueller          30.10.2014

Die Natur, so wir sie denn wahrnehmen, zeigt sich uns voller wiederkehrender Muster: Tag und Nacht, die Jahreszeiten, Werden und Vergehen. Wir Menschen, als Teil dieser Natur, sehen uns zwangsläufig in ähnlichen Mustern gefangen. Auch in unserem Sozialverhalten, und das im kleinen wie im großen. Denn Menschen schreiben Geschichte, und Geschichte wiederhole sich, sagt der Volksmund. Sie „wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich“, widerspricht Mark Twain - und meint doch nur das gleiche: Geschichte als ein wiederkehrendes Muster menschlichen Verhaltens, das, übertragen auf das soziale Miteinander, Frieden lediglich als eine Abwesenheit des Konflikts erscheinen lässt, als Zwischenspiel dieses Dramas, in dem Krieg zwischen Staatsgebilden keine wirkliche Option zu sein scheint, sondern nur eine Frage der Zeit.

Weltkriege sind mitteleuropäische Kriege

Seit Vasco da Gama und Christoph Columbus erst den geographischen, Martin Luther und Giordano Bruno später den geistigen sowie Nikolaus Kopernikus und Galileo Galilei schließlich den wissenschaftlichen Horizont des Abendlands erweiterten, haben sieben große Kriege oder Kriegszeiten Europa verheert:

der Dreißigjährige Krieg (1618-1648),

der Spanische Erbfolgekrieg (1701–1714),

der Österreichische Erbfolgekrieg (1740–1748),

der Siebenjährige Krieg (1756–1763),

die Napoleonischen Kriege (1799–1815, unter Einbeziehung Bonapartes Konsuls- und Kaiserherrschaft sowie der Befreiungskriege),

der Erste Weltkrieg (1914-1918) und

der Zweite Weltkrieg (1939-1945).

Die Frage, was ein „Weltkrieg“ ist, beschäftigt Historiker und Pädagogen schon seit Jahrhunderten. Einige sehen darin nur einen Krieg von welthistorischer Bedeutung, andere wollen eine gewisse Anzahl Großmächte in ihm verwickelt sehen, und manche erkennen einen solchen an der Mehrzahl der involvierten Kontinente. Von den oben genannten Auseinandersetzungen können die letzten sechs nach allen bekannten Definitionen als Weltkriege bezeichnet werden; in fünf von ihnen standen sich Deutsche und Russen gegenüber, in derer vier kam es zu Kampfhandlungen zwischen Deutschen und Russen. In allen Kriegen wurden die deutschen Länder oder Reichsgebiete entweder teilweise oder völlig zerstört (infolge der Kabinettskriege des 18. Jahrhunderts weniger, durch die anderen Kriege mehr), wobei „deutsch“ hier nicht im Sinne einer staatlichen, sondern, wie in früheren Jahrhunderten, einer geschichtsimmanent kulturellen Zugehörigkeit definiert ist.

Die weitere Analyse dieses historischen Musters ergibt, dass die Zerstörungen deutscher und russischer Gebiete exponentiell zunehmen, sobald beide Seiten in Gegnerschaft an einem Konflikt beteiligt sind. Das gilt ebenso für die Opferzahlen und um so mehr, je näher die vergangene Auseinandersetzung an unsere Gegenwart heranreicht. Zwar hat die Bevölkerung in den letzten Jahrhunderten ebenso zugenommen wie sich die Waffentechnologie entwickelt und die Zeitläufte beschleunigt haben - terrorisierte Napoleon Bonaparte Europa und Nordafrika 16 Jahre lang mit hunderttausenden Soldaten, waren es unter Adolf Hitler derer Millionen, bis der Spuk nach sechs Jahren endete. Doch ändert das nichts an den Fakten: militärische Auseinandersetzungen, in denen Deutsche und Russen sich feindlich gegenüberstanden, führten im Lauf der Zeit zu immer größerem Leid in Europa. Demgegenüber erlebte der Kontinent meist seine stabilsten und friedvollsten Phasen, wenn Deutsche und Russen gemeinsame Interessen hatten und politische Bündnisse eingingen; die Gründerjahre sind hierfür nur das beste Beispiel (und der Hitler-Stalin-Pakt das schlechteste - keine Regel ohne Ausnahme).

Im Brennpunkt der Weltgeschichte: Deutsche und Russen

Aufgrund der immensen militärstrategischen Bedeutung Deutschlands würde auch ein weiterer Krieg wieder auf deutschem Boden ausgetragen werden, und angesichts der desolaten Verfassung der Bundeswehr, deren Doktrin der ausschließlich heimatlichen Vorwärtsverteidigung zugunsten der einer weltweit operierenden US-Teilstreitkräftesöldnertruppe aufgegeben wurde, könnte ein Vormarsch russischer Verbände nach Westeuropa nur mit Massenvernichtungswaffen aufgehalten werden. Schon aus diesem Grund hat Deutschland ein vitales Interesse daran, mit dem russischen Nachbarn auf allen Ebenen den Dialog zu pflegen. Wie die kurze Analyse aufzeigt, liegen die deutschen Länder seit vier Jahrhunderten im Brennpunkt der Weltgeschichte, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Daraus ergibt sich zwingend, dass ein Frieden - und damit ist kein „kalter“ Frieden gemeint wie der des Kalten Kriegs - dass ein echter und dauerhafter Frieden in Europa und der Welt (!) nur möglich ist vor dem Hintergrund einer freiwilligen politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit dieser beiden Völker. Wer die Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Russen hintertreibt, spielt mit dem Krieg; das lehrt die Geschichte. Deshalb gibt es zum Frieden mit Russland keine Alternative - es sei denn, man möchte in der völligen Vernichtung Deutschlands eine solche erkennen.

Leider ist diese gar nicht mal so unwahrscheinlich: Deutschland wäre aufgrund der Konzentration militärischer US- und NATO-Einrichtungen in einem möglichen weiteren Weltkrieg für Russland das, was 1941 Pearl Harbour für die Japaner war: der Wurm am Haken. Es gilt mittlerweile als unbestritten, dass die USA mit ihren Wirtschaftssanktionen das von US-Rohstofflieferungen abhängige Japan absichtlich zum Angriff provozierten – Franklin Delano Roosevelt wollte mit dem amerikanischen Kriegseintritt seiner gescheiterten Wirtschaftspolitik des „New Deal“, der für die USA die Weltwirtschaftskrise beenden sollte, neuen Schwung verleihen.

Nicht nur, dass Wirtschaftskriege realen Kriegen oft genug vorausgehen; ähnlich wie im zweiten Viertel des 20. Jahrhunderts sehen sich die USA heute erneut einer extremen wirtschaftlichen Zwangslage gegenüber. Im frühen 21. Jahrhundert wird Russland von den USA und ihren Vasallen vor dem Hintergrund einer unbewältigten Weltwirtschaftskrise mit Sanktionen überzogen, und die schon angedachte Abkopplung Russlands von den internationalen Finanzströmen - die Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication, SWIFT, lehnte eine entsprechende Aufforderung seitens der US-Regierung kürzlich ab - wäre für die Russen ähnlich existenzbedrohend wie damals der US-Boykott gegen Japan.

Damit wird auch nachvollziehbar, warum der deutsche „Bündnispartner“ samt seinen Volksvertretern von den USA mittels PRISM und anderen Geheimdienstoperationen stärker überwacht werden muss als der potentielle Feind: der Wurm darf nicht vom Haken springen, will man sich nicht selber unversehens an dessen Stelle wiederfinden. Würde Deutschland, dieses künstliche, zwischenstaatliche Gebilde der Jahre 1949 und 1990, fast sieben Jahrzehnte nach dem Ende des letzten verlorenen Krieges endlich seine Souveränität einfordern, die westalliierte Besatzung mit Friedensverträgen beenden und sich der zwingenden geopolitischen Logik folgend Russland zuwenden, richteten sich dessen nukleare Sprengköpfe nicht mehr bevorzugt auf deutsches, sondern auf US-Gebiet.

Dass eine deutsche Souveränität mit einer von den Transatlantikern Karl-Theodor zu Guttenberg und Thomas de Maizière mutwillig abgewirtschafteten, zur Landesverteidigung unfähig gesparten Armee angesichts der seit einem Jahrhundert herrschenden politischen Verhältnisse in Europa den nationalen Selbstmord bedeuten würde, sei nur am Rande erwähnt – Weimar lässt grüßen. Doch auch die militärische Alternative wäre in Betrachtung des historischen Vorbilds wenig verlockend: Wie die Bonner und jetzt Berliner Republik war auch die Weimarer Republik nur teilsouverän, und die wegen des westalliierten Bruchs des Versailler Vertrags zwangsläufig zur Durchsetzung der vollen Souveränität notwendige Aufrüstung der Reichswehr führte in die Katastrophe des letzten Weltkriegs.

Die angelsächsische Fliegenklatsche

Da Politik gerne mit einer Klappe gleich mehrere Fliegen schlägt, würden die USA in einem weiteren großen Krieg mit deutsch-russischer Konfrontation nicht nur einen politisch-militärischen Konkurrenten eliminieren sowie ihre Wirtschaft mit dem anschließenden Wiederaufbau auf europäische Kosten sanieren - wie schon Mitte des letzten Jahrhunderts -, sondern auch noch, wiederum scheinbar völlig schuldlos, einen unliebsamen wirtschaftlichen Konkurrenten loswerden.

Zweimal in einem Jahrhundert haben sich die deutschen Länder wirtschaftlich und technologisch an die Weltspitze gearbeitet, daran konnten auch die Zerstörungen der Weltkriege und die immensen finanziellen Abflüsse der direkten und indirekten Alimentierungen anderer Staaten durch Deutschland - einer Art endloser Reparationszahlungen an Frankreich, die USA, die EU und Israel - nichts ändern. Selbst der Euro, laut Francois Mitterrand ein „Versailles ohne Krieg“ und damit das sehnlichst erhoffte Ende der erneuten deutschen Hegemonie in Europa, hat unserer Wirtschaft (noch) nicht das Rückgrat gebrochen, sondern sie scheinbar gestärkt.

Das verfehlte Ziel der letzten beiden Weltkriege wäre mit dem nächsten endlich erreicht, und das morbide angelsächsische Spiel diesseits und jenseits des Atlantiks, fremde Staaten und Völker aufeinanderzuhetzen und als lachender Dritter den Profit einzustreichen, hätte eine weitere Fußnote erfahren. Wenn sich gerade mal niemand hetzen lässt oder das Hetzen alleine nicht ausreicht und mit öffentlichen Lügen nachgeholfen werden muss, mimt man auch gerne schon mal das Opfer - wie beim sogenannten Tonkin- Zwischenfall 1964 - oder nimmt „Massenvernichtungswaffen“, „Demokratie“ und „Menschenrechte“ als Geiseln für den gerechten Krieg unserer Tage. Dass amerikanisch-britische Zwangsdemokratisierungen und -befreiungen anderer Völker seit Anfang des 20. Jahrhunderts regelmäßig großflächige Trümmerfelder mit bis zu Millionen von Toten hinterlassen, scheint als weiterer, mit Blut geschriebener historischer Reim auf.

Sollte aber auch ein weiterer Weltkrieg wieder nicht den deutschen Arbeitsfleiß und Innovationsgeist dauerhaft brechen können, würden spätestens die unfassbaren Schulden der „Eurorettung“, die auf Basis der Klimalüge inszenierte Energieunsicherheit, eine zunehmend desaströse Bildungspolitik und die bereits erodierende Infrastruktur das Land, das 40% aller Weltmarktführer beheimatet, langsam ruinieren und deindustrialisieren. Die unumkehrbare Politik der „bunten Republik“ mit all ihren demographischen Auswüchsen samt absehbaren und in Ansätzen schon erkennbaren bürgerkriegsähnlichen Unruhen täte ihr Übriges; sie ließe darüberhinaus die Deutschen schon bald zur Minderheit im eigenen Land werden und spätestens gegen Ende des Jahrhunderts verschwinden. Die Eine-Welt-Ideologie lässt grüßen - eine weitere Fliege für die amerikanische Klappe.

Der Weg in den postsozialistischen Landesverrat

Warum sich gegen den eigenen Niedergang kaum Widerstand regt, warum die Deutschen ihr absehbares Verschwinden von der geschichtlichen Bühne zum Teil sogar freudig begrüßen? Nicht nur die amerikanische Reeducation und das durch das Besatzungsstatut verordnete und in deutschen Schulen und Medien verbreitete alliierte Geschichtsbild haben ihren Anteil daran. Spätestens seit den innenpolitischen Erfolgen des ehemaligen Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda, dem nationalen Sozialisten Dr. Joseph Goebbels, haben auch die sogenannten Demokraten ihren Gustave le Bon („Psychologie der Massen“) sehr genau studiert. Die ehemalige FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda und frühere internationale Sozialistin Dr. Angela Merkel, derzeitige Statthalterin der USA in Deutschland und Europa, beherrscht dieses Spiel mit Hilfe von regelmäßigen Meinungsumfragen und den ähnlich beider sozialistischen Diktaturen gleichgeschalteten deutschen Medien ebenso meisterhaft; gelernt ist schließlich gelernt. Auf die eine wie auf die andere Weise spielt sie also mit der Vernichtung derer, denen sie gelobte, treu zu dienen und Schaden von ihnen abzuwenden.

Auch wenn Russland die Fehler des Dritten Reichs nicht wiederholen möchte und sich Wladimir Putin im Gegensatz zu Adolf Hitler kein zweites Mal in die sorgsam inszenierte nationalistische Falle der Westmächte (Tschechoslowakei/Polen, Georgien/Ukraine) locken ließ - sollte Mark Twain recht behalten, bereitet Angela Merkel die Deutschen nicht nur propagandistisch auf die nächste und möglicherweise finale Auseinandersetzung mit den Russen gegen Ende dieses Jahrzehnts vor. Das letzte Mal geschah solches in den Dreißigern des 20. Jahrhunderts durch ihren späteren Vorgänger im Amt des deutschen Kanzlers, den „Reichskanzler für einen Tag“, Joseph Goebbels. Leider weisen der politisch wie wirtschaftlich unsinnige Sanktionsaktionismus gegenüber Russland und der geplante Einsatz der Bundeswehr in der Ukraine bereits in diese Richtung; deutsche Kampftruppen, wie vor 70 Jahren Verbündete von Wolfsangel- und SS-Runen-Bataillonen, sollen auf postsowjetischem Weltkriegsboden patrouillieren und den russischen Bären reizen.

Was bleibt, ist die leise Hoffnung, dass die Ex-Sozialistin Angela Merkel sich von den politischen Mechanismen ihres national-sozialistischen Amtsvorgängers emanzipieren möchte, und dass Mark Twain zumindest in diesem Fall einmal historisch widerlegt werden kann.

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