Die Friedrich-List-Gesellschaft hat ihre Gründungsversammlung erfolgreich absolviert
Von Peter Haisenko
Am 28. April 2019 trafen sich zwanzig Interessierte in Würzburg zur Gründungsversammlung der Friedrich-List-Gesellschaft. Mit vollem Namen heißt sie jetzt “Friedrich-List-Gesellschaft zur Förderung der heimischen Wirtschaft”. Der Name ist gut gewählt, denn Friedrich List war Vordenker einer dem Humanismus verpflichteten Wirtschaftstheorie. Das hat ihm in weiten Teilen der Welt viel Anerkennung eingebracht, während er in Deutschland ins Vergessen verbannt wurde.
Daniel Friedrich List war einer der bedeutendsten deutschen Wirtschaftstheoretiker des 19. Jahrhunderts sowie Unternehmer, Diplomat und Eisenbahn-Pionier. Als Ökonom war List ein Vorkämpfer für den Deutschen Zollverein und für das Eisenbahnwesen. Geboren in Reutlingen am 6. August 1789, hatte er seine Wirkungskreise sowohl auf dem europäischen Kontinent, als auch in den jungen USA. Am 30. November 1846 ist er in Kufstein, Österreich, verstorben. Warum wird über diesen herausragenden Deutschen bei uns so wenig gelehrt, während er in den asiatischen Tigerstaaten, Japan und China verehrt wird und seine Lehren Anwendung finden?
Im deutschen Kaiserreich waren Lists Erkenntnisse gefragt
Der rasante Aufschwung des deutschen Kaiserreichs nach 1871 mit einem Wirtschaftswachstum, das nur mit dem Chinas während der letzten 30 Jahre vergleichbar ist, beruhte auch auf der Anwendung der Lehren von Friedrich List. Allerdings kollidieren diese mit denen des Engländers Adam Smith und auch die unregulierte Globalisierung zählt nicht zu den Lehren Lists, obwohl er für den Abbau von Zollschranken plädiert hat. Der Nationalökonom List hat zum Beispiel den deutschen Zollverein begründet, aber Schutzzölle als durchaus notwendig erachtet, wenn diese zur Entwicklung der Wirtschaft unterentwickelter Staaten beitragen können.
Seine Lehren begründeten solides, nachhaltiges Wirtschaften in einer Welt, die noch kein Schuldgeld oder andauernde Inflation kannte. Sein Verhältnis zu Geld dürfte auch durch die ersten Erfahrungen mit Papiergeld in Frankreich 1715 geprägt sein, das durch unbegrenztes Drucken in die Katastrophe geführt hatte. Dass die Anwendung seiner Lehren aber nach wie vor in leicht modifizierter Form zu großen Erfolgen führen können, beweist der Aufstieg der asiatischen Tigerstaaten und Chinas. Auch das moderne Russland hat seine Wirtschaftspolitik an die Lehren Lists angelehnt und der Erfolg ist unübersehbar.
Nicht Raubtierkapitalismus, sondern Prosperität für alle ist das Ziel
So ist es nicht verwunderlich, dass List und seine Wirtschaftstheorien und Erkenntnisse im Westen in die Vergessenheit verbannt worden sind, denn sie widersprechen fundamental der reinen Lehre des angelsächsischen Kapitalismus’. Und das, obwohl erwiesen ist, dass sie den richtigen Weg zeigen – im Deutschen Kaiserreich, Japan und China. Einer der Gründe, warum die Kapitalisten in London das Deutsche Kaiserreich gnadenlos zerstören wollten, war, dass das deutsche Gegenmodell eine höchst erfolgreiche Alternative darstellte, die aufzeigte, dass gutes und einträgliches Wirtschaften auch möglich ist, ohne Kolonien und Arbeiter auszubeuten. Lists Modell hat nicht unbegrenzte Macht zum Ziel, sondern Prosperität für alle. So ist er durchaus als Vertreter des Humanismus zu sehen. Die Friedrich-List-Gesellschaft will die Ideen ihres Namensgebers wieder in die Diskussion bringen und das soll nicht nur der Förderung der heimischen Wirtschaft dienen, sondern auch ärmeren Ländern einen Weg in eine bessere Zukunft ermöglichen.
Die Gründungsversammlung der Friedrich-List-Gesellschaft war nach den üblichen Formalitäten begleitet von lebhaften Diskussionen die aufzeigten, wie groß die Notwendigkeit ist, fundamentale Reformen der deutschen und europäischen Wirtschaftspolitik anzuschieben. Beschlüsse darüber, woran zuerst gearbeitet werden soll, wurden naturgemäß noch nicht gefasst. Aber es wurden Vorträge gehalten, die verschiedene Alternativen aufzeigten und in die weiteren Diskussionen Eingang finden werden. Grundlage dazu ist die Ausarbeitung des MdB Dipl.-Volkswirts Hansjörg Müller, die er als Initiator zur Gründungsversammlung vorgelegt hat. Diese enthält neben einer kritischen Analyse des Ist-Zustands bereits Ansätze, wohin der Weg gehen soll. Für mich persönlich ist dabei bemerkenswert, dass einige Punkte in die Nähe der “Humanen Marktwirtschaft” nach Haisenko/von Brunn führen, über die ich auch ein kurzes Referat halten durfte, das Interesse und Beifall fand. Die Überschrift der Arbeit Müllers lautet:
“Faire & nachhaltige Wirtschaftsordnung – Heimische Wirtschaft zuerst”
Die Friedrich List Gesellschaft hat zur Gründungsversammlung eine kurze Pressemitteilung herausgegeben, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen:
Pressemitteilung
28. April 2019
Unternehmer und AfD-Politiker gründen eine überparteiliche, wirtschaftsorientierte Denkfabrik
Bundestagsabgeordneter Müller: Neue Friedrich-List-Gesellschaft soll heimische Wirtschaft fördern
BERLIN/ WÜRZBURG. Parteilose Unternehmer und AfD-Politiker gründeten am Sonntag in Würzburg gemeinsam eine überparteiliche Denkfabrik. Die „Friedrich-List-Gesellschaft zur Förderung der heimischen Wirtschaft e.V.“ werde sowohl die unternehmerische Freiheit als auch die Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft unterstützen, erklärte der AfD-Bundestagsabgeordnete Hansjörg Müller. Der Diplom-Volkswirt aus dem bayerischen Traunstein, Mitglied im Bundestagsausschuss für Wirtschaft und Energie, wurde zum Vorsitzenden der neuen Gesellschaft gewählt. Seine beiden Stellvertreter sind Fraktionskollege Dr.-Ing. Dirk Spaniel aus Stuttgart, Mitglied im Bundestagsausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur und der parteilose Unternehmer Ulrich Grabowski. Zum Schatzmeister wurde der ebenfalls parteilose Unternehmer Jörg Löser gewählt, zur Schriftführerin die Mittelständlerin Heike Themel.
„Wir stehen gleichzeitig für die wirtschaftsliberale Freiheit der Unternehmer und für die soziale Verantwortung der gesellschaftlichen Akteure gegenüber den sogenannten kleinen Leuten“, sagte Müller und betonte, „dass Unternehmen effizienter funktionieren, wenn sie die Interessen ihrer Mitarbeiter in die Unternehmensstrategie integrieren“. Die Namenswahl für den neuen Verein gehe auf den Nationalökonom Friedrich List (1789-1846) zurück, der ein Vordenker für liberales Unternehmertum und soziale Marktwirtschaft gewesen sei.
Die in Würzburg gegründete Gesellschaft arbeitet laut Müller „als überparteiliche, wirtschaftsliberale und unternehmernahe Denkfabrik, die sich in erster Linie deutschen Interessen verpflichtet fühlt“. Um die ausgewogene Überparteilichkeit zu gewährleisten, dürfen Mitglieder aller politischen Parteien nicht mehr als einen in der Satzung genau festgelegten Anteil der Mitglieder stellen, erläuterte Müller, der auch Ehrenvorsitzender im AfD-nahen „Mittelstandsforum für Deutschland“ ist.
Fazit:
Obwohl der Initiator der Friedrich List Gesellschaft MdB Hansjörg Müller von der AfD ist, wird streng darauf geachtet, dass es sich eben nicht um einen AfD-Verein handelt und das ist in der Satzung so festgelegt. Die Friedrich List Gesellschaft ist schon mit ihren Gründungsmitgliedern überparteilich und in einer Demokratie sollte es keinen Unterschied machen, wenn gute Initiativen auch von Mitgliedern einer zwar ausgegrenzten, aber demokratisch legitimierten Partei unterstützt werden. Vergessen wir nicht, die Lehren Friedrich Lists haben dem Deutschen Kaiserreich zu Wohlstand verholfen und sie sind offensichtlich so modern – oder zeitlos – dass ihre Anwendung in Asien ebenfalls große Erfolge begründet. Es ist an der Zeit, über Alternativen zum gescheiterten (Raubtier-)Kapitalismus zu diskutieren und dazu will die Friedrich-List-Gesellschaft einen Beitrag leisten.
Hier finden Sie weitere Informationen zur Friedrich-List-Gesellschaft und auch Sie können Mitglied werden und Ihre wertvollen Ideen einbringen:
www.friedrich-list-gesellschaft.de
Auch die Beschäftigung mit der “Humanen Marktwirtschaft” nach Haisenko/von Brunn kann dazu beitragen, neue, geradezu revolutionäre Ideen zu befördern. Das Werk “Die Humane Marktwirtschaft”, die durchaus kompatibel mit den Lehren Lists ist, ist erhältlich im Buchhandel oder direkt zu bestellen beim Verlag hier.
Der neu gewählte Vorstand der “Friedrich List Gesellschaft zur Förderung der heimischen Wirtschaft” von links nach rechts:
Dr. Dirk Spaniel, Jörg Löser, Heike Themel, Hansjörg Müller, Ulrich Grabowski