Reiches Deutschland – armes Zypern?
Von Peter Haisenko
Wieder einmal ist die Wahrheit das Gegenteil von dem, was uns die Medien vermitteln. Ich bemühe den Dreisatz, um das nachzuweisen. Hier die Fakten, geliefert vom Finanzministerium Zypern, von der Zentralbank Zypern und von Barclays Research:
Bankeinlagen in Zypern: 68,4 Milliarden Euro.
Einwohner Zypern: 840.000
Bankeinlagen pro Bürger: 81,500 Euro (statistisch)
Zyprische Staatsbürger: 660.000
Bankeinlagen pro Zyprer: 104.000 Euro
Gut, das ist nur die halbe Wahrheit. Von den 68,4 Mrd. entfallen „nur“ 42,8 Mrd. auf Bürger Zyperns. Das ergibt für jeden Zyprer aber immer noch ein statisches Durchschnittsguthaben auf der Bank von 65.000 Euro – deutlich mehr als das Doppelte von dem, was der Deutsche statistisch gesehen auf dem Konto hat! Armes Zypern!?
Von den 68,4 Mrd. entfallen 36,9 Mrd. auf Bankguthaben größer 100.000 Euro. Der Finanzbedarf Zyperns beträgt aktuell 17 Mrd. Davon soll Zypern selbst nur 7 Mrd. aufbringen. Es würde also ausreichen, weniger als 20 Prozent von den Guthaben über 100.000 Euro einzuziehen – und alles wäre in Butter. Aber die Sache hat einen Haken: Die Guthaben der Ausländer.
Es ist eine Meisterleistung der Desinformation, wenn der Öffentlichkeit suggeriert wird, es würde sich bei den zyprischen Konten für Ausländer vor allem um russische Oligarchen handeln. Die Wahrheit ist: 20.000 Russen haben ihr Geld nach Zypern verbracht – aber auch 60.000 Briten. Das verwundert niemanden, der die Geschichte Zyperns noch nicht vergessen hat.
Das British Empire und Zypern
Die Insel im östlichen Mittelmeer ist de facto immer noch ein von Briten besetztes Land – und das seit 1916! Die 3.000 hier stationierten britischen Soldaten haben durchaus nicht die Aufgabe, neben den UN-Soldaten den Frieden im geteilten Zypern zu sichern. Vielmehr handelt es sich um eine ganz „normale“ Militärbasis der Briten, die deren Präsenz im Nahen Osten absichern soll. Ganz nebenbei darf an der Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass es die Briten waren, die 1974 die Teilung der Insel herbeigeführt haben. Mehr darüber in meinem Buch „England, die Deutschen, die Juden und das 20. Jahrhundert“.
Um die Größenordnung der in Zypern stationierten britischen Soldaten zu verdeutlichen, sollte nochmals der Dreisatz bemüht werden: Umgerechnet auf deutsche Verhältnisse entsprächen die 3.000 Briten auf Zypern einer Armee von rd. 350.000 britischer Soldaten auf deutschem Boden.
Die Eurozone wurde schon enteignet
Während die Sparer in der Eurozone außerhalb Zyperns das Schrumpfen ihrer Guthaben hinnehmen mussten, weil die Zinsen auf Sparguthaben niedriger sind als die Inflationsrate, haben sich die Zyprer und diejenigen, die ihr Geld nach Zypern schafften, an Zinsen von mehr als 5 Prozent gelabt. Während also die einen in den letzten fünf Jahren etwa 10 Prozent ihrer Guthaben verloren haben, konnten die „Sparer“ auf Zypern einen Wertzuwachs von 30 Prozent verbuchen – und zwar alle, auch die „Kleinen“.
So gesehen, wäre es durchaus gerechtfertigt, auch die zyprischen Kleinsparer zur Kasse zu bitten, denn das ist schleichend unauffällig mit dem Rest der Eurozone längst geschehen.
Großbritannien und Zypern sind zwei Inseln außerhalb Kontinentaleuropas, fest unter Kontrolle der Engländer. Diese Inseln haben gemeinsam, dass sie sich außerhalb der Regeln für europäische Banken auf Einkommen aus dem Finanzsektor spezialisiert haben. Mit lächerlichen Steuersätzen ziehen sie Geld aus ganz Europa ab und destabilisieren so die Eurozone.
Wer hat´s erfunden?
Es ist die nächste Meisterleistung der Desinformation, Deutschland die Verantwortung für die Krisen in den südlichen Ländern Europas zuzuschieben. Tatsächlich sind es die Briten, die mit ihrer Politik der Verweigerung seit langem verhindern, dass die Eurozone und ganz Europa vernünftige Regeln für die Finanzmärkte voranbringen. Hier sind wir an der gleichen Stelle angelangt wie vor einhundert Jahren: Das wirtschaftlich starke Deutschland wird mit der Macht der Medien – und damit des Gelds – durch Desinformation in eine isolierte Position getrieben. Geschickt wird die alte Lüge vom expansionistischen Deutschland hervorgezogen, das ganz Europa dominieren will. In perfider Weise wird Angela Merkel ein Hitlerbärtchen aufgemalt, um alte Ressentiments bei den Menschen gegen Deutschland und die Deutschen heraufzubeschwören. So einfach ist das!
Churchill und das Vereinte Europa
Es war Churchill, der im Jahr 1946 „Die Vereinigten Staaten von Europa“ gefordert hatte. Zu dieser Zeit dachten die Briten, dass sie Deutschland ein für alle mal nicht nur wirtschaftlich in die Knie gezwungen hatten. Churchills Traum von einem vereinten Europa unter britischer Vorherrschaft mit London als Hauptstadt schien zum Greifen nah. Churchill hatte aber nicht bedacht, dass am Ende doch zu wenige deutsche Facharbeiter und Ingenieure dem Krieg zum Opfer gefallen waren – in seinem Sinne. So haben das deutsche Bildungssystem und der Leistungswille dieses Volkes in erstaunlich kurzer Zeit Deutschland wieder an die Weltspitze gebracht, und England erneut auf die Plätze verwiesen, was die Wirtschaftsleistung anbelangt.
Dazu zwei Zitate Britischer Zeitungen:
Die London TIMES, 1919
„Wenn Deutschland in den nächsten 50 Jahren wieder Handel zu treiben beginnt, ist dieser Krieg umsonst geführt worden“
SUNDAY CORRESPONDENT, 16. September 1989
„Wir sind 1939 nicht in den Krieg eingetreten, um Deutschland vor Hitler oder die Juden vor Auschwitz zu retten. Wie 1914 sind wir für den nicht weniger edlen Grund in den Krieg eingetreten, dass wir die deutsche Vormachtstellung in Europa nicht akzeptieren können.“
Wohlstand ohne Arbeit
Die marode Wirtschaft Englands ist seit hundert Jahren – und heute weniger denn je – nicht in der Lage, den Menschen auf der Insel einen einigermaßen akzeptablen Wohlstand zu bieten. Es ist vielmehr so, dass nicht einmal die elementarsten Grundbedürfnisse im Vereinten Königreich gesichert sind, wenn die Einnahmen aus dem Finanzsektor wegbrächen. Immerhin beträgt der Anteil des Finanzsektors am BIP Großbritanniens gut 30 Prozent. Das ist keine wertschöpfende Arbeit, sondern betrügerische Ausbeutung anderer Länder mit immer neu erfundenen Finanzinstrumenten, die allesamt im angelsächsischen Raum ihren Ursprung haben.
Zusammen mit dem Außenhandelsdefizit Großbritanniens von etwa 15 Prozent, zu dem die Erträge aus dem Finanzsektor addiert werden müssen, bedeutet das, dass die Briten ihren Konsum um etwa 45 Prozent einschränken müssten, sobald das Finanzsystem nicht mehr die Vorteile für Großbritannien sichern kann. Für die USA gilt seit etwa 1971 dasselbe und man darf darüber spekulieren, ob der mit einem reformierten Finanzsystem drohende Untergang des angelsächsischen Imperiums der Grund sein könnte, warum eine echte und notwendige Neustrukturierung des Weltfinanzsystems nicht realisiert wird. USA und England würden nämlich dann auf das Niveau von Dritte-Welt-Ländern zurückfallen, Bürgerkrieg inklusive. Jeder, der diese zwei Länder kennt, weiß, wovon ich rede.
Zypern und die Flucht aus dem Pfund
Zurück nach Zypern. Jeder, der in Großbritannien etwas von Finanzen versteht weiß, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis das Britische Pfund – und analog der US-Dollar – zu wertlosem bedrucktem Papier werden. Folgerichtig haben 60.000 britische Finanzhaie einen Teil ihrer Vermögen in Euro auf Zypern gebunkert. Gleichzeitig haben sie dafür gesorgt, dass auf der Schwesterinsel die Regeln für Finanzen in ihrem Sinne und unter ihrer Kontrolle zu ihrem Vorteil gestaltet wurden.
In diesem Zusammenhang weise ich noch auf eine weitere Tatsache hin: In den Ländern mit der höchsten Staatsverschuldung finden sich die meisten „Superreichen“. Die 40 reichsten Menschen der Welt verfügen über ein Vermögen von insgesamt 1.461 Milliarden Euro – offiziell. Angeführt wird die Liste der Superreichen von einem Mexikaner mit 76,8 Mrd., gefolgt von einem Amerikaner und einem Spanier. Ein Schelm, der hier denken möchte, es bestünde ein Zusammenhang zwischen Steuergesetzgebung, Wirtschaftssystem, Staatsverschuldung, extremem Reichtum für ganz wenige und extremer Armut für die Masse.
Europa ohne England?
Ich stelle fest: Zypern mit gerade mal 660.000 Zyprioten ist weder ein europäisches noch ein russisches Problem. Zypern ist mit seinen nach englischem Muster strukturierten Banken und dem dort gelagerten englischen Kapital ein britisches Problem – und in der Folge ein amerikanisches. Es ist ein Systemproblem, das jedoch wegen der prekären wirtschaftlichen Lage in Großbritannien und den USA nicht gelöst werden darf.
Wie vor einhundert Jahren hat Deutschland auch heute keine wirtschaftlichen Probleme. Eigentlich trifft das für ganz Europa zu – ausgenommen die Teile, die von England und den USA mit der Finanzwaffe angegriffen oder zu Mittätern im großen Finanzbetrug gemacht wurden, wie Griechenland und Zypern, das jetzt zum Bauernopfer geworden ist im Kampf der angelsächsischen Währungen gegen den Euro. Wie immer leiden die Finanzhaie nicht, der normale Bürger dafür umso mehr.
Vielleicht wäre es die beste Lösung für Europa, dem mehrheitsfähigen Wunsch Großbritanniens nach einem Austritt aus der EU nachzugeben. Dann könnte Kontinentaleuropa seine Beschlüsse zur Bankenregulierung zügig ohne die selbstsüchtigen Bremser aus London verwirklichen und zurück zu Harmonie und zukunftsfähiger Entwicklung finden. Auch in Zypern wurde der Ruf nach Austritt aus der EU bereits laut und dem sollte stattgegeben werden, wenn sich Zypern nicht in die europäischen Regeln einordnen will.
Bezüglich der USA hege ich Hoffnung. Obwohl die USA im Gegensatz zu England nichts tun, außer munter neues Geld zu drucken, um ihre Finanzlage in den Griff zu bekommen, halte ich die USA durchaus für fähig, ihre Wirtschaft in absehbarer Zeit wieder auf wettbewerbsfähiges Weltniveau zu bringen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich die USA von ihrem Anspruch auf Weltherrschaft verabschieden und ihre Produktions- und Innovationskapazitäten auf zivile Projekte verlagern.
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Weitere Informationen über die perfiden Strategien des British Empire finden sich in dem Buch „England, die Deutschen, die Juden und das 20. Jahrhundert“, versandkostenfrei zu bestellen direkt beim AnderweltVerlag oder im Buchhandel. Ebenfalls im AnderweltVerlag "Bankraub globalisiert", das Buch, in dem bereits 2006 die Finanzkrise und ihre Ursachen vorhergesagt und erläutert worden sind.