Silber verlässt das Tal der Tränen
Von Hans-Jörg Müllenmeister
Nur ganz selten gibt es in der Historie extrem gute Einstiegszeitpunkte für ein Edelmetall-Engagement. Wann und warum es zum lang ersehnten Comeback eines volatilen Weißmetalls gerade jetzt kommt, davon ist hier die Rede. Es bleibt spannend für den Anleger im Verwirrspiel des irren Weltfinanz-Casinos und der bedrohlichen Kriegslage in Europa.
Silber steht in der Tat vor seinem größten Comeback aller Zeiten. Heutzutage ist Silber mit seinen weit über tausend industriellen Applikationen das nützlichste aller Edelmetalle der Menschheit. Es ist unverzichtbar. Extensiver rückt jetzt auch seine vergessene, monetäre Eigenschaft ins Blickfeld der wachen Anleger. Den Auslöser dazu liefern die weltweite Billionen-Schuldenlast und Geldvermehrungssucht. Silber hat einen substantiellen Wert, dagegen verkommen Papiergeldwährungen über die Zeit zu ihrem inneren Wert „Null“. Nachdem das rührige Edelmetall lange Zeit wie zerknittert am Boden lag, entfaltet es jetzt seine explosive Kaufkraft. Erst recht bei Kriegsgefahr.
Neuzeitliche Marktmanipulation
Gehen Sie als Privatanleger ruhig davon aus, dass es heute keine ehrlichen Märkte mehr gibt. Wo gibt es überhaupt noch Ehrlichkeit? Die Kurse werden im Schatten-Casino von einer gewissen Clique ausbaldowert; sie spiegeln nicht die realen Marktkräfte wider. Diese „Silberfische“ spielen mit gezinkten Flossen.
Bedenken Sie bei Ihrem Silber-Engagement: Silber hat zu Gold eine Art temporäre Seltenheit, trotz seines um etwa Faktor 80 geringeren Preises. Alles je geförderte Gold der Erde ist fast “verlustlos“ seit eh und je immer vorhanden. Silber dagegen wird zum größten Teil unwiederbringlich durch industrielle Anwendungen verbraucht. Und noch eins: Es gibt mehr als tausend Goldminen auf und unter der Erde, aber nur ein paar „reinrassige“ Silberminen. In einer Rezession bricht der „Minen-Beifang“ an Silber spektakulär ein.
Gold, das noble unpraktische Metall, dient der Industrie nur mäßig, Silber indes regelmäßig; es strotzt mit der Vielfalt seiner praktischen Anwendungsmöglichkeiten. Und, im monetären Alltagsbereich ist eine Silbermünze wesentlich handsamer als eine Goldmünze. Wer bezahlt schon in ein paar Jahren ein Brot mit einem fetten Gold-Krügerrand? Übrigens: Die Obrigkeit zog zu keiner Zeit dem Privaten Silber aus der Tasche, dagegen Gold mit diebischem Fleiß. Noch ein kleiner Tipp: Wem der Kauf von Silberlingen nicht allein genügt (erworbene Sicherheit), der kann jetzt noch zu gewissen kanadischen, reinrassigen Silberminen-Aktien greifen (Reichtum nicht ausgeschlossen).
Die Silber-Ausbeute geht weltweit zurück
Die global grassierende Corona-Pandemie beeinträchtigt den Silberabbau: Mexiko, der größte Silberproduzent der Welt, ist davon am stärksten betroffen: Die Jahresproduktion schrumpft um etwa 20%. Das minderte das globale Silberangebot erheblich.
Selbst wenn die Bergbaubranche wieder eröffnet, bleibt das globale BIP in der zweiten Jahreshälfte beeinträchtigt. Dadurch ist der Abbau von Basismetallen reduziert, der über 50% des Silbers als „Zubrot“ aus der Kupfer-, Blei- und Zinkproduktion gewinnt.
Das Angebot aus Silberminen ist seit 2015 um 6% gesunken, während die weltweite Goldproduktion um 7% zunahm. Es ist wahrscheinlich, dass hochgradige Silberminen in Bälde aussterben. Das ist absehbar an den steigenden Kosten der Erzverarbeitung hochgradiger, leicht zugänglicher Silberlagerstätten. So fiel die durchschnittliche Ausbeute der größten Silberbergbauunternehmen von 13 Unzen je Tonne im Jahr 2005 auf 6 Unzen je Tonne Erz; die Kosten sind indes im selben Zeitrahmen von 4 auf 15 US-D je Unze gestiegen.
Die Gold-Silber-Korrelation, das Ratio Au/Ag
Der Goldpreis allein genommen, spiegelt seine inverse Korrelation zum anhaltenden Kaufkraftverlust des US-Dollar wider, der Silberpreis dagegen die primäre Verwendung als industrieller Rohstoff. Der höchste je gesehene Verhältniswert Au/Ag lag im März 2020 bei einem Rekordhoch von 130. Silber bildete da am 18. März ein Tief unter 12 US-D aus. Seitdem ist das Ratio auf unter 100 gefallen, dies zugunsten eines relativ stärkeren Silberpreisanstiegs. Ein sinkendes Gold/Silber-Verhältnis hat große Bedeutung, denn es ist ein sicheres Zeichen für steigende Edelmetallpreise.
Silberstreif am Horizont über der globalen Geldmisswirtschaft
Die kommende Hyperinflation pocht schon vernehmlich an der Tür. Sie fällt global wie ein Tsunami über fast alle Länder her – spektakulär wie verheerend. Schon jetzt sehen wir eklatante hyperinflationäre Symptome im exponentiellen Anstieg des Geldangebots. Schulden und Geldschöpfung treiben die Aktienmärkte in immer schwindelerregendere Höhen. Aber nicht mehr lange! In diesem Gebräu der Geldorgien allerorten kann die Geldpolitik die Kaufkraft des Silbers nicht herabsetzen wie etwa Bankguthaben und sie mit einem negativen Realzins belegen.
Bedenken Sie, ein volatiles Silberinvestment ist keine Eintagsfliege des Vermögenswertes, sondern eine langfristige Vermögenssicherung. Sie erwerben ja auch nicht eine Immobilie, um sie gleich am nächsten Tag zu veräußern. Je länger der Anlagehorizont ausfällt, desto geringer fällt tendenziell ins Gewicht, ob Sie billig gekauft haben.
Silberne Ultima Ratio gegen die Unbilden der Weltfinanz
Halten/erwerben Sie mit Gewinn physisches Silber für den Ernstfall. In der Vergangenheit hat sich das immer ausgezahlt, jetzt erst recht. Ergänzend zum Erwerb von Silbermünzen können kleine Positionen in kanadische Silberminenaktien für einen saftigen Hebel sorgen, denn der Reihe nach defilieren bald vorbei: Die große Katastrophe an den Anleihemärkten, die weltweit implodierenden Aktienmärkte, Pleiten der Zombie-Unternehmen, Kriegslüsternheit in der Ukraine, schließlich der Beginn der großen Depression mit nachgeschalteter Hyperinflation.
Der Silbermarkt, ein Gnom unter den Vermögenswerten
Viele Anleger ahnen nicht, wie extrem unterbewertet heute Silber als Vermögenswert ist. Bei einem Gold-Silber-Verhältnis zwischen 60:1 und 40:1 in den nächsten Jahren könnte Silber zwischen 160 und 350 US-D je Unze kosten: Das wäre eine zehnfache Preissteigerung zum heutigen Silber-Unzen-Wert in US-D; das kraftlose Währungs-Grünfutter Dollar wird es dann nicht mehr geben, auch nicht das Konstrukt Euro. Angesichts der Nachfrage nach neuen industriellen Applikationen, stehen dem Privatanleger noch ganz verrückte Silberpreissteigerungen ins Haus. Typisch, aber gerade in industrieller Anwendung glänzt Silber im Sparmodus, denn wo der Silber-Löffel ausreicht, da bedarf es der Kelle nicht. Viel Wenig machen eben ein Viel – und das in geringsten Dosen aber in milliardenfacher Stückzahl, etwa bei Handys, Solarpanels und RFID-Chips. Beispiel: Jeweils 10 Milligramm Silber mal 10 Milliarden Stück ergeben 100 Tonnen Silber. Seien wir „Silberschmiede der Zukunft“ also ruhig ein wenig verrückt und antizipieren dieselbe.
Das Aschenputtel Silber verdünnisiert sich – es wächst zum Giganten heran
Der Tausendsassa Silber hat neben seiner industriell genutzten Vielseitigkeit auch eine monetäre Ader. Wenn auch spät, so rückt das weiße Metall als inflationssicheres, wertstabiles Gut bald mehr und mehr in den Fokus der Anleger. Zudem begünstigt die inflationäre Geldmengenausweitung einen Preisanstieg. Außerdem erschöpfen sich die abbaubaren geologischen Silbervorkommen, und zwar schneller als die Goldressourcen. Seit März 2020 ist das Gold/Silber-Verhältnis von 130 merklich gefallen. Silber steigt ja erfahrungsgemäß etwas schneller als Gold. Das ist ein typisches Indiz für eine Wiederaufnahme des Aufwärtstrends. Jeder Investor kann an der faszinierenden Silber-Story teilhaben und davon profitieren. Silber war in der Geschichte relativ betrachtet noch nie so günstig zum Goldpreis wie aktuell. In der Rezession im Jahr 1991 benötigte man fast 100 Unzen Silber. Neulich bedurfte es, wie gesagt, sogar 130 Unzen Silber, um eine Unze Gold zu kaufen. All dies geht einher mit mehr Absicherungsappetit gegen das drohende Ungemach der Weltwirtschaft. Angesichts der industriellen Bedeutung von Silber müsste das faire Gold-Silber-Verhältnis bei höchstens 5:1 liegen. Silber hat gegenüber Gold also ein enormes Aufholpotential.
Auf den Silberpreis wirken viele Störgrößen ein: Marktkräfte aller Art, Industrieverbrauch und, nicht zu vergessen, sein dominanter Großbruder Gold. Nun, ich glaube, geschätzte Leser, wir kommen bei Silber zu einer eindeutigen Aussage. Silber-Bugs können beruhigt in die Zukunft blicken.
Kleine Gedankenexperimente mit allem Silber dieser Welt
Die „Lebensrestlaufzeit“ des Silbers auf unserer Erde – großzügig angenommen – ist spätestens in etwa 30 Jahren erschöpft, genauer gesagt, industriell verbraucht. Legen wir eine Jahresweltproduktion von rund 25.000 Tonnen Silber dem folgenden Experiment zugrunde.
Mit der jährlich geförderten Silbermenge wollen wir gedanklich, als Silberdraht gezogen, diesen um den Äquator der Erde legen. Wir fragen: Welchen Durchmesser müsste der Silberdraht haben? Erstaunlich, aber der Draht hätte einen Durchmesser von nicht ganz 9 mm. Ein dreißigmaliges Umspannen (30 Jahresförderungen) würde sämtliches Silber der Erde beanspruchen.
Seien Sie „auf Draht“ und mit Silber gut gerüstet für die Zukunft
Zuletzt schneiden wir uns in Gedanken ein 5-cm-Stück vom fiktiven Silberdraht der Weltjahresproduktion ab, so dass wir damit – wie historische Krisenzeiten es lehrten – den Lebensmittelbedarf für eine Person pro Woche decken, also bezahlen können. Das wäre also ein Silberdrahtstück von rund 5 cm Länge. Es entspricht dem Gewicht einer Silbermünze, nämlich eine Unze Silber mit 31,1 g.
Heute bekommen Sie für dieses Drahtstück (entsprechend eine Unze Silber) gerade einmal 15 Dosen Ravioli. In nicht allzu ferner, vager Zukunft können Sie dafür eine Woche fürstlich speisen. Da gewinnt die Redewendung „auf Draht sein“ für den smarten Silberfan sogar eine opulent-leckere Bedeutung.