Amüsantes Gold-Intermezzo
Von Hans-Jörg Müllenmeister
Gretchen sagte in Faust schon: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles“! Lassen wir Goldfinger unseren Schneid durch zermürbendes Warten auf Godot (Haarschaft am Gold vorbei) nicht abkaufen: Doch kaum ist man mit viel Geduld zum „Altgoldgreis“ gereift, da geht der Goldpreis flugs in Jahrzehnten durch die Decke.
Niemand weiß genau wann, denn die Goldpreis-Explosion ist von vielen Einflußgrößen abhängig. Gönnen wir uns ein paar vergnügliche Gedanken rund um das geliebte bis verteufelte Gold. Lasst uns das Vergnügen: Die Vorfreude auf das Goldene Zeitalter im Sumpf des Welt-Chaos! Man gönnt sich ja sonst nichts. Ist das die Ordnung, die wir (noch) nicht verstehen? Vergessen wir für einen Augenblick Brandsätze aus Corona, Staatsverschuldung, heraufziehender Inflation, Kriegslüsternheit, den Sumpf an Korruption und die aufdringliche staatliche „Fürsorge“.
Vom Golderz zu purem Gold
Im Schnitt verbergen sich in einer Tonne Golderz aus Südafrika 4 Gramm Rohgold; diese Goldpartikel sind wahrlich steinalt, nämlich etwa 3 Milliarden Jahre. Insgesamt wären 410 Güterwaggons nötig, um das goldhaltige Erz für 1.000 Unzen Gold zu befördern. Ein damit beladener Güterzug hätte die unglaubliche Länge von fünf Kilometern.
Alles Gold der Welt
Seit der Entdeckung 1886 förderte man im Witwatersrand, Südafrika, an die 49.000 Tonnen Gold. Keiner weiß genau, wie viel Gold die Menschheit bisher insgesamt aus der Erde gezogen hat. Es sind nur Schätzungen. Man redet von über 205.238 Tonnen Gold und stellt sich diese Gesamtfördermenge als einen Würfel von inzwischen rund 22 Metern Kantenlänge vor. Die verbaute Steinmasse des Kölner Doms schätzt man auf 300.000 Tonnen; das Gewicht des Doms ist rund 1/3 Mal schwerer als die gesamte je geförderte Goldmenge auf Erden.
Das nie gesehene Fort Knox-Gold
Hier lagert angeblich der größte zusammengeklaubte Goldschatz der Welt. Das US-Barrengold von etwa 8.133 Tonnen mit einem Volumen von 428 Kubikmetern wird im „Potemkinschen Dorf“ Fort Knox rund um die Uhr von 300 bewegten Panzern und 10.000 Soldaten bewacht. Übrigens: Der Löwenanteil unseres Staatsgoldes von 3.429 Tonnen liegt als „Faustpfand“ seit dem Zweiten Weltkrieg angeblich noch immer in den Kellern der FED (Federal Reserve) in New York. Es wartet auf ein Wiedersehen in der Heimat!
Goldriesen
2004 erblickte die erste bis dato größte Goldmünze, der Wiener Philharmoniker, das Licht der Welt. Das Schwergewicht aus purem Gold mit einem Nennwert von 100.000 Euro wiegt 31 kg oder genau 1.000 Unzen, hat einen Durchmesser von 37 cm und eine Dicke von 2 cm. Ein Exemplar der insgesamt 15 Riesenmünzen können Sie bei „pro aurum“ besichtigen. 2007 beförderten die Kanadier diesen Gold-Goliath „Big Phil“ ins Reich der Zwerge. Ihrerseits brachten sie das Superschwergewicht „Big Maple Leaf“ heraus. Mit ihren 100 kg ist/war diese Monster-Münze etwas unhandlich für jede Geldbörse. Ihr Steckbrief: Nennwert: 1.000.000 Kanadische Dollar. Durchmesser: 53 cm, Dicke: 3 cm, Goldgehalt: 999,99/1000. Bis 2017 prangte die Münze in Berlin im Bode-Museum. Diebe machten sie dann nach dem Zerstückeln etwas handlicher für den „Wiederverkauf“. Sie ward seitdem nie mehr gesehen.
Wesentlich mehr Masse bringt eine solide Goldstatue aus dem 15. Jahrhundert auf die Goldwaage: Der feiste Goldbuddha im Wat Traimit-Tempel in Bangkok. Diese Goldstatue ist drei Meter groß und wiegt sagenhafte 5,5 Tonnen. Dazu mal der unvorstellbare Gewichtskontrast im Mikrokosmos: Ein Goldatom wiegt rund 3,25 kg x 10 hoch Minus 25; ein Kilogramm Gold enthält etwa 3 x 10 hoch 24 Atome oder 3 Billionen Atome. Das auszurechnen, kostet schon etliche Atome Schweiß.
Der größte Goldnugget
Eingeschmolzen in den fiktiven Weltgoldwürfel wurde auch der reinste Goldklumpen, der je gefunden wurde. Es war der „Willkommene Fremdling“, den man in Australien bei Gleisbauarbeiten entdeckte. Dieses Nugget hatte ein Rauhgewicht von 70,9 kg und ein Feingewicht von 69,9 kg. Eine fußballgroße Goldkugel mit 22 cm Durchmesser hätte ein Gewicht von knapp 100 kg.
Goldaufteilung der Weltförderung
Stellen Sie sich vor, alle 83 Millionen Bundesbürger hätten gleichzeitig die Idee, ihren Anteil an der jährlichen Weltförderung von 2.500 Tonnen Gold zu beziehen. Der einzelne Goldhappen betrüge 30 Gramm oder knapp 1 Unze. Der Effekt: Die Goldpreis-Richtung führte zum Nord-Licht. Wie knapp das Gut wirklich ist, lässt sich ermessen, wenn man das Edelmetall auf die ganze Weltbevölkerung von rund 7,8 Milliarden Menschen aufteilt. Auf jeden Weltbürger entfielen weniger als 0,3 Gramm Gold, gerade so viel, um damit ein Butterbrot in Blattgold einzuwickeln.
Jeder bekommt ein Goldkügelchen ab
Erstaunlich: Während in einem einzigen Kubikzentimeter bereits 10 x 10 x 10, also gleich 1.000 Goldkügelchen von jeweils 1 Millimeter Durchmesser Platz finden ließen sich aus 1.000 Unzen Gold (31 kg) soviel 1-mm-Goldkügelchen gewinnen, dass man jedem Bürger einer Großstadt mit 3 Millionen Einwohnern ein Goldkügelchen spendieren könnte.
Das Partikel-Gold der Ozeane
0,2 Milligramm Gold pro Kubikmeter sind im Salzwasser der Ozeane gelöst. Man bräuchte ein ökonomisch preiswertes Know-how und „nur“ 1,5 Milliarden Kubikmeter Seewasser – 800.000 Olympia-Schwimmbecken voll – um daraus 1.000 Unzen Gold zu entziehen. In einem einzigen Liter Seewasser schwirren immerhin 6.000.000.000 Goldatome. Und in allen Ozeanen der Welt vagabundieren 33.000.000.000 kg Gold – das entspricht dem Gewicht eines Goldwürfels von 120 Meter Kantenlänge. Man schätzt, dass in der 16 km dicken Erdkruste sogar 390 Milliarden Tonnen Gold feinverteilt schlummern. Damit könnte man vom Gewicht her die Cheopspyramide mehr als 600-mal in Gold erbauen.
Gefaltete Goldfolie reicht in den Weltraum
Kompaktes Gold lässt sich zu Blattgold schlagen. Man würde aber 171 kg benötigen, um die Mantelfläche der Cheopspyramide von 85.000 Quadratmeter ganz mit Blattgold zu bedecken; dabei lägen immerhin noch rund 400 Goldatome übereinander. Nun, das hört sich gar nicht so üppig an. Machen wir deshalb ein Gedankenexperiment und verarbeiten 1.000 Unzen zu einer Goldfolie von einem Hundertstel Millimeter Stärke und falten diese Folie 50-mal. Das Ergebnis ist in der Tat verblüffend, denn die Dicke der gefalteten Goldfolie würde dem achtfachen des Sonnendurchmessers entsprechen; allerdings hätte das Falt-Ungetüm nur eine Grundfläche von 0,144 Tausendstel Quadratmillimeter. Andererseits ließen sich aus 1.000 Unzen Gold ein Fünftausendstel Millimeter dicker Faden von 80.000 km ziehen. Das entspricht dem zweifachen des Erdumfangs.
Verdünnisiertes Gold
Gold lässt sich soweit auswalzen und hämmern, bis nur an die 100 bis 500 Atome übereinander liegen. Dann hat es eine Stärke von 0,000.125 mm. Einen Draht von 3.000 km Länge mit einem Durchmesser von 0,006 mm kann man aus einem Kilogramm Gold ziehen.
Der vergoldete Eiffelturm
Um sich den 60-Tonnen-Farbanstrich des Eiffelturm gegen Korrosion zu ersparen, der alle sieben Jahre fällig ist, könnte man das Wahrzeichen von Paris ein für alle Mal mit Blattgold belegen. Die Oberfläche des Eiffelturms beträgt 200.000 Quadratmeter. Dafür wären immerhin 400 kg Blattgold fällig. Eine einzigartige Bereicherung, denn der Turm würde wegen dieser Goldhülle heute um mehr als 20 Millionen Euro wertvoller, und das ewige Anstreichen hätte ein Ende.
Goldbedeckter Globus
Was glauben Sie, wenn man das ganze verfügbare Gold dieser Welt zu Blattgold ausschlüge, welche Fläche könnte man damit auf dem Globus überziehen? Damit würde man gerade mal rund 70.000 Quadratkilometer goldbedecken, nämlich die Fläche Bayerns oder den Viktoriasee. Gemessen an der gesamten Landoberfläche der Erde sind das magere 0,015%.
Erstaunlich: Mindestens 3.000 Jahre der Weltgoldförderung von jährlich 2.500 Tonen müssten zusammenkommen, um nur die Landflächen unseres Globus mit Blattgold zu überziehen. Das wären fiktive unglaubliche 7.500.000 Tonnen Gold – gewonnen aus einem gedachten Goldwürfel von einem Kilometer Kantenlänge.
Mal 'ne Frage: Was gibt’s für ein Euro an Goldatomen?
Ein Goldatom hat einen Durchmesser von 0,292 nm oder 0,000.000.00292 mm. Gemessen an 1.750.000 Euro für 1.000 Unzen Gold, ist der „Wert“ eines einzelnen Goldatoms lächerlich gering, nämlich nur 10 hoch Minus 22 Euro. Man argumentiert doch immer, dass der Vorteil des Goldes seine beliebige Teilbarkeit sei. Na, dann bitte; fordern Sie einmal bei Ihrer Bank für einen Euro das Goldäquivalent. An Goldatomen wäre das eine Zahl mit 21 Nullen. Das Abzählen dürfte sich etwas langatmig gestalten, denn selbst wenn man für das Zählen jedes weiteren Goldatoms nur eine Tausendstel Sekunde bräuchte, würde der ganze Zählakt rund sieben Mal so lange dauern, wie die Existenz des Universums seit dem Urknall.
Statt Schachfiguren: Goldatome auf dem Brett
Als kluge Leser kennen Sie sicher die Geschichte mit dem Reiskorn und dem Schachbrett. Wandeln wir sie ab und fragen uns, wie viel Gramm Gold man auf das 1. Feld eines Schachbrettes setzten müsste, wenn man auf das 2. Feld das doppelte Gewicht und auf jedes weitere Feld wieder doppelt soviel wie auf das vorangehende legt, damit auf dem letzten, dem 64. Feld, genau 1.000 Unzen (31 kg) liegen. Verblüffend, denn das ultrageringe Gewicht des Goldes des ersten Feldes wäre mit den heutigen Mitteln gar nicht wägbar, es entspräche dem Gewicht von rund 5.000 Goldatomen. Übrigens läge auf dem ersten Feld, entsprechend der Legende, statt eines Reiskorns ein Goldatom, würde das letzte Feld mit 3 Milligramm Gold „belastet“.
Goldwinzlinge verlassen unser Sonnensystem
Hört sich gar nicht so dramatisch an, aber würden wir in Gedanken alle Goldatome, die ein einziger 1.000-Unzen-Barren enthält, als eine Schnur aneinanderreihen, könnten diese goldigen Winzlinge selbst unserem Sonnensystem Mores lehren: Die atomare Goldkette würde halb so weit reichen wie bis zu unserem nächsten Fixstern Alpha Centauri, nämlich 2,5 Lichtjahre.
So galaktisch-weit sind wir gewiss nicht mehr vom singulären „Goldpreis-Urknall“ entfernt. Bis dahin wünschen wir allen goldigen Menschen ein frohes Schaffen und eine glückliche Hand.