Silber: Countdown zum Jahrhundertpreis
Von Hans-Jörg Müllenmeister
Reden wir über einige historische Fakten zum Silberpreis: sie sind verblüffend, bemerkenswert und aufschlussreich. Wer diese Erkenntnisse für sich nutzt und konsequent rechtzeitig Silber erwirbt, schafft sich damit eine goldgerahmte Zukunft in einer unsicheren, verflixten Zeit: Der Countdown läuft bereits.
Niemand der privaten Akteure am Silbermarkt kann punktgenau den Silberpreis vorhersehen, weder durch okkultes Glaskugel-Lesen noch durch bildschöne Charts. Selbst die Kenntnis aller wirtschaftlich relevanten Einflüsse macht im Allgemeinen keine exakten, zeitgenauen Aussagen zum künftigen Silberpreis. Fest steht nur eins: Die verschwiegene Hochfinanz „moduliert“ im Hintergrund den Silberpreis seit eh und je recht kräftig.
Der Silber-Chart ‒ ein zeitliches Abbild der Vergangenheit
In der Tat ist das so, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und doch zeigen sich gelegentlich Anomalien im Chart, die auf ein epochales Ereignis, auf eine Trendwende in naher Zukunft hindeuten. Selbst die dunklen Mächte der „Silberpreis-Schmiede“, etwa JP Morgan, können auf Dauer nicht all diese kursprägenden Einflüsse nach ihrem Gutdünken lenken. Wie erkennt man ante Portas das Unvorhergesehene, etwa einen Preissturz oder eine Jahrhundert-Preisexplosion rechtzeitig? Durch einen wachen Blick in den „Rückspiegel“ der Silberpreishistorie.
In den Zeitspannen 1931 bis 33 und 1991 bis 93 musste man mehr als 100 Unzen Silber für eine Unze Gold als Äquivalent hergeben (Ratio größer 100:1). Das Silber lag preislich am Boden. Genau zu diesen Zweijahresspannen gab es Kursdoppeltiefs mit extrem guter Kaufgelegenheit für Silber. Im ersten Fall 1931 bei einem Silbertiefpreis um 0,25 US-D. Das 1993er Schnäppchen lag beim absoluten Tief von 3 US-D.
Es folgte eine langgezogene Entwicklung bis Anfang 1980: Der Silberpreis explodierte schließlich bis auf 50 US-D. Danach verkam das weiße Metall bis Anfang 1991 und fiel in den tiefen Preisbrunnen auf 3 US-D. Aber aufgepasst: Die Trendwende kam erst wieder, nachdem das Kellerkind mit mattem Silberblick zum zweiten Mal im „Waterboarding“ untertauchte, und das wieder exakt nach zwei Jahren. 1993, gab 's also den zweiten Test des Tiefstkurses.
Entscheidendes zur „Silber-Neuzeit“
Im März 2020 stieg das Au:Ag-Ratio deflationstypisch sogar auf sagenhafte 1:121,6; dies bei einem Silber-Einbruch von 49,8 US-D auf magere 11,63 US-D pro Feinunze. Eine deutliche Duftmarke im Silber-Kaufrevier! Das ward noch nie zuvor gesehen. Die Silberchart-Historie lehrt – wie oben gezeigt –, dass nach dem ersten Tief, dem Fehlstart, innerhalb von zwei Jahren ein zweites Tief auf der Lauer lag. Diese Beobachtung ist der entscheidende casus knacksus, ja die Quintessenz, denn die eigentliche Jahrhunderthausse explodierte erst dann.
Aufgepasst: Der Test zum zweiten Kurstief, die 11,X US-D in den kommenden zwei Jahren, also bis spätestens 2022, steht noch aus. Nach dem globalen „Corona-Infarkt“ hat es den Anschein, dass sich fast alle Märkte von ihrem Tief wieder V-förmig im Chart erholen – so auch Silber. Aber Vorsicht, historisch ist es eher wahrscheinlich, dass der Silber-Chart die W-förmige Struktur als Startrampe für seine bevorstehende Jahrhunderthausse bevorzugt. Da heißt es vorsichtig abwarten.
Genau diese Anomalie, das unerwartet lauernde Doppeltief, ist die böse Falle für alle blauäugigen Silberbugs, die bereits beim ersten Tief in Kaufeuphorie verfallen, vor allem mit Derivaten. Bei einer W-Formation hält die Euphorie nicht lange an: Die Stimmung schlägt beim „Garkochen“ der Silber-Bugs erst in Frust und dann in Angst um, sobald sich die Kurse wieder bedrohlich dem ersten Kurstief nähern. Genau in dieser Phase der Bodenbildung tönen unsere Qualitätsmedien von noch gewaltigeren weiteren Kurseinbrüchen. Dahinter mag das Einflüstern der „Phalanx aus Silberschmieden“ stecken, die zu absoluten Tiefpreisen den Anlegern den letzten Schneid abkaufen.
Im Ganzen gilt: Inflation voraus
Die Weltwirtschaft verfällt womöglich in einen langfristigen Abschwung. Unsere Gesellschaft befindet sich just in einem Gezeitenwechsel und erlebt jetzt eine ungünstige Entwicklung, eine Dystopie. In hyperinflationären Zeiten steigen die Kursbewegungen exponentiell ‒ gemessen in wertlosem Geld. Seit dem 16. März 2020 ist die US-Geldmenge M1 auf weit über 5 Billionen US-D explodiert, mit einer Jahres-Zuwachsrate von 6 auf 35%. So etwas gab's zuvor noch nie in der Finanzgeschichte. Auch das ist Treibsatz für einen Extremanstieg des Silberpreises. Jüngst erlebten wir das Allzeithoch im Dow-Index, gefolgt von einem 38%igen Kurssturz von über 11.000 Punkten. Es bleibt aber nicht bei diesem Einbruch. Die Aktien werden nochmals stürzen, vielleicht um mehr als 50%.
Diese weltweite Verschuldung mit hyperinflationären Entwicklungen im Schlepptau, könnte den Goldpreis nach 2022 realistisch vervielfachen und in luftige Höhen katapultieren, spekulativ z.B. auf 5.000 US-D. Berücksichtigt man stattdessen noch das dazu passende Gold-Silber-Ratio von 1:15, läge der Silberpreis bei, na, rechnen Sie selber. Bezeichnend ist, dass immer zu Inflations-Höchstständen Silber in Relation zum Goldpreis extrem teuer ist. Es genügen dann bereits an die 15 Unzen Silber, um eine Unze Gold zu erwerben. Nicht auszudenken, wenn zusätzlich eine neue industrielle, silberverschlingende Applikation den relativ kleinen Weltsilbermarkt leerfegt.
Alles spricht für Silber
Enttäuschte Anleger fragen sich: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Silber explosionsartig zu neuen Höhen aufbricht, vor allem, wann ist es soweit? Darauf gibt die Wahrscheinlichkeitsrechnung eine klare Antwort. Es verhält sich so, wie beim Strahlemann, dem radioaktiven Element Uran. Niemand kann sagen, welches einzelne Uranteilchen gerade zerfällt, aber man weiß, wie viele Teilchen pro Zeiteinheit in der Summe zerstrahlen. Exakt kennt man die Zeit, in der genau die Hälfte aller Uranteilchen zerfallen sind. Das ist die berühmte Halbwertszeit. Anderseits wirken viele Parameter auf eine Sache gleichzeitig ein, ist die Gesamtveränderung nicht genau vorhersehbar. Erst wenn einige dieser „Störgrößen“ vernachlässigbar klein gegen andere werden oder bislang unwichtige, plötzlich andere dominieren, lässt sich im Modell eine Wahrscheinlichkeit, eine Tendenz ausmachen. Genauso verhält es sich beim Silberpreis, auf den vieles einwirkt, etwa menschliche Gier, Marktkräfte aller Art, Industrieverbrauch und, nicht zu vergessen, sein Großbruder Gold. Nun, ich glaube, geschätzte Leser, wir sind weiter oben bei Silber zu einer eindeutigen Aussage gekommen. Silber-Bugs können beruhigt in die Zukunft blicken.
Im Spannungsfeld der Edelbrüder Gold und Silber
Bedenken Sie bei Ihrem Silber-Engagement: Silber hat zu Gold eine Art temporäre Seltenheit, trotz seines um Faktor 100 geringeren Preises. Alles je geförderte Gold der Erde ist fast “verlustlos“ seit eh und je immer vorhanden. Silber dagegen wird zum größten Teil unwiederbringlich durch industrielle Anwendungen verbraucht. Und noch eins: Es gibt mehr als tausend Goldminen auf und unter der Erde, aber nur ein paar „reinrassige“ Silberminen. In einer Rezession bricht der „Minen-Beifang“ an Silber spektakulär ein.
Gold, das noble unpraktische Metall, dient der Industrie nur mäßig, Silber indes regelmäßig; es strotzt mit der Vielfalt seiner praktischen Anwendungsmöglichkeiten (s. Artikel „Silber: Trumpf-Ass der Hightech-Zukunft“). Und, im monetären Alltagsbereich ist eine Silbermünze wesentlich handsamer als eine Goldmünze. Wer bezahlt schon in zwei Jahren ein Brot mit einem fetten Krügerrand? Übrigens: Die Obrigkeit zog zu keiner Zeit dem Privaten Silber aus der Tasche, dagegen Gold mit diebischem Fleiß. Noch ein kleiner Tipp: Wem der Kauf von Silberlingen nicht allein genügt (erworbene Sicherheit), der kann jetzt noch zu gewissen kanadischen, reinrassigen Silberminen-Aktien greifen (Reichtum nicht ausgeschlossen).
Ein Schuss Humor zum Abschluss
Mark Twain sagte trefflich: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“
Neulich hörte ich einen Wahrsager zum anderen sagen: „Silber wird dieses Jahr noch extrem steigen“. „Ja“, sagt der andere, „das erinnert mich an die Hausse von 2082“.
Und im Mathe-Examen fragte der Professor den Studenten: „Sagen Sie mal, Herr Kandidat, wenn ich einen blickdichten Sack mit 100 Kugeln habe; 99 davon sind aus Silber und eine aus Gold, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie die einzige Goldkugel blind herausgreifen?“ Prompt kam seine Antwort: „Genau 50% Herr Professor!“ „Das ist falsch, aber wie kommen Sie darauf?“, fragte verdutzt der Professor“. „Nun, das ist doch klar, Herr Professor“, triumphierte der Kandidat, „Entweder ich erwische die Goldkugel oder die Silberkugel“. Sicherlich war der Prüfling kein Dummer, womöglich sogar ein Silber-Fan. Klar, bei dem Ratio von 99:1!