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US-Bomben zerstören die syrische Ölindustrie – der IS-Terror liefert den Vorwand für das Erreichen ganz anderer Ziele

Von Peter Haisenko 

Schon vor Jahresfrist wollten die USA Syrien bombardieren. Putin hat´s verhindert. Da kommt jetzt der IS kommod daher. Ein feiner und selbstverständlich äußerst moralischer Grund, doch noch Bomben auf Syrien zu werfen. Die Frage ist nur, ob man dem IS nicht auch anders den Geldhahn zudrehen könnte. Ohne Bomben.

Es war ein Leichtes, die Finanzgeschäfte von richtigen Staaten zu behindern oder ganz zu unterbinden: Ägypten, Kuba, Iran, Irak und jetzt ein bisschen Russland. Aber bei einer Terrororganisation wie dem IS, da geht das nicht? Wer ist der IS überhaupt? Wer managt eigentlich die Finanzen des IS? Wer besorgt die Waffen? Wieso kann der IS überhaupt Öl verkaufen? Wer etwas verkaufen will, braucht einen Käufer. Wer sind die Käufer? Irgendwie passt das alles nicht zusammen.

Kein Wiederaufbau in Syrien ohne intakte Ölindustrie

Die Lage der militanten Assad-Opposition wird täglich schlechter. Es besteht die reale „Gefahr“, dass Assad sein Land wieder unter Kontrolle bekommt und das Morden ein Ende finden kann. Was tun? Eines ist klar: Die Zerstörungen in Syrien sind gewaltig und es bedarf extremer Anstrengungen, um ganze Landstriche wieder bewohnbar zu machen – inklusive Infrastruktur. Damit die Regierung in Damaskus das auch nur annähernd wird stemmen können, braucht sie die Einnahmen aus der Ölindustrie. Wenn also genau das verhindert werden soll, muss diese Schlüsselindustrie zerstört werden. Da kommt der IS-Terror doch sehr gelegen. Und nicht nur dafür.

Halboffiziell war es schon immer: Die USA bilden Anti-Assad-Kämpfer aus und bewaffnen sie. Jetzt, wo es gegen den IS geht, hat der Senat in Washington ganz offiziell bekannt gegeben, dass „gemäßigte“ Kräfte gegen den IS ausgebildet werden sollen. 15.000 Mann. Aber was werden die tun, wenn, ja wenn überhaupt der IS „besiegt“ ist? Die Türkei hat bereits starke Bedenken, Kurden zu bewaffnen. In Ankara hat man nicht vergessen, dass die kurdische PKK lange Zeit der Staatsfeind Nummer eins war. Die Al Nusra-Front hat bereits Sympathien für den IS signalisiert. Worum geht es also wirklich?

Syrien war unter Assad – Vater und Sohn – ein säkularer Staat. Eine Vielfalt von Religionen lebte friedlich zusammen. Das passt nun gar nicht zum „Krieg gegen den Terror“, denn in Syrien fand sich der lebende Beweis, dass ein nicht-radikalisierter Islam keine Gefahr darstellt. Mit der Zerstörung des Irak ist die Basis geschaffen worden, vormals friedliche Muslime zu radikalisieren. Nur nicht in Syrien, wenngleich auch dieses Land aus verschiedenen Gründen nicht wirklich stabil war. Es war also ein Leichtes, dort Unruhen zu schüren. Jetzt brauchte es nur noch Waffen vor Ort, um den Zustand herzustellen, der mittlerweile Hunderttausende Leichen produziert hat. Aber die Rechnung ist nicht ganz aufgegangen. Die doch ziemlich weit fortgeschrittenen sozialen Entwicklungen in Syrien haben bewirkt, dass die Mehrzahl der Syrer ihren Zustand, ihren Staat verteidigen – und auf dem Weg des Erfolgs sind.

Warum dreht man dem IS nicht den Geldhahn ab?

Dieser Erfolg ist auf längere Sicht nur erreichbar mit den Einnahmen aus der Ölindustrie, die jetzt von den USA wieder einmal unter falscher Flagge zerstört wird. Hier muss ich einen Exkurs zur Ukraine machen. Gegen Russland sind Sanktionen verhängt worden, weil Russland angeblich die Schuld an der Ukraine-Krise trägt. Auf Russland wird eingeprügelt, weil – wieder angeblich – russische Kämpfer im Osten des Landes agieren. Nun haben wir in Syrien – und nicht nur dort – den Zustand, dass die USA nach eigenen Angaben das Land bombardieren und Kämpfer gegen die Regierung ausbilden und bewaffnen. Ohne UN-Mandat. Gegen das Völkerrecht. Mit der Bombardierung der Ölanlagen zerstören die USA die Zukunft Syriens. Sanktionen? Selten so gelacht!

Es ist ein Witz, wenn es nicht so traurig wäre, dass die Welt wieder einmal schweigend zusieht, wie die USA die Zukunft Syriens zerstören, nachdem sie bereits seit Jahren die Voraussetzungen für Chaos in der gesamten Region geschaffen haben. Sie bombardieren nicht nur Ölanlagen, nebenbei trifft es auch schon mal eine Agrarfabrik – und Zivilisten. Eben die Basis für einen funktionsfähigen Staat. Ich lasse das Argument nicht gelten, dass damit die Finanzen des IS getroffen werden sollen. Mit der modernen Vernetzung der Finanzmärkte muss es möglich sein, dem IS einfach den Geldhahn zuzudrehen. Aber wie soll man dann Waffen dorthin verkaufen? Waffen, mit denen die unnachgiebige Feindschaft religiöser Gruppierungen zementiert wird. Vergessen wir nicht, in dieser Region ist das Gesetz der Blutrache immer noch virulent.

Bin Laden, Taliban, IS – „Kinder“ der USA

Im Internet gibt es durchaus glaubwürdige Vorträge, dass der IS genauso ein „Kind“ der USA ist, wie es Bin Laden war und die Taliban sind. Die USA stehen mit dem Rücken zur Wand. Sie agieren nicht mehr rational. Sie suchen kurzsichtig Allianzen ohne Plan, um das Scheitern ihres Vorgehens so lange wie möglich zu verschleiern. Aber niemand kann absehen, wohin sich die Kinder des US-Terrors entwickeln werden. Dort, wo die USA mit ihrem alten Verbündeten Großbritannien Kernkompetenzen haben, nämlich in der absoluten Kontrolle der Finanzen, versagen sie scheinbar vollkommen: Sie können dem IS den Geldhahn nicht zudrehen. Wer will das glauben? Muss man nicht eher annehmen, dass auch hier genau das passiert, was die USA wollen?

Von den Geschehnissen im Nahen und Mittleren Osten sind die USA bestenfalls indirekt betroffen. Die Flüchtlingsströme muss Europa bewältigen. Nur Angehörige ehemaliger Eliten finden den Weg über den Atlantik – und auch nur dann, wenn es den USA genehm ist. Die Strategie der USA im arabischen Raum schwächt also die EU und genau das ist es, was die USA dort und mit dem Ukraine-Konflikt beabsichtigen: Von ihrer eigenen prekären wirtschaftlichen Lage ablenken, den Dollar als Weltwährung erhalten. Frei nach dem Motto des British Empire vor einhundert Jahren. „Wenn wir schon untergehen, dann aber nicht allein.“

Bomben unter falscher Flagge

Die Zerstörung der Wirtschaft und Infrastruktur von möglichen oder realen Rivalen hat im angelsächsischen Raum Tradition. Allein der Wiederaufbau schafft Abhängigkeiten vom angelsächsischen Kapital. Er muss finanziert werden. Im Fall Syrien ist es noch schlimmer. Hier wird das Land durch die Zerstörung der Ölindustrie daran gehindert, in absehbarer Zeit einen Wiederaufbau überhaupt in Angriff nehmen zu können. Die Abhängigkeit des Lands vom angelsächsischen Kapital wird so auf unabsehbare Zeit zementiert. Inklusive Zinsknechtschaft.

Die Zerstörung der syrischen Ölindustrie ist absolut unnötig, wenn der IS bekämpft werden soll. Man müsste nur aufhören, den Finanziers der IS das Öl abzukaufen. Und natürlich keine Waffen oder Munition dorthin liefern. An diesem einfachen Fakt ist klar erkennbar, dass es den USA überhaupt nicht um den IS geht. Das Ziel ist dasselbe wie von Anbeginn der Syrienkrise an oder dem Überfall auf den Irak: Unter falscher Flagge einen säkularen Staat mit einer aufkeimenden Bildungsschicht im arabischen Raum zu zerstören. Er könnte die unheilvolle Erfindung des „Kriegs gegen den Terror“ als das entlarven, was er ist: Eine fadenscheinige Begründung dafür, die Welt andauernd in Atem zu halten, die Einschränkung von Freiheit zu rechtfertigen und der einzigen wirklich funktionstüchtigen Industrie der USA Gewinne zu bescheren: der Kriegsindustrie! Diese produziert Waffen am laufenden Band und verhökert sie meistbietend – an wen auch immer. Dass sie dabei gleichzeitig auch Leichen am laufenden Band produziert, nimmt die US-Administration billigend in Kauf.

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Schon vor einem Jahr habe ich darauf hingewiesen, dass es in Syrien um ganz andere Ziele geht: Syrien – läuft alles nach Plan?

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England, die Deutschen, die Juden und das 20. Jahrhundert. Im Buchhandel oder direkt beim Verlag.

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