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Griechenland, Europa, Finanzkrise – Wenn die alten Methoden nicht mehr greifen, hilft nur noch ein radikales neues Denken!

Von Peter Haisenko 

Probleme können niemals mit der gleichen Denkweise gelöst werden, durch die sie entstanden sind. Diese kluge Erkenntnis stammt von Albert Einstein und man sollte annehmen, die Eliten in Politik und Wirtschaft wüssten davon. Von wegen! Seit Beginn der „Finanzkrise“, also seit acht Jahren, wird genau dieser untaugliche Versuch gefahren mit dem Ergebnis, dass kein einziges Problem gelöst ist. Vielmehr müssen wir feststellen, dass die Probleme nur schlimmer, unauflösbarer geworden sind. Folglich müssen neue, unorthodoxe, ja geradezu ketzerische Lösungsmöglichkeiten zumindest diskutiert werden.

Inzwischen sollte jedem klar geworden sein: Griechenland steht nicht allein. Kein Land wird jemals seine Schulden abzahlen können. Ich vernachlässige hier bewusst Länder in Sondersituationen, die zum Beispiel Öl exportieren oder Luxemburg (oder Bayern). Man muss also darüber nachdenken, wie die Schuldensituation aller Länder bereinigt werden könnte. Wie dringend neue Ansätze benötigt werden, lässt sich schon daran ermessen, dass selbst die (fälschlich) als „gesund“ bezeichneten Länder wie Deutschland schlagartig in die Zahlungsunfähigkeit abrutschen werden, sobald die derzeit gültigen Zinskonditionen für deren Anleihen auf ein übliches Niveau angehoben werden. Ein Zinssatz von nur drei Prozent wäre bereits fatal. Der Bundeshaushalt wäre mit etwa zusätzlichen 60 Milliarden Euro nicht mehr darstellbar. Man vergleiche hier den Zinssatz, den Griechenland stemmen muss.

Die EZB druckt Geld und kauft alle Schuldverschreibungen

Ein radikaler Schuldenschnitt, nicht nur für Griechenland, sondern für alle, könnte zielführend sein. Allerdings ist diese Methode für die fantasielosen Gehirne der verbildeten, indoktrinierten „Ökonomen“ nicht einmal erwägenswert. Also stelle ich ein Modell vor, das auch diese Leute verstehen könnten: Kein Schuldenschnitt, sondern ein Modell, das sich an die Vorgehensweise der USA anlehnt, die diese seit 40 Jahren praktizieren. Wir drucken Geld! Das klingt radikal, aber alles andere als radikale Methoden wird zu keiner Lösung führen, die länger als nur für ein paar Monate Entlastung bringt. Spielen wir dieses Modell und seine möglichen Folgen einmal durch.

Nach Vorbild der US-Notenbank FED erschafft die EZB Geld aus dem Nichts. Viel Geld. So viel, dass es ausreicht, alle, restlos alle Schuldverschreibungen aller, nicht nur die der Euro-Länder, aller Länder Europas aufzukaufen – inklusive möglicher Vorfälligkeitsentschädigungen. Mit diesem Geld kauft die EZB dann alle diese Schuldverschreibungen tatsächlich auf. Wer sich weigern sollte, wird „zwangsausgezahlt“. Als alleiniger Gläubiger kann die EZB dann auch alleine darüber entscheiden, welche Rückzahlungs- und Zinskonditionen sie für gültig erklärt. Die alten ehemaligen Gläubiger können nicht meckern, denn sie haben keine Verluste erlitten, sie haben ihre „Investitionen“ inklusive des erhofften Gewinns erhalten.

Die Welt funktioniert, nur das Finanzsystem ist krank

An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass die Welt im Grunde genommen funktioniert. Es wird produziert, konsumiert, man lebt mehr oder weniger im Luxus und zwingende Hungersnöte gibt es in Europa nicht. Das, was nicht funktioniert, ist das Finanzsystem. Teil zwei: Durch die Reformbemühungen der letzten Jahre haben sich die Handelsbilanzen der kritischen Länder Europas stabilisiert. Das heißt, dass selbst Griechenland mittlerweile eine positive Außenhandelsbilanz vorweisen kann, solange man die Zinsverpflichtungen nicht einrechnet. Im Jahr 2014 hatte Griechenland einen Überschuss von etwa vier Milliarden.

Wenn also Griechenland keine Zinsen zahlen müsste, könnten vier Milliarden in die Entwicklung des Landes investiert werden. Diese Zahl muss in Relation gesehen werden: Griechenland hat etwa 11 Millionen Einwohner. Übertragen auf deutsche Verhältnisse, entsprechen vier Milliarden in Griechenland also etwa 30 Milliarden in Deutschland! Ein Konjunkturprogramm dieser Größenordnung hat es in Deutschland nie gegeben. Hieran lässt sich schon erkennen, welche Möglichkeiten sich für Griechenland eröffneten, wenn dieses Geld nicht an irgendjemanden für Zinszahlungen abgeführt werden müsste. Diese Betrachtung gilt für alle Länder Europas.

Rückzahlung der Schulden in 150 Jahren

Doch zurück zur EZB, die nun tatsächlich alle Schuldverschreibungen aufgekauft hat. Hat sich dadurch irgendetwas Reales verändert? Sicher nicht. Alles kann seinen gewohnten Gang weiter gehen mit dem einzigen Unterschied, dass jetzt nur noch Schuldverhältnisse bestehen zwischen den Staaten und der EZB. Diese kann jetzt als Alleingläubiger über die Konditionen nach Belieben bestimmen. Die „Ökonomen“ würden aber Zeter und Mordio schreien, sollte die EZB einfach beschließen, auf eine Rückzahlung gänzlich zu verzichten, obwohl sich dadurch nichts wirklich ändern würde. Früher oder später wird es sowieso so sein müssen. Aber man kann die „Ökonomen“ ja beruhigen, indem man erklärt, dass keinesfalls Schulden erlassen werden. Der Weg könnte sein, dass die EZB die Rückzahlung der Schulden einfach verschiebt, zurückstellt. Was würde denn passieren, wenn die EZB die Rückzahlung der Schulden – inklusive der Zinsen – einfach für 150 Jahre einfriert? Als erstes hätten sämtliche Staaten Europas riesige Milliardenbeträge zur Verfügung, die nicht mehr für Zinsleistungen aufgebracht werden müssten. Auch in Deutschland könnten dann sofort dringend benötigte Reparaturen an maroder Infrastruktur (Brücken etc.) in Angriff genommen werden.

Jetzt höre ich die obligatorischen Einwände der so genannten „Fachleute“, dass die bislang maroden Volkswirtschaften dann keine Motivation mehr hätten, ihre Haushalte in Ordnung zu halten und weiter auf Pump konsumieren könnten. Etwas mehr Fantasie bitte, meine Damen und Herren! Jetzt, da neue und große Freiräume entstanden sind, kann die EZB ihre Kreditpolitik sehr restriktiv gestalten. Neue Kredite werden nur noch von der EZB vergeben und das zu Konditionen, die sie sehr unattraktiv machen. Außerdem darf man davon ausgehen, dass jeder aus der Vergangenheit gelernt hat und sich aus eigenem Antrieb bezüglich neuer Verschuldung nach Möglichkeit sehr zurückhalten wird. Man sieht ja, wie gut es gehen kann, wenn man keine Schulden hat. In die alte Schuldenfalle will keiner mehr kommen, denn man weiß ja, wohin das führt. Ich denke, dass in einer Welt, die nicht mehr unter Kuratel der Bankster steht, die Vernunft wiederbelebt werden kann.

Was tun mit dem vielen Geld?

Wir haben also fortan einen Zustand, dass alle Länder Europas frei durchatmen können – befreit von Zinszahlungen - und es ist zu erwarten, dass das zu einem allgemeinen Aufbruch unvorstellbaren Ausmaßes führen wird. Doch jetzt müssen wir die andere Seite betrachten: Die Gläubiger verfügen plötzlich über eine enorme Menge freien Geldes, nämlich in Höhe der gesamten Schulden aller europäischen Länder. Und damit haben sie ein Problem. Was sollen sie mit diesem Geld tun? Staatsanleihen kaufen, wie bisher? Geht nicht, denn Staatsanleihen werden nicht mehr an Private verkauft. Was bleibt übrig? Aktien? Die sind sowieso schon restlos überbewertet. Gold? So viel Gold gibt es nicht. Es besteht folglich die „Gefahr“, dass sowohl die Aktienpreise als auch der Goldpreis in irrsinnige Höhen schießen. Allerdings wird sehr schnell erkennbar werden, dass es sich hierbei nur um eine gigantische Blase handeln kann, denn die Renditen, die Dividenden, werden dann in keinem Verhältnis mehr stehen zum Preis der Aktien. Dieser Vorgang wird der Welt die Augen öffnen.

Selbst der überzeugteste Ökonom „alter Schule“ wird erkennen müssen, dass Geld als solches eben nichts wert sein kann, wenn es nicht als Tauschmittel für konkreten Handel verwendet wird. Dass es nichts anderes ist, als ein Machtmittel der Kleptokraten, um ihr Geld und ihre Macht stetig zu vergrößern, ohne wirklich zum Gedeihen der Welt beizutragen. Hier müssen die bislang praktizierten Verfahren mit überflüssigem Geld nochmals betrachtet werden. Der Zustand ist, dass alle, ausnahmslos alle Länder immer neue Schulden aufnehmen müssen, nur um ihre Zinsen bedienen zu können. Jedes private Unternehmen in diesem Zustand hätte schon längst Insolvenz beantragen müssen. 

Das Geld-Perpetuum-Mobile muss durchbrochen werden

Wir haben es gleichsam mit einem Geld-Perpetuum-Mobile zu tun, das darauf angewiesen ist, dass das Geld immer wieder in stetig anwachsende Schulden reinvestiert werden kann und so stetig ansteigende Einnahmen aus stetig ansteigenden Zinsverpflichtungen generiert, die dann wieder an die Schuldner von neuem ausgeliehen werden müssen, weil es eben nichts anderes gibt, was man mit diesen Geldmengen kaufen könnte. Fällt diese Reinvestitionsmöglichkeit weg, weil es eben keine Staatsanleihen mehr zu kaufen gibt, ist dieser Teufelskreis durchbrochen. Diejenigen, die dann im Besitz dieser riesigen und ökonomisch unsinnigen, ja schädlichen Geldmengen sind, bleiben ganz einfach darauf sitzen. Es gibt nichts mehr, worin sie „investieren“ könnten, und Geld, das nicht „arbeitet“, kann sich auch nicht vermehren.

An der Stelle müssen einige Grundsatzfragen gestellt werden: Kann es überhaupt vertretbar sein, dass private „Investoren“ Einkommen generieren, indem sie Geld an Staaten verleihen und dafür Zinsen kassieren? Ist es gerechtfertigt, dass die Zentralbank zwar Geld zu niedrigsten Zinsen (0,05 %) emittiert, auf das aber nur von Bankinstituten zugegriffen werden kann, und eben diese Banken dasselbe Geld dann an Staaten verleihen, und zwar mit gehörigem Zinsaufschlag, der in der Vergangenheit schon mal 15 Prozent übersteigen konnte? Wieso dürfen nur die Banken davon profitieren, wenn Staatsanleihen ausgegeben werden, die Zentralbank aber, die das Geld gibt, an den Gewinnen nicht beteiligt sein darf? Wieso müssen diese ausschließlich in private Hände fließen, anstatt demjenigen zugute zu kommen, der auf der anderen Seite für Ausfälle haften soll – nämlich der Steuerzahler? Dieses Geld-Perpetuum-Mobile ist pervers! Es muss beendet und dafür gesorgt werden, dass sich Staaten nur noch direkt von der Zentralbank Geld leihen können. Wenn das geschieht, ist der Abfluss von Steuergeldern in private Hände sofort gestoppt.

Irrsinnige Geldmengen kursieren um den Globus

Das nächste Argument wird lauten: Dann gibt es unkontrollierbare Inflation. Angesichts der seit Jahren herrschenden Zustände kann ich da nur sagen: Blödsinn! Die Wirklichkeit sieht längst so aus, dass bereits heute hundertmal mehr Geld im Umlauf ist als der Wert aller Waren oder Dienstleistungen weltweit beträgt. Warum also sollte eine Erhöhung dieser irrsinnigen, nur virtuell existierenden Geldmenge um nicht einmal zehn Prozent jetzt eine Inflation auslösen? Selbst wenn eine Verdoppelung stattfände, würde das nicht passieren, denn die Höhe der Inflation wird schon seit Jahrzehnten de facto bestimmt durch die Lohnpolitik. Hier wird – vollkommen unabhängig von irgendwelchen Geldmengen – festgelegt, wie viel Geld der „kleine Mann“ zur Verfügung hat. Der ehemalige EZB-Präsident Trichet hat das im Bezug auf Geldpolitik und deren Einfluss auf Inflation bereits vor Jahren so formuliert: Die Märkte funktionieren nicht mehr.

Ich muss es nochmals wiederholen: Kein Land wird jemals seine Schulden zurückzahlen können. Heute nicht und nicht in tausend Jahren. Nebenbei bemerkt, ist sowieso unklar, wem diese Schulden geschuldet sind. Das bedeutet, dass sich alle Gläubiger darüber im Klaren sein müssen, dass sie irgendwann auf ihr Geld verzichten müssen, zumindest, was Staatsanleihen anbelangt. Wenn also die EZB einfach Geld emittiert und die Gläubiger damit auszahlt, dann kriegen sie wider Erwarten ihr Geld zurück und sollten dankbar sein, obwohl sie mit diesem Geld nichts mehr anfangen können.

Grundlegende Renovierung des Finanzsystems ist überfällig

Die nächste Frage betrifft den Wert des Euro. Nach den klassischen Regeln könnte der Kurs des Euro nach dieser Maßnahme dramatisch abstürzen. Wirklich? Natürlich ist zu erwarten, dass die spontane Reaktion erst einmal so ausfallen wird. Aber das wird nicht lange anhalten, denn zum einen funktionieren die Märkte ja nicht mehr nach klassischen Regeln, zum anderen würde das den internationalen Handel so durcheinander bringen, dass sich der Wert des Euro ganz schnell wieder auf ein praktikables Niveau erholen wird. Eben in gleicher Weise, wie es der stetig und grenzenlos nachgedruckte Dollar seit Jahrzehnten vorführt. Diese Gefahr ist folglich rein hypothetisch.

Wenn also die EZB in der vorgestellten Weise handelte, würde sich an der realen Welt nichts zum Negativen verändern. Alles wird im Prinzip so weiter gehen wie bisher, nur besser. Und wenn dann die 150 Jahre vergangen sind, die Frist ausgelaufen ist, die die EZB für die Rückzahlung gesetzt hat, wird dem Letzten einsichtig sein, dass es eben überhaupt keinen negativen Einfluss haben kann, wenn dann diese alten Schulden einfach annulliert werden. Man wird es nicht einmal bemerken. Aus der Summe der angestellten Überlegungen ergibt sich die Frage: Warum setzen wir dieses Modell nicht sofort in die Tat um und annullieren alle Staatsschulden? Diese Verfahrensweise wird nicht zum Weltuntergang führen, ganz gewiss nicht!. Es ist doch nur Geld. Geld, das allein dazu dient, eine kleine Elite mit Zinserträgen zu versorgen, während 99 Prozent der Erdenbürger von dessen Rückzahlung keinerlei Vorteile erwarten können.

Zum Schluss stelle ich fest: Die Welt, das Weltfinanzsystem, bedarf einer grundlegenden Renovierung, einer kompletten Neuaufstellung. Wie bei jeder Reform, die revolutionäre Züge trägt, wird es Turbulenzen geben und je länger der Umgestaltungsprozess hinausgezögert wird, desto heftiger werden die Turbulenzen sein. Diese unbeschadet zu überstehen, bedarf es neuer, revolutionärer Denkweisen und Verfahren (siehe Einstein!). Ein in sich schlüssiges und tragfähiges Alternativsystem fehlt bis jetzt. Genau das werde ich in wenigen Monaten vorstellen unter dem Titel: Die Humane Marktwirtschaft – Untertitel: Leben ohne Lohnsteuer.

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